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Veröffentlicht am 28.07.2023

Mehr als nur eine Akte……

Die Akte Madrid
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Auf drei Zeitschienen, hier 1943, 1968 und 2016, verlaufen historisch teils fiktional aufbereitete Vorgänge des Franco-Regimes in Spanien – vorwiegend in Granada und Madrid neben Geschehnissen um Bonn ...

Auf drei Zeitschienen, hier 1943, 1968 und 2016, verlaufen historisch teils fiktional aufbereitete Vorgänge des Franco-Regimes in Spanien – vorwiegend in Granada und Madrid neben Geschehnissen um Bonn und Berlin. Dabei geht es nicht nur um die Aufarbeitung der Vergangenheit mancher Väter sowohl in Kriegs- wie auch in Friedenszeiten besonders für die nachgewachsene Generation. Wie der Buchtitel suggeriert, geht es jedoch nicht nur um eine besondere, unter Verschluss gehaltene Akte, sondern auch um ein Bild, identifiziert als Beutekunst. Kreativ gestaltete Intrigen und politische Machenschaften an diversen Schauplätzen sorgen für spannende Ermittlungen mit plausiblen, unvorhersehbaren Aufklärungen. Geschichtlich die brutale Franco-Diktatur im Zusammenhang mit Hitlers doch engen Machenschaften zu verstricken, war mir neu. Insgesamt ein umfangreicher, kreativer Plot mit erfolgreicher Einlösung eines Versprechens – interessant geknüpft.

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Rassismus vor 50 Jahren in den USA – immer noch ein tief gehendes Thema.

Sekunden der Gnade
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Dieser Roman beginnt mit einer sehr wichtigen historischen Notiz und setzt Boston im Sommer 1974 in den Mittelpunkt des rassistischen, kriminellen Geschehens mit einem irischen Arbeiterviertel, dessen ...

Dieser Roman beginnt mit einer sehr wichtigen historischen Notiz und setzt Boston im Sommer 1974 in den Mittelpunkt des rassistischen, kriminellen Geschehens mit einem irischen Arbeiterviertel, dessen Schüler der dortigen Highschool per Bus in eine Highschool mit farbigen Schülern gebracht werden sollen. Bevor entschlossener Widerstand der Weißen nicht nur in Demonstrationen ausufert, verschwindet die 17-jährige Jules, Tochter der 42-jährigen, irischen Krankenhaushelferin Mary Pat und zeitgleich vermutet die örtliche Polizei einen Zusammenhang mit dem Tod eines schwarzen, jungen Mannes. Die Hauptfigur Mary Pat nimmt eigene Recherchen auf. Im Rückblick wird ihr ärmliches Familienleben in ihrem irischen Arbeiterviertel näher beleuchtet mit kernigen Dialogen, ihr Arbeitsplatzumfeld detailliert charakterisiert, sodass die damalige Atmosphäre voller Hass, Wut, Gewalt, Drogen und Rassismus eindrucksvoll beschrieben wird. Fast nur unter Einsatz brutaler Gewalt gelangt sie, die in ihrer Trauer nichts mehr zu verlieren hat, zu weiteren Erkenntnissen, die sie der verständnisvollen, menschlichen Gegenfigur Detective Bobby Coyne zuspielt. Der kraftvolle Spannungsbogen, bereichert durch erklärende Passagen voller Emotionen und Bostoner Örtlichkeiten, kulminiert in einer harschen Brutalität mit realitätsnahen Dialogen, die berühren. Eine Gegend mit mehr Problemen als nur Rassismus. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 21.07.2023

Mattanza, das Töten – nur von Thunfisch?

Mattanza
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Über den Zeitraum von 1960 bis 2012 wird eine Entwicklungsgeschichte erzählt über eine süditalienische Insel, von einer Fischergemeinschaft vom Thunfischfang lebend bis zu ihrem Niedergang mit all ihren ...

Über den Zeitraum von 1960 bis 2012 wird eine Entwicklungsgeschichte erzählt über eine süditalienische Insel, von einer Fischergemeinschaft vom Thunfischfang lebend bis zu ihrem Niedergang mit all ihren sehr alten Traditionen. Die Tourismusbranche interessiert sich für die kleine Insel Katria und schließlich wird das Überleben dieser Einheimischen sogar durch die zu große Flüchtlingsflut, durch zu viele Schiffsbrüchige aus dem Mittelmeer in überfüllten Zeltlagern bedroht. In diesem Zeitabriss über 52 Jahre Geschichte sterben nicht nur viele Menschen unnötig, sondern es macht sich auch Hoffnungslosigkeit breit in Zeiten von so viel Unglück und Verlust bis zur Enterbung trotz vorhandener Disziplin und Begabung im Zusammenhang mit traditioneller Fischerei. Wozu ist man in der Lage, um das zu bewahren, was man liebt? Andeutungsweise, sprachlich interessant eingebaut, finden sich unerwartete Antworten. Wenn man verklagt wird wegen Beihilfe zu illegaler Einwanderung statt weg zu sehen, wenn man einfach das Bedürfnis hat, einem Hilferuf Folge zu leisten, man aber dafür verklagt werden kann in unserer Gesellschaft – das führt zum Nachdenken. Ein interessanter Roman für mich!

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Veröffentlicht am 20.07.2023

Teenie-Suche nach dem unbekannten Vater.

Paradise Garden
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Aus der anfänglichen alleinerziehenden Mutter-Tochter-Geschichte wird im weiteren Verlauf eine verhängnisvolle Großmutter-Mutter-Tochter-Geschichte. Im Mittelpunkt steht eine mutige, clevere Vierzehnjährige ...

Aus der anfänglichen alleinerziehenden Mutter-Tochter-Geschichte wird im weiteren Verlauf eine verhängnisvolle Großmutter-Mutter-Tochter-Geschichte. Im Mittelpunkt steht eine mutige, clevere Vierzehnjährige auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater, den sie aber nicht im Heimatland ihrer Großmutter findet. In dieser Entwicklungsgeschichte sowohl der Mutter als auch der Tochter geht es um Freiheit, über Entscheidungen zum eigenen Lebenskonzept, über Verantwortung zum eigenen Kind. Ungarische Kultur und ihre Bräuche werden geschickt implementiert in Momenten, wo die vereinsamte Großmutter sich mit ihren Bedürfnissen klar in den Vordergrund drängt. Die Traumata der Mutter aus ihrer Vergangenheit werden bei der Vater-Tochter-Suche spannungsvoll entblättert. Die Szenarien spielen sich ab in sehr ländlichen Naturschutzzonen Deutschlands sowie sehr bescheidenem, städtischem Ambiente mit grössenteils liebenswürdigen, hilfsbereiten, jungen Nachbarn. Billies Einträge ins Notizbuch könnte man als Rettungsring interpretieren. Der üppige Eisbecher am Monatsanfang, Paradise Garden genannt wie der Buchtitel, betont die Wichtigkeit solcher glücklichen Momente im Leben, die es stets zu schätzen und zu zelebrieren gilt. Freiheit – ein wichtiger Begriff für Frauen.

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Veröffentlicht am 19.07.2023

Mutter und Tochter, behütet, versorgt und doch frustriert und allein.

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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Geschichtlich verwoben in größenteils westdeutsche Geschichte geht es um Frauenschicksale, angesiedelt in ländlicher Umgebung in Süddeutschland mit einer jungen Frau aus ehemaligen Ostgebieten, jetzt ehrgeizige ...

Geschichtlich verwoben in größenteils westdeutsche Geschichte geht es um Frauenschicksale, angesiedelt in ländlicher Umgebung in Süddeutschland mit einer jungen Frau aus ehemaligen Ostgebieten, jetzt ehrgeizige Ärztin, die mit der Geburt ihrer endlich geborenen Tochter unzufrieden als Hausfrau nutzlos und frustriert dahin lebt. Ihre nun erwachsene Tochter kehrt mit ihrem Baby von Berlin kommend zur nun pensionierten, seelisch verkümmerten Mutter zurück, um viele ihrer Fragen aufzuklären, was etappenweise in Rückblicken beleuchtet wird. Wie Schuldgefühle die Tochter ab ihrem 16. Lebensjahr belasten konnten und sie zur Wegläuferin gedrängt haben, wird empfindsam aufgebaut. Indem aufschlussreiche Antworten auf bedrückende Ereignisse in der Vergangenheit ihres Lebens gegeben wurden über die lieblos wirkende Mutter, finden beide schließlich doch näher zueinander und haben sogar den Mut zu einem Neuanfang in neuer politischer Konstellation, nämlich nach dem Mauerfall in Berlin. Zwei sehr unterschiedliche weibliche Charaktere, emotional getrennt von noch genug Ungesagtem und reichlich offenen Fragen, spannungsvoll präsentiert und angenehm zu lesen.

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