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Veröffentlicht am 18.08.2023

Rozkoszny!

Polen vegetarisch
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Ein „echter“ Vegetarier bin ich nicht, aber ich merke, wie ich immer weniger Fleisch konsumiere und auf leckere Gerichte ohne Fleisch zurückgreife. Davon gibt es viele und noch schöner wird die Auswahl, ...

Ein „echter“ Vegetarier bin ich nicht, aber ich merke, wie ich immer weniger Fleisch konsumiere und auf leckere Gerichte ohne Fleisch zurückgreife. Davon gibt es viele und noch schöner wird die Auswahl, wenn man sie mit Länderküche vermischt. Das hier vorliegende Kochbuch zur polnischen Küche gefällt mir außerordentlich gut, zumal die Gerichte kein bisschen das Fleisch vermissen lassen – sie sind fleischlos perfekt, selbst für Flexitarier!

Obwohl Michal Korkosz so viel jünger ist als ich, hat er genau das für sich entdeckt, was ich seit ein paar Jahren auch selbst festgestellt habe: Die Nostalgie gehört auch in die Küche und ist das „Gewürz“, das oft für den Genuss verantwortlich ist und uns glücklich macht. „Erinnerung ist für mich der sechste Geschmackssinn“ trifft es wunderbar und „kulinarische DNS“ ist ein Ausdruck, der mir sehr gefällt, weil er die Sache doch auf den Punkt bringt. Schon hier wusste ich, dass dieses Kochbuch ein Glanzstück in meiner Sammlung sein wird, das ich immer wieder zu Rate ziehen werde und mich gar nicht enttäuschen kann. Hier kocht ein junger Mensch ganz so, wie ich es liebe!

Schon optisch haben wir es hier mit einem Highlight zu tun. Das Cover ist fröhlich und bunt, aber auch traditionell. Die Rezepte sind klar und strukturiert. Neben der Zutatenliste finden sich die Zubereitungsschritte und diese sind klar und deutlich, leicht verständlich. Hin und wieder hätte ich vielleicht noch eine kleine Nachfrage gehabt, allerdings nie so schwerwiegend, dass ich nicht ohne Antwort weiter kochen oder backen hätte können. Zu jedem Rezept gibt es mindesten ein Foto, bei einigen auch eine ganze Fotostrecke (z.B. beim Hefezopf für die Flechtanleitung). Dass nicht nur Lebensmittel, die man sowieso schon vorrätig hat, verwendet werden, wird kaum wundern. Doch gibt es Tipps, was man anstelle der original Zutaten verwenden kann, da einige Produkte doch relativ schwer zu bekommen sind. Für mich ist das mehr als okay und kein Kritikpunkt.

Die Einteilung ist themengebunden, was natürlich sehr stimmig ist. Frühstück; Brot & Gebäck; Suppen; Hauptgerichte; Salate & Beilagen; Piroggen, Knödel & Co.; Desserts & Kuchen; Marmelade, Eingemachtes & Co. sind so leicht aufzufinden und nachzukochen oder –backen. Jedes diese Kapitel startet mit einer Seite Text über polnische Traditionen und Gewohnheiten und die Rezepte. Mir gefallen diese Einstimmungen sehr gut. In jedem Kapitel finde ich tolle neue Anregungen, über die ich mich sehr freue. Klar, es gibt auch welche, die meinen Geschmack so gar nicht treffen. Das liegt vor allem daran, dass es Lebensmittel gibt, die ich nicht (gerne) esse. Dafür kann das Buch aber so wenig, wie der Autor!

Besonders überrascht haben mit die Sauerkrautpuffer, der Sauerkrautsalat mit Apfel und Karotte und der Tomatensalat mit Meerrettich. Da ich schon länger und gern und viel koche, habe ich große Freude daran, ein Rezept hauptsächlich als Orientierung zu sehen und rundum ein bisschen selbst kreativ zu werden. Dazu regt Michal Korkosz auch an. So macht das Kochen für mich noch mehr Spaß. Zudem werden hier ausschließlich Lebensmittel verwendet, die man leicht bekommt. Am exotischsten ist vielleicht das kalt gepresste Rapsöl. Das lässt sich aber problemlos durch hochwertiges natives Olivenöl extra ersetzen.

Keine Frage, mein Repertoire an fleischlosen Rezepten ist mit diesem Buch deutlich gewachsen. Mir gefällt es super gut, ob als Buch für vegetarische Gerichte, polnische Küche oder Überraschung für Gäste – es bietet mir so viel und steht deshalb auch im Regal der griffbereiten Kochbücher und muss nicht erst hervorgesucht werden. Fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 07.08.2023

Ein Jugendroman, so schwer, wie die Teenagerzeit – aber auch so wunderbar!

Rattensommer
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Sonny und Lou sind beste Freundinnen, seit sie denken können. Dieser in jeder Hinsicht extreme Sommer verändert aber schlicht alles – die Hitze, der Gestank, die Gefühle und die Tatsache, dass Hagen Bender ...

Sonny und Lou sind beste Freundinnen, seit sie denken können. Dieser in jeder Hinsicht extreme Sommer verändert aber schlicht alles – die Hitze, der Gestank, die Gefühle und die Tatsache, dass Hagen Bender aus dem Gefängnis entlassen wurde. Bender, der Sonnys Mutter ermordet hat. Sonny, die das noch längst nicht verarbeitet hat, und noch mehr aufdreht auf als sonst. Im stillgelegten Freibad sind Sonny und Lou in ihrer eigenen Welt, doch die ist gerade dabei, auseinanderzubrechen.

Dieser Jugendroman packt so vieles in relativ wenige Seiten, dass mir fast der Atem stockt. Dabei ist jeder Satz ein kleines Kunstwerk für sich. Juliane Pickel trifft das Gefühlschaos von Teenagern außerordentlich gut und weiß auch gekonnt, Extremsituationen zu schildern. Das alles lässt sie von der 15jährigen Lou erzählen, sodass es noch gewaltiger beim Leser ankommt. Juliane Pickel zeigt die Stärke, die in jedem Jugendlichen steckt, auch wenn dieser sich klein und schwach fühlt. Sie zeigt, dass Mut Kraft verleiht und Angst keine Schwäche ist. Das alles in einer Sprache, die für mich wahre Poesie ist.

Wirklich sympathisch verhält sich Sonny in dieser Geschichte nicht, doch kann ich ihr Verhalten verstehen. Sie hat ein Trauma erlebt, von dem sich Erwachsene nur schwer erholen, da ist es kein Wunder, dass sie als Teenager überfordert ist. Wie sie ihre Wut und Angst kanalisiert, ist nicht immer richtig. Doch ist richtiges Handeln nicht immer leicht und ohne Hilfe – gerade in ihrem Fall – schon gar nicht.

Der Ort, in der die Geschichte spielt, bleibt ohne Namen. Das gefällt mir, denn so kann sich jeder Leser ohne Probleme selbst einen Ort ausdenken. Den eigenen, einen Nachbarort, ganz weit weg – egal!

Es wird eine ganze Reihe von schwergewichtigen Themen im Buch angeschnitten. Das macht es zu einer nicht wirklich leichten Lektüre, dennoch liest sie sich weg wie nix. Jede einzelne Figur im Buch hat ihr Päckchen zu tragen, da ist niemand ohne Sorgen und Probleme. Wie im richtigen Leben, oder? Keine heile Welt, aber eine Welt, die trotz allem ihre schönen Seiten hat. Die Spannung ist durchgehend hoch, bis zu einem fulminanten Ende, das noch mal ganz heftig aufdreht.

Das Ende ist stimmig, aber nicht das klassische Happy End. Genau passend zum Buch, würde ich behaupten. Genau deshalb finde ich es von Anfang bis Ende gelungen, rund und einfach nur perfekt. Obwohl ich weit von der Zielgruppe der Leser ab 14 Jahren entfernt bin, habe ich das Buch absolut genossen. Es regt zum Nachdenken und Hinsehen an, es bewegt, geht unter die Haut und hallt stark nach. Von mir deshalb ganz klare fünf Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.07.2023

Es geht lecker weiter!

Kochen zu zweit. Band 2
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Schon der erste Band hat mich total begeistert. Dieser steht dem ersten in nichts nach. Da Dani und Roland Trettl so ein tolles Paar abgeben und beide unfassbar sympathisch sind, ist es echt schade, dass ...

Schon der erste Band hat mich total begeistert. Dieser steht dem ersten in nichts nach. Da Dani und Roland Trettl so ein tolles Paar abgeben und beide unfassbar sympathisch sind, ist es echt schade, dass es bei ihnen beziehungstechnisch nicht mehr klappt und sie da getrennte Wege gehen. Ich fände es toll, wenn sie beruflich noch ein Team bleiben könnten.

Die beiden haben das Buch diesmal ein klein wenig anders unterteilt. Nach einem Blick hinter die Kulissen folgen die Themen Snacks; Vorspeisen; Salate & Suppen; Pasta & Co; Hauptdarsteller Geflügel; Hauptdarsteller Schwein & Rind; Hauptdarsteller Fisch & Meeresfrüchte; Hauptdarsteller Gemüse; Nachspeisen.

Ich mag die kleinen Frotzeleien zwischen den beiden sehr. Das ist nie giftig, sondern richtig liebevoll und mit Verständnis. Auch wenn’s insgesamt schief ging, daran lag es sicher nicht. Die Fragen und Antworten machen die beiden nahbar und man findet sich auch öfter mal selbst darin. Super sympathisch, nicht abgehoben, bodenständig und vor allem genussfreudig.

Es werden einige relativ exotische Zutaten verwendet. Ich habe davon natürlich nicht alles da und möchte sie auch nicht unbedingt alle zukaufen. Deshalb habe ich es Dani gleich getan und sie ersetzt, also das Rezept dann entsprechend umgewandelt. Geht fast immer gut, vor allem, wenn es sich, wie beim Rührei Spezial, um Rehpfeffersalami handelt. Die habe ich durch meine Lieblings Pfeffersalami ausgetauscht. Auch bei den Pilzen habe ich geschummelt, den Knoblauch durch frischen ersetzt und die Gewürz- und Pfeffermischung ebenfalls ausgetauscht. Mir hat’s trotzdem super geschmeckt!

Bei den Fotos und Rezepten läuft mir einfach das Wasser im Munde zusammen – selbst bei den Rezepten, die Zutaten enthalten, die ich persönlich nicht mag. Dazu gehören Avocado, Schweinefleisch (und auch Schinken, Speck und Würstchen), Pilze außer Champignons und Meeresfrüchte. Die beiden zaubern tolle Speisen und ich habe kein Problem damit, mir die vorgenannten Zutaten weg- und Ersatz dazu zu denken. Klappt beim Umsetzen auch immer mehr oder weniger perfekt.



Ein wenig stören mich die Zutaten und Gewürze, die man ganz subtil am Ende zum Bestellen findet. Das ist mir nach reiflicher Überlegung aber keinen Sterneabzug wert, denn ich bin kreativ genug, selbst zu würzen, andere Mischungen zu machen oder zu kaufen. Auch dass die eine oder andere Zutat exotischer ist, als man sich das wünscht, schmälert die Freude an diesem wunderschönen Kochbuch bei mir nur marginal. Darum bleibt es bei mir bei fünf Sternen!

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Veröffentlicht am 19.07.2023

Vielversprechender Anfang

Scurry 1
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Der Winter ist hart und außergewöhnlich lang, die Menschen verschwunden und die Kolonie Mäuse und Ratten kämpft in einem der verlassenen Häuser ums Überleben. Wilde Katzen, Raubvögel und die Monster aus ...

Der Winter ist hart und außergewöhnlich lang, die Menschen verschwunden und die Kolonie Mäuse und Ratten kämpft in einem der verlassenen Häuser ums Überleben. Wilde Katzen, Raubvögel und die Monster aus dem Wald machen ihnen die Nahrungssuche schwer. Pict versucht im Haus ihr Bestes, um ihrem Vater zu helfen, die Kolonie zusammenzuhalten und vor den Plänen von Resher zu schützen, Wix will als Späher den ominösen Truck suchen, der angeblich voller Nahrung ist.

Die Bilder sind mit unbeschreiblich viel Liebe zum Detail und dem Malen selbst gestaltet. Wenn man bedenkt, dass Mac Smith ein Autodidakt ist, erstaunt das umso mehr. Sie erinnern mich an die hohe Qualität früherer Disney-Zeichentrickfilme und erfreuen mein Herz entsprechend. Man kann sich nicht sattsehen und findet immer wieder neue Details. Sei es nun der Titel eines Buches, auf dem Orim thront, ein Windspiel auf der Veranda oder das Fliesenmuster – ich finde diese Feinheiten ganz besonders wichtig und bemerkenswert.

Die Story selbst ist düster und natürlich kurz. Immerhin findet sie auf weniger als 90 Comic-Seiten statt. Da es drei Bände sind und jedes Buch mehr als zwanzig Euro kostet, ist das schon eine Ansage und nicht für alle Fans des Genres so ohne weiteres machbar. In diesem ersten Band erfährt man nicht allzu viel, vor allem nicht, wo die Menschen sind und warum sie nicht mehr da sind. Es wird nur klar, dass Mäuse und Ratten zusammen in Kolonien leben, die weit übers Land verteilt sind, die Katzen der böse Feind sind (aus Mäuse- und Rattensicht ganz logisch) und im Wald Monster lauern vor denen beide Spezies große Angst haben. Diese scheinen mir Wölfe zu sein und da ich persönlich Katzen und Wölfe faszinierend finde, mag ich diese Einstufung nicht so sehr – aber ich liebe die Bilder!

Der Interpretationsspielraum ist hier groß. Die dystopische Geschichte zeigt in Form einer Fabel, wie die Menschheit sich verhält und wie falsch sie damit handelt. Aber sie zeigt auch, dass Mensch und Tier eng miteinander verbunden sind – ob uns das nun gefällt oder nicht.

Wie bei jeder Story, so sind auch hier die Charaktere das Maß aller Dinge. Sie sind herrlich dargestellt und man entwickelt sofort Sympathien und Antipathien. Die Galerie am Ende des Buches macht echt Spaß. Die Neugier auf die Folgebände ist ganz klar geweckt. Preislich eine Herausforderung, qualitativ in jeder Hinsicht aber topp. Ich mag Wix und Pict sehr und gebe fünf Sterne, nicht zuletzt, weil ich mich ein kleines bisschen an „Watership Down“ erinnert fühle, auf sehr positive Art.

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Veröffentlicht am 17.07.2023

Besondere Verbindungen

Vom Ende der Nacht
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Rosie und Josh sind Zwillinge. Sie sind auf besondere Weise miteinander verbunden, leben dennoch ihre Leben eigenständig. So kommt es, dass Rosie Joshs Freund Will erst wirklich auffällt, als dieser bei ...

Rosie und Josh sind Zwillinge. Sie sind auf besondere Weise miteinander verbunden, leben dennoch ihre Leben eigenständig. So kommt es, dass Rosie Joshs Freund Will erst wirklich auffällt, als dieser bei ihnen übernachtet, weil in der Zeit, in der Will Josh Nachhilfe gab, viel zu viel Schnee gefallen ist, als dass er in der Nacht noch nach Hause fahren könnte. Die beiden merken, wie gut sie sich verstehen und obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, ist da diese Anziehungskraft. Fortan versuchen sie, herauszufinden, wie sie damit umgehen sollen. Rosie kann Will nicht gehen lassen, aber sich auch nicht fallen lassen. Dann schlägt das Schicksal erbarmungslos zu und alles wird noch schwieriger – für beide.

Ich bin überrascht, wie sehr mich diese Geschichte bewegt, berührt und auch auf gewisse Weise still werden lässt. Ich hatte so oft eine kleine Wut auf Rosie und wollte sie schütteln, doch endlich zu tun, was sie wirklich möchte, nicht immer nur das, was irgendwer für richtig halten könnte. Dennoch habe ich einfach nur still abgewartet, ob sie selbst drauf kommt. Sowohl Rosie als auch Will mochte ich von Anfang an, trotz der Schwächen und Fehler, die beide haben. Wer hat denn keine? Viel wichtiger sind die Stärken, die sie haben und die eher zwischen den Zeilen zu finden sind.

Die Nebenfiguren tragen sehr viel zum Charme des Buches bei. Selbst jene, die mir weniger sympathisch sind, finde ich sehr gut gezeichnet und platziert. Vor allem ist sehr schön zu sehen, wie sehr auch – oder gerade – diese Rosies Verhalten prägen. Claire Daveley hat wunderschön eingefangen, wie Menschen in den unterschiedlichen Phasen ihres Lebens und auf Schicksalsschläge reagieren und agieren. Dabei werden sehr viele Themenbereiche angeschnitten und angesprochen, denen wir uns alle im Laufe unseres Lebens stellen müssen, aber auch einige, von denen wir alle hoffen, dass wir niemals damit in Berührung kommen werden.

Ich hätte nicht erwartet, dass mich diese Story so sehr in ihren Bann zieht und es schafft, dass ich völlig anders als gewohnt auf eine Liebesgeschichte reagiere. Das liegt wohl daran, dass die Ereignisse drumrum so viel schwerer wiegen und die Liebe hier fast schon zum Beiwerk wird. Oder es liegt daran, dass man mit 50+ auf vieles zurückschauen kann und die Story von Rosie und Will daher mit anderen Augen sieht? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass ich „Vom Ende der Nacht“ einfach großartig finde, mein Herz aufgegangen ist und ich hoffe, selbst weniger darauf achten werde, was andere erwarten und mehr tue, was ich selbst möchte. Wirklich möchte.

Jeder muss nur sich selbst gefallen und Rechenschaft ablegen. Und das ist oft schwerer, als es anderen recht zu machen. Fünf Sterne!

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