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Veröffentlicht am 18.08.2023

Die Spannung nimmt kein Ende

Mörderland
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Terrorakte von Klimaaktivisten halten Europa in Atem.
Eine Explosion in dem größten Kohlekraftwerk Dänemarks, ein Angriff auf ein Kraftwerk in Rostock und nicht zuletzt die Ermordung des Sohn des Klimaministers ...

Terrorakte von Klimaaktivisten halten Europa in Atem.
Eine Explosion in dem größten Kohlekraftwerk Dänemarks, ein Angriff auf ein Kraftwerk in Rostock und nicht zuletzt die Ermordung des Sohn des Klimaministers allarmieren Europas Antiterror-Einheiten.
Martin Junker und Nabiha Khalid ermitteln im Fall des ermordeten Ministersohnes und versuchen herauszufinden, ob die verschiedenen Fälle zusammenhängen. Nach der Obduktion des Ministersohnes stößt auch Signe Kristiansen zum Ermittlerteam, da eine hohe Kokainanhängigkeit nachgewiesen wurde.


Ich liebe groß angelegte Thriller-Reihen, wobei diese ja als Trilogie angelegt wurde und ich jetzt den vierten Band lesen durfte. Meist lassen Spannung und Hintergrundgeschichte nach, zu vieles ist schon zur Sprache gekommen.
Nicht in diesem Fall. Faber und Pedersen ist es gelungen, aktuelle Politik bzw. Problematik mit alltäglicher Kriminalität (Drogenmissbrauch, Rache/Verzweiflungstaten, (Hab)Gier…) zu vermischen und diese Mischung äußerst spannend zu präsentieren.
Gute, alte Bekannte, Junker, Khalid, Kristiansen und Kristoffer, mit ihren bereits bekannten Problemen und Geschichten, führen ihr Leben weiter, kämpfen gegen ihre Dämonen, aber noch entschiedener gegen die Kriminalität.
Mich hat begeistert, wie die einzelnen Charaktere herausgearbeitet wurden. Besonders die Einschätzung und Sichtweise von Juncker gegenüber dem Klimaminister, von absoluter Ablehnung und Verachtung zu Verständnis und Vergleichbarkeit. Alle Ermittler sind menschlich mit Macken und zwischenmenschlichen Problemen, aber nie übertrieben oder sich in den Vordergrund spielend. Auch in der Klimapolitik wurde nichts beschönigt, sondern die Realität dargestellt.
Die Wendung des Falles und die vielen Richtungen in den ermittelt wurde, geben dem Leser einen realistischen Eindruck von der Arbeit der Kriminalpolizei.
Und der Fall ist wieder einmal bedrückend real und aktuell. Für uns Leser ist er spannend, unterhaltsam und immer wieder auch berührend aufbereitet worden.
Weiter so!

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Veröffentlicht am 29.07.2023

Lesenswert, aber auch hörenswert

Eine Frage der Chemie
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Elizabeth Zott, überdurchschnittlich intelligent und voller wissenschaftliche Neugier, strebt nach neuen wissenschaftlichen Lösungswegen und nach Anerkennung als Chemikerin. Aber schon während ihres Studiums ...

Elizabeth Zott, überdurchschnittlich intelligent und voller wissenschaftliche Neugier, strebt nach neuen wissenschaftlichen Lösungswegen und nach Anerkennung als Chemikerin. Aber schon während ihres Studiums wird ihre jede fachliche Qualifikation aberkannt.
Es ist 1961, die Frauen müssen ihre Ehemänner um Erlaubnis bitten, wenn sie arbeiten wollen. Elisabeth Zott lebt in einer Welt, die Frauen keinerlei Möglichkeit zur eigenen Entwicklung zugesteht. Sie gehören ins Heim, an den Herd, dürfen eheliche Kinder bekommen, um dann Mann und Kinder zu betreuen und zu pflegen.
Aber Elizabeth Zott ist anders. Sie geht unbeirrbar ihren Weg.


Elizabeth Zott geht unbeirrbar ihren Weg, den Bonnie Garmus mit so viel Humor, mit teilweise unbeabsichtigter Komik und gleichzeitig mit der rationalen Denkweise von Elizabeth, sehr unterhaltsam beschrieben hat.
Luise Helm hatte immer genau das richtige Timing in ihrer Erzählstimme bzw. in der Art und Weise wie sie mit ihrer Stimme die Verzweiflung, Trauer, Energie und Überzeugungskraft von Elizabeth hervorgehoben hat, um dann wieder in die rationale, wissenschaftlich dozierenden Sprechweise zurückzufinden.
Es hat einfach Freude gemacht, dieses Hörbuch zu hören.
Mit Elizabeth Zott hat Bonnie Garmus eine Protagonistin geschaffen, wie man sie sich für den Kampf um mehr Rechte für Frauen nur wünschen kann. Letztendlich führte sie nie einen Kampf gegen Männer, sondern sie versuchte den Frauen Mut zu machen ihren Träumen zu folgen.
Chapeau!

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Wow, was für ein Krimi !!!

Der Feind
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Milla Nova ermittelt zum 5. Mal
Milla und Sandro feiern Sandros Geburtstag mit einem festlichen Essen in ihrem Lieblingsrestaurant, während am anderen Ende der Berner Innenstadt ein Attentäter in einer ...

Milla Nova ermittelt zum 5. Mal
Milla und Sandro feiern Sandros Geburtstag mit einem festlichen Essen in ihrem Lieblingsrestaurant, während am anderen Ende der Berner Innenstadt ein Attentäter in einer Frauendisco, in der auch Kommissarin Bettina Flückiger mit ihrer Partnerin feiert, wild um sich schießt. Er hinterlässt zahlreiche Todesopfer und Schwerverletzte. Bettinas Partnerin Karin befindet sich unter den Schwerverletzten, aber wird sie es schaffen?
Während Sandro Bandini in aller Eile in einem Polizeilastwagen den Großeinsatz aller Einsatzkräfte koordiniert, erreicht ihn die Nachricht, dass eine männliche Leiche im Breitenrainquartier gefunden wurde. Die bizarre Auffindesituation lässt auf ein Tötungsdelikt schließen.


„Der Feind“ hat mich ziemlich mitgenommen. Auf knapp 600 Seiten erlebte ich permanente Spannung. In altbekannter Manier münzt Christine Brand ihre mannigfaltigen Beobachtungen in spannende, teilweise atemberaubende Kriminalromane um.
Obwohl mir bekannt ist, dass Frau Brand Krimis mit realem Hintergrund schreibt, konnte ich zwischenzeitlich gar nicht glauben, dass es diese Männergruppierungen gibt. Ein bisschen Recherche im Internet hat mich eines Besseren belehrt. Wie krank ist das denn?
Frau Brand packt in diesem Krimi gleich mehrere Themen, die beleuchtet werden sollten.
Neben der „Incel“-Szene, in der sie Milla Chat-Verläufe lesen lässt mit unvorstellbarem Inhalt, weist sie mit der gleichen Intensität auf die Gerichtsbarkeit hin, die mutmaßliche Vergewaltiger immer noch viel zu oft freispricht. „Im Zweifel für den Angeklagten“, insbesondere wenn die Vergewaltigte nur ihre Aussage vorweisen kann.
Die Themen sind vielfältig. Die Ermittlungen gehen in verschiedene Richtungen. Mal hat Milla die Nase vorn, mal ist Sandro mit seinem Team weiter. Immer ist alles nachvollziehbar, obwohl ich manchmal bei Millas Methodik den Kopf schütteln muss, aber immer blieb der Spannungsbogen oben und der Krimi entwickelte sich zum „Page-Turner“.
Was mir noch aufgefallen ist, Nathaniels Blindheit steht nicht mehr im Vordergrund, wie zu Beginn der Serie. Ich glaube, das ist in Nathaniels Sinn. Er ist bemüht ein weitgehend normales Leben zu führen. Auch wenn dieses Leben, immer wieder von traurigen Schicksalsschlägen erschüttert wird.
Bis jetzt waren alle Krimis mit Nathaniel und Milla spannend und meist ließen sie mich nachdenklich zurück. Dieses Mal bin ich nicht nur nachdenklich, sondern auch wütend und entsetzt. Es ist aber gut, zu wissen, was in der Welt alles möglich ist und dass es Journalisteninnen gibt, die sich in diese meist unbekannten Welten „reinfuchsen“ und gründlich recherchieren.

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Veröffentlicht am 01.07.2023

Krankmachende Kindheit

Apfelmädchen
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Vidal Vendel findet seine Frau Eva erhängt im Flur ihres gemeinsamen Hauses vor.
Eva, Lehrerin in einer Privatschule, wurde erdrosselt und anschließend erhängt. Dieser grausame Mord stellt Kommissarin ...

Vidal Vendel findet seine Frau Eva erhängt im Flur ihres gemeinsamen Hauses vor.
Eva, Lehrerin in einer Privatschule, wurde erdrosselt und anschließend erhängt. Dieser grausame Mord stellt Kommissarin Idun Lind und ihren Kollegen Calle Brandt vor großen Rätseln. Kein Motiv ist zu erkennen. Eva war äußerst beliebt bei den Schülern und auch privat treten keine Feinde in Erscheinung. Außer ihrer Stieftochter, aber die hat ein Alibi.
Die Entführung der 5-jährigen Ellen aus ihrer Kita, lässt jeden Ermittlungsansatz zur Nebensächlichkeit schrumpfen. Alle verfügbaren Einsatzkräfte werden mobilisiert für die fieberhafte Suche nach der kleinen Ellen.


Dieses Thriller-Debüt von Tina N. Martin hat mir sehr gut gefallen.
Mit viel Liebe und Detailtreue hat die Autorin die Protagonisten gezeichnet. Endlich mal eine Ermittlerin, die nicht im Vorfeld gebrochen wurde und desilluminiert ist. Stattdessen brennt Idun Lind für ihre Arbeit, tauscht sich ständig mit ihrem Partner Calle Brandt aus, joggt und boxt sogar in ihrer Freizeit mit ihm und wird von ihrem Vater und ihrer Schwester nach Kräften unterstützt. Calle Brandt ist kein einfacher Kollege, aber ein genialer Stratege. Beide profitieren voneinander. Es war unterhaltsam und manches Mal auch amüsant, wie die Beiden ihre Rollen übergangslos tauschten, um ihr Gegenüber zu einer Aussage zu bringen.
Den interfamiliären Austausch zwischen Idun, ihrem Vater, der Psychologe ist, und der Schwester, die Religionswissenschaftlerin ist, habe ich so auch noch nicht gelesen. In diesem Fall war dieser Austausch von großer Wichtigkeit, aber ich kann mir vorstellen, dass dieser Austausch auch bei weiteren Fällen nützlich sein wird. Und weitere Fälle wünscht man sich als Leser nach der Lektüre des Apfelmädchens. Übrigens als Titel hätte ich mir was anderes als „Apfelmädchen“ gewünscht. Der Begriff kam schon sehr früh im Buch vor und ich grübelte die ganze Zeit über einen Zusammenhang zum Gelesenen nach, was etwas von der Story bzw. von der Spannung wegnahm.
Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar und die verschiedenen Perspektiven geben ständig Einblicke in die Psyche und Gedankenwelt der verschiedenen Protagonisten. Die Kapitel, die Vergangenes erzählen, sind klar datiert und zeigen die immer wiederkehrenden Abgründe familiärer Verhältnisse. Auffallend ist, dass Frau Martin die emotionalen Befindlichkeiten zum Beispiel in Verhörsituationen, kleinen Auszeiten oder auf dem Nachhauseweg der Ermittler immer wieder beschreibt, aber nie wertet. Gefühle passieren, der eine reagiert so darauf, der andere anders und beides wird akzeptiert.
Bei all den Gefühlen, Reaktionen und deren Verarbeitung bleibt der Spannungsbogen stets auf höchstem Niveau.
Chapeau Frau Martin!

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Gewohnt spannend und geschichtsträchtig

Transatlantik
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Die Familie Rath ist gesprengt. April 1937, Gereon wird für tot gehalten, obwohl seine Leiche nicht gefunden wurde. Pflegesohn Fritze wird in einer Nervenheilanstalt festgehalten, weil er unbequeme Anschuldigungen ...

Die Familie Rath ist gesprengt. April 1937, Gereon wird für tot gehalten, obwohl seine Leiche nicht gefunden wurde. Pflegesohn Fritze wird in einer Nervenheilanstalt festgehalten, weil er unbequeme Anschuldigungen erhoben hat. Charlotte kehrt aus dem Ausland, wohin sie sich geflüchtet hat, zurück um Fritze freizubekommen.
Aber alles läuft schief. Sie bekommt Fritze zwar frei, aber er darf keinen Kontakt zu ihr haben. Ihre Freundin Greta verschwindet und gerät unter Mordverdacht. Gereon, der offensichtlich überlebt hat, besteigt einen Zeppelin, um in der USA bei seinem Bruder Unterschlupf zu finden.


Ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert von der Gereon Reihe. Volker Kutscher führt uns durch die Wirrungen und Irrungen der 20er und 30er Jahre in Deutschland, wie man sie in den Geschichtsbüchern nicht erleben kann.
Ich habe einige, nicht alle, Bände der Gereon Reihe gelesen und auch Babylon Berlin im Fernsehen gesehen, aber man wird nicht müde diese spannende Krimiserie zu lesen mit der für diese Zeit so typischen gesellschaftlichen Beziehungen.
Charlotte und Gereon werden charakterlich durch nunmehr neun Bände geformt, nicht verformt. Beide sind Grund verschieden, gehen ihren Weg zeitweise gemeinsam, haben das gleiche Ziel, erreichen es aber auf unterschiedliche Weise.
Authentizität und Geschichtsgenauigkeit zeichnen diese Krimis aus. Es ist kein Vergnügen die beiden durch die nazifizierte Behördenwelt und dem nationalsozialistischen Alltag zu begleiten. Sie zeigen aber die Angst des „kleinen Mannes“ unter der Nazi-Herrschaft. Menschen mit großer kriminellen Energie können ihre Verbrechen aber trotzdem noch ausüben. Gereons und Charlys Aufgabe ist es, die Verbrecher mit oder ohne Parteiausweis zu entlarven.

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