Bei Rassismus darf man nicht schweigen.
Wie ein Schatten im Sommer"Dann bist du nicht mehr allein, hast 'ne Clique und denkst gar nicht mehr für dich selbst, sondern überlässt das den anderen. An den richtigen Stellen nicken, die Wut zulassen..."
Ehrlich gesagt ist ...
"Dann bist du nicht mehr allein, hast 'ne Clique und denkst gar nicht mehr für dich selbst, sondern überlässt das den anderen. An den richtigen Stellen nicken, die Wut zulassen..."
Ehrlich gesagt ist dies mein erstes Buch, welches Rassismus thematisiert, und ich bin sehr froh, dass es von Adriana Popescu kommt. Die Autorin war selber schon von Rassismus betroffen und hat mit Sensitivity Lesern viele Facetten davon beleuchtet. Die Message ist klar: Es darf keinen Platz für Rassismus geben!
Mit Walddorf wurde der perfekte Schauplatz geschaffen, der in vielen ostdeutsches Bundesländern genau so existiert. Eine kleine eingeschworene Gemeinde, eingesessene Bewohner seit vielen Generationen, man kennt sich. Dann wird ein Flüchtlingsheim gebaut und der Unmut beginnt. Warum werden die Gelder nicht lieber in deutsche Kitas gesteckt? Die Ausländer nehmen uns die Arbeit weg. Und all der unterschwellige Zorn, der schon lange in den Bewohnern über die bereits vorhandenen Probleme brodelt, bekommt schließlich ein gemeinsames Ziel, einen gemeinsamen Feind.
Gerade Konstantin vermittelt als jugendlicher Bewohner von Walddorf genau das. Eigentlich hat man nichts gegen Ausländer, aber... was tun, wenn die "Freunde" rassistische Aktionen verüben und man doch zur Clique gehören will? Was tun, wenn der große Bruder immer frustrierter wird, weil ihm "die Ausländer den Job wegnehmen"? Was tun bei der Welle von Ausländerhass und gleichzeitigem Nichtstun, der stillschweigenden Akzeptanz, der Dorfbewohner?
Ab wann ist es kein jugendlicher Blödsinn mehr, Kleidercontainer anzuzünden, die als Hilfe ins Ausland gehen sollen? Ab wann kein Vandalismus mehr, wenn das rumänische Restaurant von Vios Vater beschädigt wird? Ab wann Alltagsrassismus, wenn das doch jeder sagt und man es eigentlich doch gar nicht so meint?
Erst Vio hält Walddorf den Spiegel vor. Vio, mit rumänischen Wurzeln, die plötzlich scheinbar ihr ganzes Selbst ausmachen und auf die sie reduziert wird. Vio ist ein absolut selbstbewusster Charakter, die so viel reifer als Kontantin scheint. Weil sie schnell reifer werden musste. Sie zeigt dem Leser viele Facetten von Rassismus auf, die man vielleicht unbewusst auch schon gemacht oder stillschweigend hingenommen hat. Sie zeigt, wie wichtig es ist, den Leuten das entsprechend zu vermitteln und dass Rassismus ein absolutes No-Go ist.
Das Feuer aus Ausländerhass pegelt sich in Walddorf mit fortlaufender Handlung immer weiter hoch. Es war ziemlich heftig zu lesen, wie eigentlich "vernünftige" Charaktere wie Konstantin mit in diesen Strudel gezogen wurden, rein aus Peer Pressure. Dass das nicht zu unterschätzen ist. Die Erkenntnis kommt glücklicherweise am Ende doch: Man muss sich entscheiden. Man kann nicht auf beiden Seiten stehen. Insofern ist es ein Happy End, die "Bösen" bekommen ihre gerechte Strafe - der Rassismus ist damit aber nicht aus der Welt. Auch das zeigt das Buch wunderbar auf.
"Wie ein Schatten im Sommer" hat mich ziemlich mitgenommen. Wie leicht es doch ist, Fremdenhass wachsen zu lassen - alleine durchs nichts tun. Für mich gehört dieses Buch in jede Schullektüre und sollte wesentlich mehr Beachtung bekommen. Vielleicht liegt es auch daran, dass sich die Menschen mit unbequemen Dingen nicht gerne auseinandersetzen. Auch das wir hier vermittelt. Ich vergebe 4,5/5 Sterne und eine dicke Leseempfehlung!