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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2023

Fragen nach dem Warum

Simone
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Das Buch beginnt direkt mit einem Paukenschlag: Kurz nach einem Anruf bei ihrer Freundin nimmt sich Simone scheinbar grundlos das Leben. Diese Freundin ist die Autorin Anja Reich selbst, der Roman ist ...

Das Buch beginnt direkt mit einem Paukenschlag: Kurz nach einem Anruf bei ihrer Freundin nimmt sich Simone scheinbar grundlos das Leben. Diese Freundin ist die Autorin Anja Reich selbst, der Roman ist autobiographisch. Die Autorin macht sich Jahre nach dem Selbstmord auf die Suche nach den Gründen dafür und nimmt hierzu Kontakt zu Simones Familie sowie ehemaligen Freunden auf.

Dieses außergewöhnliche Thema hat mich sehr berührt und auch mitgenommen.
Sehr feinfühlig aber auch ungeschönt gibt die Autorin hier nicht nur Simones Leben wieder, in dem sie immer wie eine Suchende dasteht, offenbar Konstanz sucht und doch nicht findet, sondern auch der Umgang der Hinterbliebenen mit der "Sache", die Viele so ungerne aussprechen möchten, wird dem Leser nahegebracht. Zusätzlich habe ich als Leser einen mir bisher nicht so sehr bekannten Einblick in das Arbeitsleben der DDR vor der Wende gefunden, die Wende für viele Ostbürger als Chance, für einige - wie Simone - jedoch auch als problematisch empfunden.
Zu Beginn hatte das Buch für mich noch einige Längen und gefühlt ähnliche wiederholte Szenen, die sich am Ende allerdings auch als wichtig zur Erklärung von Simones Innenleben erweisen.
Ein lesenswertes Buch, das mich nachdenklich zurückgelassen hat.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Wenn Liebe auch wehtun kann

Vom Ende der Nacht
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Über ihren Zwillingsbruder Josh lernt Rosie dessen Freund Will kennen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine gewisse Anziehungskraft, die gefühlsmäßig über mehr als platonische Freundschaft hinausgeht. ...

Über ihren Zwillingsbruder Josh lernt Rosie dessen Freund Will kennen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine gewisse Anziehungskraft, die gefühlsmäßig über mehr als platonische Freundschaft hinausgeht. Ein schlimmer Schicksalsschlag zerstört gleich zu Beginn bereits das zarte Pflänzchen aufkommender Liebe. Wir begleiten die beiden in diesem Roman über lange Jahre hinweg, in denen ihnen immer irgendwie das Leben und die eigenen Unzulänglichkeiten dazwischen kommen.

Dieses Buch ist eigentlich so viel mehr als eine reine Liebesgeschichte. Alle Protagonisten haben so ihr eigenes Päckchen zu tragen, mal mehr, mal weniger. Auch wenn ich zu Beginn keinen tieferen Zugang zu den Charakteren gefunden habe, konnte mich am Ende die Geschichte doch insgesamt überzeugen, das Verhalten und auch die Selbstreflektionen der Figuren haben mich zum Schluss hin immer mehr beeindruckt. Insgesamt keine leichte Geschichte, die ich jedoch als lesenswert empfehlen kann.


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Veröffentlicht am 31.07.2023

Im Trüben "Fischen"?

Die Spur der Aale
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Es handelt sich um den ersten Band einer neuen Reihe rund um die Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang, die für Umwelt- und Artenschutzdelikte zuständig ist. Während ihres Bereitschaftsdienstes wird ...

Es handelt sich um den ersten Band einer neuen Reihe rund um die Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang, die für Umwelt- und Artenschutzdelikte zuständig ist. Während ihres Bereitschaftsdienstes wird die Leiche des Zollfahnders Mathissen im Main gefunden, Unfall oder Mord? Haben Mathissen letzte Ermittlungen etwas mit seinem Tod zu tun und welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang ein chinesisches Restaurant samt Mitarbeitern sowie zwei junge französische Kurierfahrer?
Dieser Wirtschaftskrimi hat mich sehr gut unterhalten. Eine Staatsanwältin als Hauptermittlerin war für mich bisher neu, das Gerangel um Zuständigkeiten zwischen den einzelnen Abteilungen des Polizei- und Justizapparates sehr aufschlussreich. Wenn auch die Ermittlungsarbeit eher etwas schleppend und oberflächlich anläuft, fand ich den Fall bis zum Ende, in dem sich die verschiedenen Handlungsstränge gut zusammenfügten, doch sehr spannend, das eigentliche Thema, in dem sich der Titel der Geschichte widerspiegelt, äußerst interessant. Zusätzliche Einblendungen in das nicht immer einfache Privatleben von Greta haben mich sehr berührt und zeigten ihre menschliche Seite.
Insgesamt ein solider Start in eine neue Reihe, ein (kleiner) Cliffhanger am Ende macht mich neugierig auf den Folgeband.

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Veröffentlicht am 30.07.2023

Mord in Südfrankreich

Ein Sommer in Cassis
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Der aus Frankfurt stammende Kriminalkommissar Jens Schneider verbringt seinen Sommerurlaub im schönen südfranzösischen Cassis. Schnell begibt sich sein Ermittlerherz wieder auf Spurensuche, als die Leiche ...

Der aus Frankfurt stammende Kriminalkommissar Jens Schneider verbringt seinen Sommerurlaub im schönen südfranzösischen Cassis. Schnell begibt sich sein Ermittlerherz wieder auf Spurensuche, als die Leiche einer jungen Frau aus dem Wasser gezogen wird. War es Selbstmord oder stecken ganz andere Dinge dahinter? Was geht in diesem kleinen Ort vor sich und wer weiss alles davon?

Auf den ersten Blick handelt es sich um einen typischen Mittelmeerkrimi: sowohl die heimischen Ermittler als auch die Dorfbevölkerung mauern, tolle Landschaftsbeschreibungen stehen im Vordergrund, der fremde Tourist wird misstrauisch beäugt, bis er selbst in größter Gefahr steckt. Das besondere an diesem Buch ist jedoch für mich die Erzählperspektive aus der Ich-Position des Deutschen, zusätzlich ergänzt durch seine eigenen Tagebuchaufzeichnungen. Jens Schneider bleibt für mich - auch wenn eine Liebesbeziehung in die Geschichte verwoben ist - immer sehr nüchtern und distanziert, eine grosse Nähe konnte ich nicht zu ihm aufbauen, was dem Unterhaltungswert allerdings auch nicht geschadet hat. Der Fall bleibt spannend, die Nebencharaktere interessant und teilweise auch sympathisch.

Gerne habe ich mich ein kurzes Stück mit am Mittelmeer gefühlt, diesen Krimi der etwas anderen Art kann ich guten Gewissens empfehlen.

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Veröffentlicht am 14.07.2023

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Das Leben, das uns bleibt
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Als die Russen 1945 vor Breslau stehen, fliehen Ruth und ihre jüdische Familie mit gefälschten Pässen und landen auf Umwegen schließlich in Freiburg. Nicht nur die Oma, sondern insbesondere ihren Geliebten ...

Als die Russen 1945 vor Breslau stehen, fliehen Ruth und ihre jüdische Familie mit gefälschten Pässen und landen auf Umwegen schließlich in Freiburg. Nicht nur die Oma, sondern insbesondere ihren Geliebten Ilan musste Ruth schweren Herzes in der Heimat zurücklassen. In Freiburg heiratet sie in eine Juweliersfamilie ein, wird dort aber nicht so richtig glücklich.
Dieses von der Thematik her interessante und sprachlich für mich gut ausgeformte Buch hat mir mit Einschränkungen gut gefallen. Die Protagonistin Ruth ist diesmal nicht die vielleicht immer erwartete starke Frau, sondern lässt vieles über sich ergehen, hat sie es doch eigentlich in den damaligen Zeiten nicht so schlecht angetroffen. Ihre Geschwister wissen da schon genauer, welche Ansprüche sie noch an das Leben haben. Diese Erwartungen Ruths flammen immer mal wieder auf, werden aber von ihr nicht so richtig ausgelebt, was mich insgesamt auch nicht störte, hier passt Ruth recht gut in das Frauenbild der damaligen Zeit.
Genauere Ausblicke in das Goldschmiedehandwerk wären hier noch interessant gewesen, ebenso Hintergründe zum Leben als Jude nach dem Krieg, nicht umsonst hat die Familie ihre Herkunft ja bewusst verschleiert.
Insgesamt hat mich die Geschichte jedoch gut unterhalten, bei der Gesamtbewertung ziehe ich einen Stern ab, da mir das Ende etwas zu glatt lief.

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