Bock auf dieses Buch
Sie hat BockIch bin absolut entzückt von Katja Lewinas Buch „Sie hat Bock“, das die Weiblichkeit in den Fokus rückt! Ernsthaft, es hat mir beim Lesen ein so gutes Gefühl gegeben, dass ich mich viel stärker und unangreifbarer ...
Ich bin absolut entzückt von Katja Lewinas Buch „Sie hat Bock“, das die Weiblichkeit in den Fokus rückt! Ernsthaft, es hat mir beim Lesen ein so gutes Gefühl gegeben, dass ich mich viel stärker und unangreifbarer fühle und „Viva la Vulvina“ in Großbuchstaben durch die Fußgängerzone brüllen möchte. Feminismus erlebt gerade ein populistisches Comeback, ich muss gestehen: Mich trifft er mitten in die geistige Mitte.
Auf den 222 Seiten hat Katja Lewina alles Erdenkliche, was die weibliche Sexualität betrifft, abgedeckt: Lust, Fetischismus/BDSM, Sexismus und Beleidigungen, offene Beziehung, Pornos, weibliche Säfte und Ausflüsse, Zustimmungskonzepte, Casual Sex und welcher gesellschaftlich aufgestempelte Unterschied zwischen den Geschlechtern in seinem Kontext besteht, Verhütung, genitaler Schönheitswahn, Toys, sexualisierte Gewalt, Analsex, Oralverkehr, und sicher noch drölfzig weiteres, an das ich mich en detail gerade nicht erinnern kann, weil die aufgesogene Palette des Wissens so groß war.
Ein großer Teil des Buches machen eigene Erfahrungen aus. Dabei musste ich an manchen Stellen grinsen, an manchen wissend mit den Augen rollen und an anderen schwer schlucken. Es finden sich auch vereinzelt Jahreszahlen zu bestimmten judikativen Entscheidungen, z.B. ab wann Vergewaltigung in der Ehe nicht mehr legal war sondern zu einem Straftatbestand, wann der voreheliche Verlust der weiblichen Jungfräulichkeit nicht mehr monetär vom Mann ersetzt werden musste usw.
Einzig kritisieren möchte ich den Part, in dem Katja Lewina über Sexarbeit schreibt. Ich hatte das Gefühl, dass dieser unausgereift war.
Besonders sensibilisiert hat mich das, was Katja Lewina über Sexismus geschrieben hat und wie sehr Frauen über die Schiene ihres Geschlechts mit Ausdrücken wie „Fotze“ nach wie vor beleidigt werden, Ausdrücke, die als männliches Äquivalent gar nicht existent sind. Wie sehr die weibliche Sexualität immernoch ein Produkt männlicher Phantasien ist, ahnt man unterschwellig, es ist aber etwas anderes, die Augen derart geöffnet zu bekommen, wenn man sich bewusst macht wie weit die weibliche Sexualität auf den Mann ausgerichtet ist – man muss nur den Porno als gesellschaftliches Porträt heranziehen.
Es ist ein autobiografisches Buch, das aber für ganze Generationen von Frauen steht, die immernoch nicht so frei sind wie es erstrebenswert ist.