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Veröffentlicht am 30.07.2023

Bock auf dieses Buch

Sie hat Bock
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Ich bin absolut entzückt von Katja Lewinas Buch „Sie hat Bock“, das die Weiblichkeit in den Fokus rückt! Ernsthaft, es hat mir beim Lesen ein so gutes Gefühl gegeben, dass ich mich viel stärker und unangreifbarer ...

Ich bin absolut entzückt von Katja Lewinas Buch „Sie hat Bock“, das die Weiblichkeit in den Fokus rückt! Ernsthaft, es hat mir beim Lesen ein so gutes Gefühl gegeben, dass ich mich viel stärker und unangreifbarer fühle und „Viva la Vulvina“ in Großbuchstaben durch die Fußgängerzone brüllen möchte. Feminismus erlebt gerade ein populistisches Comeback, ich muss gestehen: Mich trifft er mitten in die geistige Mitte.
Auf den 222 Seiten hat Katja Lewina alles Erdenkliche, was die weibliche Sexualität betrifft, abgedeckt: Lust, Fetischismus/BDSM, Sexismus und Beleidigungen, offene Beziehung, Pornos, weibliche Säfte und Ausflüsse, Zustimmungskonzepte, Casual Sex und welcher gesellschaftlich aufgestempelte Unterschied zwischen den Geschlechtern in seinem Kontext besteht, Verhütung, genitaler Schönheitswahn, Toys, sexualisierte Gewalt, Analsex, Oralverkehr, und sicher noch drölfzig weiteres, an das ich mich en detail gerade nicht erinnern kann, weil die aufgesogene Palette des Wissens so groß war.
Ein großer Teil des Buches machen eigene Erfahrungen aus. Dabei musste ich an manchen Stellen grinsen, an manchen wissend mit den Augen rollen und an anderen schwer schlucken. Es finden sich auch vereinzelt Jahreszahlen zu bestimmten judikativen Entscheidungen, z.B. ab wann Vergewaltigung in der Ehe nicht mehr legal war sondern zu einem Straftatbestand, wann der voreheliche Verlust der weiblichen Jungfräulichkeit nicht mehr monetär vom Mann ersetzt werden musste usw.
Einzig kritisieren möchte ich den Part, in dem Katja Lewina über Sexarbeit schreibt. Ich hatte das Gefühl, dass dieser unausgereift war.
Besonders sensibilisiert hat mich das, was Katja Lewina über Sexismus geschrieben hat und wie sehr Frauen über die Schiene ihres Geschlechts mit Ausdrücken wie „Fotze“ nach wie vor beleidigt werden, Ausdrücke, die als männliches Äquivalent gar nicht existent sind. Wie sehr die weibliche Sexualität immernoch ein Produkt männlicher Phantasien ist, ahnt man unterschwellig, es ist aber etwas anderes, die Augen derart geöffnet zu bekommen, wenn man sich bewusst macht wie weit die weibliche Sexualität auf den Mann ausgerichtet ist – man muss nur den Porno als gesellschaftliches Porträt heranziehen.
Es ist ein autobiografisches Buch, das aber für ganze Generationen von Frauen steht, die immernoch nicht so frei sind wie es erstrebenswert ist.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Süße und zeitlose Geschichte

Die kleine Hexe: Die kleine Hexe
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Die kleine Hexe wird dabei erwischt, wie sie sich heimlich auf den Blocksberg schleicht und in der Walpurgisnacht mittanzen will. Dafür ist sie noch viel zu jung, und die alten Hexen zerbrechen ihr zur ...

Die kleine Hexe wird dabei erwischt, wie sie sich heimlich auf den Blocksberg schleicht und in der Walpurgisnacht mittanzen will. Dafür ist sie noch viel zu jung, und die alten Hexen zerbrechen ihr zur Strafe den Besen und lassen sie zu Fuß nach Hause laufen. Die Oberhexe gibt der kleinen Hexe ein Jahr lang Zeit, um in der nächsten Walpurgisnacht das gesamte Hexenbuch auswendig zu lernen und eine gute Hexe zu werden.

Unter der Anleitung ihres Freundes, dem Raben Abraxas, übt die kleine Hexe das folgende Jahr ihre Hexenkünste und hilft den Menschen, wo es nur geht. Abraxas findet, dass nach Ablauf des Jahres die kleine Hexe wirklich eine gute Hexe geworden ist, und als sie in der Walpurgisnacht vor allen Hexen ihre Hexereien fehlerfrei vollführt, sind sie beeindruckt. Eine Hexe, die ihr das ganze Jahr über nachspioniert hat, zählt aber all die Dinge auf, die die kleine Hexe übers Jahr getan hat und sagt, dass sie falsch waren, denn eine gute Hexe zu sein bedeutet unter den Hexen böse zu sein und Unfug zu machen. Die kleine Hexe wird wieder von den anderen Hexen ausgelacht und abgewiesen. Daraufhin rächt die kleine Hexe sich auf eine nachhaltige Weise, denn nachdem sie nun weiß wie schön es sich anfühlt Gutes zu tun, kann sie nicht mehr zulassen, dass die Hexen Unfug mit den Menschen anstellen.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Geschichten von Trauer, Angst, Kampf und Hoffnung

Drei Leben lang
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„Drei Leben lang“ ist das Romandebüt von Felicitas Korn, in dem es um drei Menschen in verschiedenen Stadien ihres Lebens geht.

Michi ist mit seiner jüngeren Schwester Xandra in einem Übergangsheim untergebracht, ...

„Drei Leben lang“ ist das Romandebüt von Felicitas Korn, in dem es um drei Menschen in verschiedenen Stadien ihres Lebens geht.

Michi ist mit seiner jüngeren Schwester Xandra in einem Übergangsheim untergebracht, nachdem die beiden ihre Eltern bei einem Autounfall verloren haben. Michi versucht zu verhindern, dass sie getrennt werden. Die kleine Schwester soll in ein Kinderheim geschickt werden, während der Bruder in ein Jugendheim kommen soll. Also versucht Michi im Freundes- und Bekanntenkreis seiner Eltern jemanden zu finden, der das Geschwisterpaar aufnimmt.

King ist ein Krimineller auf der Höhe seines Schaffens. Er wickelt Drogengeschäfte im großen Stil ab, seinem Boss ist es aber ein Dorn im Auge, dass King seinen eigenen Schnee verkonsumiert. King will sich die abwertende Behandlung seines Chefs nicht mehr bieten lassen, er hat es auf das Geschäft und dessen Freundin abgesehen, die er schon lange begehrt.

Loosi ist Alkoholiker in mittleren Jahren, der gerade mal wieder einen Aufenthalt in der Entzugsklinik hat, als wir in die Geschichte treten. Er würde lieber gestern als heute sterben, doch dann begegnet ihm die 17-jährige Sanni, die ihn mit ihrer Unschuld und Unwissenheit vor all dem Schlechten im Leben direkt in ihren Bann zieht. Mit ihr könnte er sich das Kämpfen um ein Leben, das ihn ansonsten nicht mehr interessiert, noch einmal vorstellen.


Drei Leben, drei Geschichten, drei Kämpfe – keiner wirklich separat voneinander, denn alle diese Leben sind miteinander verflochten wie sich im Laufe der Geschichte zeigt.

Felicitas Korn schafft Wortspiele zwischen Slang und Sprache, die mir beim Lesen immer wieder das eine oder andere Lächeln abgerungen haben. In ihren Stil konnte ich mich total fallen lassen. Schon in der Buchhandlung zufällig gesehen hat mich das Buch ausnehmend interessiert, als es dann als Leseexemklar eintraf, musste ich sofort in die Geschichte eintauchen, und es hat sich definitiv gelohnt! Ich bin gespannt, ob Felicitas Korn weitere Werke produziert.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Das war mal so eine ganz andere Welt...

Die Reise ins Reich
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Ein abenteuerlicher Versuch ist das, den Undercoverjude (Eigenbezeichnung des Autors) Tobias Ginsburg da unternommen hat, die Natur des Reichsbürgers zu skizzieren.
Personen aus dem Buch werde ich nicht ...

Ein abenteuerlicher Versuch ist das, den Undercoverjude (Eigenbezeichnung des Autors) Tobias Ginsburg da unternommen hat, die Natur des Reichsbürgers zu skizzieren.
Personen aus dem Buch werde ich nicht benennen, jede Bühne wäre eine zu viel, aber wer das Buch liest, dem lege ich nahe mal einige der erwähnten Namen zu googlen. Gibt auch Videos, bei denen sich überwiegend Fremdscham einstellt, dann ist da aber die üble Gewissheit, dass solche Spinner durchaus ernstgenommen werden.
Es sind Menschen, überwiegender Anzahl ältere Männer, viele mehrfach gescheiterte Existenzen, manche hauptberuflich staatenlos, viele BRD-Leugner, einige deutsche Könige, Nazis, Rassisten, braune Esoteriker und Verschwörungstheoretiker, die Ginsburg während seiner Recherchen trifft. Aber nicht alle lassen sich so einfach einordnen. Eins hat Ginsburg gelernt und in seinem Buch zu vermitteln versucht: Oberflächlich Reichsbürger können erschreckend normal wirken. Wahnsinn ist nicht so einfach zu erkennen.
Es scheint nur zwei grob zu unterscheidende Arten von Reichsbürgern zu geben: Die, die machen (was, ist denen selbst manchmal nicht so klar); Buden mit Flyern und Mikrofonen, einen eigenen Staat auf baufälligen Geländen, von denen sie weginsolventiert werden und Politik in eigenen Parteien. Und dann gibts noch die, die folgen. So wie das Dritte Reich eben einen Führer hatte, so sehnen sich diese Reichsbürger eben danach wieder von einem Vorbild geführt zu werden.
Eins jedoch eint sie alle: Wut auf ein System, aus dem sie sich ausgeklammert fühlen. Es ist eine regelrechte Hass-Manufaktur, in der Ginsburg sich mehr als einmal gefragt hat, ob er eigentlich in einer unmittelbaren Gefahr schwebt, denn Ginsburg hat Feldforschung betrieben: Er hat sich ein Alter Ego, mitsamt Facebook-Identität und eigener Internetpräsenz mit Meinung zugelegt. Als alternativer Reporter „Tobias Patera“ mischt er sich unters Publikum, lauscht zwielichtigen Veranstaltungen, auf denen Redner und Publikum gleichermaßen über Flüchtlinge, Umvolkung, Regierungsumstürze und am Rande auch über Genderwahn schimpfen, wenn sie nicht gerade den Holocaust leugnen.
Frauen scheinen in dieser Szenerie überhaupt nur schmückendes Beiwerk zu sein wie "Souvenier"-Tische mit rechtspopulistischen Zeitschriften, Jutebeuteln, Buttons besonders anhand der T-Shirt-Größen in L und XL zeigen - Frauengrößen will der Reichsbürger nicht haben. Die sollen brav hinterherlaufen und dem Mann dabei zustimmen wie er Politik macht (oder was er dafür hält).
Das Wirre ist, dass sich die meisten dieser Reichsbürger mit fragwürdig einseitigen Ideologien nicht als Nazis oder Rassisten sehen. Ihre fremdenfeindlichen Parolen tragen sie ganz selbstverständlich nebem dem Konterfei von Rosa Luxemburg oder den Geschwistern Scholl auf ihren Transparenten und fühlen sich als Opfer eines Systems, das sie zu bekämpfen versuchen. Nazis sind immer die anderen, sie selbst jedoch der Widerstand. Ganz normaler Wahnsinn und paranoider Verdolgungswahn geben sich auf einer politischen Ebene die Klinke in die Hand.

Es ist ein skurriles Buch, das man da vor den Augen hat und gar nicht glauben kann, was man da liest, wie Menschen Teile von Realitäten so dermaßen ausblenden können, um in ihrem eigenen Weltbild Helden zu sein und weder sich noch die Ereignisse politisch einzuordnen vermögen.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Ein wunderbarer Stil und eine Geschichte, die zwei ungleiche Charaktere verbindet

Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß
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Als eines Abends in einer Bar die Ende 30-jährige Tsukiko nach vielen Jahren ihrem früheren Lehrer wiederbegegnet, entwickelt sich daraus eine ungewöhnliche Bekanntschaft. Die beiden ungleichen Personen ...

Als eines Abends in einer Bar die Ende 30-jährige Tsukiko nach vielen Jahren ihrem früheren Lehrer wiederbegegnet, entwickelt sich daraus eine ungewöhnliche Bekanntschaft. Die beiden ungleichen Personen treffen sich gelegentlich in Satorus Bar, trinken je nach Jahreszeit warmen oder kalten Sake und genießen dazu die typisch japanischen Beilagen.
Auch außerhalb von Satorus Bar treffen sie sich, mal zufällig, mal verabreden sie sich. Tsukiko entwickelt eine Zuneigung gegenüber dem fast 20 Jahre älteren Lehrer, den sie aus alter Gewohnheit nur Sensei nennt. Tsukiko, aus deren Sicht die Gescichte erzählt wird, ist sich über das Seelenleben ihres alten Lehrers nie sicher. Das ändert sich auch nicht, als sie ihm nach einem Abend mit reichlich Bier und Sake im Rausch ihre Liebe gesteht. Ohne eine klare Perspektive versucht Tsukiko sich vom Sensei fernzuhalten und ihre Liebe verdorren zu lassen. Als sie aber erfährt, dass er erkrankt ist und fürchtet, dass er in seinem Alter sterben könne, beschließt sie, dass es ihr nicht wichtig ist, ob er ihre Liebe erwidert, solange er nur weiter da ist.

Offen gestanden: Dieses Buch war ein wahrer Genuss. Einerseits macht die Beschreibung der Speisen, die Tsukiko und Sensei während ihrer Zusammenkünfte zu sich nehmen, unglaublichen Appetit, andererseits sind aber auch die gewählten Worte, aus denen diese Geschichte besteht, ein literarischer Genuss. Es ist nicht allein der Inhalt, der die Geschichte trägt, sondern ebenfalls der Stil; genießerisch, begehrlich, poetisch und dabei fast tastbar. Wenn Worte im Geist schmackhaft sind, ist es wahrlich ein gutes Buch – das konnte ich von diesem hier für mich behaupten!