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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2023

Ein Wunsch

Birthday Girl
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Birthday Girl ist eine Kurzgeschichte aus der Feder von Haruki Murakami mit Illustrationen von Kat Menschik. Das Geburtstagskind bleibt namenlos, sie ist eine junge Frau, die an ihrem 20. Geburtstag leider ...

Birthday Girl ist eine Kurzgeschichte aus der Feder von Haruki Murakami mit Illustrationen von Kat Menschik. Das Geburtstagskind bleibt namenlos, sie ist eine junge Frau, die an ihrem 20. Geburtstag leider nicht frei bekommen hat, sondern im Restaurant arbeiten muss. Da ihr Chef akute Bauchschmerzen bekommt und ins Krankenhaus fährt, kann er seine übliche Aufgabe nicht erledigen und trägt ihr auf dem Inhaber des Lokals an seiner Stelle das Abendessen pünktlich wie immer um 20:00 Uhr ans Zimmer zu bringen. Anders als von ihrem Vorgesetzten angekündigt, hinterlässt sie das Dinner nicht nur, sondern wird vom Restaurantinhaber, einem kleinen freundlichen Mann, der in Anzug und Fliege die Tür öffnet, aufs Zimmer gebeten. Auf Nachfrage erzählt sie ihm, dass heute ihr Geburtstag sei, und er will ihr einen Wunsch erfüllen, wenn sie ihn nur äußern will. Er versichert ihr, er würde in Erfüllung gehen, und sie könne ihn nicht zurücknehmen.
Jahre später erinnert sie sich an die Begebenheit und resümiert, wie ihr Leben nun aussieht.

Es ist eine kurze aber auf murakamitypische Art auch wieder eine geheimnisvolle Geschichte, die durch die mehrschichtigen Illustrationen von Kat Menschik komplettiert werden. Eine wirklich schöne Ausgabe, an der man seine Freude hat!

Veröffentlicht am 30.07.2023

Ein kurzer Einblick

Ein menschliches Herz
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92 Seiten, große Schrift, kompakte Geschichte, aber wieder mal viel Herzblut wie man es von Irvin D. Yalom kennt. Der amerikanische Psychotherapeut hält nichts von Distanz, sondern lässt immer auch ein ...

92 Seiten, große Schrift, kompakte Geschichte, aber wieder mal viel Herzblut wie man es von Irvin D. Yalom kennt. Der amerikanische Psychotherapeut hält nichts von Distanz, sondern lässt immer auch ein Stück von sich selbst in seine Erzählungen einfließen. Bei dieser Geschichte geht es auch gar nicht anders, denn sie handelt von der tiefen Freundschaft zwischen Yalom und Berger, einem erfolgreichen Herzchirurgen. Die beiden Männer lernten sich im Medizinstudium kennen, und trotz dessen, dass sich Robert Berger nie dazu hinreißen lässt tief in seine turbulente Jugend als Holocaust-Überlebender hineinblicken zu lassen, werden die beiden innige Freunde. Yalom, der überwiegend behütet aufgewachsen ist, will sich den Schrecken dieser Vergangenheit auch nicht unbedingt stellen, dennoch lässt er über die vielen Jahrzehnte, die sich die beiden kennen, immer wieder seine persönliche Meinung einfließen, warum der Herzchirurg sich so in seine Arbeit vergräbt. Doch Berger will davon nichts hören und nicht über die schlimmen Dinge reden. Yalom und Berger haben beide die mittlere Hälfte ihres 70. Lebensjahrzehnts überschritten, als Robert Berger endlich über das zu sprechen imstande ist, was ihn nachts in seinen Träumen verfolgt.

Mit diesem Buch hat man eine kurze Geschichte, die sich zügig weglesen lässt, in der aber wieder die volle Leidenschaft für Literatur und Psychologie Yaloms zutage kommt.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Aufbruch zu neuen Abenteuern!

Das Auge des Zoltars
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Jennifer Strange und die Zauberagentur KAZAM gehen in die dritte Runde: Der mächtige Shandar verlangt von Jennifer ihm ein legendäres magisches Artefakt zu beschaffen im Austausch gegen das Leben der letzten ...

Jennifer Strange und die Zauberagentur KAZAM gehen in die dritte Runde: Der mächtige Shandar verlangt von Jennifer ihm ein legendäres magisches Artefakt zu beschaffen im Austausch gegen das Leben der letzten zwei Drachen, die Shandar aus einem alten Geschäft heraus vom Antlitz der Erde tilgen will, um einer Strafzahlung zu entgehen. Dazu muss sie sich in das Cambrische Empire begeben, das in den Ununited Kingdoms für Gefahr durch Gesetzlosigkeit, marodierende Banden und wenigstens 14 Tierarten, mit deren Begegnung ein rascher Tod verbunden ist, berüchtigt ist. Zuvor stattet Jennifer zaubertechnische Hofberaterin König Snodd und Königin Mimosa im Palast einen Besuch ab und bekommt von der Königin deren verzogene Erstgeborene zu Erziehungszwecken aufgebrummt. Mit Prinzessin Shazine und dem jungen Zauberer Perkins macht sie sich auf ins Cambrische Empire, wo die kleine Gruppe auf jede Menge interessanter Charaktere und einige statistische Tode trifft - denn schließlich will der Trupp es wieder lebend aus dem gefährlichen Königreich schaffen.

Eine zauberhafte Fortsetzung von Jennifer Stranges Abenteuern mit einem unerwarteten Showdown, das Lust darauf macht zu erfahren wie die Geschichte weitergeht. Leider muss man auf einen vierten Band bisher warten. Aber ernsthaft: Das Warten lohnt sich! Jasper Fforde ist ein Autor, den ich für seinen skurrilen Einfallsreichtum und seinenteils bizarren Humor absolut schätze. Besonders die anfangs nutzlose Prinzessin zeigt im Laufe der Geschichte derart ungeahnte Talente, dass ich aus dem Grinsen nicht mehr rauskam!

Veröffentlicht am 30.07.2023

„Gewalt hat keine keine Klasse, keine Religion und keine Nationalität, sie hat im überwiegenden Fall jedoch ein Geschlecht.“

Wenn Männer mir die Welt erklären
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Man kann von feministischer Literatur halten, was man will, aber dieses Buch hat für mich eine augenöffnende Wirkung. In diesem Buch siedeln sich zusammengetragene Essays aus einem Spektrum zwischen männerverordneter ...

Man kann von feministischer Literatur halten, was man will, aber dieses Buch hat für mich eine augenöffnende Wirkung. In diesem Buch siedeln sich zusammengetragene Essays aus einem Spektrum zwischen männerverordneter Sprach- und Machtlosigkeit, Misogynie und offener Gewalt gegen Frauen an, die aus Rebecca Solnits Feder nahezu alle auf TomDispatch erschienen sind.
Es geht nicht ausschließlich um Mansplaining. Dieses Buch geht weiter in die Tiefe als der rein verbal zur Schau gestellte Überlegenheitsanspruch von „Männern, die mir die Welt erklären“. Es werden vielfältige Arten dargestellt wie Männer Frauen den Raum nehmen gehört und respektiert zu werden, zu sprechen sowie zu partizipieren. Zum geschlechterspezifischen Machtanspruch werden anhand von Beispielen aus den Medien auch körperliche Übergriffe von Männern gegen Frauen herangezogen, denn Gewalt ein drastrisches autotoritäres Kontrollmittel. 93% der Gefängnisinsassen in den USA sind männlichen Geschlechts, was auf die Gewaltbereitschaft zumindest annähernd hindeutet. Auch Frauen begehen schlimme Verbrechen, und Solnit ist es wichtig zu betonen, dass auch wenn viele Gewaltverbrechen von Männern begangen werden, nicht alle Männer gewalttätig sind.

„Gewalt hat keine keine Klasse, keine Religion und keine Nationalität, sie hat im überwiegenden Fall jedoch ein Geschlecht.“

Im Mittelteil befindet sich ein Essay zu Virginia Woolf, durch den ich mich ohne die anfängliche Begeisterung gehangelt habe, vielleicht deshalb, weil ich mich mit dieser Autorin noch nie beschäftigt habe und entsprechend nichts von ihr kenne. Ich fand das Buch insgesamt sehr aufschlussreich und trotz seines überschaubaren Umfangs gehaltvoll, denn ein Name/Ereignis und eine Jahreszahl hat mich bei speziellen Erwähnungen im Buch noch darüberhinaus im Internet vertiefend begleitet.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Eine Geschichte über die Momente kleinen Glücks

Kirschblüten und rote Bohnen
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Tag für Tag arbeitet der Ex-Häftling Sentaro im Doraharu, einem Imbiss für Dorayaki, kleine mit Bohnenpaste gefüllte Pfannküchlein. Er schuldet der Besitzerin noch Geld und sieht daher kein Vorankommen ...

Tag für Tag arbeitet der Ex-Häftling Sentaro im Doraharu, einem Imbiss für Dorayaki, kleine mit Bohnenpaste gefüllte Pfannküchlein. Er schuldet der Besitzerin noch Geld und sieht daher kein Vorankommen in seinem Leben, obwohl ihm die Arbeit im Imbiss unter dem Kirschbaum keinen Spaß macht. Als eines Tages die alte Tokue vor seinem Imbiss auftaucht und die ausgeschriebene Aushilfsstelle für sehr viel weniger Geld antreten würde, hat Sentaro zunächst Zweifel wegen des hohen Alters der Frau und ihren merkwürdig verstümmelten Fingern, gibt ihrer Hartnäckigkeit unbedingt dort arbeiten zu wollen jedoch nach. Sie führt in in die Kunst ein das Bohnenmus herzustellen, das er bisher aus Fertigkanistern aufbereitet hat. Das Geschäft mit den Dorayaki floriert bald sehr gut, und unter den vielen Schulmädchen, die Gäste des Imbisses sind, freundet sich die junge Wakana mit den Mitarbeitern des Doraharu an. So finden drei Einzelgänger zusammen und verästeln ihre Geschichten. Von der Besitzerin des Imbisses wird Sentaro bei einem ihrer Besuche dazu aufgefordert, Tokue zu entlassen, die die Finger der alten Frau auf eine Lepraerkrankung zurückführt. Tokue, die bereits über 80 Jahre alt ist, kommt Sentaro zuvor und kündigt, da sich Erschöpfungserscheinungen bei ihr bemerkbar machen. Der Einladung Tokues folgend machen sich Sentaro und Wakana auf den Weg zu ihr, die in einem Sanatorium für gesundete Patienten des Aussatzes lebt. Aus ihrer Geschichte, die sie den beiden während des Besuches offenbart, geht hervor, dass an Lepra erkrankte Japaner jahrzehntelang weggesperrt wurden und ihre Familien nie wieder sahen. Tokue, die als junges Mädchen erkrankte und bei ihrer Freisetzung zur Außenwelt gar keinen Bezug hat, ist Sentaro für die Erfahrung dankbar, die sie bei ihm machen durfte, während sie mit ihm zusammen gearbeitet hat. Für die Freundschaft, die sich daraus ergeben hat, wird sie ihr Leben lang dankbar sein.

Dieses Buch ist nicht nur eine wirklich schöne Geschichte, die Durian Sukegawa geschaffen hat, man erfährt auch aus der japanischen Historie ein wenig in Bezug darauf, wie seitens der Regierung mit derart erkrankten Mitmenschen umgegangen wurde. Ich mag es sehr, wenn mich über die schönen Stunden der Muße hinaus ein Buch es schafft mich dazu zu bewegen mich weiterführend über kulturelle und geschichtliche Hintergründe zu informieren.