„Du verdienst mehr, Charlotte.“
(Nate zu Charlie in Liebe ist eine komplizierte Phase)
Worum geht’s?
Charlie, 29, liebt Zahlen, Formeln, Codes und ist ziemlich tough. Muss sie auch sein, um sich als Informatikerin an der Uni gegen die männliche Konkurrenz durchzusetzen. Dann verkündet ihre jüngere Schwester, dass sie verlobt ist. Und Charlies Welt steht kopf: Heiraten, mit Kniefall, Ring, Kitsch, das will sie auch, obwohl sie diese Klischees eigentlich hasst. Plötzlich stellt sie alles infrage: Langzeitfreund David, den Traum von der Uni-Karriere. Und dann taucht auch noch Nate auf und bringt ihr System zum Absturz …
Liebe ist eine komplizierte Phase ist ein Einzelband.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch wird durch Charlie in der Ich-Perspektive erzählt.
Meine Meinung
Academic Romcoms sind dank Ali Hazelwood ein fester Bestandteil meines Buchlebens geworden. Als mir auf der Messe durch den Verlag dieses Buch vorgestellt bekommen habe, war ich sehr angetan, vor allem weil mich die Thematik mit Charlie, die plötzlich alles in Frage stellt, sehr angesprochen hat. Als Urlaubslektüre habe ich das Buch dann in einem halben Tag weggesuchtet – und muss sagen, hier warten einige Überraschungen.
Die Geschichte um Charlie und ihren Freund David ist kompliziert. Charlie ist sehr ambitioniert, hat Vorstellungen von ihrem beruflichen Leben und ist eigentlich ganz zufrieden damit, wie es läuft, wenn man davon absieht, dass ihr Herzensprojekt um eine feministische Sprachassistentin ein wenig ins Stocken geraten ist. Doch dann verlobt sich ihre Schwester und alles gerät aus dem Ruder. Wieso kriegt sie keinen Antrag, obwohl sie mit David seit Ewigkeiten zusammen ist? Die Antwort ist simpel: Weil sie dieses ganze Leben, pompöse Hochzeit und weißes Kleid doch gar nicht will. Oder? ODER? Doch, irgendwie will sie es. Und so begleitet der Leser Charlie auf einer Reise durch ihren eigenen Kopf.
Ich muss zugeben, dass ich einen Moment gebraucht habe, um in die Geschichte reinzufinden. Der Schreibstil ist super, sehr leichtgängig. Charlie ist etwas wankelmütig und in einigen Facetten auch sehr verurteilend. David wird von ihr sehr stark bewertet, gleichzeitig habe ich als Leserin aber auch das Gefühl bekommen, dass sein Interesse an Charlie auf Sparflamme köchelt. Einige seiner Aussagen haben mich wütend gemacht – und das war eindeutig die Intention der Autorin. Denn entsprechend bin ich „darauf reingefallen“, als Nate auf der Bildfläche auftauchte. Der gutaussehende Chef von David, ähnlich ambitioniert wie Charlie und eindeutig charmant. Love Triangle? Neuer Partner? Ich war lange unschlüssig, in welche Richtung die Story gehen könnte. Ich möchte auch nicht viel verraten, nur so viel: es warten so einige Stolpersteine auf Charlie.
Die zweite Hälfte des Buches kommt dann sehr unerwartet, denn Charlie wird Buchautorin. Ich fand die Idee anfangs schräg, dann aber wahnsinnig interessant und witzig. Denn hier wird neben den anfänglichen Themen (wie schwer Frauen es in der MINT-Branche haben, wie wichtig der Support in diesem Bereich ist, wie der familiäre Druck auf Charlie wirkt) auch ein interessanter Blick auf die Literaturbranche und die Buchcommunity geworfen. Was Charlie schreibt, wieso sie es schreibt, welche Folgen es hat – hier erwartet den Leser ein Feuerwerk an Storylines und ich war wirklich mitgerissen, wenngleich ich an einigen Stellen Charlie auch gern geschüttelt hätte. Je mehr ich gegen Ende kam, desto mehr habe ich erkannt, wie geschickt die Autorin den Leser und die Sympathien in der Geschichte lenken kann und davor ziehe ich wirklich den Hut. Auch, weil es mir beim Lesen selbst gar nicht so bewusst war, sondern erst zunehmend mit dem Ende, wo sich die einzelnen Handlungen verbinden. Zwar hätte ich mir an einigen Stellen auch etwas mehr Weitsicht und Entwicklungsdynamik gewünscht (z.B. das familiäre Umfeld betreffend), aber das Buch hat für mich auch so gut funktioniert.
Dennoch fehlt gegen Ende hin für einige Entwicklungen ein kleines bisschen die Substanz, was ich etwas schade fand. Es ging sehr schnell und ich hätte mir auch ein bisschen mehr inneren Monolog von Charlie gewünscht, der mir die reflektiven Prozesse aufgezeigt hätte, die zu ihrer Entscheidung geführt haben. Ich würde aber fast sagen, dass dies meckern auf recht hohem Niveau ist. Das Buch hat mich mitgerissen, ich habe es in einem Rutsch durchgelesen und es hat mich gut unterhalten. Vielleicht muss es nicht immer super tief und vielseitig erklärt sein. Für mich war dies auf jeden Fall eine fantastische Urlaubslektüre zum Abschalten.
Mein Fazit
Liebe ist eine komplizierte Phase überrascht mit einigen Twists und jeder Menge Stolpersteinchen für die sympathische Protagonistin. Die Autorin lenkt geschickt die Gedanken des Lesers und liefert eine überzeugende Geschichte ab, die Spaß macht. Hinten geht der Geschichte ein wenig die Substanz aus, aber dennoch kann ich das Buch als Quickread sehr empfehlen.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]