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Veröffentlicht am 08.09.2017

Liebe kann man nicht erkaufen

LI
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"Nichts ist trauriger als eine Frau, die sich aus anderen Gründen auszieht als für die Liebe." (Juliette Gréco)
Der ordnungsliebende, arrogante und egoistische Journalist Peter hat seit seiner Trennung ...

"Nichts ist trauriger als eine Frau, die sich aus anderen Gründen auszieht als für die Liebe." (Juliette Gréco)
Der ordnungsliebende, arrogante und egoistische Journalist Peter hat seit seiner Trennung von Freundin Julia keine neue Beziehung mehr gehabt. Aus Frust und Lust auf Sex besucht er ein Bordell und lernt dort Beatrice und die junge Vietnamesin Li kennen. Peter bringt es nicht übers Herz mit Li Sex zu haben, stattdessen reden sie und Li erzählt ihm ihre Geschichte. Li kam mit dem Versprechen nach Wien, damit sie hier Medizin studieren könnte, stattdessen wurde sie an Zuhälter verkauft. Peter verspricht ihr zu helfen und sie von hier wegzubringen. Doch Li begeht noch in derselben Nacht Selbstmord, da sie von ihrem Zuhälter missbraucht wird. Für Peter bricht eine Welt zusammen, Lis Geschichte hat ihn so berührt das er total verzweifelt ist und nicht rechtzeitig für sie da war. Am nächsten Tag wundert er sich als er Lis Stimme hört, den Li hat noch einen Auftrag zu erledigen bei dem ihr Peter helfen muss. Aber auch Bea will nach dem Tod Lis nicht mehr im Bordell bleiben. Zusammen mit Peter reist sie nach Vietnam um Lis letzten Willen, einen Brief, ihren Eltern zu bringen. In Vietnam wird dann Peter mit Lis Hilfe klar was seine Aufgabe ist.

Meine Meinung:
Isabella Maria Kern eine hauptberufliche Krankenschwester hat hier in ihren Debütroman ein heißes Thema angefasst. Es geht in erster Linie um Zwangsprostitution und den Folgen daraus. Doch leider verblasst diese Thema im Laufe des Buches ein wenig. Den die Autorin hat teilweise sehr langatmige, vielleicht zu ausführliche Passagen in ihrem Buch wo es nicht um diese Thema geht. Im großen und ganzen geht es um Peter, seine Veränderung nach der Situation, seine Trauer nach Lis Tod und der Leser bekommt aber auch mit wie sich Peter neu verliebt. Das Buch ist sehr emotional und teilweise auch recht traurig. Leider ging das Thema Zwangsprostitution bei Minderjährigen nach dem ersten Drittel ein wenig unter, vielleicht wollte da die Autorin zu viel. Trotzdem fand ich die Geschichte sehr gut, so wie den Schreibstil der Autorin. Die Vision von Li als guter Geist der Peter beisteht fand ich gut umgesetzt. Die Szene mit Johann dem Polizisten fand ich zwar glaubwürdig, aber meiner Ansicht war sie zu viel, da wäre weniger mehr gewesen. Trotzdem hat mich die Autorin überzeugt, wenn sie ihre nächsten Bücher etwas rafft und bei Thema bleibt dann wird es sicher noch besser. Das Cover hingegen ist ein wahrer Hingucker mit einem Porträt von Li, deshalb von mir 4 von 5 Sterne für dieses Buch.

Veröffentlicht am 06.09.2017

Wie weit geht Nächstenliebe und Ehrfurcht vor dem Leben?

Mit Albert Schweitzer im Urwald
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"Das Wenige, das du tun kannst, ist viel, wenn du nur irgendwo Schmerz und Weh und Angst von einem Wesen nimmst, sei es Mensch, sei es irgendeine Kreatur. Leben erhalten ist das einzige Glück." (Albert ...

"Das Wenige, das du tun kannst, ist viel, wenn du nur irgendwo Schmerz und Weh und Angst von einem Wesen nimmst, sei es Mensch, sei es irgendeine Kreatur. Leben erhalten ist das einzige Glück." (Albert Schweitzer)
Wir blicken hier in dieser Kurzbiografie auf das Leben von Albert Schweitzer geboren am 14. Januar 1875 in Kaysersberg im Elsass. Schon bei der Geburt bereitete er seinen Eltern Adele und Theologen Louis Schweitzer Sorgen. Doch Albert scheint ein Kämpfer zu sein, so wie er es auch später mehrmals zeigen wird. Der Glaube hat schon in jungen Jahren eine große Rolle gespielt. Nachdem er schon seinen Doktor in Philosophie und Theologie hatte, hört er auf Gottes Rufen nach Afrika zu gehen. Doch dort darf er seinen Glauben nicht verbreiten und studiert deshalb Medizin um ein Urwaldhospital in Lambaréné zu eröffnen. Wir lernen aber auch den Philosophen, Theologen und seine Liebe zu jedem Lebenswesen kennen. In Afrika ist er aber nicht nur der Arzt, sondern auch Theologe, Philosoph, Organist, Orgelbauer, Krankenpfleger, Chirurg, Landwirt, Mechaniker, Architekt, Zimmermann, Manager aber auch einer der Hand anlegen kann. Doch immer mehr entwickelt sich der neunmalklugen Besserwisser aus der Kindheit über den rechthaberischen Oberlehrer in der Wissenschaft, bis zum Tropenhelm-Tyrann in Lambaréné.

Meine Meinung:
Dem Politikwissenschaftler und Journalist Gernot Uhl ist hier eine gelungene Kurzbiografie eines Mannes, der die Welt bewegt hat gelungen. Albert Schweitzer wird in dieser Biografie in Kürze teils auch humorvolle dem Leser nahe gebracht. Ob das z. B. die Erwähnung von Wildschwein Josephine als Wellblechkirchgängerin ist oder seinem Helfer Azowani mit seinen eigenartigen Diagnosen. Ich jedenfalls habe so einen Einblick in das Leben dieses Mannes bekommen, für den jedes Lebewesen wichtig war und der sich aufgeopfert hat, wie Mutter Theresa. Leider blieb dadurch seine Frau und Tochter auf der Strecke, was mich dann schon etwas verwundert bei Schweitzer, wo er doch so vorbildlich in der Nächstenliebe war. Vielleicht hätte man die Zeit in Afrika etwas ausführlicher und die von Musik etwas weniger gestalten können, ansonsten ist es ein gutes Buch um einen kurzen, prägnanten Einblick in große, weltbewegende Menschen zu bekommen. Das Cover mit einem Bild von Urwaldhospital passt sehr gut zur Geschichte. Von mir jedenfalls gute 4 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 29.08.2017

Wie wohl mein Leben am Ende aussehen wird?

Briefe an die grüne Fee
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"Ein Mensch, der um anderer willen, ohne es seine eigene Leidenschaft, sein eigenes Bedürfnis ist, sich um Geld oder Ehre oder sonst etwas abarbeitet, ist immer ein Tor." (Goethe aus "Die Leiden des jungen ...

"Ein Mensch, der um anderer willen, ohne es seine eigene Leidenschaft, sein eigenes Bedürfnis ist, sich um Geld oder Ehre oder sonst etwas abarbeitet, ist immer ein Tor." (Goethe aus "Die Leiden des jungen Werthers")
Da sitzt er nun auf einem Dach über der Stadt, mit einer alten, rostigen Pistole in der Hand, seinen Liebesbriefen an seine Geliebte Flamencotänzerin und überlegt, ob er seinem Leben ein Ende setzen soll. Doch zuerst einmal läuft sein Leben an ihm vorbei, so schaut er nochmal zurück was er in all seinen Lebensjahren erlebt und erreicht hat. Gelebt hat er, das war ihm immer das wichtigste. Nicht Geld oder Besitz wollte er unbedingt, sondern ein schönes Leben, ehe ihn der Sensenmann abholen und mitnehmen würde. Deshalb genoss er auch das Leben in vollen Zügen, mit Alkohol, Drogen, Diebstählen und schönen Frauen. Sein Motto war immer das aus seinem Lieblingsbuch "Frederick von Leo Lionni". Während alle anderen Mäuse Vorräte für den Winter sammelten, genoss Frederick die Sonne. Dafür konnte er aber im dunklen Winter die Sonne in die Herzen der anderen bringen, durch seine Geschichten, die er erzählte. Deshalb versucht er dem Stress der Welt zu entfliehen, um unbekümmert in seine Seele zu dringen.

Meine Meinung:
So erlebe auch ich dieses Buch, wie ein Leben das Licht und Erkenntnis in manchen Alltag bringen könnte. Salih Jamal nimmt den Leser hier mit seiner ganz eigenen Sprache, mal philosophisch, mal richtiggehend vulgär mit auf die Lebensreise dieses Ich-Erzählers. Er ist sicher kein einfacher Mensch, aber genießt sein Dasein auf dieser Erde in jeder Form, ohne darüber nachzudenken, was morgen sein könnte. Der Schreibstil ist sehr gut, auch wenn die vulgäre Sprache sicherlich nicht jedermanns Sache sein wird. Vieles aus dem eigenen Alltag kann man hier in diesem Buch wiedererkennen und sicher teilweise auch darüber lachen. Trotzdem musste ich ab und zu den Kopf schütteln über diesen Erzähler und fragte mich, wie viel Salih Jamal wohl in dieser Geschichte steckt? Dies ist kein Buch, das jeden Geschmack trifft und man sollte es sich auch öfters zu Gemüte führen, den es gibt heute leider viel zu wenige Fredericks, die das Leben genießen. Leider war ich auch nicht mit allen Aussagen des Autors einig und das Buch hatte auch einige Rechtschreibfehler, so das ich nur 4 von 5 Sterne gebe. Doch der Autor hat sicher Potenzial weitere literarisch gute Bücher zu schreiben.

Veröffentlicht am 24.08.2017

Ein grausames Experiment mit verheerenden Folgen

Die Behandlung des Bösen
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"Diejenigen, die dich dazu bringen können, an das Unwahrscheinliche zu glauben, sind auch in der Lage, dich zu Gräueltaten zu überreden." (Voltaire)
Moira Becker Psychiaterin, 38 verheiratet mit dem BKA ...

"Diejenigen, die dich dazu bringen können, an das Unwahrscheinliche zu glauben, sind auch in der Lage, dich zu Gräueltaten zu überreden." (Voltaire)
Moira Becker Psychiaterin, 38 verheiratet mit dem BKA Beamten Tom Diavelli, zusammen mit ihrem 7-jährigen Sohn scheint für diese Familie alles in bester Ordnung zu sein. Doch nun soll Moira die Leitung der forensischen Strafanstalt in Berlin übernehmen. Deshalb wird sie auch als Projektleiterin für die Neurotec AG ausgesucht. Hier möchte man durch ein gezieltes Programm Straftäter beobachten und überwachen. Für dieses Experiment hat sie den brutalen Straftäter Martin Simon ausgesucht. Gleichzeitig gibt es einen brutalen Mord in Berlin, bei dem eine junge Frau bestialisch ermordet und an einem See abgelegt wurde. Dazu wird Tom vom BKA Wiesbaden hinzugerufen, auffällig ist nur, dass er hierfür nicht zuständig ist. Doch die Bilder der Frau lassen ihn nicht mehr los, immer mehr werden diese zur Belastung. Als dann auch noch Moiras Vater stirbt, verändert sich die Familie immer mehr. Während in Russland der Serientäter Janus sein Unwesen treibt und Frauen quält und ermordet, erliegt Tom immer mehr dem Alkohol. Kann es sein das es irgendwer auf Tom und seine Familie abgesehen hat?

Meine Meinung:
Ein Buch das einem bei manchen Kapiteln Gänsehaut beschert und das ein Bild der Zukunft vor Augen stellt, das heute aktueller den je ist. Das Manipulation und Überwachung heute schon einen großen Raum bei uns einnimmt wissen sicher viele. Dass man evtl. Personen beeinflussen kann bis sie sich verändern, dabei denke ich bisher nur an den Terrorismus, aber wer weiß was noch alles auf uns zukommt. Die Autorin zeigt uns hier ein Schreckensszenario, das man sich lieber nicht ausmalen möchte. Der Schreibstil allerdings hat mich manchmal ein wenig verwirrt. Zum einen sind teilweise die Kapitel zeitlich so weit auseinander, das ich öfters den roten Faden verlor und ab und zu gab es Namensverwechslungen mit Moira Becker und Lions Frau Alexa. Für mich war das Buch mit der Geschichte interessant, aber etwas unrund geschrieben. Allerdings hätte ich mir für manche Protagonisten ein schöneres Ende gewünscht. Das Cover ist gut und passend zur Geschichte gewählt, deshalb von mir 4 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 04.08.2017

Die Task Force mit zwei Cold Case Fällen in Carin County

Evie Backwell - Stadt der Verschwundenen
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"Sich nach etwas sehnen, heißt auch, einen schweren Weg bis zum Ende gehen." (Frank Dommenz)
In der Kleinstadt Carin County lebt die Familie Thane, eine gläubige und ehrliche Familie mit drei erwachsenen ...

"Sich nach etwas sehnen, heißt auch, einen schweren Weg bis zum Ende gehen." (Frank Dommenz)
In der Kleinstadt Carin County lebt die Familie Thane, eine gläubige und ehrliche Familie mit drei erwachsenen Söhnen. Keiner von ihnen hätte vermutet das irgendwann ihre Gebete mal das wichtigste für sie werden würden. Den die Vergangenheit kommt zu ihnen böse und skrupellos, es geht um Missbrauch und Zeugenschutz mit dem sie konfrontiert werden. Doch erst geht es um zwei Fälle von Vermissten aus der Vergangenheit, für die sich die neu gegründete Task Force interessiert. Dazu wurde vom Gouverneur extra die ehrgeizige Ermittlerin Evie Blackwell berufen und möchte nun in ihrem Urlaub nach neue Erkenntnisse suchen. Bei den Fällen handelt es sich um die Familie eines Polizisten und der Fall der kleinen Ashley, beide werden seit Jahren vermisst. Mit der Hilfe von Sheriff Gabriel Thane und den Freunden Ann und Paul Falcon versucht sie Licht in die Fälle zu bringen. Werden sie die Fälle aufklären können oder bleiben sie für immer ungelöst?

Meine Meinung:
Für mich war dies das erste Buch der Autorin und ich war gespannt, wie sie in eine kriminalistische Handlung den Glauben unterbringt. Doch Dee Henderson ist dies recht gut gelungen, hat sie ja schließlich Erfahrung von viele Bücher zuvor. Leider ist dabei vielleicht ein wenig die Spannung in den Hintergrund getreten, die ich mir ein bisschen mehr gewünscht hätte. Eingeteilt in Kapitel kommen die einzelnen Personen zu Wort und werden durch ihre Namen hervorgehoben. Das düstere Cover zeigt den Ballast und die Sünde auf, der über der Kleinstadt Carin County steht und passt von daher sehr gut zum Buch. Die Protagonisten waren mir allesamt sehr sympathisch, vor allem die Thanes die als Familie großartig zusammenhalten. Mutter Marie ist die begnadete Beterin, die immer ein offenes Ohr hat für ihre drei Jungs, aber auch für andere und die Familie umsorgt. Man merkt aber auch im Laufe der Geschichte den guten Zusammenhalt der Stadt. Vielleicht ist es deshalb für alle unbegreiflich, das diese beiden Fälle noch nicht gelöst sind. Das Ende ist vielleicht ein wenig überraschend, schließt aber den Roman gut ab. Trotzdem würde ich mich freuen weitere Teile der Task Force und ein Wiedersehen mit Evie und den Thanes zu erleben. Für Freunde von Ermittlungen eine Empfehlung und von mir gute 4 von 5 Sterne für dieses Buch.