Originelle Geschichte mit österreichischem Flair
2017: Moritz verbringt mit seiner schwangeren Freundin einen gemütlichen Abend in der gemeinsamen Wohnung, als überraschend sein (ehemals?) bester Freund Raffael vor der Tür steht. Seit sechzehn Jahren ...
2017: Moritz verbringt mit seiner schwangeren Freundin einen gemütlichen Abend in der gemeinsamen Wohnung, als überraschend sein (ehemals?) bester Freund Raffael vor der Tür steht. Seit sechzehn Jahren haben sie einander nicht mehr gesehen. Sein Auftauchen wird letztlich dazu führen, dass Moritz sich Erinnerungen an seine Jugend stellen muss und einige schmerzhafte Wahrheiten erfährt.
Gleichzeitig ist die psychisch angeschlagene Jo auf der verzweifelten Suche nach Raffael, der plötzlich verschwunden ist.
1986: Die 25jährige Marie zieht mit ihren zwei kleinen Kindern in ein altes Haus in einem abgelegenen Dorf am Dürrnberg. Ihr Mann wird die nächsten Jahre überwiegend in Wien verbringen und so ist Marie allein mit den Kindern an einem Ort, wo sie niemanden kennt und schwer Anschluss findet. Dennoch reagiert sie skeptisch, als ihr dreijähriger Sohn Moritz sich mit dem gleichaltrigen Raffael anfreundet und dessen Mutter auch ihre Nähe sucht.
Von all dem wird abwechselnd aus den Perspektiven von Moritz, Marie und Jo erzählt, wobei viel zwischen den verschiedenen Zeiten herumgesprungen wird. Trotzdem hatte ich keine Probleme damit, der Geschichte zu folgen und es wird durch verschiedene Andeutungen auch etwas Spannung erzeugt.
Die Handlung als solches ist zwar nicht gerade spektakulär, aber doch originell und hebt sich vom sonstigen Einheitsbrei auf dem Buchmarkt ab. Deswegen konnte ich leicht darüber hinwegsehen, dass manches unlogisch oder schwer nachvollziehbar ist und ein paar Fragen offen bleiben.
Wirklich überzeugen kann der Roman aber mit den interessanten Protagonisten und dem gut gezeichneten Ambiente. So nimmt Moritz die Welt und die Menschen um ihn herum auf ganz spezielle Weise wahr, sieht beispielsweise bei jedem eine farbige Aura. (Daraus erklärt sich auch der Titel.) Besonders gut hineinversetzen konnte ich mich aber in Marie, die unter schwierigen Bedingungen immer ihr Bestes gibt.
Man kann hier nachempfinden, was das Aufwachsen in einem kleinen Dorf bedeutet, wie Erlebnisse aus Kindheit und Jugend das ganze weitere Leben beeinflussen, oder auch, wie schwer es für Mütter ist, alles richtig machen zu wollen und ihre Kinder dennoch nicht vor allem Übel bewahren zu können.
Ein weiterer großer Pluspunkt ist das österreichische Flair, insbesondere auch die Verwendung einer erkennbar österreichischen Sprache, was heutzutage leider auch bei Büchern von österreichischen Autor(inn)en keine Selbstverständlichkeit ist.