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Veröffentlicht am 08.08.2023

Eher schwach

Let's be bold
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Ich habe wunderschöne Erinnerungen an meine aufregende Zeit in New York, daher landen die meisten Romane mit dem Setting NYC im Grunde automatisch auf meiner Leseliste - erst recht, wenn sie von einer ...

Ich habe wunderschöne Erinnerungen an meine aufregende Zeit in New York, daher landen die meisten Romane mit dem Setting NYC im Grunde automatisch auf meiner Leseliste - erst recht, wenn sie von einer so talentierten Autorin wie Nicole Böhm verfasst worden sind (die mich zuletzt mit ihrer in Montana spielenden Golden-Hill-Trilogie begeistert hatte). Die Be-Wild-Reihe ist allerdings kein Solo-, sondern ein Partnerprojekt, das Böhm gemeinsam mit Anabelle Stehl, von der ich - bisher - noch kein Werk gelesen habe, erschaffen hat.

Den Auftaktband ("Let’s be wild"), dessen Erscheinungsdatum zum Glück nicht allzu lange zurückliegt, hatte ich als ganz unterhaltsame Lektüre für zwischendurch in Erinnerung; kein mega Highlight, aber durchaus mit tollen Elementen versehen - insbesondere der Aspekt der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen den vier Hauptfiguren hatte mir gefallen.

Leider erschien mir ebendiese besondere Bindung zwischen Tyler, Shae, Evie und Ariana im vorliegenden Werk sehr blass. Vielmehr stehen die individuellen Beziehungen (mit Nebencharakteren), diverse Dramen und (mentale) Probleme im Vordergrund. Arianas Trauer um ihren Bruder Quinn (bzw. die sonderbare Art der Trauerbewältigung, die ihre Eltern an den Tag legen), las sich von all dem noch am angenehmsten. Der Rest hingegen …

Versteht mich bitte nicht falsch, einzeln betrachtet ist jedes dieser ernsten Themen wichtig. Aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass es sich in jedem zweiten Roman nur noch um Mental Health, Awareness für XYZ und Co. dreht, noch dazu auf eine moralisierende Weise, die mich mit der Zeit nur noch anstrengt. Muss denn jede Figur neuerdings auf Zwang eine therapierwürdige (Angst-)Störung oder sonstige Traumata verpasst bekommen? Gibt es sonst plötzlich keine anderen Themen mehr, über die es sich zu schreiben lohnt bzw. die den Rahmen für eine kreative Story bilden würden?

Um zu "Let’s be bold" zurückzukehren: Es sind vier Hauptfiguren = vier Erzählperspektiven. Mir würde es besser gefallen, wenn jede der Figuren für einen Band lang im Vordergrund stehen würde, dann könnte man sich pro Band mit einem der zahlreich eingeflochtenen Probleme beschäftigen. Aber hier brannte es quasi an allen Ecken und Enden gleichzeitig (und die Auflösung der Probleme erschien mir zum Teil recht oberflächlich abgehandelt bzw. schlichtweg unrealistisch).

Was explizite Szenen betrifft: Da hätten wir Sex, Sex ohne 'Happy End' oder gar keinen Sex/späte Jungfräulichkeit - alles ist vertreten.

Der Schreibstil war flüssig, im Sinne von 'nicht holprig' … aber leider keineswegs so bildreich und mitreißend, wie ich es eigentlich von Nicole Böhm kenne, sondern bestand aus

❏ farblos wirkenden Figuren, mit denen ich trotz ehrlichem Bemühen nur mäßig mitfiebern konnte,

❏ langatmigen Passagen, in denen gefühlt kaum etwas passierte,

❏ Formulierungen, die mich mit den Augen rollen ließen (- Ich glaube, das kennt jeder: manche Phrasen nerven einen einfach, sei es, weil sie einem permanent in Romanen begegnen oder weil sie vom Gefühl her nicht zur Szene, jeweiligen Figur, etc. passen. Wenn ich schon lese, dass erwachsene Charaktere sich wie dreizehnjährige Teenager "abklatschen"/High Five geben oder vor Freude "quieken" … Nee, da bin ich raus.),

❏ und zu bemüht bzw. kindisch wirkendem Humor (Stichwort: 'Grillzange').

Es tut mir von Herzen leid, doch es wollte sich partout keine Spannung einstellen bei mir und auch der allgemeine Unterhaltungsfaktor, der im Vorgängerband echt nicht schlecht war, fiel hier deutlich schwächer aus. Vielleicht lag es daran, dass die Job- und Karrierethematik bei allen Charakteren dieses Mal eher nur nebenbei auftauchte und eine untergeordnete Rolle spielte? Bitte lyncht mich nicht, aber ich möchte ehrlich bleiben - trotz Themenvielfalt (siehe Fazit - Achtung: enthält 𝗦𝗣𝗢𝗜𝗟𝗘𝗥!) habe ich diesen Read - bis auf wenige Schmunzelmomente - als größtenteils langweilig empfunden.

Dafür kann ich die gelungene Aufmachung des Werkes nicht genug loben! Ich liebe die kräftige Farbwahl für Cover und Farbschnitt (viel hübscher als bei Band 1), die minimalistische Abbildung, die vom Stil her perfekt zum Reihenthema passt, und die Kapitelverzierungen.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:

In meinen Augen kommt der Roman, von dem ich mir mehr NYC-Flair erhofft hatte und dem mehr Leichtigkeit und ungekünstelter Humor gutgetan hätten, nicht an Band 1 heran.


» » » » » 𝗔𝗖𝗛𝗧𝗨𝗡𝗚, 𝗦𝗣𝗢𝗜𝗟𝗘𝗥! « « « « «


Der leicht chaotische Mix aus Sex (beginnend direkt in der Anfangsszene), Familiendrama, Essstörungen/Body Dysmorphia, Gewalt innerhalb der Beziehung, gleichgeschlechtlicher Liebe, sexueller Belästigung und Trauer(-bewältigung) war mir zu viel. Nix Halbes und nix Ganzes.

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Inhaltsleer und kindisch

Like Thunder and Storm
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"Wenn eine Beziehung so kompliziert war, war sie dann richtig?"

Der Klappentext dieser New-Adult-Romance klang enorm verheißungsvoll, sodass ich einfach nicht widerstehen konnte - zumal Enemies to Lovers ...

"Wenn eine Beziehung so kompliziert war, war sie dann richtig?"

Der Klappentext dieser New-Adult-Romance klang enorm verheißungsvoll, sodass ich einfach nicht widerstehen konnte - zumal Enemies to Lovers mit Abstand mein Lieblingstrope ist. Leider muss ich im Nachhinein sagen, dass mich die immerhin 500+ Seiten starke und in ein hübsches Cover gehüllte Story nicht überzeugen konnte.

Den Schreibstil empfand ich als bestenfalls okay-ish, er war zwar nicht holprig, wirkte aber noch recht unausgereift auf mich.
❏ Satzbau: teilweise sehr schlicht
❏ Humor: zu bemüht/aufgesetzt
❏ Story-Aufbau: einige langatmige Passagen, in denen gefühlt rein gar nichts passiert und die Handlung vor sich hindümpelt (Stichwort: Brooke muss die Wahrheit erfahren - wann findet das Gespräch endlich statt?)
❏ Wortwahl: z.T. unpassend (infantile Ausdrucksweise = Teenager-Slang für Figuren, die deutlich älter sind - immerhin fährt Sadie bereits mit ihrem "superheißen, eleganten Motorrad" zur Schule)
❏ stilistische Besonderheit: jede Menge Füllwörter … ich sage nur: Damn. Bullshit. Eww. Ups. Wem's gefällt - ist halt Geschmackssache.

Mit der weiblichen Hauptfigur, aus deren Perspektive (in der Ich-Form) der Großteil der Handlung erzählt wird, wurde ich bis zuletzt überhaupt nicht warm. - Unreif, impulsiv, unhöflich, bockig.

Normalerweise würde ich resümieren: 'Der Roman ist eben eine Story für junge Leser:innen.' Allerdings stoße ich mich dabei an Themen wie spontanen Tattoo- und Piercing-Entschlüssen (die immerhin Entscheidungen mit lebenslang sichtbaren Folgen am Körper darstellen und daher wohl überlegt sein sollten).

"[…] kurz überkamen mich Zweifel […], ob ich überhaupt ein Tattoo wollte."

Aber hey, ein Blick in SEINE Augen und schon ist das Tattoo für SIE beschlossene Sache. Wegen seinen Augen, fragt ihr jetzt? Ja-ha, genau "deswegen". … weil seine Augen nun mal "ruhig und sicher wirkten, fast schon freudig glänzten".

Nennt mich altmodisch, aber ich würde nicht wollen, dass mein Kind sich aus einer Laune heraus ein Tattoo von seinem Crush stechen lässt und seine Entscheidung im wichtigsten Moment davon abhängig macht, wie der Crush darauf reagiert. (Ob er/sie sich freut, wie er/sie einen Rückzieher aufnehmen würde, etc.) Und der Eindruck, dass genau dies der Fall war, wurde nur wenige Zeilen später verstärkt - durch die Feststellung, dass Sadie es "viel interessanter" findet, Ash beim Stechen des Tattoos zu beobachten als das Tattoo an sich. Kurzum: Geht in meinen Augen gar nicht. Dasselbe gilt für die Piercing-Szene. Solche Inhalte bzw. deren Verharmlosung à la 'lass uns das mal spontan durchziehen' finde ich für ein jüngeres, zum Teil noch leicht beeinflussbares Lesepublikum nicht ideal.

Ich meine das jetzt wirklich, wirklich überhaupt nicht böse, da ich nur entfernt erahnen kann, wie viel Arbeit und Herzblut des Autorinnen-Duos in dem Werk steckt: Als Schul- oder Hobbyprojekt (= auf einer als nicht professionell betrachteten Ebene) mag es als gut durchgehen, aber dass die Story tatsächlich von einem renommierten Verlag - nicht als EBook, sondern sogar als Print - veröffentlicht worden ist, versetzt mich in Erstaunen… weil es gefühlt so viele Selfpublisher:innen gibt, die - aufgrund jahrelanger Erfahrung und Übung - weitaus stilsicherer und versierter schreiben und trotz fantastischer Storys dennoch keine Chance von den großen Verlagen oder zumindest Literaturagenturen erhalten. Echt verblüffend.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:
Ich würde so gerne eine positivere Rezension schreiben, aber ich möchte ehrlich bleiben. Dieser Roman war schlichtweg nicht mein Fall. - Klischeebeladen, handlungsarm und voller kindischer Dialoge. Mega schade.

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Veröffentlicht am 23.06.2023

Tolle Idee, aber …

Sieben Männer später
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"»Ich schwöre, wenn man neunundzwanzig ist, ändert sich beim Dating alles. Männer denken, man hat unglaubliche Angst davor, dreißig zu werden, und die biologische Uhr ist zu einer tickenden Zeitbombe geworden, ...

"»Ich schwöre, wenn man neunundzwanzig ist, ändert sich beim Dating alles. Männer denken, man hat unglaubliche Angst davor, dreißig zu werden, und die biologische Uhr ist zu einer tickenden Zeitbombe geworden, deswegen lässt man sich die letzte Kackscheiße von ihnen gefallen. Das Traurigste daran ist, dass es sogar stimmt. Ich glaube, inzwischen würde ich mich sogar mit einer vier von zehn zufriedengeben, so groß ist meine Torschlusspanik. […] Und dann mögen mich diese epischen Versager nicht mal leiden!«"

Dieser moderne Frauenroman trifft wahrscheinlich für viele Leser:innen den Nerv unserer schnellebigen Zeit, die (Tinder & Co. sei "Dank") oftmals von flüchtigen, halbherzigen Beziehungen geprägt ist … obwohl so viele Menschen sich doch eigentlich nach "mehr" sehnen.

Der lockere Schreibstil der Autorin erinnerte mich im Hinblick auf umgangssprachliche Dialoge stark an eines meiner diesjährigen, ebenfalls bei Ullstein erschienenen Lesehighlights - "Bissle Spätzle, Habibi?" von Abla Alaoui -, konnte mich jedoch in puncto Emotionstiefe, Warmherzigkeit und Humor nicht gleichermaßen abholen. Es las sich insgesamt unterhaltsam (nicht zuletzt aufgrund der kreativen Grundidee), allerdings fand ich viele Formulierungen und Kraftausdrücke schon ziemlich vulgär und derb. Herzhaft lachen konnte ich jedenfalls nicht darüber. Zudem erschien mir die folgende Aussage bedenklich:

"»Ich glaube, Kondome sind passé. Wer benutzt die Dinger denn noch? Selbst Geschlechtskrankheiten machen mehr Spaß als Gummis. […]«"

Das soll vermutlich betont frech und hipp klingen - aber in meinen Augen ist so ein Kommentar mehr als grenzwertig und einfach nur unnötig, da die Gefahren von ungeschütztem Geschlechtsverkehr verharmlost bzw. ins Lächerliche gezogen werden.

Immerhin regt sich die weibliche Hauptperson selbst darüber auf bzw. über einen "blöden Sack, der meinte, er müsste kein Gummi benutzen" - gerade nochmal die Kurve gekriegt, würde ich sagen.

Mochte ich Esther? - Eher nicht. Viele ihrer Gedanken hinsichtlich des Dating-Dschungels konnte ich ansatzweise nachvollziehen, aber oft wirkte sie übertrieben egoistisch und unsensibel auf mich, nicht nur was ihren Umgang mit der Männerwelt betrifft. Ich, ich, ich! … Nee, mit ihr würde ich ehrlich gesagt nicht befreundet sein wollen.

Sehr wohl merken werde ich mir hingegen die Tatsache, dass ihre Freundschaft mit Bibi und Louise einen bedeutenden Aspekt der Handlung darstellte und dass Esther einen Hang zur Selbstironie hatte, der manchmal schon leicht zynisch wirken konnte:

"Wir sind Versager und Schmarotzer, das Produkt einer Elterngeneration, die alles umsonst bekommen und uns dazu ermuntert hat, es genauso zu machen wie sie - nur ohne den Drogenkonsum. Oder das Eigenheim, das man sich früher noch leisten konnte. Aber klar, Boomer, kritisiert uns nur fleißig dafür, dass wir richtungslos durchs Leben dümpeln."

Zwei weitere Punkte, die für mich nicht 100%ig stimmig waren:

1. die holprigen Übergänge zwischen Gegenwart und Rückblicken
2. die oberflächliche Behandlung ernster Themen (wenn schon, dann richtig - oder lieber weglassen).

Die Covergestaltung mit dem ausgestanzten Loch gefiel mir ausgesprochen gut, ebenso der vielversprechende Storyansatz - ich bin ja generell ein großer RomCom-Fan und diese Geschichte hätte echt mega Potential gehabt. Schade, dass es nicht das erhoffte Highlight geworden ist.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:
Von mir gibt es eine eingeschränkte Empfehlung für Romance-Reader - unter der Prämisse, dass ihr mit negativen Eigenschaften und Verhaltensweisen nachsichtig sein könnt und euch zudem nicht an einem stark umgangssprachlich geprägten Erzählton stört. Um mit etwas Positivem aufzuhören: Vorhersehbar ist hier nix; ich hatte bis zuletzt keinen Schimmer, wie das Ganze enden würde.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Unsympathische Hauptfigur, sonst toll

Du irgendwo
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Seufz. Dieses Buch konnte mich leider nicht überzeugen, dabei wollte ich es so gerne lieben.

Ein Roadtrip. Ein traumhaftes Setting. Eine vielversprechend klingende Familiendynamik, aus der spannungstechnisch ...

Seufz. Dieses Buch konnte mich leider nicht überzeugen, dabei wollte ich es so gerne lieben.

Ein Roadtrip. Ein traumhaftes Setting. Eine vielversprechend klingende Familiendynamik, aus der spannungstechnisch so viel rausgeholt hätte werden können. Und natürlich ein bisschen was fürs Herz. … Das klingt doch im Grunde nach einer richtig tollen Mischung, oder?

Sagen wir's mal so: All die positiven Aspekte des Romans - interessante Grundidee, angenehmer Schreibstil, zufriedenstellende Auflösung am Ende - wurden von einem heftigen Negativfaktor überschattet … der weiblichen Hauptfigur, aus deren Perspektive erzählt wird.

Von Anfang an dachte ich nur: "Och nö. Die verhält sich ja furchtbar. Hoffentlich wird das besser." Spoiler: Wurde es nicht. Victoria verhält sich zu Beginn ebenso wie im weiteren Verlauf der Story schlichtweg unerträglich - herzlos, selbstbezogen/egoistisch, unreif, undankbar und einfach unsympathisch. Diese Tatsache machte das Mitfiebern mit ihr für mich quasi unmöglich.

Natürlich verstehe ich, dass man zunächst mal geschockt, verwirrt, sauer etc. reagieren kann, wenn man zufällig erfährt, dass man adoptiert worden ist und die leibliche Mutter jede eventuelle spätere Kontaktaufnahme ausdrücklich abgelehnt hat. Aber Vic, die bis dahin ein gutes, liebevolles Verhältnis zu ihren Adoptiveltern gehabt hatte - im Gegensatz zu Jacks Familiensituation, die tatsächlich ein nachvollziehbarer Grund zur Verbitterung gewesen wäre - führt sich dermaßen schlimm auf, dass ich sie am liebsten geschüttelt hätte. Ihre (Adoptiv-)Eltern lieben sie, haben immer in ihrem Interesse gehandelt und kaum dass Vic erfährt, dass keine Blutsverwandtschaft zu ihnen besteht, scheinen all die gemeinsamen Momente, die Kindheitserinnerungen und die Nähe zu diesen zwei Menschen von Knall auf Fall wertlos zu sein. Auch dem selbstlosen Jack gegenüber bekleckert sie sich häufig nicht gerade mit Ruhm; ihr übertriebenes Verhalten gegenüber ihren Eltern wirkte angesichts seiner (in meinen Augen deutlich schlimmeren) Familiensituation ziemlich gedankenlos. Seine Figur blieb unterm Strich leider einen Hauch zu blass, doch zumindest mochte ich ihn mehr als sie.

Das hübsche, mit einem glitzernden Schriftzug versehene Cover versprach mir eine malerische Kulisse - dieser Aspekt wurde definitiv erfüllt.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 2.5 ✰ ✰
Schreibstil: top, aber bei unsympathischen Hauptfiguren bin ich raus, da kann ich einfach nicht aus meiner Haut. Kurzum: Das vorliegende Werk war zwar in puncto Charakterzeichnung nicht mein Fall, doch der Erzählton gefiel mir so gut, dass ich auf jeden Fall weitere Bücher der Autorin kennenlernen möchte - ihre Leuchtturm-Trilogie klingt sehr reizvoll. Von mir gibt es aufgrund der schönen Settingbeschreibungen eine Empfehlung für Schottland-Fans.

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Veröffentlicht am 04.11.2022

Okayish

More than a Star
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Was für ein catchy Klappentext! Beim Stichwort K-Pop kam mir direkt die international gefeierte Popband BTS in den Sinn, deren Hits sich auch hierzulande immer größerer Beliebtheit erfreuen. Ansonsten ...

Was für ein catchy Klappentext! Beim Stichwort K-Pop kam mir direkt die international gefeierte Popband BTS in den Sinn, deren Hits sich auch hierzulande immer größerer Beliebtheit erfreuen. Ansonsten war mir über das südkoreanische Musikphänomen K-Pop bisher relativ wenig bis nichts bekannt, daher wollte ich dieses Buch unbedingt lesen.

Und nun sitze ich hier und feile seit Tagen an meiner Rezension, die mir unheimlich schwerfällt, weil ich mir bei jedem Kritikpunkt denke: Hoffentlich habe ich meine Meinung nachvollziehbar genug formuliert.

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr etwas versucht, von dem ihr wisst, dass ihr es aufgrund eurer Kenntnisse eigentlich hinbekommen solltet, und dann klappt es zunächst doch nicht oder ihr seid nicht 100%ig zufrieden mit dem Ergebnis? Wenn ihr z.B. regelmäßig kocht, dann ein neues Kochrezept ausprobiert, und beim Kosten merkt, dass irgendeine Zutat fehlt, irgendein Gewürz nicht passt, ihr aber nicht sicher seid, wo genau das Problem liegt? Mir ging es ähnlich mit der Einschätzung des Schreibstils der Autorin – sie hat auf jeden Fall Talent, aber auf mich wirkte es so, als würde sie ihren Stil gerade erst finden, an der Oberfläche kratzen von dem, was eigentlich möglich wäre.
 
Was ich mir gewünscht hätte:
 
A) Mehr Seoul-Atmosphäre - bzw. ein Südkorea-Flair, das über die Essenskultur hinausgeht. Wo wir schon dabei sind: Ebenfalls gefreut hätte ich mich über mehr allgemeines K-Pop-Hintergrundwissen, immerhin war dies der Hauptgrund, weshalb ich diesen Roman ursprünglich lesen wollte. (Nicht, dass ich je Nein sagen würde zu einer guten Romance, aber hier waren tatsächlich K-Pop und das Setting das Zugpferd gewesen.) Kurzum: Mehr Location und Musik, weniger Kochen/Essen.

B) Mehr Charaktertiefe bzw. greifbarere Figuren. Welche Eigenschaften zeichnen die weibliche Hauptfigur Madison als Menschen aus? - Wenn man von ihrer Schwärmerei für die K-Pop-Band Ambition (bzw. für deren bestaussehendstes Mitglied Wooyeong) mal absieht, was bleibt dann noch übrig? Ja, sie ist unheimlich nervös und unbeholfen in der Gegenwart ihres Idols, und weiter? Müsste ich Madison jemandem beschreiben, könnte ich nur sagen: "Na, die eine Amerikanerin eben. Die so krass auf diesen Typen aus der Band steht."

Ich bin nicht dagegen, dass man für einen Star schwärmt – doch in den seltensten Fällen hat diese Person dann tatsächlich all die umwerfenden Eigenschaften, die man ihm/ihr in seiner Fantasie angedichtet hat. Madison schwärmt z.B. von der Ruhe, die Wooyeongs Augen ausstrahlen, davon, wie solide er wirkt – obwohl sie ihn nur aus Tanzvideos und Interviews kennt. Reine Äußerlichkeiten. Ich kann mir nicht helfen, sie ist ein nettes junges Mädchen, wirkte in ihrem Verhalten und Denken allerdings naiv und oberflächlich: "Ich schwärmte wahnsinnig für ihn. […] Er war einfach nur unglaublich scharf und hatte ein Gesicht, nach dem sich jede Frau in der Menge umdrehen würde. […] Menschen wie er konnten nicht real sein."


Und er? Wooyeong erschien mir nur aufrichtig begeistert und lebendig, wenn es um die koreanische Küche ging. Bei diesem Thema blühte er regelrecht auf. Außerdem (- Achtung, unpopular opinion in 3, 2, 1): Sein Verhalten (so traumhaft es aus Madisons Sicht gewesen sein mag, für ihr großes Idol the chosen one zu sein), empfand ich anfangs als ziemlich egoistisch und rücksichtslos seinen Bandkollegen gegenüber. Ich konnte Dyeongs Wut vollkommen nachvollziehen. - "»Warum, denkst du, hat Chin-hyuk mit seiner Freundin Schluss gemacht, bevor unser Debütalbum veröffentlicht wurde? Warum, denkst du, dass Tai und ich so vielen netten, süßen Mädchen einen Korb geben, mit denen wir liebend gern auf ein Date gehen würden, es aber nicht können? Denkst du nicht, du solltest dasselbe tun?«" In anderen Worten: Alle Bandmitglieder haben persönliche Opfer gebracht, tun es noch immer – um Erfolg zu haben. Und Wooyeong hat mal eben beschlossen: 'Nö, Erfolg und Fame sind ganz nice, aber für mich gelten ab sofort keine Regeln mehr - dieses Mädchen, das ich gerade mal seit ein paar TAGEN (!) kenne, ist es mir wert, meine Karriere und die meiner Kollegen (!) zu riskieren.' Charming.
 
 
C) Mehr Feeling – oder meinetwegen zumindest Herzlichkeit. Ein bisschen Wärme, die beim Lesen auf mich überschwappt. Irgendwas. Obwohl die magischen 3 Worte gefühlt nach einem Wimpernschlag erfolgen, fehlten mir die dazugehörigen Emotionen, die übermütige erste Verknalltheit, das Herzklopfen, die knisternde Romantik. Einzig die Tatsache, wie megamegamega-toll Madison Wooyeong findet, kam glaubwürdig rüber (da dieses Thema schließlich auch konsequent immer wieder … und wieder … wiederholt wurde). Ums kurz zu machen: Seit einigen Jahren schmachtet sie ihn aus der Ferne an. Hardcore. Nun trifft sie ihn und - Boom! Sie ist vollkommen überwältigt, weil er tatsächlich so megamegamega-toll aussieht wie auf dem Bildschirm und ihr obendrein seine E-Mail-Adresse in die Hand drückt.

D) Mehr Handlungsgeschehen. Damit sage ich nicht, dass es langweilig war, und wer mich kennt, weiß, dass ich wahrlich kein Fan von übermäßigem, überzogenem Drama bin (im Gegenteil) - aber come on, ein bisschen mehr Spielraum in puncto Probleme bzw. Problemlösung hätte ich toll gefunden (- irgendetwas anderes als nur die Tatsache, dass Wooyeongs Bandmitglieder und Management nicht gerade in Freudenjubel ausbrechen hinsichtlich seines Techtelmechtels mit einem Fan).
 
Was hat mir gefallen? Die Story-Idee hatte viel Potenzial und das farbenfrohe Cover passt (soweit ich das als Neuling auf diesem Gebiet beurteilen kann) ideal zur K-Pop-Kultur. Zudem spürte ich, dass die Autorin sich durchaus mit der Korean Cuisine auskennt. Für zukünftige Auflagen des Werkes fände ich ein Register mit den zahlreichen Fremdbegriffen eine coole Ergänzung.
 
𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 2.5 ✰ ✰
Mmmh, okayish. Mir persönlich war es (im Hinblick auf Figurenzeichnung, Emotionen und Plot) leider zu seicht sowie schreibstiltechnisch zu unausgereift. Ich erwarte nicht, dass bei jedem Werk alles passt, dann gäbe es ja ausschließlich Highlights (wäre das nicht wundervoll?), doch damit ein Roman mich überzeugt, muss mich zumindest einer der Punkte Schreibstil, Setting, Figuren und Handlung rundum begeistern.
Ich kann dennoch eine eingeschränkte Leseempfehlung aussprechen - nämlich für Jugendliche, die einen locker-cuten Read für zwischendurch suchen, wenig Drama wollen und absolute K-Pop-Fans sind. Erkennt ihr euch wieder? Dann voilà, hier ist DAS Buch für euch!

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