Emotionale Achterbahnfahrt der Geschlechterrollen
Die Wut, die bleibtHelene ist Mutter von drei Kindern. Während des Abendessens steht sie plötzlich auf, geht zum Balkon und stürzt sich ohne ein Wort in die Tiefe. Die Familie ist völlig geschockt und fühlt sich plötzlich ...
Helene ist Mutter von drei Kindern. Während des Abendessens steht sie plötzlich auf, geht zum Balkon und stürzt sich ohne ein Wort in die Tiefe. Die Familie ist völlig geschockt und fühlt sich plötzlich leer, da ihnen alles genommen wurde, was sie bisher zusammengehalten hat: Liebe, Fürsorge und Sicherheit.
Helenes beste Freundin Sarah, die Helene wegen ihrer Familie sowohl beneidet als auch bemitleidet hat, wird in den Strudel der Trauer und des Chaos gezogen. Die älteste Tochter, Lola, versucht auf ihre eigene Weise, mit ihren Emotionen umzugehen, und kämpft besonders mit einem überwältigenden Gefühl: Wut. Sie sucht nach einem Ausweg aus dieser schmerzhaften Realität.
„Die Wut, die bleibt“ widmet sich einer Geschichte über die patriarchalische Gesellschaft, die Rolle der Frau und einer überwältigenden Wut. Die von Helene zurückgelassenen Charaktere müssen unerwartet Verantwortung übernehmen und in ihre neuen Rollen hineinwachsen. Doch nicht alle schaffen es, sich diesen Herausforderungen zu stellen, was zu einer tiefen emotionalen Achterbahnfahrt führt.
Besonders fokussiert sich die Geschichte auf Helenes Tochter Lola, die durch den Verlust ihrer Mutter anfängt, die Stellung der Frau und die Konstruktion von Geschlechterrollen zu hinterfragen. Ihre Transformation ist radikal und beeindruckend, doch einige der Charakterentwicklungen erscheinen übertrieben und dadurch nicht immer nachvollziehbar.
Einige Aspekte des Buches wirkten ein wenig befremdlich, da die Wendungen der Charaktere manchmal zu extrem waren. Die Darstellung von Schwarz und Weiß, in der die Frau immer das Opfer und der Mann immer der Täter ist, fühlte sich für mich einfach zu eindimensional und plakativ an.
Der Schreibstil der Autorin ist außergewöhnlich gut und packend. Die Art, wie sie die Emotionen der Charaktere vermittelt, lässt die Worte und Ereignisse noch lange nachhallen.
Es ist offensichtlich, dass die Autorin mit diesem Buch auf systemische Lücken und den Feminismus aufmerksam machen möchte. Doch an einigen Stellen wirkte es einfach zu überladen und nicht mehr authentisch.
Insgesamt ist „Die Wut, die bleibt“ eine intensive Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen und einem System, das Veränderung braucht. Obwohl einige Aspekte übertrieben wirken, schafft es der außergewöhnliche Schreibstil, die Leser:innen tief in die Emotionen der Charaktere zu ziehen. Es ist eine kritische, aber gleichzeitig mitreißende Lektüre, die zum Nachdenken anregt.