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Veröffentlicht am 01.08.2023

Wer tilgt die letzte Schuld?

Die letzte Schuld
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Ein Wiedersehen mit Emil Graf und Billa Löwenfeld. Darauf hatte ich mich schon lange gefreut. Dank einer Lesechallenge rutsche das dazu passende Buch ganz nach oben auf dem Bücherstapel und so durfte ich ...

Ein Wiedersehen mit Emil Graf und Billa Löwenfeld. Darauf hatte ich mich schon lange gefreut. Dank einer Lesechallenge rutsche das dazu passende Buch ganz nach oben auf dem Bücherstapel und so durfte ich die beiden äußerst motivierten jungen Leute mal wieder durch das München begleiten, das noch recht kriegsgeschädigt darnieder lag. Doch nicht nur die Stadt musste Federn lassen, sondern auch die Gustl, die Frau des ehemaligen Blockwarts der Siedlung wird leider nie wieder singen. Mausetot wurde sie am Siedlungsrand aufgefunden und die Jagd auf den Täter beginnt. Doch wo soll begonnen werden und wer hatte alles seine Finger mit im Spiel? Bald steht fest, dass weder die deutschen Bewohner noch die amerikanischen Besatzer immer mit offenen Karten spielen …

Der Klappentext hörte sich spannend an und so machte ich mich bereit für eine fesselnde Geschichte, die mich in ihren Bann ziehen würde. Nun, ganz so einfach hatte es mir die Autorin Heidi Rehn diesmal nicht gemacht. Viele undurchsichtige Machenschaften und Verbindungen rangen mir am Anfang einiges an Konzentration ab doch dann „schnackelte“ es auf einmal, und ich war mittendrin statt nur dabei. Der Spannungsbogen wurde bis zum Schluss gehalten und mit einigen offengebliebenen Fragen hoffe ich doch sehr auf einen Folgeband. Von mir gibt es wohlgemeinte Fürsprache für diesen schönen zweiten Teil verbunden mit satten vier von fünf möglichen Sternen. Freue mich, hoffentlich bald mehr von Emil und Billa zu hören.

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Wenn der Himmel voller Geigen hängt ...

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
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Die Autorin Anne Stern, die mich mit ihrem Fräulein Gold immer wieder aufs Neue verzaubert, hat sich diesmal was ganz Besonderes ausgedacht. Sie nimmt mich mit auf eine Reise in die Welt der Musik und ...

Die Autorin Anne Stern, die mich mit ihrem Fräulein Gold immer wieder aufs Neue verzaubert, hat sich diesmal was ganz Besonderes ausgedacht. Sie nimmt mich mit auf eine Reise in die Welt der Musik und gewährt mir einen Eindruck in das Dresden der 1840er Jahre, das darin in vollen Zügen aufgeht. Von 1838 bis 1841 errichtete der Architekt Gottfried Semper als Nachfolgebau des bisherigen Morettischen Hoftheaters ein repräsentatives Opernhaus, das neue Königliche Hoftheater und sowohl Elise Spielmann, als auch ihr Vater, verzehren sich danach einmal dort die Geige spielen zu dürfen. Für beide scheint das ein aussichtsloser Wunsch zu sein, doch dann tut sich in Form eines gut betuchten Mannes ein kleines Fensterchen auf. Ist Elise bereit sich auf den Handel einzulassen? Hat sie überhaupt eine Chance abzulehnen? Ihr Herz gehört einem Anderen, doch für die Familie muss man Opfer bringen …

Ich ziehe meinen Hut vor der Fähigkeit der Autorin mich mit ihrer gekonnt eingesetzten, sehr bildhaften Sprache direkt ins Dresden vor über 180 Jahren zurückzuversetzen. Sie bedient sich einem Stil, der genau in die damalige Zeit passt ohne für heutige Ohren holprig oder gestelzt zu klingen. Ihre Beschreibungen der Opernbesuche sind herrlich authentisch beschrieben und machen Lust darauf, selbst einmal die Dresdner Oper zu besuchen. Auch die Charaktere sind gut gezeichnet und besonders Elise und Christian wuchsen mir schnell ans Herz. Dennoch hätte ich mir noch ein wenig mehr Spannung und auch Tiefgang gewünscht. Hier wurde mir doch ein bisschen zu sehr an der Oberfläche gearbeitet. Ich vergebe ich mit vier von fünf Sternen zugleich eine Leseempfehlung und freue mich der nicht ganz perfekten Note heute schon darauf zu erfahren, wie es mit den Spielmanns, den Hildebrands, den Jacobis und vor allem mit der Liebe und der Musik weitergehen wird.

Veröffentlicht am 27.07.2023

"Don't judge a book by its cover" ... dahinter verbirgt sich eine spannende Geschichte, die sich lohnt!

Die Hoffnung der goldenen Jahre
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Gleich zu Anfang muss ich anmerken, dass ich das Cover dieses Buchs furchtbar und absolut unpassend finde. Hätte ich nicht schon das Buch „Wovon sie träumten“ der Autorin gelesen und geliebt, ich hätte ...

Gleich zu Anfang muss ich anmerken, dass ich das Cover dieses Buchs furchtbar und absolut unpassend finde. Hätte ich nicht schon das Buch „Wovon sie träumten“ der Autorin gelesen und geliebt, ich hätte dieses hier NIE in die Hand genommen. Es wird der Geschichte so gar nicht gerecht!

Doch nun zum Inhalt von „Die Hoffnung der goldenen Jahre“ von Fiona Davis. Die Autorin arbeitet hier mit zwei verschiedenen Zeitebenen, die rund hundert Jahre auseinander liegen. In der Vergangenheit begegnen wir Sara Smythe, eine junge Frau aus recht einfachen Verhältnissen, die in einem Hotel in London arbeitet. Zur rechten Zeit am rechten Ort gelingt es ihr, ein kleines Mädchen davor zu bewahren aus dem Fenster in den sicheren Tod zu stürzen. Der Vater der Kleinen, Architekt Theodore Camden, bietet Sara daraufhin an, die Familie zurück nach New York zu begleiten, um dort in dem von ihm erbauten luxuriösen Apartmenthaus Dakota eine doch recht anspruchsvolle Stelle zu übernehmen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl willigt sie ein, doch nichts kann sie darauf vorbereiten auf das, was ihr schließlich widerfahren wird …

Gute hundert Jahre später lerne ich Bailey Camden kennen, deren Übereinstimmung ihres Nachnamens mit Theodore kein Zufall ist. Auch sie landet durch ihre „Cousine“ in besagtem Apartmenthaus, um für diese eine Suite neu zu gestalten. Bailey ist momentan „down on her luck“, wie der Amerikaner sagen würde und ist dankbar für diese Chance. Nachdem sie aber im Keller des Gebäudes in einem alten Koffer ein Foto von Sara findet, wird auch ihr Leben bald auf den Kopf gestellt …

Die Autorin, eine gebürtige Kanadierin, wuchs in New Jersey, Utah und Texas auf. Ihre Karriere als Schauspielerin führte sie schließlich nach New York, wo sie heute noch lebt. Ihre Wahlheimat New York prägt auch ihr Schreiben als Romanautorin. Schon zum zweiten Mal macht sie für mich ein historisches Gebäude in New York neben den Protagonisten zum Mittelpunkt ihres Romans. „Die Hoffnung der goldenen Jahre“ weist an manchen Stellen ein paar kleine Längen auf und dennoch fühlte ich mich durch den bildhaften und flüssigen Schreibstil bestens unterhalten. Besonders das Ende hat mich positiv überrascht und konnte mich begeistern, weshalb ich hier gerne solide vier von fünf Sternen vergebe. Mit Freude habe ich gesehen, dass es noch einen Roman von der Autorin gibt, der ein besonderes Augenmerk auf ein Gebäude – diesmal Grand Central Station – legt. Den werde ich mir bestimmt noch besorgen.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Loslösen vom Gewohnten ... auch eine Form von Kunst?

Stadt der Mörder
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Für diejenigen Leser, die Paris mit Liebe, Café au Lait, Croissants und Eifelturm verbinden, wird der doch recht düstere Kriminalroman „Stadt der Mörder“ eine Enttäuschung sein. Für alle diejenigen Leserinnen ...

Für diejenigen Leser, die Paris mit Liebe, Café au Lait, Croissants und Eifelturm verbinden, wird der doch recht düstere Kriminalroman „Stadt der Mörder“ eine Enttäuschung sein. Für alle diejenigen Leserinnen und Leser, die den besonderen Kick suchen, wird er sich als Bereicherung erweisen, denn die Autorin Britta Habekost greift hier ein Thema auf, das durchaus nicht dem derzeitigen Mainstream entspricht. Sie nimmt ihre Leserschaft mit auf eine Zeitreise in das Paris vor hundert Jahren, die zumindest mir mehr als einmal Gänsehaut bescherte. Ich gestehe, während ich den Begriff „Surrealismus“ natürlich schon gehört hatte, war mir diese Kunstbewegung doch so gar nicht präsent. Schnell fand ich beim Lesen heraus, worum es den Surrealisten geht. Sie hatten und haben heute noch das Ziel, die übergeordnete Wirklichkeit, das "Überwirkliche", zu schaffen und das Bewusstsein der Menschen zu erweitern. So weit, so gut, doch was passiert, wenn dieses Überwirkliche aus dem Ruder gerät und Menschenleben auf dem Spiel stehen? Wie ein wilder Tanz ziehen sich die „überwirklichen“ Szenarien durch das Buch und bevor sie sich’s versieht, ist die Protagonistin Lysanne, die eigentlich nur den Spuren ihrer Schwester folgen wollte, mittendrin. Während die Polizei bezüglich des Mordes an dem jungen Adligen Clément zunächst im Dunkeln tappt, steht bald die verloren geglaubte Schwester unter Verdacht. Als rasch darauf anscheinend auch diese ermordet aufgefunden wird, stellt plötzlich sich heraus, dass es sich mitnichten um eben diese handelt und die allgemeine Verwirrung ist komplett. Schließlich stoßen die Ermittler auf ein unheimliches Buch, das „Die Gesänge des Maldoror“ enthält. Maldoror ist der gefallene Engel, der satanische Verführer, der Rache nimmt und Gott für die Erschaffung des Menschengeschlechts bestrafen will ... wer wird das nächste Opfer sein?

Während mich das Buch nicht 100% überzeugen konnte, bin ich doch begeistert von dem Schreibstil und vor allem von der ausschweifenden Fantasie der Autorin, die es schafft, ihre Leser das Gruseln zu lehren. Ihre bildgewaltige Sprache erzeugte bei mir immer wieder aufs Neue Kopfkino vom Feinsten und somit vergebe ich für „Stadt der Mörder“ gerne vier von fünf wohlwollenden Sternen verbunden mit einer Leseempfehlung für alle die Leser, die Ungewöhnlichem gegenüber offen sind.

Veröffentlicht am 18.07.2023

Die perfekte Sommerlektüre ...

Santo Fiore
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Zum dritten und somit leider auch letzten Mal durfte ich mich auf die Reise nach Belmonte begeben, einem kleinen fiktiven Dorf in den Marken Italiens. Ich begleite auch diesmal, wie schon in Band eins, ...

Zum dritten und somit leider auch letzten Mal durfte ich mich auf die Reise nach Belmonte begeben, einem kleinen fiktiven Dorf in den Marken Italiens. Ich begleite auch diesmal, wie schon in Band eins, die junge Halbitalienerin Simona, die nach einer gescheiterten Beziehung und einer eigentlich ebenso gescheiterten Geschäftsidee Deutschland fürs Erste den Rücken kehren will. In Belmonte trifft sie auf Carla, die sich bei dem americano Adriano Prisco einquartiert hat, mit dem Simona damals beinahe – aber eben auch nur beinahe – eine Tändelei angefangen hatte. Auch Carla flieht vor etwas, das in ihrer Vergangenheit passiert ist. Als sie schließlich auf seltsame Notizbücher, die in französischer Sprache gefasst sind, stoßen, beginnen sich längst vergangene Tage zu präsentieren, die eine Fahrt bis ins ferne St. Peterburg offenlegen und so manches Geheimnis lüften …
Wie schon in den beiden Vorgängerbänden „Belmonte“ und „Villa Fortuna“ macht die Autorin Antonia Riepp den Ausflug nach Italien zum absoluten Lesevergnügen. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit ist fließend und besonders den Aufenthalt in St. Petersburg fand ich äußerst spannend und interessant. Mit ihrer bildhaften Sprache versteht sie es, die Charaktere und die Landschaften zu zeichnen, dass man sich direkt an den Schauplätzen wähnt. Lediglich gegen Ende hin kamen mir manche Passagen ein wenig, wie eine Aufzählung von Ereignissen vor, weshalb ich ein kleines Sternchen abziehe. Aber ich denke, mit vier soliden Sternen ist der Roman dennoch gut bewertet und ich empfehle dieses Buch und die gesamte Trilogie für alle, die auf diesem Wege mal nach bella Italia reisen möchten. Ich könnte mir vorstellen, dass nach diesem Buch die Leidenschaft für das sonnige Land durchaus geweckt wird.

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