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Veröffentlicht am 31.07.2023

Von heimlichen unheimlichen Mitbewohnern und dem Zerfall einer Bilderbuchfamilie

Die Verborgenen
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„Wie Blumen streben wir dem Licht entgegen, während sich ein anderer Teil unseres Wesens nach Dunkelheit sehnt.“

Franziska, Sven und Tabea Hoffmann sind für Außenstehende eine perfekte Familie. Doch dann ...

„Wie Blumen streben wir dem Licht entgegen, während sich ein anderer Teil unseres Wesens nach Dunkelheit sehnt.“

Franziska, Sven und Tabea Hoffmann sind für Außenstehende eine perfekte Familie. Doch dann passieren merkwürdige Zwischenfälle, die vor allem Franziska stark verunsichern. Sie fühlt sich beobachtet, irgendjemand scheint sich heimlich im Haus aufzuhalten. Währenddessen ist Sven, der als Journalist arbeitet, mit dem Verschwinden der jungen Rebecca beschäftigt und auch Tochter Tabea treibt die Frage um, was mit Rebecca wirklich geschehen ist. Langsam beginnt die scheinbar makellose Familienfassade zu bröckeln und Abgründe tun sich auf.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven wie der Svens oder Franziskas erzählt, dies hauptsächlich in der ersten Person Präsens. Nach und nach erhält man dabei immer mehr weiterführende Informationen, bekommt unterschiedliche Blickwinkel und Sichtweisen auf das Geschehen. Der Schreibstil liest sich unkompliziert und flüssig.

Dass die Charaktere alle nicht unbescholten sind und Geheimnisse hüten, gestaltet die Figurenkonstellation interessant und reizvoll. Sympathisch werden die Personen allerdings nicht dargestellt. So konnte ich mich nur schwer mit den Charakteren identifizieren und ging emotional nicht besonders intensiv mit der Geschichte mit, auch wenn durch die Erzählweise aus der ersten Person beim Leser der Eindruck erweckt wird, recht nahe an der Handlung dran zu sein.

Was für eine schreckliche Vorstellung, dass im eigenen Haus ganz unbemerkt noch andere Personen leben, die einen permanent überwachen und beobachten! Linus Geschke widmet sich in seinem Roman „Die Verborgenen“ diesen sogenannten Phroggern. Hinzu kommt noch der Fall eines verschwundenen Mädchens. Hat etwa die Familie Hoffmann damit zu tun? Außerdem zeigt sich, dass die nach außen gewahrte Familienidylle oft trügt, dass der Schein einmal mehr wenig mit dem Sein gemein hat. Insgesamt durchaus spannende Entwicklungen, die es zu verfolgen gilt. Dennoch fehlte mir ein wenig der rote Faden. Es ist für mich nicht ganz eindeutig zuzuordnen, worauf der eigentliche Fokus des Romans liegt. Geht es hauptsächlich um Phrogger? Den Fall Rebecca? Um die Abgründe von Svens und Franziskas Ehe? Um Schein und Sein? Dementsprechend verliert sich die Handlung mitunter in Nebensträngen. Im Mittelteil wurde ich von einer unvorhergesehene Entwicklungen ziemlich überrascht, das Ende war für mich weitestgehend berechenbar. Insgesamt kurzweilige, solide Krimi-Unterhaltung, aber kein Triller- Highlight.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Zarte Romanze vor dramatischem historischem Hintergrund

Die Kinder der Luftbrücke
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Nora lebt mit ihren beiden Kindern Veronika und Jörg, ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Hanna 1948 in beengten Wohnverhältnissen in Berlin. Noras Mann Joachim ist nicht aus dem Krieg zurückgekehrt ...

Nora lebt mit ihren beiden Kindern Veronika und Jörg, ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Hanna 1948 in beengten Wohnverhältnissen in Berlin. Noras Mann Joachim ist nicht aus dem Krieg zurückgekehrt und gilt seit fünf Jahren als vermisst. Täglich muss sich die Familie Sorgen machen, ob das Essen für alle reicht. Als Nora eine Arbeit als Übersetzerin bei der US Air Force annimmt, lernt sie den Piloten Matthew kennen. Die beiden verlieben sich, doch eine Beziehung scheint unmöglich, schließlich ist Nora verheiratet. Außerdem lehnt Veronika Matthew ab. Ob das Paar dennoch eine gemeinsame Zukunft hat?

Juliana Weinberg erzählt in leicht verständlicher, einfacher und flüssiger Sprache. Es war für mich kein Problem, mich in Noras Situation hineinzufinden. Die Geschichte wird chronologisch erzählt.
Das Cover zeigt - passend zum Buchtitel- ein Mädchen und einen Jungen, die ein Versorgungsflugzeug der Luftbrücke beobachten.

Hauptfigur Nora ist bodenständig, fleißig, empfindsam, sehr pflichtbewusst und gewissenhaft. Für ihre Familie, ihre Kinder und ihre Schwester würde sie alles tun. In den smarten Matthew verliebt sie sich auf den ersten Blick. Dass Tochter Veronika immer noch an die Rückkehr des verschollenen Vaters glaubt, bereitet Nora große Sorgen. Sie möchte Veronika nicht verletzen und unglücklich machen.
Noras Schwester Hanna kann Ungerechtigkeiten nicht mitansehen und versucht auf eigene Faust, sie zu ändern, doch nicht immer hält sie sich dabei an die geltenden Regeln. Das macht Nora zu schaffen, zumal Hannas Verlobter Friedrich über keiner sicheres Einkommen verfügt.
Noras intrigante Kollegin Inga legt Nora zusätzlich Steine in den Weg.
Insgesamt werden die Figuren recht schlicht und eindimensional gezeichnet, haben ein paar ausgeprägte Eigenschaften, aber keine ausgeprägte Persönlichkeit. Vor allem Matthew wirkt als Charakter recht blass und glatt.

Werden Matthew und Nora gemeinsam glücklich werden?
Sie müssen vor kompliziertem historischem Hintergrund mit einigen Widrigkeiten kämpfen. Während die russischen Besatzer Land-und Wasserwege durch die Berlin-Blockade sperren, wird die Berliner Bevölkerung von den Alliierten über die Luftbrücke versorgt. Ob das auch langfristig gilt, ist allerdings ungewiss. Auch ist das Verhältnis zwischen Deutschen und Amerikanern natürlich nicht unbelastet.
Die Hauptrolle spielen in diesem leichten, unterhaltsamen Roman allerdings nicht die historischen Verhältnisse, sondern die zarte Romanze zwischen Nora und Matthew. Ich habe ihre Geschichte gerne verfolgt, lange nachwirken wird der kurzweilige, aber nicht besonders tiefgründige Roman vermutlich eher nicht.

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Eine besondere Gemeinschaft und die Macht der Bücher - solide, leichte Unterhaltung mit kleinen Schwächen im Spannungsbogen

Die Bibliothek der Hoffnung
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„Ausleihen, stempeln, lesen, zurückgeben. Zack! Schon sind sie um die Welt gereist, ohne dabei Bethnal Green zu verlassen.“

Während 1944 der Zweite Weltkrieg tobt, findet das Leben im Osten Londons teilweise ...

„Ausleihen, stempeln, lesen, zurückgeben. Zack! Schon sind sie um die Welt gereist, ohne dabei Bethnal Green zu verlassen.“

Während 1944 der Zweite Weltkrieg tobt, findet das Leben im Osten Londons teilweise unter der Erde statt. In der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green wohnen und schlafen Menschen, es gibt dort ein Café, ein Theater und sogar eine Bibliothek.
Die Freundinnen Clara und Ruby arbeiten in dieser Bücherei, versorgen die Menschen mit Büchern, halten Vorlesestunden für Kinder ab und haben immer ein offenes Ohr für die Besucher. Es hat sich eine richtige kleine dorfähnliche Gemeinschaft entwickelt. Nicht alle sehen Claras und Rubys Einfluss allerdings positiv. Auch die anhaltenden Bombenangriffe stellen eine große Gefahr dar. Werden die Frauen in diesen schwierigen Zeiten durchhalten?

Kate Thompson erzählt abwechselnd aus Claras und Rubys Sicht in der dritten Person Vergangenheit. Die Geschichte liest sich einfach und flüssig. Dass jedem Kapitel ein Zitat von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren oder anderen „Büchermenschen“ vorangestellt ist, gefällt mir. Dabei geht es um die Arbeit mit und die Macht von Büchern. Vier der Sätze wie „Menschen kommen in die Bücherei, um die Welt zu verstehen“ finden sich auch auf der Umschlaginnenseite. Eine schöne Idee, die die Bedeutung von Büchern unterstreicht. Das Cover mit dem Bild einer jungen attraktiven Frau umgeben von Büchern sticht allerdings genausowenig unter Romanen des gleichen Genres hervor wie der etwas einfallslose Titel des Buchs „Die Bibliothek der Hoffnung“.

Clara Button ist eine junge Witwe mit einer besonderen Verbindung zu Büchern. Sie findet für jeden Mensch das passende Buch, bringt auch Kindern, die sich nicht für Bücher interessieren zum Lesen. Clara hat in den letzten Jahre einiges durchgemacht hat. Ihre Mutter und ihre Schwiegermutter lehnen Claras Engagement ab, verstehen und unterstützen sie nicht.
Ruby Munroe kennt sich mit Büchern nicht ganz so gut aus wie ihre Freundin Clara. Sie zeigt sich anderen gegenüber etwas aufgeschlossener und offener als Clara und genießt das Leben, wenn sich dazu Gelegenheiten gibt. So gönnt sich schon mal ein Gläschen oder eine Zigarette. Doch auch Ruby hat eine schlimme Erinnerung, die sie oft quält. Außerdem sorgt sie sich sehr um ihre Mutter, die von ihrem Mann tyrannisiert wird.
Als Clara den sympathischen Sanitäter Billy kennenlernt, scheint es zwischen den beiden zu funken, doch er verhält sich zunächst distanziert.
Insgesamt wirken die Figuren auf mich etwas zu blass und schablonenhaft. Gerade die Männer werden nicht sehr ausführlich und tiefergehend charakterisiert. Und auch die Frauen haben wenig Ecken und Kanten, was daran liegen mag, dass doch recht viele Personen im Buch vorkommen.

Das Buch beruht auf wahren Begebenheiten. Eine unglaubliche Vorstellung, dass während des zweiten Weltkriegs in London unter der Erde wirklich eine Parallelwelt entstanden ist, eine kleine Stadt unter der Stadt. Der Schauplatz und die Hintergründe der Handlung sind definitiv ungewöhnlich und faszinierend.
Im Roman wird zudem schön dargestellt, was Bücher leisten. Sie liefern gerade in schweren Zeiten Trost, so auch -wie im Prolog thematisiert- während der Covid-Pandemie. Durch Bücher konnten die Menschen während des Kriegs im Kopf den Schrecken des Kriegs entfliehen, in Welten vordringen, von denen sie nicht zu träumen wagten. Bücher machen Veränderungen möglich, geben den Menschen Hoffnung und verbinden. Der Buchclub, den Clara und Ruby gründen, das Gespräch über Bücher bringt die Mitglieder noch näher zusammen.
Diese Botschaft des Romans hat mich überzeugt, die Umsetzung hat für mich allerdings Schwächen. Die Handlung des Romans plätschert teilweise etwas vor sich hin, der Spannungsbogen verläuft mir nicht stringent genug. So wird mir das Finale zu sehr in die Länge gezogen, verliert sich in Einzelheiten. Ein wenig vermisste ich bei einigen Handlungssträngen den rote Faden. Auch blieben beim Lesen bei mir die erwarteten Emotionen leider größtenteils aus.
Dennoch habe ich „Die Bibliothek der Hoffnung“ gern gelesen. Nicht der perfekte, rundum gelungene Schmöker mit den ganz großen Gefühlen, aber ein unterhaltsamer Roman über eine ganz besondere Gemeinschaft in Kriegszeiten und die Bedeutung von Büchern.

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Veröffentlicht am 11.12.2022

Moderner, abwechslungsreich gestalteter Comicroman mit wichtiger Botschaft

Lina Knut. Schülerin, Gamerin, Weltenretterin
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Lina Knut geht in die fünfte Klasse, sie ist Gamerin, lässt ihre Follower in Let’s- Play-Videos live beim Spielen zusehen und hat online eine feste Clique. Im echten Leben kann sie sich auf ihre beste ...

Lina Knut geht in die fünfte Klasse, sie ist Gamerin, lässt ihre Follower in Let’s- Play-Videos live beim Spielen zusehen und hat online eine feste Clique. Im echten Leben kann sie sich auf ihre beste Freundin Mia verlassen, die sie immer wieder stärkt und die ihr über ihr Stottern hinweghilft. Als Lina die Möglichkeit bekommt, eine Erweiterung ihres Lieblingsspiels Aarona exklusiv vorab zu testen, möchte sie ihren virtuellen Freunden ein einzigartiges Let’s-Play bieten. Doch bei all der Aufregung verliert sie ihre wirkliche Freundin Mia aus den Augen. Ob Mia ihr das verzeihen kann?

Lina erzählt in Tagebuchform. Das Buch ist aufgeteilt in echte Erlebnisse, wenn Lina von ihrem realen Leben in der Schule, der Familie und ihren Freunden berichtet, und Abschnitten, in denen es um das virtuelle Spiel und ihre Online-Kommunikation geht. Optisch sehen der Hintergrund und die Illustrationen dann wie die Grafik eines Videospiels aus. Wenn Lina von ihrem wirklichen Leben schreibt, sind viele motivierende, witzige und unterhaltsame Bilder eingefügt. Wie im Comicroman üblich sind manche Wörter in anderer Schriftart gestaltet oder fett gedruckt. So werden auch weniger lesebegeisterte Kinder die Geschichte ohne Anstrengung lesen können. Das Buch richtet sich an Kinder ab neun Jahren.

Lina ist ein nettes Mädchen mit wirklich guten Freunden, das unter seinem Stottern leidet. Gamen ist für Lina eine Möglichkeit, aus dem Alltag zu entfliehen und ihre Schwäche zu vergessen. Auf ihre immer fröhliche, offene Freundin Mia kann sie sich stets verlassen. Im Laufe der Lektüre wird sehr deutlich, dass Lina nicht die einzige ist, die Probleme hat. Mir gefällt, wie selbstverständlich und natürlich hier mit den vermeintlichen Schwächen der Figuren umgegangen wird.

Mit dem Gaming Trend Let‘s Play kann ich wenig anfangen. Mir erschließt sich nicht, was faszinierend daran sein soll, anderen online beim Computerspiel zuzusehen. Dennoch ist Lina Knut ein Buch, das sicher auch Nicht-Gamer abspricht. Die Botschaft, dass niemand perfekt ist, wie bedeutend Freunde und wie notwendig Spaß auch im echten Leben sind, ist für alle Kinder wichtig. Diese ist in einem absolut motivierend gestalteten Comicroman mit ungewöhnlicher Idee verpackt. Und wer weiß, vielleicht bringt gerade dieses Buch Kinder, die etwas zuviel Zeit vor dem Computer verbringen, zum Lesen?

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Veröffentlicht am 21.10.2022

Wenn der Palast zum Käfig wird - die Geschichte einer vermeintlichen Märchenprinzessin

Sisi - Kaiserin wider Willen
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„Sisis Gedanken überschlugen sich. Sie würde Possenhofen verlassen und am prächtigen Wiener Hof leben. Sie würde eleganten Höflingen und Hofdamen begegnen und sehen, welche Kleidung man zurzeit trug. Das ...

„Sisis Gedanken überschlugen sich. Sie würde Possenhofen verlassen und am prächtigen Wiener Hof leben. Sie würde eleganten Höflingen und Hofdamen begegnen und sehen, welche Kleidung man zurzeit trug. Das wäre eine ganz andere Welt als das einfache Leben, das sie in Possenhofen führte. Sie begannen diesen Bildern zu schwelgen - und dann machten sie ihr plötzlich Angst.“

Die junge bayerische Prinzessin Elisabeth, Sisi, begleitet ihre Schwester Helene und ihre Mutter nach Ischl, wo Helene ihren zukünftigen Mann, den österreichischen Kaiser Franz Joseph, kennenlernen soll. Doch dann kommt alles ganz anders: Franz Joseph verliebt sich in Sisi und macht dieser einen Heiratsantrag. Sisi wird schließlich Kaiserin von Österreich. Aber das Leben am Hof, die strengen Regeln bringen Sisi an ihre Grenzen. Sisi fühlt sich bald sehr einsam…

Allison Pataki schreibt gut verständlich und flüssig. Das Buch lässt sich schnell und unkompliziert lesen. Einigen Kapiteln sind passende Original-Gedichte der Kaiserin vorangestellt, die zeigen wie sich Sisi wirklich empfand. Auch dass immer wieder Goethes Werke zitiert werden, die Sisi sehr schätzte, gefällt mir.

Sisi ist wohl die berühmteste Kaiserin der Welt. Beim Volk war die junge Frau sehr beliebt, gab sie sich doch charmant, volksnah und bodenständig. Im Buch wird sie zunächst als aufgeweckte, fröhliches Mädchen voller Gefühle beschrieben. Doch das Leben bei Hof verändert sie. Aus dem unbeschwerten Kind wird eine ernste, einsame Frau, deren Sehnsucht nach Liebe unerfüllt bleibt. Mit ihrer strengen Tante Sophie gibt es oft Konflikte.
Sisi wird bevormundet, kontrolliert, fühlt sich daher immer eingesperrt und einsam: „Sie war allein, stellte sie fest. Trotz der Menschen, die sie fortwährend umgaben, war sie vollkommen allein. Und das Gefühl war weitaus schlimmer, als auf ihre Tante eifersüchtig zu sein.“
Später entwickelt Sisi ein ungesundes Körpergefühl. Anfangs war mir Sisi sympathisch, später empfand ich ihr gegenüber eher Mitleid. Auch Franz Josephs Charakter wandelt sich, er fällt im Verlauf zunehmend unangenehm auf, scheint er doch fremdbestimmt, als hätte er keine eigenen Willen, keine eigene Persönlichkeit.

Gerade die erste Hälfte hat mir recht gut gefallen, sie liest sich flott und flüssig. Sisi wirkt am Anfang in ihrer Naivität sehr erfrischend und charmant, die Geschichte, die zu Beginn stark an die Sisi-Filme erinnert, lässt Kindheitserinnerungen an die Verfilmungen aufleben. Gegen Ende zieht sich die Handlung allerdings ein wenig. „Sisi- Kaiserin wider Willen“ ist eine Romanbiographie, einige Handlungsstränge sind daher fiktiv und der Phantasie der Autorin entsprungen. Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass Sisi im Buch authentisch dargestellt wird: als einsamen Frau, die sich selbst verliert, obwohl sie doch eigentlich nur lieben und geliebt werden möchte.
Insgesamt für mich daher eine kurzweilige, unterhaltsame Romanbiographie mit kleinen Schwächen im Spannungsbogen.

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