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Veröffentlicht am 21.12.2023

Historische Liebesgeschichte in modernem Gewand

Die Ballkönigin - Walzernächte in Wien
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Wir schreiben das Jahr 1877. Es ist Winter in Wien und die Eröffnung der nächsten Ballsaison steht kurz bevor. Sämtliche Debütantinnen stehen vor Nervosität unter Strom – zwei von ihnen sind die Zwillingsschwestern ...

Wir schreiben das Jahr 1877. Es ist Winter in Wien und die Eröffnung der nächsten Ballsaison steht kurz bevor. Sämtliche Debütantinnen stehen vor Nervosität unter Strom – zwei von ihnen sind die Zwillingsschwestern Clea und Sophie. Doch während Sophie wie die anderen jungen Frauen mit ängstlicher Vorfreude auf viele Verehrer und eine glückliche Verlobung hofft, beunruhigt Clea genau diese Vorstellung. Heiraten. Nicht mehr Clea sein, sondern die Ehefrau von irgendjemandem. Als einzige Aufgabe einen Haushalt aufgebrummt zu bekommen. Sich für die Kinder aufopfern zu müssen. All das würde Clea nicht glücklich machen. Aber ist es einer jungen Frau dieser Zeit überhaupt möglich, ihren Traum vom Glück zu verwirklichen? Als wäre Cleas Traum von Freiheit nicht schon unerreichbar genug, laufen ihre heimlichen Rebellionsversuche von Anfang an komplett schief. Noch bevor die Ballsaison begonnen hat, bereitet ein junger Graf – Nikolaj Glinsky – ihr schon Herzklopfen. Und Clea wiederum kann sich vor Verehrern kaum retten…

Wenn man von historischen Liebesgeschichten im 19. Jahrhundert hört, dann denkt man inzwischen wohl direkt an Bridgerton. Und ja, auch ich interessiere mich seitdem ich Bridgerton-Fan bin besonders für dieses Genre. Dennoch möchte ich direkt klarstellen, dass diese Geschichte eben nicht Bridgerton ist. Wo Bridgerton von Skandalen lebt, lebt diese Geschichte von ihren starken Historischen Bezügen. Wenn der Fokus in Bridgerton auf der leidenschaftlichen Romantik liegt, dann lenkt WALZERNÄCHTE IN WIEN ihn auf Persönlichkeitsentwicklung und Selbstverwirklichung.

Grundsätzlich war mir schon nach der ersten Seite klar, dass man dieses Buch lieben kann, ob man nun Bridgerton-Fan ist oder nicht. Es beginnt schon bei dem Erzählstil, der sich von Regency-Romances abhebt. Der Schreibstil ist weniger gehoben und liest sich durch die recht moderne Sprache sehr flüssig - manchmal war die Sprache jedoch geradezu zu modern, wo ich mir mehr Fingerspitzengefühl gewünscht hätte. Die Geschichte wird aus Cleas Sichtweise und entsprechend in der ersten Person erzählt. Dadurch steht man als Leser:in der Protagonistin von Anfang an sehr nahe und lernt sie ausgiebig kennen. Clea hatte mich sehr schnell von sich überzeugt. Die junge Frau ist unfassbar willensstark, was beim Lesen einfach beeindruckt und ihr großer Sturkopf amüsiert einen auf die beste Weise. Der Einstieg ins Buch ist mir entsprechend leicht gefallen und ich habe mich prächtig unterhalten gefühlt.

Die Nebencharaktere tun ebenfalls ihr Bestes, dass man sich als Leser:in absolut wohl und willkommen fühlt. Sophie ist ein herrlich ruhiger Gegenpol zu ihrer Zwillingsschwester. Bei der Gutmütigkeit von ihrem Vater fühlt man sich einfach wohl und Cleas Mutter hält die ein oder andere Überraschung für uns bereit. Dann wäre da noch die feine Gesellschaft, die einem jede erdenkliche Emotion entlocken kann. Und natürlich Nikolaj. Aber dazu gleich mehr.

Zunächst einmal möchte ich darauf eingehen, was die Lesenden nach dieser herzlichen Eingangsphase erwartet. Und was mir da als allererstes in den Sinn kommt, ist die wundervolle Kulisse. Der Roman ist kein Weihnachtsbuch, aber ein Buch, das sich zumindest gut unterm Weihnachtsbaum macht, weil es sich perfekt zum Lesen in der kalten Jahreszeit eignet und eine einnehmende Winterstimmung verbreitet. Wohlfühlatmosphäre pur!

Im Allgemeinen hält dieser Roman sehr viele Überraschungen, Wendungen und auf den Kopf gestellte Klischees bereit. So hat mich beispielsweise der Handlungsverlauf überrascht, weil ich auf eine Liebesgeschichte durch und durch eingestellt war. Aber das ist WALZERNÄCHTE IN WIEN, zumindest auf den ersten Blick, nicht. Denn nach Herzklopfen am Anfang, liegt der Fokus erstmal auf Clea als Individuum. Schließlich braucht es einige gefasste und wieder verworfenen Pläne, bevor Clea für eine Liebesgeschichte bereit ist. Aber keine Sorge, auch die Lovestory kommt nicht zu kurz. So interessant Cleas persönliche Entwicklung in der ersten Hälfte des Romans ist, so romantisch wird es gegen Ende hin.

Allerdings muss ich gestehen, dass es mir am Ende dann zu plötzlich zu viel wurde. Clea und Nikolaj drehen sich wirklich lange im Kreis – wenn sie überhaupt mal auf denselben Umlaufsbahnen wandeln – und dann geht es am Ende ziemlich schnell. WALZERNÄCHTE IN WIEN ist eines dieser Bücher, das mindestens 50 Seiten mehr verdient hätte. Und da der Schreibstil sich so wundervoll liest und das Buch zu einem richtigen Pageturner für mich gemacht hat, hätte ich auch gerne mehr gelesen. Besonders zu Nikolaj als Antagonist gab das Buch für meinen Geschmack zu wenig her. Er blieb als Person ziemlich blass – ich hätte mich darüber gefreut, mal seine Sicht auf die Dinge zu erfahren. Das hätte die Geschichte einfach noch runder geformt.

Mein Fazit:
WALZERNÄCHTE IN WIEN war ein richtiges Wohlfühlbuch für mich, mit einem Setting, das nicht nur verzaubert, sondern durch die perfekte Recherche überzeugt und informiert. Ich habe das Buch mit sehr viel Spaß in viel zu kurzer Zeit gelesen und habe mich dabei bestens unterhalten gefühlt. Es fehlt weder an Humor, noch an Ernsthaftigkeit. Dennoch hat der Roman seine kleinen Schwachstellen und dort hätte ich mir mehr Feingespür gewünscht – für Nikolajs Charakter und auch für die schmale Gradwanderung zwischen historischem Bezug und dem Drang nach Modernität. Allerdings sind dies, wie gesagt, nur kleine Schwachstelle und ich vergebe wohlverdiente 4,5 Sterne, denn WALZERNÄCHTE IN WIEN ist absolut empfehlenswert für alle, die ein Faible für historische Schauplätze und/oder romantisch Liebesgeschichten haben.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Nicht schön einfach, aber einfach schön

Literally Love 1. Paperthin Touch
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Wer das hier liest, ist mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit ein ziemlich großer Büchermensch. Und was gibt es für uns Büchermenschen bitte genialeres als Bücher, die von Büchern handeln? Während wir ...

Wer das hier liest, ist mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit ein ziemlich großer Büchermensch. Und was gibt es für uns Büchermenschen bitte genialeres als Bücher, die von Büchern handeln? Während wir LeserInnen uns also mit Herzchenaugen ein Exemplar von PAPERTHIN TOUCH schnappen, kann nur Clio selbst diese Euphorie toppen. Denn Clio arbeitet im Verlag, liebt und lebt ihren Lektorinnenjob mit Leib und Seele und hat ihr Herz eigentlich schon längst an diverse AutorInnen verloren. Aber noch nie so …
Dabei beginnt alles so traumhaft: Clios neues Projekt ist eine Zusammenarbeit mit DEM Bestsellerautor schlechthin, Bryn Spurling. Doch schon bald wirkt alles albtraumhaft. Bryn ist alles andere als zugänglich, viel zu oft vergisst sie ihre Professionalität und dann schwärzt er sie auch noch indirekt bei ihrer Chefin an, um Clio persönlich treffen zu können. Aufgebracht lässt Clio sich auf die Herausforderung ein – nicht ahnend, dass sich hinter dem Pseudonym alles andere als ein unnahbarer Griesgram verbirgt. Nicht ahnend, dass sie den Höhepunkt ihres ganz persönlichen Albtraums noch lange nicht erreicht hat. Und erst recht nicht ahnend, wie schön dieser Albtraum sich anfühlen kann …

Die Geschichte wird aus Clios Sicht in der Ich-Perspektive erzählt, was den Einstieg ins Buch und den Zugang zu der Hauptfigur sehr einfach gestalten. Der gesamte Schreibstil liest sich zudem absolut flüssig, angenehm und das Buch entwickelt schnell Suchtpotenzial. Was ich zum Erzählstil ebenfalls noch hervorheben möchte, ist die Art, wie eine zweite Geschichte in die Haupthandlung eingewoben wird. Wer THE SECRET BOOKCLUB gelesen hat, weiß vielleicht was ich meine – alle andere werden es beim Lesen dieses Buches spätestens verstehen und erkennen, wie passend das ist und was für eine besondere Facette so hinzukommt. Schließlich kann man am besten verfolgen, wie sich Lektorin und Autor mittels eines Manuskripts näherkommen, wenn man selbst einen Blick in besagtes Manuskript werfen darf. Wirklich eine tolle Idee.

Sehr zugesagt haben mir auch die Figuren. Clio als Protagonistin ist eine beeindruckende Frau. Sie ist extrem selbstbewusst, mutig und schlagfertig. Auch ihre Loyalität hat mich beeindruckt und insgesamt ist es einfach mal erfrischend eine Liebesgeschichte zu lesen, in der die Frau die Initiative ergreift.

Während man Clio also sehr schnell sehr detailliert kennenlernt, bleibt Bryn als Figur lange blass. Es kommt zwar recht zügig zu einem Austausch via Mail und Kommentaren im Manuskript und auch das Manuskript stammt ja von ihm. Trotzdem konnte ich ihn ewig nicht einschätzen – dafür hat er sich, als er dann erstmals in persona aufgetreten ist, umso schneller mein Herz geschnappt. Seine Unsicherheiten machen ihn extrem sympathisch und nahbar. Außerdem war ich verliebt in seine so gefühlvolle Art.

Wie Clio und Bryn miteinander agieren und kommunizieren fand ich sehr schön zu beobachten, weil dabei jeder so sehr sich selbst treu bleibt und die zwei trotz ihrer Unterschiedlichkeit harmonieren. Allerdings bin ich mit dieser Erkenntnis immer ein wenig hinterhergehinkt. Oft ging es mir mit den beiden deshalb zu schnell und als sie sich erstmals sehr nahe kamen, war ich mir zwei Seiten vorher noch absolut sicher, dass sie noch Zeit brauchen würden. Ich wurde also ab und zu überrumpelt und der Funkte ist „nur“ zu 90% auf mich übergesprungen.

Das überraschende Tempo der Lovestory zeigt aber schon, dass dieser Roman in Teilen etwas unkonventionell und kaum 08/15 ist. Das beginnt zum Beispiel bei den sehr präzisen (und unglaublich interessanten) Einblicken in die Verlagswelt. Auch die Weise, wie Tarah Keys mit dem ein oder anderen Klischee spielt, ist spannend zu verfolgen. Eine weitere „unkonventionelle“ Sache möchte ich noch ansprechen, und zwar, dass die Erzählweise darauf abzielt, einige Erklärungen erst im Nachhinein zu liefern. Sollte man also beim Lesen an Stellen kommen, an denen man das Verhalten der Figuren nicht verstehen kann, dann lohnt es sich, noch ein paar Seiten durchzuhalten und man wird mit einem schönen Aha-Moment belohnt ;)

Mein Fazit:
PAPERTHIN TOUCH ist eine unterhaltsame Liebesgeschichte für alle, die einfach nicht genug von Büchern bekommen können. Die Story hält eine richtige Bandbreite an Emotionen bereit: Humor, Spannung, Frustration, Dramatik, Hoffnung und Liebe. Was mir persönlich besonders in Erinnerung bleiben wird, sind (neben meinem heftigen Crush auf Bryn ;)) die erfrischend andersartigen Themen und Wendungen, welche der klassischen Liebesgeschichte eine besondere Note verleihen. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung – schließlich lieben wir alle die Liebe und das Lesen :)

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Ein emotionales Wiedersehen mit den Blakelys

Because It's True − Ein einziger Kuss
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EIN EINZIGER KUSS erscheint im Rahmen der BECAUSE IT’S TRUE-Reihe sozusagen als letzte von vier kurzen Geschichten. Alle Geschichten stammen von einer anderen Autorin des Kyss-Verlags und hängen dementsprechend ...

EIN EINZIGER KUSS erscheint im Rahmen der BECAUSE IT’S TRUE-Reihe sozusagen als letzte von vier kurzen Geschichten. Alle Geschichten stammen von einer anderen Autorin des Kyss-Verlags und hängen dementsprechend nicht zusammen. Nur die Thematik dieser ganz besonderen Three-Things-Challenge teilen die Geschichten. Aber die Umsetzung ist jedes Mal eine ganz andere.

EIN EINZIGER KUSS ist wahrscheinlich diese der vier Storys, auf die ich mich am allermeisten gefreut habe – schlichtweg, weil Nikola Hotel meine Lieblingsautorin ist. Ihren Schreibstil habe ich schon lange lieben gelernt und die wiederkehrenden Figuren machen ihre Erzählungen für mich aus und so besonders. Eine Kurzgeschichte hat die Autorin wohl als perfekten Anlass dazu betrachtet, um eine Spin-Off-Geschichte zu den Blakely Brüdern (It was always you & It was always love) zu kreieren. Da ich die Reihe unglaublich geliebt habe, habe ich dieses Spin-off natürlich sehr willkommen geheißen – obwohl es doch einige Seiten gebraucht hat, um wieder in das Setting hineinzufinden. Schließlich sind drei Jahre vergangen, seitdem ich die Bücher gelesen habe. Allerdings muss ich an der Stelle sagen, dass ich bezweifle, dass die Geschichte Leser überzeugen kann, die die Blakely Brüder-Reihe nicht gelesen habe. Da würde der ein oder andere Insider fehlen. Wie zum Beispiel, wer genau Harper und Sam sind – für sich und als Paar.

Ich möchte die Inhaltsbeschreibung möglichst kurzhalten – viele Worte verraten bei einer kompakten Geschichte schnell zu viel. Nur so viel: Harper und Sam sind schon seit Jahren ein Paar – aber die letzten Monate haben die Beziehung auf eine schwere Belastungsprobe gestellt. Sam hat ein Auslandsjahr in Europa verbracht und als er nun zurückkehrt, ist nichts wie zu vor. Es ist nicht Harpers Sam, der durchtrainiert und selbstbewusst aus dem Flugzeug steigt. Es ist nicht Sams Harper, die unsicher in der Ankunftshalle auf ihn wartet. Sind sie also noch Sam-und-Harper genug, oder ist zu viel Zeit vergangen?

Die Geschichte wird aus Harpers Sicht erzählt und liest sich sehr angenehm. Harper ist eine liebe Person, aber in dieser Story wirkt sie nicht sehr vielschichtig, da ihre Gedanken sich hauptsächlich um ein Thema drehen – ihre Beziehung. Für eine Kurzgeschichte geht das für mich in Ordnung, aber ich kann mir vorstellen, dass manche Leser das anders sehen. Auch die Geschichte selbst behandelt dieses eine spezifische Frage – ob eine Fernbeziehung eine zu große Belastungsprobe ist. Ich mochte die Thematik sehr, weil sie sozusagen einen Blick auf das Danach wirft. Auf die Zeit nach dem großen Happy End. Liebesgeschichten handeln in 90 Prozent der Fälle vom Kennenlernen (oder Wiederkennenlernen). Aber der schwierige Part kommt oft erst danach. Die Frage, ob eine Liebe dem Alltag standhält. Deshalb habe ich die Geschichte sehr gespannt verfolgt und bis zur letzten Sekunde mitgefiebert, ob Harper und Sam nochmal ein Happy End erhalten.

Mein Fazit:
EIN EINZIGER KUSS ist ein gelungenes Spin-off mit tollen Figuren und einer interessanten Thematik. Ich habe die Geschichte gerne gelesen und gebe ihr 4,5 von 5 Sternen. Meine Leseempfehlung enthält jedoch ein großes Aber. Das Leseerlebnis wird vermutlich am besten sein, wenn man IT WAS ALWAY YOU und/oder IT WAS ALWAYS LOVE kennt.

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Veröffentlicht am 14.02.2023

Leidenschaftlich durch und durch

Die Rebellinnen von Oxford - Verwegen
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England, 1879. Es ist die Zeit, in der die Fähigkeit noch so groß sein mag – der Stand zählt mehr. Ebenso unbedeutend ist der Bildungsgrad, solange das Geschlecht das „falsche“ ist. Annabelle kennt ihren ...

England, 1879. Es ist die Zeit, in der die Fähigkeit noch so groß sein mag – der Stand zählt mehr. Ebenso unbedeutend ist der Bildungsgrad, solange das Geschlecht das „falsche“ ist. Annabelle kennt ihren Platz in der Gesellschaft daher ganz genau. Als unverheiratete Tochter eines Dorfpfarrers scheint sie dem Abgrund und der Armut unausweichlich entgegenzutreiben. Aus diesem Grund MUSS sie die Chance einfach ergreifen, die ein Studium in Oxford ihr bietet. Doch sehr bald schon muss sie feststellen, dass diese Chance ihr noch lange keine Sicherheit beschert. Um ihr Studium finanzieren zu können, schließt sie sich einer Gruppe von Suffragistinnen an – und balanciert damit weiterhin am Abgrund. Eine Auffälligkeit und sie verliert ihren Studienplatz. Die Situation ist nicht gerade leicht für Annabelle, die jede Aufgabe mit Temperament und Leidenschaft angeht. Noch schwerer wird die Zurückhaltung, als sie die Aufmerksamkeit des Herzogs von Montgomery auf sich zieht. Von Anfang an stehen die beiden auf komplett gegensätzlichen Seiten des Lebens und der Gesellschaft. Doch je öfter ihre Wege sich kreuzen, desto klarer wird, dass sie eine Sache vereint: die Leidenschaft. Und ab hier wird es erst recht kompliziert…

VERWEGEN ist der erste Band der REBELLINEN VON OXFORD-Reihe. Jeder Band der Reihe handelt von einer anderen starken Frau, die ihr Glück in einer Gesellschaft sucht, welche sich komplett gegen jenes Glück stellt. Die historischen Einflüsse sind also sehr stark – aber nicht so dominant, wie ich zunächst befürchtet hatte. Ja, irgendwie hatte ich befürchtet, die Geschichte könnte langatmig sein. Aber meine Befürchtungen hätten nicht ferner von der Wirklichkeit liegen können.

Die Geschichte beginnt mit ein paar Kapiteln, zwischen denen sehr große Zeitsprünge liegen. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir aus diesem Grund erst schwer. Es wirkte ein wenig, als wollte die Autorin wichtige Vorgeschehnisse zur Geschichte möglichst schnell abhaken – um dann zum eigentlichen Geschehen zu kommen. Auch der Schreibstil war zunächst sehr ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig. Doch als ich mich schließlich an ihn gewöhnt hatte, wurde er mit zum Grund, weshalb ich die Geschichte so sehr liebe – mit seinem altertümlichen Anklang fängt der Erzählstil die Atmosphäre einfach perfekt ein. Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, in wechselnder Perspektive zwischen Annabelle und Sebastian Montgomery. Nach ein paar Kapiteln Anlauf konnte ich mich auch voll und ganz auf beide Figuren und die Geschichte insgesamt einlassen. Von diesem Punkt an war ich einfach nur noch begeistert. Was ganz viele verschiedenen Gründe hat.
DIE REBELLINNEN VON OXFROD ist (rein zeitlich) kein Regency-Roman, aber erinnert doch sehr stark an dieses Genre. Die Etikette ist sehr zentral und es steckt enorm viel Leidenschaft in der Geschichte - nicht nur, was die romantischen Themen betrifft, aber selbstverständlich auch in dieser Hinsicht. Was diese Geschichte aber noch so besonders macht, sind die behandelten gesellschaftlichen und politischen Themen. Theorien, Wissenschaftler, Philosophen und Schriftsteller die heute so fern und altertümlich scheinen, prägen den Zeitgeist dieser Geschichte. In VERWEGEN lebt die Geschichte also wortwörtlich und in vielerlei Hinsicht.
Überzeugen konnten mich auch die Figuren. Die Mischung an Nebenfiguren ist bunt und groß. Die einen Figuren empören beim Lesen, andere Figuren sind beeindruckend, amüsante oder einfach sympathisch. Am meisten mochte ich aber Annabelle und Sebastian selbst. Annabelle ist so unfassbar mutig und stark – und zugleich eine sehr herzliche Person. Sebastian ist dagegen vielmehr ein stiller Held. Es dauert ein wenig, bis man versteht, dass seine scheinbar kühle Art rein gar nichts mit Arroganz zu tun hat. Stattdessen ist Sebastian ein Mann, der jede Aufgabe ganz oder gar nicht erledigt. Und wenn er jemanden liebt, dann ist diese Liebe für immer und unerschütterlich. Je besser ich Sebastian im Buch daher kennenlernen durfte, desto mehr habe ich mich in ihn verliebt.
Und nicht zuletzt ist die Liebesgeschichte einfach unschlagbar. Was zunächst als Slow-Burn beginnt wird mit der Zeit immer mitreißender. Die Autorin spart nicht an Leidenschaft – aber auch sämtliche andere Töne der Liebe kommen zum Zug. Stellenweise ist die Situation so verzweifelt, dass man beim Lesen total am Boden zerstört ist. Die Liebesgeschichte in VERWEGEN kann einen einfach nicht kalt lassen – mich selbst hat sie zutiefst berührt.

Dementsprechend war ich irgendwann einfach so begeistert von dem Roman, dass ich über ein paar kleine Schwachstellen auch gerne hinweggesehen habe. Am Ende gingen manches sehr schnell, ein paar Themen wurden etwas zu nebensächlich abgehandelt und die ein oder andere Frage bleibt offen. Das ist eindeutig ein Kritikpunkt, doch nur ein kleiner. Die Geschichte ist auch so wie sie ist sehr stimmig und rund.

Mein Fazit: 4,5 Sterne
Wenn ich bisher ein Buch als Highlight oder Lieblingsbuch bezeichnet habe, dann habe ich das automatisch damit verbunden, dass die Geschichte volle fünf Sterne von mir erhält. Der erste Band von DIE REBELLINNEN VON OXFORD ist beides – Highlight und Lieblingsbuch. Allerdings wurde mir klar, dass ein Buch dies auch sein kann, ohne vollkommen und perfekt zu sein. Der etwas holprige Einstieg, sowie die vereinzelten Lücken am Schluss sind sicherlich noch ausbaufähig, weshalb ich keine vollen fünf Sterne vergebe. Aber geliebt habe ich die Geschichte nichtsdestotrotz. Der Roman verbindet geschichtliche Themen geschickt mit ganz viel Gefühl und lässt langweilige Geschichte aufleben. Dieser Roman ist einer der Sorte, den ich ohne Wenn und Aber weiterempfehlen kann. Ich freue mich bereits darauf, die Geschichte irgendwann zu re-readen und ebenso bin ich nun neugierig auf die weiteren Bände rund um Annabelles Freundinnen.

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Veröffentlicht am 25.12.2022

Eine (etwas andere) kleine Weihnachtsgeschichte

From Tokyo with Love
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Weihnachten kann auch abseits geliebter und bewährter Traditionen schön sein. Darauf hofft Hailee, als sie in Tokio ankommt. Statt die Feiertage mit ihrer geliebten Familie zu verbringen, wird sie in dieser ...

Weihnachten kann auch abseits geliebter und bewährter Traditionen schön sein. Darauf hofft Hailee, als sie in Tokio ankommt. Statt die Feiertage mit ihrer geliebten Familie zu verbringen, wird sie in dieser großen, fremden Stadt an den Weihnachtstagen Konzerte geben – zumindest als Warm-up-Act. Denn mehr ist für Hailee momentan nicht drin. Daher möchte sie die Chance auch nutzen – lange kämpft sie schon hart für ihren Traum, von der Musik leben zu können.
Dass sie nun auf Finn Wolfcraft, dem Superstar schlecht hin, und seinen Support angewiesen ist, passt ihr da gar nicht. Früher hat sie ihn und seine Musik geliebt, doch inzwischen weiß sie: Auch Ärs** können gute Musik machen.
Finn hat währenddessen seine ganz eigenen Gründe, Abstand zu Hailee zu halten. Er kennt Musiker wie sie – Musiker, die andere Stars als Sprungbrett nutzen.
Aber nach einem holprigen Start und vielen Missverständnissen beginnen beide genauer hinzusehen – und ihre Vorurteile zu überdenken.

„Wenn man etwas wirklich will, muss man riskieren, dass es weh tut“. (S. 291)

Ich weiß gar nicht mehr richtig, weshalb ich FROM TOKIO WITH LOVE so unbedingt lesen wollte. Das Cover war jedenfalls nicht der ausschlaggebende Grund, denn ich habe seine Schönheit erst auf den zweiten Blick erkannt. Besonders in Zusammenhang mit dem Buch, gibt es absolut Sinn.
Vermutlich war es eher die Mischung aus Rockstar-Romance, Weihnachts-Vibes und die fremde Kultur, die mich neugierig gemacht hat. Und so habe ich entschieden, dass FROM TOKIO WITH LOVE die Geschichte werden soll, die die Weihnachts-Buch-Saison in diesem Jahr für mich einleitet.
Die Geschichte startet direkt sehr mitreißend. Nicht aufgrund von krasser Spannung oder großen Emotionen. Stattdessen kommt man zu Beginn ganz entspannt in Tokio an und bekommt die Zeit, die fremde Stadt und deren Kultur auf sich wirken zu lassen. Zumindest war es für mich das erste Mal, dass ich mich näher mit Tokio beschäftigt habe. Und ganz ehrlich – ich war absolut begeistert davon, was wir in diesem Roman von Tokio zu sehen bekommen. Und das ist ganz schön viel, denn die Autorin schafft es überall kleine (oder größere) Infos über die Sehenswürdigkeiten, den Lifestyle und die Leute dort in der Geschichte zu verstecken. Das macht den Roman auf eine sanfte Weise abenteuerlich.

Ein weiterer Grund, weshalb ich so mühelos in die Geschichte gestartet bin, waren definitiv die beiden Protagonisten – Hailee und Finn. Ich habe beide von der ersten bis zur letzten Seite total geliebt. Mit ihren 19 Jahren sind die zwei eigentlich noch gar nicht sooo erwachsen, aber sie wirken dennoch schon sehr reif, was mir gut gefallen hat. Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden erzählt – nur manchmal hätte ich mir einen etwas regelmäßigeren Rhythmus gewünscht, was die Reihenfolge der Perspektiven betrifft. (Manchmal dauerte es etwas zu lange, bis man die Sichtwiese von Finn bzw. Hailee auf eine Situation erfahren hat). Generell lernt man aber beide super kennen und lieben. Hailee versucht taff zu sein, was zugleich stark und amüsant ist. Tief in sich drin ist Hailee aber absolute weich und total lieb – ebenso wie Finn. Er wirkt oft abweisen – und abwesend. Aber je näher man ihn kennenlernt, desto besser versteht man ihn. Er ist ein introvertierter Typ und einfach zum Gernhaben.

Obwohl die Geschichte klar ein Weihnachtsbuch ist, ist es kein gewöhnliches Weihnachtsbuch. Weil in Tokio die Weihnachtsbräuche total anders sind, ist auch das Weihnachtsfeeling ein anderes. Ich finde daher, FROM TOKIO WITH LOVE ist kein Buch, dass man zwingend pünktlich im Dezember lesen muss. Auch im November oder an einem kalten Februartag schenkt das Buch wunderschöne, unterhaltsame Lesestunden.

Die Thematiken sind ebenso vielfältig wie die Locations, die der Leser zu „sehen“ bekommt. Hailee und Finn haben beide Sorgen und Probleme wegen ihrer Karriere. Beide sind unglücklich – obwohl sie an ganz gegensätzlichen Punkten in ihrer Karriere stehen. Das erschwert es den beiden auch, sich gegenseitig zu vertrauen. Und so wird FROM TOKIO WITH LOVE zu einer Slow-Burn-Romance mit einem Hauch von Tiefgründigkeit. Weil die Geschichte sich von Beginn an viel Zeit gelassen hat, hätte ich mir am Ende noch ein paar Seiten mehr gewünscht (und ja, auch weil ich Finn und Hailee einfach noch nicht wieder gehen lassen wollte). Ein Ausblick auf die Zukunft wäre einfach noch schön und etwas runder gewesen. Außerdem konnte ich Finn und Hailee einzeln total gut verstehen, nur die „Finlee“-Vibes sind ein wenig zu kurz gekommen für meinen Geschmack.

Mein Fazit:*
Ich hatte mich riesig auf diesen Roman gewünscht und wurde auch nicht enttäuscht. Ja, hier und da musste ich ein paar Abstriche machen, aber in seinem Gesamtkonzept hat mich das Buch einfach überzeugt. Die Figuren boten einen herrlich bunten Haufen und Hailee und Finn haben sich erstaunlich schnell ihren Weg in mein Herz gebahnt. Von der ersten bis zur letzten Seite habe ich FROM TOKIO WITH LOVE gerne und mit einem Lächeln im Gesicht gelesen. Weil ich davon überzeugt bin, dass es auch vielen weiteren LeserInnen so gehen wird, gibt es von mir eine klare Leseempfehlung. Alle Musik-Fans, Weihnachts-Liebhaber und/oder Tokio-Begeisterten sind mit diesem Roman bestens bedient. Von mir selbst gibt es 4,5 Sterne für diese etwas andere Weihnachtsgeschichte.

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