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Veröffentlicht am 20.01.2024

zu viele Aufzählungen

Die magischen Buchhändler von London - Die geheime Karte
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„Diese Urherrscherin ist uns nicht bekannt, offensichtlich sehr mächtig und eine Mörderin. Vielleicht ist sie rachsüchtig. Vielleicht hat sie sterbliche Verehrer und Untertanen. Solange wir nichts über ...

„Diese Urherrscherin ist uns nicht bekannt, offensichtlich sehr mächtig und eine Mörderin. Vielleicht ist sie rachsüchtig. Vielleicht hat sie sterbliche Verehrer und Untertanen. Solange wir nichts über sie wissen, könntest du in Gefahr sein.“ (S. 120)

Die geheime Karte ist der zweite Teil dieser Reihe und schließt locker an den ersten an. Susan und Merlin sind immer noch ein Paar, obwohl Susan damit kämpft, ihr normales Leben aufrecht zu erhalten. Mit einem magischen Buchhändler an ihrer Seite, ist dies schwierig. Trotzdem geht sie zur Kunstuniversität in London und besucht ihre Mutter regelmäßig. Als Merlins Schwester Vivian sie kontaktiert, weil Merlin verschwunden ist, zögert sie trotzdem keine Minute und eilt den Buchhändlern zu Hilfe.

Ich war vom ersten Teil ziemlich begeistert, die linkshändigen und rechtshändigen Buchhändler, die verborgene Welt, die gesamte Atmosphäre! Das hat mir in diesem Teil etwas gefehlt und gleichzeitig war es zu viel. Ständig wurden irgendwelche Namen aufgezählt und ob sie Links- oder Rechtshänder sind, in welchem Buchladen sie arbeiten, welche Kleidung aus welcher Zeit sie tragen, welche Waffen bevorzugt werden und am Ende, in welcher Automarke aus welchem Jahrzehnt sie sitzen. Es war eine konstante Aufzählung all dieser Dinge.
Nebenbei hat Susan ständig damit zu kämpfen, daß sie an ihrem normalen Leben festhalten will, gleichzeitig aber immer weiter in die magische Welt hineingezogen wird, nicht nur durch die Buchhändler, sondern auch durch ihren Urherrschervater. Ein Wechselbad der Gefühle, das Susan bis zum Ende begleitet.
Mir fehlte die gesamte magische Atmosphäre, die mich im ersten Teil so gefesselt hat. Stattdessen war dieser Teil voll mit Polizei und Militär, Anweisungen hier und Anweisungen da. Das war alles einfach zu weltlich, und Susan nur ein Spielball von allen.

Die Geschichte um die Lady of Stone war interessant, ging aber bei dem ganzen Militärkram und den Aufzählungen unter. Ich hatte mir mehr erhofft.

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Veröffentlicht am 15.11.2023

detailverliebte Welt, unbefriedigendes Ende

Gemini Rebellion
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„Für einen Weltuntergangsfanatiker haben Sie einen unglaublichen Charme, Schätzchen.“ (S. 184)

Was haben ein gescheiterter Journalist, eine einsame Garküche-Betreiberin und ein reicher Schnösel gemeinsam? ...

„Für einen Weltuntergangsfanatiker haben Sie einen unglaublichen Charme, Schätzchen.“ (S. 184)

Was haben ein gescheiterter Journalist, eine einsame Garküche-Betreiberin und ein reicher Schnösel gemeinsam? Fast nichts, schon gar nicht in dieser dystopischen Zukunftsvision, in der es Geburtenkontrollen, Genmanipulierte Nahrung und IDs gibt, die nicht jedem offen stehen und somit die Menschen in mehr als nur Arm und Reich teilen.
Die Welt in Gemini ist düster und scheint wenig lebenswert, obwohl die Vision gar nicht so unwahrscheinlich scheint. Der Reporter Russel ist einer großen GenFood-Firma auf der Spur und er will beweisen, daß ihre neueste Generation die Menschen unfruchtbar macht. Doch niemand will ihm zuhören, denn die Menschen sind an Sensationen interessiert, nicht an Fakten. „War das der Geist ihrer Zeit geworden, in der Menschenleben nur nach ihrem Sensationsgehalt gemessen wurden und die Kluft zwischen denen, die besaßen, und denen, die de facto Besitz waren, sich zu einem Graben auswuchs? Einem Riss, der den Planeten in zwei Hälften zu teilen drohte? Einer klaffenden Wunde ihrer Gesellschaft, aus der die Erde Menschlichkeit blutete?“ (S. 214)
Susi, Betreiberin einer fahrenden Garküche, ist vom Tod ihrer Mutter sehr mitgenommen, als sie durch Zufall auf ihre Zwillingsschwester trifft. Obwohl sie eineiig sind, könnten ihre Leben kaum unterschiedlicher sein. Denn Claire treibt sich bei den ID-Losen in den Slums rum, während Susi sich bemüht, ein ordentliches Leben zu führen. Voller Trauer wirft Susi Claire einige unschöne Dinge vor und der ganze Abend gerät so sehr außer Kontrolle, daß ein Ausrutscher die Leben der ganzen Welt beeinflussen könnte.
Piters Hochzeit dient vor allem politischen Zwecken. Trotzdem hat er sein Herz an Alma verschenkt und möchte alles tun, um sie glücklich zu machen. Nachdem er die Wahrheit über seinen Seitensprung und den Grund für Almas Kinderlosigkeit erfährt, wendet er sich gegen die herzloseste Person in der ganzen Geschichte: seine Mutter

Dieses Buch läßt sich Zeit, um die Welt von Russel, Susi, Claire und Piter in allen Details zu beschreiben. Der Autor schafft es, durch die verschiedenen Perspektiven ein gutes Bild der Bevölkerungsschichten zu zeichnen und die Kluften hervorzuheben. Der Kontrast zwischen ID-Besitzern und ID-Losen ist dabei längst nicht so groß, wie zwischen den führenden Klassen und den Arbeitern.
Bei aller Hingabe zum Detail ist es für mich nicht nachvollziehbar, was am Ende nun passiert ist. Ein Schuß, ein Knall, und plötzlich ist alles anders. Das läßt mir zu viel Raum für Interpretationen, was genau nun passiert ist, wie es aus- oder weitergeht. 60 Seiten vor Schluß konnte ich mir nicht vorstellen, wie das alles gelöst werden soll und nun, nach den letzten Worten auf der letzten Seite, bin ich mir immer noch nicht sicher, wie das alles eigentlich endet.

Gemini ist ein dystopischer Roman mit Zukunftsvisionen, Kritik an Genmanipulation und ein Anstoß, über das Leben nachzudenken. Wer Lust auf ein wenig Weltuntergang und Hoffnung hat, der möge sich in die Rebellion stürzen.

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Veröffentlicht am 01.08.2023

und nu?

Jung und Unsichtbar
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„Was Gutes hatte es aber doch, dass Rene immer bei uns rumhing. Als ich ihn mir ansah, lernte ich noch dreimal mehr, um bei uns rauszukommen. Richtig abschreckend war der für mich.“ (S. 13)

Chris Weiler ...

„Was Gutes hatte es aber doch, dass Rene immer bei uns rumhing. Als ich ihn mir ansah, lernte ich noch dreimal mehr, um bei uns rauszukommen. Richtig abschreckend war der für mich.“ (S. 13)

Chris Weiler ist 13 und wohnt in der Hugo-Luther. Wer dort lebt, ist entweder Alkoholiker oder hat Dreck am Stecken. Oder ist ein Kind, geboren in den ärmlichen Verhältnissen zwischen zwei Autobahnen, so wie Chris.
„Dass ich neuerdings zu diesem Super-Reichen-Scheißymnasium ging, hatte aber mit Frau Pietsch […] zu tun.“
Chris ist ein Kind seiner Umstände, der einfach aus der falschen Gegend kommt und nicht nur so aussieht, sondern auch so spricht, obwohl er (offenbar) sehr intelligent ist und es mit den richtigen Möglichkeiten weit bringen könnte. Eine Gelegenheit hat seine Grundschullehrerin Frau Pietsch in dem Gymnasium gesehen, und Chris wollte diese Chance wirklich nutzen. Doch ist er dort auf Grund seiner Herkunft nicht erwünscht, und ein blaues Auge setzt Dinge in Gang, die am Ende zu diesem Buch führen.
„Weißt du, ich will jemanden wie dich einfach nicht an meiner Schule haben. Ich glaube, du verlässt uns am besten sofort freiwillig oder ich berufe eine Konferenz ein und lasse dich entfernen, ja?“ (S. 55)

Ich hatte das Gefühl, daß der 13jährige Chris mir gegenüber sitzt, seine Geschichte erzählt und die Umstände begreiflich machen möchte. Dazu nutzt er Umgangssprache, Floskeln aus seiner Gegend und eine Menge Schimpfwörter. „»Mitgehangen, mitgefangen«, sagte man bei uns dazu und ich dachte daran, dass alle immer wiederkamen und nie weg konnten. Niemand konnte uns vor uns retten.“ (S. 45)
jung und unsichtbar zeichnet ein Bild eines armen Jungen, der nichts für seine Umstände kann und dem von allen Seiten Steine in den Weg gelegt werden, einfach weil er zu den „Assis“ gehört.
Und die Moral von der Geschichte? Was möchte dieses Buch mir mitteilen? Da das Ende ziemlich offen ist, man also nur erahnen kann, daß alles hoffentlich irgendwie besser wurde, weiß ich es nicht. Ich habe das Wort Ende gelesen, und den Rest gesucht. Es muß doch alles aufgelöst werden! Nein, wird es nicht.

„Arme wurden arm geboren und blieben es in der Regel, egal ob sie ein Almosen bekamen oder nicht und bei Reichen war das genauso.“ (S. 149)

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Hilfreich

Alles, was du in der Schule nicht gelernt hast, aber fürs Leben brauchst
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„Warum lernen wir in der Schule eigentlich nicht, glücklich zu sein und ein erfülltes Leben zu führen? Warum lernen wir nicht, neugierig zu bleiben und mutig zu sein? Warum lernen wir nicht, uns mit Dingen ...

„Warum lernen wir in der Schule eigentlich nicht, glücklich zu sein und ein erfülltes Leben zu führen? Warum lernen wir nicht, neugierig zu bleiben und mutig zu sein? Warum lernen wir nicht, uns mit Dingen zu beschäftigen, die uns wirklich interessieren und begeistern? Nichts gegen die Schönheit von Parabeln, die ein exponentielles Wachstum abbilden, oder den genialen, wohlausbalancierten Kreislauf der Photosynthese, der Leben ermöglicht, ohne Müll zu produzieren, und somit ein perfektes Vorbild für die Umsetzung von Kreislaufwirtschaft darstellt.“ (S. 15)

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Intensive Charakterentwicklung, ausführlicher Weltenbau, lang.

Die Jäger des Nordens
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„Was macht dich glauben, dass du noch immer ein Mensch bist?“ (S.524)

Nachdem ich Das Lied der Reiter von der Autorin gelesen hatte, wollte ich mehr lesen. Die Jäger des Nordens ist mir nicht nur aufgrund ...

„Was macht dich glauben, dass du noch immer ein Mensch bist?“ (S.524)

Nachdem ich Das Lied der Reiter von der Autorin gelesen hatte, wollte ich mehr lesen. Die Jäger des Nordens ist mir nicht nur aufgrund des Covers aufgefallen, sondern auch wegen des Titels. Der Klappentext hatte mich dann vollends überzeugt und ich habe voller Vorfreude dieses Buch begonnen.
Sam ist ein gepeinigter Charakter, der mir von Anfang an sympathisch war. In seinem Dorf gibt es gewisse Regeln und Verhaltensweisen, die ihm nicht nur missfallen, sondern regelrecht Übelkeit verursachen. Er hat mehr als ein Geheimnis, das es ihm schwer macht, seinen Platz in der Gemeinschaft zu finden und den Pflichten nachzukommen. Einzig sein kleiner Bruder Nahn scheint sich um Sam zu sorgen und zu kümmern. Und der ortsansässige Heiler, da Sam oft Wunden vom Training davon trägt. Dieser Heiler bietet ihm auch einen Ausweg und die Hoffnung auf Freiheit. Oder zumindest läßt er das Sam glauben.

Und dann beginnt eine Reise durch das Land, durch jedes Dorf mit all seinen architektonischen Besonderheiten und unterschiedlichen Völkern. Dabei wird nicht nur viel Zeit in den Weltenbau an sich investiert, sondern auch in die Charakterentwicklung.
Sam wird von dem Raben Kro begleitet, der ein schwieriger Charakter ist. Während Sam gepeinigt von seinen Geheimnissen ist, wird Kro von seinen Erinnerungen gefoltert. Es war nicht nur für Sam schwer, Kros Verhaltensweisen und Stimmungsschwankungen zu ertragen, zu verstehen und nachzuvollziehen.

Es gibt mehrere Erzählstränge, die auf zwei Zeitachsen verlaufen. Einmal gibt es die Geschichte der vier Elementemagier von vor 151 Jahren; es folgt die Gegenwart erzählt von Sam, dem Heiler und einigen anderen. Außerdem sind es recht kurze Kapitel, die das Lesen leicht machen.

Ich mag unterschiedliche Zeit- und Erzählstränge, ich mag den Protagonisten und die Geschichte im Groben. Aber die Charakterentwicklung zieht sich über ca 2/3 des Buches und ist mir damit zu lang. Viel zu lang. So lang, daß es mich in eine kleine Leseflaute getrieben hat und ich sogar ein anderes Buch angefangen hatte.
Nach etwas mehr als der Hälfte habe ich nur noch grob drüber gelesen, einige Kapitel dann wieder intensiver, und war am Ende froh, es hinter mich gebracht zu haben. Dabei mag ich Sams Entwicklung, ich mag den Konflikt der Magier aus der Vergangenheit, die Politik und Geschichte der Gegenwart, und Sam. Ich habe auch in der Regel keine Probleme mit dicken Büchern, doch dieses hat mich leider irgendwie fertig gemacht.
Wer aufwändige Charakterentwicklungen mag, dem kann ich dieses Buch ans Herz legen. Für mich war das leider nichts.

„Menschen sind etwas unglaublich Abscheuliches [...].“ (S. 377)

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