Achtung mit Spoilern enthalten
Wo fange ich hier bloß an?
Verworrene Gefühle, dunkles Setting, morbide Charaktere, die im Laufe der Geschichte immer wahnsinniger werden.
Der Wahnsinn ist es am Ende aber, der den Hauptteil der Entwicklung ...
Wo fange ich hier bloß an?
Verworrene Gefühle, dunkles Setting, morbide Charaktere, die im Laufe der Geschichte immer wahnsinniger werden.
Der Wahnsinn ist es am Ende aber, der den Hauptteil der Entwicklung der Erzählung ausmacht.
„Die Zukunft ist grenzenlos, wild und voller Verheißungen, aber auch Gefährlich“
Ein besseres Zitat hätte es für den Verlauf nicht geben können. Auf der einen Seite wird man mit dem Glauben gefüttert, die sieben Schauspieler können alles schaffen und sind unbesiegbar, auf der anderen Seite aber, erkennt man unter den harten Schalen des ständigen Trainings und den vielen aufwendigen Premieren und Aufführungen, die blank liegenden Nervenbahnen, die die jungen Freunde dahin treibt, sich selbst und die anderen zu zerstören.
Das Buch ist Shakespeare gewidmet, ganz offensichtlich. Jeder einzelne der Schauspieler lebt in einen Traum den Shakespeare vor tausenden von Jahren erschaffen hat.
Wird dieser Traum es am Ende sein, der den Wahnsinn hervorruft? Was passiert wenn sieben junge Leute, die sich als Familie bezeichnen, die Realität so weit vernachlässigen, dass sie nicht mehr vernünftige Konversationen führen können, ohne in Shakespeares Textzeilen und Versen zu erzählen und ständige Analogien zu ihren Gefühlen und den Geschehnissen suchen?
Kann man so noch ein selbstbestimmtes Leben führen? Die Fragen haben mich durch den ganzen Roman über begleitet und diese am Ende beantworten zu können, hilft die Charaktere und deren Handlungen besser nachvollziehen zu können.
Kommen wir also zu meiner Meinung.
Das Cover wirkt zwar unscheinbar, hat mich aber dennoch im Buchladen direkt angesprochen, wobei ich vor allem den Klappentext hinreißend fand.
Der Schreibstil ist der absolute Hammer und hat mich schnell durch das Buch und durch die Erzählung von Oliver gebracht.
Zudem fand ich es wirklich gelungen, dass aus dem Klappentext schon hervorgeht, dass einer der sieben sterben wird. So hat man einen Großteil der Geschehnisse im Kopf und fragt sich nach jeder Szene, wer wohl sterben mag. Irgendwann hat man jeden mal im Kopf gehabt und immer weiter mitgerätselt.
Die gesamte Handlung hat mich sehr überzeugt. Ich war absolut gefesselt und konnte nicht aufhören, das Buch zu lesen, selbst wenn mir einige der Charaktere nicht zugesprochen haben.
Interessant ist eben genau der Aspekt, wie weit die jungen Leute sich von ihrer Leidenschaft des Schauspiels beeinflussen lassen und wie sehr sie ihr Leben dem widmen, was Shakespeare einst niedergeschrieben hat.
Dennoch gibt es einen großen Kritikpunkt von meiner Seite, denn in wie weit ist diese Geschichte wirklich vertrauenswürdig?
Sie wurde bloß von Oliver selbst erzählr.. der unscheinbare, der nette.. wie er sich selbst zumindest darstellt. Doch wie nett war ist er wirklich?
Wäre er so nett und einfühlsam wäre es wirklich so weit gekommen? Hätte er das Desaster mit der VERGEBENEN Meredith verhindert, wäre Richard vielleicht nicht so ausgetickt, dann hätte er niemals umgebracht werden müssen.
Wäre Oliver wirklich so nett, hätte er James nicht aufgehalten, Richard noch zu retten und er würde vielleicht noch leben.
Wäre er wirklich so einfühlsam gewesen, dann hätte er die Gefühle von James deutlich besser erahnen können.
Vielleicht hat Oliver uns also mit purer Absicht und der Gewandheit seiner Worte als Schauspieler, die Geschichte so erzählt, dass er am Ende als Held dasteht, der sich so aufopfernd für James hingibt.
Oliver ist demnach für mich falsch. Er beschreibt sich selbst als jemanden, der die Worte liebt und auch ganz genau weiß, wie er mit ihnen umzugehen hat.
Ich vertraue ihm nicht.
James hingegen mein absoluter Favorit, mit viel zu vielen Gefühlen, von deren Intensität er immer weiter in den Abgrund gezogen wird.
Meredith als die Verführerin, die alles für Bestätigung und Anerkennung tun würde und eigentlich nur eine arme Sau ist, die von ihrer Familie vernachlässigt wird.
Wren-absolut unscheinbar und zerbrechlich
Filippa- ein wirklich netter Charakter, die sich in jeder Situation anpassen kann und immer für die Guten ist, alles dafür tun würde, damit die kleine Familie bestehen bleibt.
Alexander- der Bösewicht mit dem massivem Drogenproblem, der noch nicht genau weiß, was gut und böse ist.
Richard- der Tyrann, der alle seine Mitmenschen zerstören will und seine unerbittliche Wt nicht bändigen kann. Vielleicht ja einfach bloß geprägt von ganz großer Versagensangst.
An sich wahnsinnig toll ausgearbeitete Charaktere, die man durch das Buch immer besser verstehen kann ( außer Wren vielleicht, sie war bloße Lückenfüllerin und ich konnte keine emotionale Verbindung zu ihr herstellen).
Das Buch ist demnach deutlich zu empfehlen, hat mir außerordentlich gut gefallen.