Steinige Wege
ElementarwellenTamsin Calidas, erfolgreiche Autorin und Fotografin, hat die Nase vom Londoner Großstadtleben gestrichen voll. Überfälle, Messerstechereien, Einbrüche und Vandalismus sind in dem Viertel, in dem sie mit ...
Tamsin Calidas, erfolgreiche Autorin und Fotografin, hat die Nase vom Londoner Großstadtleben gestrichen voll. Überfälle, Messerstechereien, Einbrüche und Vandalismus sind in dem Viertel, in dem sie mit ihrem Mann Rab lebt, mittlerweile an der Tagesordnung. Sie beschließen, Notting Hill den Rücken zu kehren, landen auf einem winzigen Hebriden-Eiland, 24 km lang, 0,8 km breit mit 120 Bewohnern, wo sie einen heruntergekommenen Hof mit dem dazugehörigen Land kaufen, um dort ein neues Leben in und mit der Natur zu beginnen. Davon erzählt sie in diesem Memoir.
Um aber dort anzukommen, muss sie durch viele steinige Wege durch tiefe Täler gehen, für Außenstehende stellenweise kaum auszuhalten. Aber da ist auch diese einzigartige, schottische Landschaft mit ihrem Heidekraut, den Bergen und dem unberechenbaren, tosenden Meer, die Tamsin berührt, ihr hilft, zu überleben. Eindrucksvoll beschrieben.
Neuanfänge haben immer etwas Magisches, aber „Elementarwellen“ ist kein optimistisches Buch. Sind Tamsin und Rab davon ausgegangen, dass sie von den alteingesessenen Insulanern mit offenen Armen empfangen werden? Dass ihnen von allen Seiten Sympathie entgegengebracht und Hilfe angeboten wird?
Das Gegenteil ist der Fall. Die verschworene Inselgemeinschaft beäugt die Aktivitäten der Neuankömmlinge misstrauisch, sieht Vorurteile bestätigt, lässt sie spüren, dass sie nicht willkommen sind. Es kommt zu verbalen und physischen Übergriffen, ein entspanntes Miteinander scheint unmöglich. Das zehrt an den Nerven, schürt Aggressionen auf beiden Seiten, sodass nach einem Gewaltausbruch schließlich Rab die Segel streicht und die Insel und seine Frau verlässt. Auch wenn sie manchmal zweifelt, für Tamsin ist Scheitern keine Option. Sie ist stur, nicht bereit, ihren Traum aufzugeben. Also bleibt sie, beißt sich durch, gibt nicht auf, und die Insel wird, aller Widrigkeiten zum Trotz, zu dem Zuhause, das sie immer gesucht und dort endlich gefunden hat.