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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2023

Ein vielschichtiger Thriller, in dem es um Loyalität, Verantwortung und Moral geht

Die treue Freundin
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Als 12-Jährige sind Rain und ihre Freundin Opfer eines sadistischen Entführers geworden, entkommen ist Rain nur durch das Eingreifen eines Freundes. Rain schleppt seitdem ein Trauma tief in ihrem Inneren ...

Als 12-Jährige sind Rain und ihre Freundin Opfer eines sadistischen Entführers geworden, entkommen ist Rain nur durch das Eingreifen eines Freundes. Rain schleppt seitdem ein Trauma tief in ihrem Inneren mit sich herum, das sie auch dann nicht loslässt, als ihr Peiniger selbst Opfer eines Killers wurde.

Rain, nun erwachsen, hat sich aus ihrer Karriere als Journalistin zurückgezogen, um Mutter zu sein. Ihr Trauma bricht wieder auf, als sie erfährt, dass ein des Mordes freigesprochener Ehemann auf dieselbe Weise getötet wurde wie der Sadist, der sie und ihre Freundin vor so vielen Jahren gequält hat. Sie nimmt ihre journalistische Tätigkeit wieder auf, um die Parallelen zu untersuchen. Gibt es eine Verbindung zwischen den Morden? Bereits nach anfänglichen Recherchen stellt sie fest, dass ihre Vergangenheit sie sprichwörtlich einholt.


Mehr kann ich nicht verraten, um der Handlung und der Spannung nicht zu viel vorweg zu nehmen. Man muss sich auf die verschiedenen Erzählstränge einlassen können, mal wird in der Gegenwart erzählt, mal wird die Vergangenheit beleuchtet, mal erzählt nicht Rain selbst die Geschichte. Ein vielschichtiger Thriller, in dem es um Loyalität, Verantwortung und Moral geht. Magisch angezogen von diesem düsteren Cover, hat mich der Klappentext überzeugt - und was soll ich sagen: Kaufen und Lesen haben sich für mich definitiv gelohnt!

Veröffentlicht am 02.08.2023

Die Akzeptanz der kinderlosen Frau

Nie, nie, nie
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Nein, keine Kinder, nie, nie, nie! Die namenlose Protagonistin dieses Romans weiß, dass sie keine eigenen Kinder will, und sie ändert ihre Meinung auch nicht. Es sind die Menschen in ihrer Umgebung, die ...

Nein, keine Kinder, nie, nie, nie! Die namenlose Protagonistin dieses Romans weiß, dass sie keine eigenen Kinder will, und sie ändert ihre Meinung auch nicht. Es sind die Menschen in ihrer Umgebung, die ihr einzureden versuchen, dass sie einfach nicht wissen könne, ob sie ihre Meinung nicht doch irgendwann mal ändert. Ob sie nicht doch Kinder will. Doch eine Familie gründen. Alle scheinen es besser zu wissen als sie mit ihrem konstanten Nein. Als Frau darfst du wissen, was du willst – aber bei der Kinderplanung meinen alle etwas mitreden zu müssen; Freunde, Mütter, der eigene Freund, Bekannte und darunter jene, die sich der guten Vollkommenheit ihrer eigenen Elternschaft mittlerweile nicht mehr so sicher sind.


«Was willst du denn vom Leben? Wenn du dir keine Familie wünscht, keine Rasselbande, die du groß werden siehst, der du etwas von dir gibst, die du formst. Mal ganz abgesehen davon, dass du einen Beitrag für die Gesellschaft leisten würdest, etwas, wovon alle profitieren.»

«Ich wünsche mir ein langes Leben, das ich mit Büchern füllen will.»


Mir fiel es unglaublich leicht in dieses Buch hineinzufinden. Eine solche Leseerfahrung hatte ich noch nicht: Das Gefühl zu haben das alles schon zu kennen, schon genau zu wissen, wohin das alles führt, und dennoch jede gelesene Zeile, jede umgeblätterte Seite genossen zu haben. Ich habe mich ein Stück weit selbst in diesem Buch gespiegelt gesehen, und dennoch war ich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt, sondern habe Bestätigung gefunden, wo ich keine nötig hätte – eigentlich genau wie die Protagonistin von „Nie, nie, nie“.

Danke Linn Strømsborg, danke Dumont, für ein auf jeden Fall jetzt schon feststehendes Lese-Highlight diesen Jahres!

Veröffentlicht am 02.08.2023

Ein wunderbarer Roman über die schicksalhafte Verknüpfung verschiedener Lebensgeschichten

Kleine Wunder um Mitternacht
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Was haben drei Einbrecher, die Beatles, ein grünes Flüsschen, ein verhinderter Musiker, eine Olympiaanwärterin und ein ratloser Welpe gemeinsam? - Gar nichts, bis sich die drei Gauner Atsuya, Kohei und ...

Was haben drei Einbrecher, die Beatles, ein grünes Flüsschen, ein verhinderter Musiker, eine Olympiaanwärterin und ein ratloser Welpe gemeinsam? - Gar nichts, bis sich die drei Gauner Atsuya, Kohei und Shota nach einem Einbruch in Namiyas Gemischtwarenladen verstecken, um dort die Nacht auszuharren. Als in das verlassene Geschäft durch den Rolladenschlitz ein Brief geworfen wird, obwohl draußen kein Mensch zu sehen ist, entpuppt sich dies nur der Beginn eines kleinen Wunders, das in dieser einen Nacht das Leben vieler Menschen verändert.

Keigo Higashino kannte ich bisher nur als Thriller-Autor. Dass nun ein Roman von ihm erschien, der auch noch äußerst vielversprechend klang, habe ich zum Anlass genommen erstmals etwas von Higashino zu lesen, und ich muss sagen, dass ich ein traumhaftes Lesevergnügen mit diesem Buch hatte. Nachdem ich mich auf „Kleine Wunder um Mitternacht“ eingelassen habe, fächerte sich mit jeder Seite der Zusammenhang zwischen all diesen Personen auf und gab den Blick auf das große Ganze frei. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 31.07.2023

In der Ruhe liegt die Kraft dieser Erzählung

Liebe am Papierrand
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Eine junge Frau hat ein seltsames Ohrenleiden und befürchtet, der Gehörlosigkeit anheim zu fallen. Sie lernt einen Stenographen kennen, in dessen Gegenwart ihr Leiden kleiner zu werden beginnt. Fasziniert ...

Eine junge Frau hat ein seltsames Ohrenleiden und befürchtet, der Gehörlosigkeit anheim zu fallen. Sie lernt einen Stenographen kennen, in dessen Gegenwart ihr Leiden kleiner zu werden beginnt. Fasziniert von seinen Händen bittet sie ihn ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Die Gespräche mit ihm scheinen sie zu heilen, doch sie stellt fest, dass ihre gemeinsame Zeit begrenzt ist, denn irgendwann wird das Papier aufgebraucht sein...


Dies ist für mich bisher eine der unscheinbarsten Geschichten von Yoko Ogawa, für mich eine Meisterin der zarten Wortwahl. Ich bin eine Liebhaberin dieser Autorin, aber auf Ogawa muss man sich einlassen können. Nicht die Handlung ist der Fokus ihrer Erzählungen, sondern die verwendeten Worte, die im Geiste gemächlich dahinfließen wie köstlicher Honig. Auch in diesem Buch passiert gewohnt wenig, doch ihre Beschreibungen, wie beispielsweise die Finger des Stenographen, die fragile Ohrmuschel der jungen Frau, sind ein literarischer Genuss, der sich nur schwer mit anderen Autoren und Autorinnen vergleichen lässt.

Veröffentlicht am 31.07.2023

Willkommen zum actiongeladenen Finale der Vanitas-Reihe!

VANITAS - Rot wie Feuer
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Nachdem im zweiten Teil der Reihe Carolin von ihren Dämonen in Wien aufgespürt wurde, hat ihre Flucht sie zurück nach Frankfurt getrieben, der Stadt, in der so viel Schreckliches passiert ist. Doch sie ...

Nachdem im zweiten Teil der Reihe Carolin von ihren Dämonen in Wien aufgespürt wurde, hat ihre Flucht sie zurück nach Frankfurt getrieben, der Stadt, in der so viel Schreckliches passiert ist. Doch sie erträgt die ständige Furcht nicht mehr von dem Karpin-Clan aufgespürt zu werden und beschließt sich ihren Ängsten zu stellen und von der Gejagten zur Jägerin zu werden. Unter neuer Identität und in vielen Maskeraden gelingt es ihr, einzelne Mitglieder des russischen Clans aufzuspüren, und sie grübelt wie sie aus diesen Erkenntnissen einen Plan formen kann. Da es mehr als eine Mafiagruppierung in Frankfurt gibt, die im Drogen- und Menschenhandel mit den Karpins konkurriert, intrigiert sie zwischen den verfeindeten Clans – eine sehr gefährliche Sache, denn sie weiß, dass weder der eine noch der andere Clan zimperlich mit jenen umgeht, die ihnen in die Quere kommen, und so lässt sie sich auf ein riskantes Spiel um Leben und einem sehr qualvollen Tod ein. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel mit einigen Überraschungen...


Wie hab ich beim Abschluss dieser Reihe mitgefiebert! Fesselnd von Seite 1 an hat mich Carolins Finale nicht losgelassen, und so hat sich vor lauter Spannungsgier sogar mein Lesetempo gesteigert!
Waren die ersten zwei Bände der Vanitas-Reihe von Ursula Poznanski noch in einem gemächlichen Tempo, so ändert sich das mit diesem actiongeladenen Abschluss. Es reiht sich Adrenalin an Adrenalin, während Carolin sich ihren Dämonen stellt, und der Lauf ihrer Geschichte hält hier noch so manche Wendungen bereit, mit denen man nicht rechnet. „Rot wie Feuer“ ist ein berauschender Abschluss der hervorragenden Thriller-Reihe, die man unbedingt von Band 1 an lesen sollte, um der Handlung angemessen folgen zu können!