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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2023

Nun kommt mal ein Mann zu Wort

Der gekränkte Mann
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In diesem Buch will Tobias Haberl einen teilweise als aggressiv empfundenen Feminismus mit männlicher Identität versöhnen.

Anhand seiner eigenen Biografie versucht der Autor das Lebensgefühl nachzuzeichnen, ...

In diesem Buch will Tobias Haberl einen teilweise als aggressiv empfundenen Feminismus mit männlicher Identität versöhnen.

Anhand seiner eigenen Biografie versucht der Autor das Lebensgefühl nachzuzeichnen, dem viele Männer nachstreben und erklärt, was ihn als heranwachsenden Menschen und auch jetzt noch an Maskulinität fasziniert und ereifernswert scheint.
Obwohl Haberl überwiegend mit den Forderungen des Feminismus nach Gleichberechtigung konform geht, sind seinem Empfinden nach im Moment die Leute verrückt nach Büchern, die den Untergang einer männlich dominierten Zivilisation beschwören. Ganz oft kritisiert Haberl eine Grundstimmung, nach der Männer Scham empfinden sollen. In dieser Hinsicht wünscht er sich einen anderen Umgang; man solle man mit diesen Männern Geduld haben, statt sie der Lächerlichkeit preiszugeben. Man sollte sie ermutigen, in eine Zukunft aufzubrechen, die auch ihnen gefallen könnte.

Habe ich nach dieser Lektüre Verständnis für das im Untertitel propagierte “Auslaufmodell”? Ich muss ehrlich sagen: Nicht wirklich. Ich tue mich schwer mit Zitaten wie "Wir legen den Schwerpunkt stark auf das schlechte Verhalten Einzelner, wollen Individuen bestrafen, anstatt strukturelle Veränderungen herbeizuführen." Strukturelle Veränderung beginnt vor allem in der Veränderung einzelner Individuen, auf männlicher wie weiblicher Seite – denn sonst wäre unsere Gesellschaft nicht in diesem Klima feministischer Forderungen. Und da, wo Mann einfach mal kurz innehalten, nachdenken und dann mit einer wohlüberlegteren Handlung oder Worten auftreten sollte, kommt Mann möglicherweise nicht in die Situation sich schämen zu müssen.
Insgesamt nicht uninteressant, sich nach viel feministischer Lektüre auch mal in eine männliche Sichtweise zu lesen, aber in meinem Fazit hat sie mich nicht zur Erleuchtung geführt.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Mobbing und das sonstige Unheil der Welt

Die Prophezeiung vom Silbernen Menschenkind
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Mit “Mattea” als zweitem Band der Dilogie findet "Die Prophezeiung vom Silbernen Menschenkind” ihren Abschluss.
Mattea ist als das Kind der Prophezeiung dazu bestimmt die Menschheit von derem selbstzerstörerischen ...

Mit “Mattea” als zweitem Band der Dilogie findet "Die Prophezeiung vom Silbernen Menschenkind” ihren Abschluss.
Mattea ist als das Kind der Prophezeiung dazu bestimmt die Menschheit von derem selbstzerstörerischen Pfad abzubringen. Im ersten Band hat man mitgefiebert bei der Mission der als Katzen entsandte Lumani (überirdische Wesen). Wilhelmine und Valerio mussten mit ihren Kräften ihrer Besitzerin Norma beistehen, den einen Mann zu finden, mit dem sie das Kind der Prophezeiung zeugen wird. Zwischen dem ersten und dem zweiten Band sind gute zehn Jahre vergangen, und Mattea ist mittlerweile ein junges Mädchen. Ihrer Mutter Norma bereitet Mattea ein wenig Sorge, da ihr Hochbegabung bescheinigt wurde. Dass Mattea ein wenig seltsam ist, führt sie auf diese Begabung zurück, denn das Mädchen ist häufig für sich alleine und liest Bücher der Weltliteratur, an der so mancher Erwachsener verzweifeln würde.
Die Eigenart des Mädchens wird zur Zielscheibe eines Mitschülers. Mattea, die um ihre übermenschliche Aufgabe weiß, versucht mit Verständnis und Gewaltlosigkeit den Angriffen ihres Mobbers zu begegnen. Wilhelmine und Valerio, die auf telepathische Weise immer mit Mattea verbunden sind, bekommen von dem Mobbing mit und versuchen mit der Hilfe anderer Tiere, das Mädchen zu beschützen. Mattea findet aber, dass sie ihren eigenen Weg gehen muss – auch wenn dieser steinig ist.

Wie schon im ersten Band wird die Geschichte primär aus der Sicht von Normas Katzen erzählt. Auch Normas Gedanken erfährt man aus Tagebucheinträgen. Die Grundidee der überirdischen Tierbeschützer gefiel mir wieder sehr gut, allerdings wurde für mich in diesem Buch zu vieles aufgegriffen, das nicht so zufriedenstellend beendet wurde. Mir war, als hätte ich hinterher noch offene Fragen und die Geschichte mit ein paar mehr Seiten das Potential, diese zu beantworten. Insgesamt jedoch trotzdem eine schöne Geschichte. Gefreut habe ich mich auf jeden Fall wieder über die wunderschönen Illustrationen, denn auch das Cover ist ja schon total schön!

Veröffentlicht am 02.08.2023

Ein philosophischer Politthriller über den Syrienkrieg 2012

Ich rette die Welt - aber erst mal eine rauchen
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Wir befinden uns im Jahr 2012 in Syrien. Lea ist als Reporterin in dem kriegsgepeinigten Land. Gemeinsam mit ihr sind unter anderem Hannes und Nathan als Kriegsfotografen unterwegs. Zwischen Bombenanschlägen, ...

Wir befinden uns im Jahr 2012 in Syrien. Lea ist als Reporterin in dem kriegsgepeinigten Land. Gemeinsam mit ihr sind unter anderem Hannes und Nathan als Kriegsfotografen unterwegs. Zwischen Bombenanschlägen, dem Marsch der Soldaten und blutüberströmten Zivilopfern versucht sie einen Sinn in all dem menschgemachten Elend zu sehen. Dabei versucht sie nicht zu sterben, denn zu Hause wartet ihr Verlobter auf sie. Ob sie als dieselbe Person nach Deutschland zurückkehren wird, als die sie aufgebrochen ist...?

“Ich rette die Welt – aber erst mal eine rauchen” ist ein Politthriller mit vielen philosophischen Gedanken, welche die Protagonistin mit ihren Begleitern bei einer selbstgedrehten Zigarette teilt. Während Lea noch einen Sinn im Handeln zu sehen, sind viele der Menschen um sie herum längst desillusioniert und sehen die Kriegshandlungen und deren Ursprünge empathielos an sich vorbeiziehen.

In die Handlung und Lea als Hauptfigur steigt man als Leser:in direkt mit Explosionen und Verwundungen ein. Im weiteren Verlauf tauschen Lea und ihre Begleiter sich häufig versonnen über ihre Gedanken zum Syrienkrieg aus. Ich muss gestehen, für meinen persönlichen Geschmack ist der Verlauf der Geschichte teilweise zu theoretisch gewesen, und ich hätte mir mehr Handlung gewünscht. Eventuell bin ich aber auch mit den falschen Vorstellungen an dieses Buch gegangen. Für mich war es eher ein philosophischer Politthriller. Das Buch schließt allerdings verblüffend ab, also darf man wohl mit einer Fortsetzung rechnen und gespannt sein, wohin Leas Weg sie weiterführt.

Veröffentlicht am 02.08.2023

Ein katzenaffiner Roman über die eigene Vergänglichkeit mit einem Hauch Philosophie

Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden
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Der junge Mann dieses Buches geht zum Arzt und erfährt dort, dass er bald sterben muss. Zu Hause wartet der Teufel auf ihn und bietet dem Mann einen Pakt an. Für jeden Gegenstand, den der Teufel von der ...

Der junge Mann dieses Buches geht zum Arzt und erfährt dort, dass er bald sterben muss. Zu Hause wartet der Teufel auf ihn und bietet dem Mann einen Pakt an. Für jeden Gegenstand, den der Teufel von der Welt verschwinden lässt, erhält der junge Mann einen Tag, den er länger leben darf. Telefone, Filme, Uhren, der Mann kann dem Verschwinden dieser Dinge noch etwas abgewinnen, nur als dann die Katzen von der Welt verschwinden sollen und der junge Mann damit seinen Mitbewohner und noch mehr verlieren würde, muss er sich entscheiden, wessen Überleben wichtiger ist. Worauf kann man im Leben wirklich verzichten?


Wer die Wahl hat, sein Leben zu verlängern, würde sicher ohne zu zögern zugreifen. Doch welchen Preis man nicht bereit ist zu zahlen, das müsste jeder für sich selbst überlegen. Im Falle dieses Buches sind es die Katzen, zu denen der junge Protagonist eine ganz besondere Beziehung hat. Philosophisch nachdenklich wägt er ab, welchen Dingen zu verschwinden er dem Teufel im Austausch für einen weiteren Tag leben erlaubt. Der Situation bringt den Mann dazu eine größere Wertschätzung den Dingen gegenüber anzusetzen, und durch seine Augen muss dies auch ganz zwangsweise derdie Leserin.

Das Buch ist an sich ganz schön, bei mir hat es jedoch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es liest sich auf jeden Fall flott weg und hat Ansätze zum Nachdenken, die allerdings nicht überfordern.

Veröffentlicht am 02.08.2023

Zwei Personen, zwei Erzählstränge, doch nur eine Wahrheit

Stranger – Du wirst ihm verfallen
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Bei der Einweihungsparty des luxuriösen Strandhauses wird Caroline vor aller Augen gedemütigt, als ihr Ehemann mit einer jüngeren Frau auf der Party auftaucht. Die Partygäste und Caroline glauben an eine ...

Bei der Einweihungsparty des luxuriösen Strandhauses wird Caroline vor aller Augen gedemütigt, als ihr Ehemann mit einer jüngeren Frau auf der Party auftaucht. Die Partygäste und Caroline glauben an eine Affäre. Aidan, der attraktive Barkeeper, der auf Carolines Party ausschenkt, entgeht nicht, welcher Schmach die Hausbesitzerin ausgesetzt wurde. Aidans Faszination begann mit dem Haus, das auf dem ehemaligen Grundstück seines Großvaters gebaut wurde, doch nun interessiert er sich auch auf eine höchst intensive Weise für Caroline selbst. Als diese eines Abends in der Bar auftaucht und sich von ihm abschleppen lässt, beginnt die gedemütigte Ehefrau ihrerseits eine Affäre. Aidan ist völlig hingerissen von Caroline und entwickelt eine tiefe Obsession für sie, die bald zur Gefahr für sie und ihre Familie wird. Doch Caroline ist alles andere als unschuldig an der Entwicklung dieser neuen Beziehung.


Eine Geschichte, erzählt aus zwei Perspektiven. Bereits bei den ersten Ungereimtheiten fragt man sich, wer der beiden Erzählenden der Lügner ist. Wer spielt ein Spiel, und wer ist das unschuldige Opfer in diesem Buch?

An sich ist Michele Campbells „Stranger“ von einem Story-Standpunkt aus nicht schlecht, allerdings konnte keiner der Protagonisten meine Sympathien für sich gewinnen – weder Caroline noch Aidan, noch wenn sie in der Erzählung des jeweils anderen dargestellt wurden. Hätte ich diese Distanz zu den Charakteren überwinden können, hätte ich bestimmt ein größeres Lesevergnügen gehabt, so war es für mich subjektiv allerdings eher mäßig.