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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2023

Obdachlosigkeit sollte auch für Kinder thematisiert werden. Diesem Buch gelingt es mit einer mitfühlenden und humorvollen Story

Adresse unbekannt
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Habt ihr Freunde, die auf der Straße leben? Meine Freunde haben alle einen festen Wohnsitz. Aber wer auf der Straße lebt, der will auch nicht, dass andere Menschen das wissen.
So geht es auch Felix und ...

Habt ihr Freunde, die auf der Straße leben? Meine Freunde haben alle einen festen Wohnsitz. Aber wer auf der Straße lebt, der will auch nicht, dass andere Menschen das wissen.
So geht es auch Felix und seiner Mutter Astrid, deren Eigenwilligkeit und leichtem Hang zum Chaos dafür sorgen, dass sie ihren Job verliert und die Miete nicht mehr zahlen kann. Felix und Astrid leben nun in einem Bulli - vorläufig, wie Astrid stets betont. Felix versucht seinen Schulalltag so gut es geht zu bewältigen, das ist aber ohne sanitäre Anlagen und regelmäßige Mahlzeiten alles andere als einfach. Ständig hofft er, dass seine Freunde nichts davon erfahren. Da ergibt sich für den schlauen Felix die Möglichkeit bei einer Quizshow mitzumachen und 25.000 Dollar zu gewinnen. Die Sorgen von ihm und Astrid könnten mit einem Mal gelöst sein, wenn er gewinnen sollte.

Susin Nielsen hat eine tief bewegende Geschichte über ein Thema verfasst, dem wir als Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit widmen müssen. Obdachlosigkeit, das kann einen schneller ereilen als man glaubt, und schneller ist man einer von denen, die sonst immer nur "die da" waren, und denen man keine Beachtung schenkt.
Ich kann schon jetzt behaupten, dass dieses Buch eines meiner Kinderbuch-Highlights diesen Jahres ist!

Veröffentlicht am 02.08.2023

Kraftvolles Romandebüt über die Rollenerwartung an die Frau in der nigerianischen Gesellschaft

Bleib bei mir
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Yejide und Akin sind ein glückliches Ehepaar. Nur ein Kind fehlt für das Familienglück. Sie wünschen sich eines, und von ihrer Verwandtschaft und Umgebung wird es selbstverständlich erwartet. Jahrelang ...

Yejide und Akin sind ein glückliches Ehepaar. Nur ein Kind fehlt für das Familienglück. Sie wünschen sich eines, und von ihrer Verwandtschaft und Umgebung wird es selbstverständlich erwartet. Jahrelang versuchen Akinyele und Yejide vergeblich ein Kind zu bekommen. Da greift Akins Mutter ein und organisiert ihm eine Zweitfrau, die eine Demütigung für Yejide darstellt. Die einzige Möglichkeit die Demütigung auszugleichen ist als erstes schwanger zu werden, aber das gestaltet sich schwerer als zuvor. Yejide wird durch die Erwartungen ihrer Mitmenschen in einen seelischen Abgrund gestürzt. Die perfekte Liebe zwischen Akin und ihr bröckelt durch das fehlende Kind in ihrer Mitte. Da ergibt sich für Yejide eine Möglichkeit schwanger zu werden, die sie jedoch vor ein großes moralisches Dilemma stellt, doch sie gibt dem Druck nach, um von ihrer Verwandtschaft wieder geachtet zu werden. Aus dieser Möglichkeit erwächst für sie das größte Glück und das schlimmste Pech. Als sie sich nicht mehr fähig sieht, weiteren Schmerz zu ertragen, trifft Yejide eine folgenschwere Entscheidung.


Ayobami Adebayo hat mit „Bleib bei mir“ ein sensibles Debüt voller Liebe und Tragik in die Welt gesandt. Sie beschreibt den Druck, der in der nigerianischen Gesellschaft auf der Rolle der Frau lastet, wie es nur eine Frau kann. Das Glück der beiden Hauptakteure wird auf die größte Probe gestellt, und sie müssen sich aneinander klammern, um ihre Liebe zu erhalten, die mehr und mehr unter äußerem Druck zu bersten droht. Als Leser leidet man mit Yejide und fragt sich, warum die beiden Eheleute nicht offener miteinander kommunizieren, um das Band zu bewahren, das sie verbindet. Der Roman endet mit einer emotionalen Wucht, die LeserInnen die Tränen in die Augen zwingt. Ein bittersüßes Stück Literatur!

Veröffentlicht am 02.08.2023

Ein Intermezzo in Eis und Schnee

Blutkristalle
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Ursula Poznanski schätze ich wegen ihrer Fähigkeit Spannung aufzubauen. Ich war sehr neugierig, ob ihr das auf den 80 Seiten von „Blutkristalle“ gelingen wird, und beileibe, das schafft sie:

Wolfram hat ...

Ursula Poznanski schätze ich wegen ihrer Fähigkeit Spannung aufzubauen. Ich war sehr neugierig, ob ihr das auf den 80 Seiten von „Blutkristalle“ gelingen wird, und beileibe, das schafft sie:

Wolfram hat nur einen Lebensinhalt: Ella. Ella zu beobachten, Ella zu beschützen, Ella darauf vorzubereiten, dass Wolfram der Mann fürs Leben ist. Wolfram ist nicht nur ein Stalker, denn er hat schon zuvor mit die störenden Faktoren in Ellas Leben beseitigt. Dies hat er nun auch mit Paul vor, Ellas neuem Freund, mit dem sie einen Winter-Wander-Urlaub in den Bergen verbringen will. Wolfram bereitet sich darauf vor, Paul einen tödlichen Unfall zu bescheren, dessen Ausführung in diesem unwegsamen Terrain Wolfram vor einige Probleme stellt.

Ein wirklich mitreißender Thriller aus der im Mai 2021 erschienenen Kurzkrimi-Reihe im Droemer-Knaur-Verlag, der gefühlt innerhalb von Minuten weggelesen ist, weil er so spannend und unterhaltsam geschrieben ist!

Veröffentlicht am 02.08.2023

Ein Buch, das gelesen werden muss!

Das Unwohlsein der modernen Mutter
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Offen, persönlich und hervorragend recherchiert berichtet Mareice Kaiser über „Das Unwohlsein der modernen Mutter“. Dieses Unwohlsein entspringt nicht ausschließlich einer persönlichen Misslage, sondern ...

Offen, persönlich und hervorragend recherchiert berichtet Mareice Kaiser über „Das Unwohlsein der modernen Mutter“. Dieses Unwohlsein entspringt nicht ausschließlich einer persönlichen Misslage, sondern ist das Resultat systematischer Benachteiligung von Müttern.

Die Coronakrise ist ein hervorragendes Beispiel dieser Benachteiligung, das durch Kaisers Worte gleichermaßen persönlichen wie allgemeingültigen Anspruch erhebt: Frauen leisten den überwiegenden Teil der systemrelevanten Arbeit in dieser Krise. In Krankenhäusern arbeiten 76 Prozent Frauen, im Einzelhandel 72,9 Prozent Frauen, in Kindergärten und Vorschulen 92 Prozent. Kaum eine Gruppe trifft der Corona-Ausnahmezustand so hart wie Alleinerziehende - zu 90 Prozent Frauen. Für Alleinerziehende sind die Auswirkungen des Coronavirus und die damit verbundenen Schließungen von Kitas und Schulen mehr als eine Herausforderung. Sie sind existenzbedrohend. Aber gefragt sind gerade Männer. Bundesliga und Automobilindustrie first…

Da wundert es nicht, dass – wie Kaiser schreibt - die größte Risikogruppe für psychische Erkrankungen alleinerziehende Mütter sind. Gleichzeitig sind es aber Hausfrauen, die bei stationärer psychischer Therapie die kürzeste Zeit in Behandlung sind. Selbstfürsorge steht bei Müttern immer hinter den Bedürfnissen aller anderer an. Das ist besonders problematisch, da Ein-Eltern-Familien in Deutschland auf den Vormarsch sind.

In ihrem Buch listet Mareice Kaiser so viel weiteres Relevante auf. Ich selbst bin keine Mutter, und manche Problematik wird mir vermutlich auf ewig verschlossen bleiben, aber ich wünsche mir, dass ganz viele Menschen dieses Buch lesen und damit ein erweitertes Bewusstsein zur Problematik bekommen!

Veröffentlicht am 02.08.2023

Von der Scheu der Katzen und Menschen

Die Katzen von Shinjuku
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Yama ist ein gescheiterter Fernsehautor. Vielversprechende Positionen bei den renommierten Fernsehanstalten sind ihm verwehrt, denn er leidet an Farbenblindheit. Mehr schlecht als recht schlägt er sich ...

Yama ist ein gescheiterter Fernsehautor. Vielversprechende Positionen bei den renommierten Fernsehanstalten sind ihm verwehrt, denn er leidet an Farbenblindheit. Mehr schlecht als recht schlägt er sich bei einem cholerischen Fernsehmagnaten durch, der ihn immer wieder schikaniert und misshandelt.

Erschöpft von unzähligen Überstunden auf der Arbeit kehrt Yama eines Abends in eine Bar in Shinjuku ein. Dort werden Katzenwetten abgehalten, die Gäste des Etablissements versuchen zu erraten, welche der Katzen auf einem aufgezeichneten Plan als nächstes auf der Mauer am Fenster auftauchen werden. Bei seinen weiteren Besuchen lernt er die schrägen Gäste kennen, allesamt mit ihren Eigenarten, fasziniert ihn doch am meisten die in sich gekehrte Kellnerin Yume. Wie er hat auch sie einen anderen Blick auf die Welt, denn sie schielt. Doch Yume scheint mehr zu umgeben, als es den Anschein hat. Voneinander angezogen, lernt Yama, warum Yume mehr Vertrauen in Katzen als in Menschen hat. Die Liebe zu den Katzen fängt an, die beiden Menschen auf eine einzigartige Weise zu verbinden.


„Die Katzen von Shinjuku“ ist nach „Kirschblüten und rote Bohnen“ das zweite Buch, das ich von Durian Sukegawa lese. Genau wie in seinem anderen Buch bringt er Einzelgänger auf eine poetische, fast schon scheue Weise zusammen. Seine Charaktere berühren und beeinflussen einander, die Verbindungen sind auch hier wieder zart und fragil. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, so schön fand ich das Buch. Eine melanchonische Geschichte, die das Herz bewegt!