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Veröffentlicht am 02.08.2023

Feminismus im Jugendformat

Rules For Being A Girl
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Marin ist eine Vorzeigeschülerin an ihrer Schule. Ihr Studium am Ivy League College ist ihr eigentlich schon sicher. Zusammen mit ihrer besten Freundin Chloe ist sie im Redaktionsteam der Schülerzeitung. ...

Marin ist eine Vorzeigeschülerin an ihrer Schule. Ihr Studium am Ivy League College ist ihr eigentlich schon sicher. Zusammen mit ihrer besten Freundin Chloe ist sie im Redaktionsteam der Schülerzeitung. Chloe und sie sind beide ein bisschen in ihren Englischlehrer und Leiter der Schülerzeitung verliebt. Mr Beckett ist aber auch ein verdammt cooler Typ und immer so locker. Alles andere als locker sind aber die Regeln, die vor allem für die Schülerinnen an der Schule gelten, wie der Schuldirektor immer wieder exemplarisch vorführt, wenn wieder ein Mädchen gegen die hochheilige Kleiderordnung verstoßen hat, während die Jungs sich sämtliche Fehltritte erlauben können. Hat sich Marin darüber mit den anderen immer ein wenig lustig gemacht, ist damit spätestens Schluss, als sie selbst Opfer eines sexuellen Übergriffs wird. Fortan fallen ihr so viele Dinge auf, die gravierend falsch laufen, und die sie ändern möchte. Doch Marin stellt auch fest, dass es alles andere als leicht ist diese starren und unfairen Zustände zu ändern...

Candace Bushnell dürfte für viele ein Begriff aus “Sex and the City” sein, und auch in diesem Buch für junge Leser:innen widmet sie sich feministischen Themen. Manchmal fand ich Marins feministische Wendung ein wenig forciert, grundlegend habe ich ihre Entwicklung aber gerne verfolgt. Die Story offenbart einige Wendungen, mit denen ich so nicht gerechnet hätte, das hat es nochmal interessanter gemacht.

Veröffentlicht am 02.08.2023

20 Years after 9/11

9/11
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Als ich erstmals in dieses Buch hineingelesen habe, war ich in unserer Buchhandlung. Zwischendurch musste ich hoffen, dass mich niemand anspricht, denn mir liefen Tränen die Wangen herunter. Es sollte ...

Als ich erstmals in dieses Buch hineingelesen habe, war ich in unserer Buchhandlung. Zwischendurch musste ich hoffen, dass mich niemand anspricht, denn mir liefen Tränen die Wangen herunter. Es sollte sich noch einige Male beim Lesen dieses Buches wiederholen...

Mitchell Zuckoff hat einerseits eine durch und durch nachvollziehbare Chronik der Ereignisse vom 11. September 2001 zusammengestellt, andererseits ein Werk geschaffen, dass einem so durch und durch an die Nieren geht. Dabei beleuchtet er auch die Ereignisse, die sich nicht unmittelbar in den zwei Flugzeugen und den Türmen des World Trade Center abgespielt haben, sondern wendet sich auch dem United-Airlines-Flug 93 zu, der von Passagieren zum Absturz gebracht wurde und damit von den Terroristen nicht sein Ziel treffen konnte. Auch rekonstruiert Zuckoff, was sich von der Vorbereitung der Terroristen herausfinden ließ und bietet weitere Einblicke, die ich zumindest vorher in die Geschehnisse von 9/11 nicht hatte.

Zuckoff hat ein umfassendes Werk zu den Ereignissen, die zum 11. September 2001 geführt haben, und die sich unmittelbar in der Katastrophe ereignet haben, geschaffen. Es fesselt einen, gleichzeitig ist es ein Buch, das man nicht einfach liest und dann vergisst.

Veröffentlicht am 02.08.2023

Das Ende des amerikanischen Traums

Nomaden der Arbeit
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Selbst wenn der Film „Nomadland“ nicht mit einem Oscar prämiert worden wäre, ist seine Buchvorlage „Nomaden der Arbeit“ ein äußerst lesenswerter Einblick in das Ende des US-amerikanischen Kapitalismus. ...

Selbst wenn der Film „Nomadland“ nicht mit einem Oscar prämiert worden wäre, ist seine Buchvorlage „Nomaden der Arbeit“ ein äußerst lesenswerter Einblick in das Ende des US-amerikanischen Kapitalismus. Seit dem Platzen der Immobilienblase 2008 endet der amerikanische Traum für viele beim Aufwachen auf einem Parkplatz an einem neuen Ort. In einer Welt, in der bezahlbarer Wohnraum immer rarer wird, werden Menschen einfallsreich in der Frage, wie sie den größten Kostenfaktor abschaffen können: Die Miete. Für einen Transporter, ein Wohnmobil oder gar ein geräumiges Auto muss man keine Miete aufbringen. Zeitgleich ist man mobil genug, dorthin zu reisen, wo es (saisonale) Arbeit gibt.

Jessica Bruder hat für ihr Buch eine Reihe von US-Amerikanern, die diese Lebensweise gewählt haben, über mehr als drei Jahre begleitet und für Interviews getroffen, um zu recherchieren. Überraschend oft sind es Senioren, die als Wanderarbeiter durchs Land fahren, weil die soziale Absicherung nicht reicht und sie gezwungen sind in häufig prekären Jobs weiterzuarbeiten. Von den Menschen im Zentrum dieser Reportage wurde Bruder kritisch beäugt, denn sie hatten Bedenken als obdachloser White Trash dargestellt zu werden. Sie sehen sich nicht als homeless, also obdachlos, sondern als houseless. Äußerst einfühlsam und mit viel Verständnis berichtet Bruder von den Träumen, Wünschen, Sorgen und Nöten der selbsternannten Vandweller – Menschen, die größtenteils in ihren Fahrzeugen leben. Sie begleitet sie bei ihrer Arbeit, bei ihren Reisen und lernt - eigentümlich fasziniert von der Lebensweise, als sie sich selbst im Vandwelling versucht – die Gefahren kennen, der die Menschen ausgesetzt sind, die auf Parkplätzen wohnen.

Dieses Buch ist ein augenöffnender Roadtrip der ganz anderen und vor allem besonderen Art, wenn der Aufenthalt auf den Highways nicht nur der Weg, sondern auch das Ziel ist.

Veröffentlicht am 02.08.2023

When racial inequality hits...

Dear Martin
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Justyce McAllister is a smart young man, bound for an Ivy League college the following year. He gets good grades, is the captain of the debate team and he likes to hang with his best friend Manny. Only ...

Justyce McAllister is a smart young man, bound for an Ivy League college the following year. He gets good grades, is the captain of the debate team and he likes to hang with his best friend Manny. Only he is not very fond of Manny's other friends who often like to argue that racial inequality isn't a real thing. Even if Manny wouldn't admit it Justyce knows his friend struggles with some comments, because he himself does too. But both of them know that by handling racial comments a certain way they get branded as either too agressive or too sensitive.


After a party Justyce wanted to make sure his drunken ex girlfriend doesn't get into her car to drive home from by herself he. That night Justyce ends up in handcuffs. Released with an apology, Justyce of course knows it could've been much worse. After his experience with the police he starts a journal, writing to Martin Luther King in hope to find some answers - since he studied the teachings of Dr King he thought this kind of coping a good idea. But then the worst case happens as he watches Manny gets killed by a cop in his car while they were listening to music the cop decided is too much ghetto-like.


A colleague of mine recommended Nic Stone's 'Dear Martin' to me after we talked about Angie Thomas' 'The Hate U Give'. It's one of those very vital and powerful books that I wanted to read to remind myself about the unfair privileges which come with my white skin colour and of which I am often not aware of. I find it important to recognise the struggles that others have in this world. I hope that reading about these struggles and these inequalities, I become more aware of the things (starting with my behaviour and language) that have to change. I mean you gotta start somewhere right?

Veröffentlicht am 02.08.2023

Was die Überforderung der Elternschaft zutage fördert...

Fake
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Jan und Sophia steht die Welt offen – bis sie überraschend schwanger wird und sich beide für das Kind entscheiden. Das gemeinsame Familienglück währt nur kurz, denn Max ist ein absolutes Schreibaby und ...

Jan und Sophia steht die Welt offen – bis sie überraschend schwanger wird und sich beide für das Kind entscheiden. Das gemeinsame Familienglück währt nur kurz, denn Max ist ein absolutes Schreibaby und treibt Sophia an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Jan dagegen ist selten Zuhause und auf seine Weise unzufrieden, als Journalist findet er mit seinen Artikeln in Stuttgart kaum Abnehmer. Sophia, die nicht weiß wohin mit ihrer Wut, findet im Trollen ein Ventil in den Sozialen Medien und Foren des Internets. Denn damit kann man ja keinen Schaden anrichten, oder…? Als Max das Kindergartenalter erreicht, nimmt Sophia ihre Karriere bei Daimler wieder auf, denn jetzt ist ihrer Meinung auch mal Jan dran sich für die Familie aufzureiben. Im Homeoffice zwischen Recherche und Kinderbetreuung verfestigt sich Jans Frustration, bis er auf ein Thema stößt, über das er unbedingt berichten will. Buchstäblich wird er tiefer in die Sache gerissen, als ihm lieb ist. Abseits des Familienlebens tun sich für diese Eltern Abgründe auf, deren Geheimnisse sie um jeden Preis vor dem anderen verbergen müssen…

Der Klappentext beschreibt dieses Buch als „tragikomischen Roman“, und diese Bezeichnung trifft es mitten ins Schwarze. Bissig, zynisch, desaströs und humorvoll erzählt Frank Rudkoffsky eine Geschichte, in der man sich ein bisschen fremdschämt, aber irgendwie auch wiedererkennt. Über die eine oder andere Wortwahl muss man aber mehr oder minder definitiv wissend schmunzeln. Klare Leseempfehlung!