Mafia-Drama
Für ewig und eine Nacht„Alle Familien sind auf die eine oder andere Art kaputt …“ (S. 103)
Als sich Alison und Henry Ende der 1920er Jahre in Philadelphia kennenlernen, scheint ihr Leben vorbestimmt. Alison träumt von einer ...
„Alle Familien sind auf die eine oder andere Art kaputt …“ (S. 103)
Als sich Alison und Henry Ende der 1920er Jahre in Philadelphia kennenlernen, scheint ihr Leben vorbestimmt. Alison träumt von einer Karriere als Sängerin, aber ihr Vater ist ein erfolgloser Berufsspieler, der alles Geld und sämtliche Wertgegenstände verspielt und seine Familie regelmäßig windelweich prügelt. Alisons Mutter wehrt sich nie, denn nach ihrem Glauben ist ihr Mann im Recht. Außerdem ist sie ständig krank, sodass Alison neben ihren verschiedenen Aushilfsjobs auch die Hausarbeit und die Erziehung ihres jüngeren Bruders übernehmen muss.
Henry und seinem Vater ging es früher besser, aber nach dem Tod seiner Mutter, einem Arbeitsunfall seines Vaters und dem Börsencrash müssen sie alle paar Monate weiterziehen, weil sie ihre Schulden nicht mehr zahlen können. Zur Schule geht Henry schon lange nicht mehr, die Abwärtsspirale scheint unaufhaltbar.
Doch dann begegnen und verlieben sie sich und plötzlich scheint ihr Leben wieder einen Sinn zu haben. Sie träumen von einer gemeinsamen Zukunft und als Henry einen guten Job ergattert, rückt diese in greifbare Nähe. Aber er begeht einen Fehler, mischt sich in Angelegenheiten der Mafia ein. Am Ende bleibt ihm keine Wahl, als für sie zu arbeiten. Kurz darauf lässt Alisons Vater sie verschleppen, um die Beziehung zu Henry zu beenden. Er droht ihr, Henry zu töten, wenn sie ein Fluchtversuch wagt.
Die Handlung umspannt 30 Jahre im Leben der beiden Protagonisten und zeigt die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in den USA und der Welt in dieser Zeit (Weltwirtschaftskrise, Prohibition, 2. WK) und den Einfluss dieser Ereignisse auf Alison und Henry. Die sind auf dem besten Weg, sich von unten hochzuarbeiten, als das Schicksal zuschlägt und sie getrennt werden. Während es für Alison abwärts geht, macht Henry bei der Mafia Karriere obwohl immer wieder aussteigen will. Beide bauen sich ein Leben ohne einander auf, können die anderen aber nie vergessen.
Kate O´Hara spielt mit den ganz großen Gefühlen – grenzenlose Liebe, Eifersucht, Hass, Wut und Mordlust. Sie zeigt die damalige Realität schonungslos, beschreibt die Mafia-Morde z.T. sehr detailliert. Auch Gewalt innerhalb der Familie war völlig normal, Frauen und Kinder hatten nichts zu melden und anscheinend keine Rechte. Sie dokumentiert die „Karrieren“ von Spielern und Drogenabhängigen, wie nah Glück und Leid oft beisammen liegen – und gleitet dabei m.E. manchmal leider etwas zu sehr in Richtung Schmonzette ab. Davon abgesehen ist das Buch aber sehr spannend und fesselnd geschrieben.
Ich hatte zwar mehr Familiengeschichte und weniger Mafia erwartet, trotzdem hat mir „Für ewig und eine Nacht“ gut gefallen und ist mit über 620 Seiten ein richtig schöner Schmöker. Für mich lässt es sich am besten als Mischung aus „Der Pate“, „Es waren zwei Königskinder“ und „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ beschreiben, denn es beschreibt das Leben von Alison und Henry in all seinen positiven und negativen Facetten.