Berührender Abschluss einer großartigen Familiensaga
Was das Herz erträumtZürich,Anfang 1932: Nach einigen schrecklichen Erlebnissen in Deutschland hat sich die jüdische Familie Sternberg/Friedländer dazu entschlossen, in die Schweiz auszuwandern. Dort angekommen hoffen sie ...
Zürich,Anfang 1932: Nach einigen schrecklichen Erlebnissen in Deutschland hat sich die jüdische Familie Sternberg/Friedländer dazu entschlossen, in die Schweiz auszuwandern. Dort angekommen hoffen sie auf einen guten Neuanfang.
Die Vorgeschichte, wie es dazu kam, haben wir in den vergangenen beiden Bänden erfahren, und ich kann nur empfehlen, die drei Bücher in chronologischer Reihenfolge zu lesen, denn dann werden die Zusammenhänge deutlich.
Drehte sich im ersten Band noch alles um Hannah und ihren Mann sowie um ihre Freundin Alma, so tendierte schon das zweite Buch dahin, dass wir mehr über die Kinder der Familie erfahren haben. Diese Handlungsstränge um Lucie, Kurt und Ariel setzen sich nun verstärkt fort. Vor allem Lucie begleiten wir in diesem Roman sehr häufig bei ihren Unternehmungen. In ihrer Angst, auch in der neuen Heimat nicht anerkannt zu werden, verstrickt sich die junge Frau immer mehr in ein Lügengespinst. Man kann sich sehr gut in sie hinein versetzen, denn sie musste in Berlin alles zurücklassen, auch ihre große Liebe Paul, und es drängen sich ihr immer wieder Zweifel auf, ob sie und Paul eines Tages eine gemeinsame Zukunft haben können. Manchmal hätte ich sie am liebsten gerüttelt und ihr klar gemacht, dass dies nicht der rechte Weg ist. Aber letztendlich findet sie ihre ganz persönliche Lösung und beweist ungeheuren Mut. Auch Ariel hat Schwierigkeiten, in der Schweiz Fuß zu fassen, zu schwer lastet das Erlebte auf ihm, und auch die körperlichen Folgen eines brutalen Überfalls in Berlin belasten ihn nachträglich noch sehr. Hannah und Daniel, Kurt und seine Frau Ursula, Alma mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Adoptivsohn, sie alle setzen ihre Hoffnungen und Träume in die neue Heimat, die es zu entdecken gilt. Aber auch wenn sie in der Schweiz vor den Zugriffen der Nazis sicher sind, so bleiben sie nicht von Kummer und Leid verschont. Die Familie und ihre Freunde müssen so manchen Schicksalsschlag verkraften, was das Einleben in der neuen Umgebung nicht leichter macht. Sogar die bisher so starke Hannah zögert, wieder als Ärztin zu arbeiten, den das kürzlich Erlebte hat ihr Selbstbewusstsein stark beeinträchtigt.
Es liest sich einerseits wunderbar flüssig, ist dabei aber auch sehr berührend, wie die Autorin die einzelnen Schicksale beschreibt. Im Lauf der drei Bände sind mir die Protagonisten sehr ans Herz gewachsen, und ich habe mit ihnen gelitten und gehofft. Zwar habe ich schon viele Romane über jüdische Familien in der NS-Zeit gelesen, aber hier ist der Blickwinkel anders, denn die Familie hat Deutschland verlassen. Einerseits ist ihnen rechtzeitig die Flucht geglückt und sie sind alle in Sicherheit, und doch steht die Zukunft auf wackeligen Füßen. Es gibt Rückschläge bei den Bemühungen, das Leben in den Griff zu kriegen. Aber es ist hoffnungsvoll zu lesen, wie sich alle mit den Gegebenheiten arrangieren und den Blick nach vorne richten.
Dies ist der runde und zufriedenstellende Abschluss einer wunderbaren Familiensaga, die ich sehr gerne gelesen und genossen habe und die mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben wird.