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Venatrix

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Veröffentlicht am 04.08.2023

Ein gelungener Reihenauftakt

Die Spur der Aale
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Der Zollbeamte Lars Mithissen, ein passionierter Angler, wird während des Bereitschaftsdienstes von Staatsanwältin Greta Vogelsang tot aus dem Main geborgen. Die Polizei geht von einem Unfall aus. Doch ...

Der Zollbeamte Lars Mithissen, ein passionierter Angler, wird während des Bereitschaftsdienstes von Staatsanwältin Greta Vogelsang tot aus dem Main geborgen. Die Polizei geht von einem Unfall aus. Doch Greta Vogelsang glaubt nicht daran, denn Matthissen wollte ihr von seinen Recherchen in Sachen Tierschmuggel berichten. Leider war der Tote ebenso wie Vogelsang eher ein Einzelgänger. Von Gewissensbissen getrieben, beginnt Greta Vogelsang, deren Sachgebiet Umweltstrafsachen sind, auf eigene Faust zu ermitteln, was innerhalb der Staatsanwaltschaft und den Kollegen bei der Polizei nicht wirklich auf Gegenliebe stößt.

Erst als Vogelsang von Matthissens Tochter dessen Aufzeichnungen erhält, beginnt sich das Karussell zu drehen. Gleichzeitig dürfen wir in die Welt der Schmuggler eintauchen, wo es ähnlich viel Geld wie beim Drogenhandel zu verdienen gibt, und daher die Methoden nicht zimperlich sind.

Meine Meinung:

Schmuggel von Papageien und deren Eiern, Schildkröten und anderen exotischen und raren Tieren ist mit bekannt. Dass Glasaallarven auch ein äußerst lukratives Geschäft sind, weil die Tiere zu den gefährdetet Arten gehören, wusste ich bislang nicht, denn Aale sind jetzt nicht mein bevorzugter Speisefisch. Trotzdem finde ich diese neu erworbenen Kenntnisse interessant.

Wir haben es hier mit dem ersten Fall für Staatsanwältin Greta Vogelsang zu tun, die von Erinnerungen an ein traumatisches Ereignis in Genua geplagt wird, ohne dass dieses näher genannt wird. Möglicherweise handelt es sich um den Polizeieinsatz während des G-8-Gipfels in Genua von 2001. Ich finde es schade, dass sich der Autor hier mehrmals in kryptischen Andeutungen ergeht, die aber nicht aufgelöst werden. Ähnliches passiert mit dem früheren Schulfreund Robert, nun Reporter, der zu Beginn des Falles auf- und gleich wieder abtaucht, um dann erst auf den letzten Seiten wieder einen kurzen Auftritt zu haben.

Spannend, weil nicht gänzlich unbekannt, sind mir Eifersüchteleien und Kompetenzstreitereien in Staatsanwaltschaft und Polizei. Die gibt es in anderen Bundesdienststellen auch. Nur hier können sie buchstäblich ins Auge gehen.

Die private Seite von Greta Vogelsang ist lebensnah geschildert. Hier bin ich ein wenig zwiegespalten, denn einerseits wird von der Mutter als „Königin“ gerspochen, was mich sehr stark an Arno Geigers autobiografischen Roman „Der König in seinem Exil“ erinnert, andererseits aber für mich persönlich einen Hauch zu sehr präsent. Ja, klar ist man als Tochter einer demenzkranken Mutter und eines überforderten Vaters, ziemlich angespannt, worunter unter Umständen auch die Arbeit leiden kann.

Der Einblick in die Geschäftspraktiken der chinesischen Schmugglerbanden, die mit echten oder vermeintlichen Verrätern nicht zimperlich umgehen, machen den Krimi spannend.

Fazit:

Ein gelungener Reihenauftakt, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 23.07.2023

Ein feiner Urlaubskrimi

Der Tod kommt von See
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Auf Einladung ihrer Freundin, die hier auf Sylt eine Fremdenpension betreibt, will sich Katharina Weller, Forscherin zum Thema Deutsche Sagen ein paar Tage von zunächst nicht näher erläuterten Schicksalsschlägen ...

Auf Einladung ihrer Freundin, die hier auf Sylt eine Fremdenpension betreibt, will sich Katharina Weller, Forscherin zum Thema Deutsche Sagen ein paar Tage von zunächst nicht näher erläuterten Schicksalsschlägen erholen. Die Ruhe und Idylle endet abrupt, als in ihrer unmittelbaren Umgebung ein Mord geschieht. Ein Mann liegt mit durchgeschnittener Kehle in seinem Doppelbett und die andere Betthälfte ist nass.

Sofort denkt Katharina an die Sage des Gonger, eines Wiedergängers, der in seinem Grab keine Ruhe findet. Als sie das der Polizei mitteilt, wird sie ein wenig scheel angesehen und gleich einmal auf die Liste der Verdächtigen gesetzt. Wenig später wird eine Frau, eine Steuerberaterin, auf ähnliche Weise ermordet. Auch dazu gibt es eine Sage, denn die Inselbewohner weigerten sich in der Vergangenheit, ihrem dänischen Herrscher Steuern zu zahlen.
Die beiden Hauptkommissare Dahl und Janssen tappen im Dunkeln. Was haben der tote Wachmann und die ermordete Steuerberaterin gemeinsam?

Erst als ein kleiner Junge, dem Katharina ein Eis spendiert hat, ebenfalls ermordet wird, ist klar, Katharina ist die Empfängerin einer Botschaft des Mörders und muss sich mit ihm treffen, um weitere Morde zu verhindern.

Wie Katharina weiß, stecken in den alten Überlieferungen verborgene Traumata, die nur von nachfolgenden Generationen gelöst werden können. Hier scheinen die Geister der Verstorbenen die Lebenden aufzufordern, ihrer zu gedenken.

Mit ihrer akribischen, wissenschaftlichen Art beginnt Katharina Nachforschungen anzustellen. Sie entdeckt in einer alten Zeitung eine, nur wenige Zeilen lange Notiz über ein Bootsunglück, bei dem sieben Menschen zu Tode gekommen sein sollen.

Die Polizeiarbeit ist als solide beschrieben und doch merkt man, dass nicht alle von Katharinas Ahnungen überzeugt sind. Immer mehr Indizien zeigen in Richtung des Bootsunglücks, bei dem es eine Explosion gab. Während die Polizisten dem Bootsunglück bis nach Dänemark folgen, dringt der Täter in Katharinas Zimmer ein und hinterlässt Hinweise.

Meine Meinung:

Das Eintauchen in die oft gruselige Welt von Märchen und Sagen ist vermutlich nicht für alle Leser gleich gut möglich. Geschickt sind die Sylter Sagen in die Handlung eingewoben.

Daneben müssen wir lesen, wie selbst eine gute Freundin auf Abstand geht, wenn durch ihren Feriengast wirtschaftliche Turbulenzen drohen. Denn, so das Argument, wer würde in einer Fremdenpension, in der ein Mord geschehen ist, absteigen? Die Angst ist unbegründet, denn der Gruselfaktor lockt sicherlich Neugierige an.

Der Ausklang dieses Krimis lässt offen, ob es eine Fortsetzung gibt. Möglich wäre es, denn Katharina Weller lässt ihre Vergangenheit hinter sich.

Der Krimi ist flüssig zu lesen. Die Insel Sylt darf auch eine großartige Kulisse abgeben. Gut gefällt mir, wenn die Insulaner ihren eigenen Dialekt sprechen dürfen.

Fazit:

Ein gelungener Urlaubskrimi, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 23.07.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Wiener Magnolienmord
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Der zweite Fall für Anna Bernini, Chefinspektorin in der Wiener Leopoldstadt, führt uns gemeinsam mit der Ermittlerin in das Prater Cottage zu einer Vernissage. Dort fällt ihr ein abgetrennter Kopf vor ...

Der zweite Fall für Anna Bernini, Chefinspektorin in der Wiener Leopoldstadt, führt uns gemeinsam mit der Ermittlerin in das Prater Cottage zu einer Vernissage. Dort fällt ihr ein abgetrennter Kopf vor die Füße. Schnell ist klar, dass es sich um den der Schuldirektorin der benachbarten privaten Magnoliengartenschule, Amelie Meyher, handelt. Der Verdacht fällt recht bald neben anderen Verdächtigen auf Alfons, dem Ex-Ehemann der Schulleiterin. Blöderweise ist der doch der aktuelle Lover der Bernini. Sie gibt die Ermittlungen wegen Befangenheit ab, grübelt aber heimlich über das mögliche Motiv ihres Fonsis nach und stellt auf eigene Faust Nachforschungen an.

Als dann zwei weitere Frauen, die in Zusammenhang mit der Magnoliengartenschule stehen, sterben, ist guter Rat teuer, zumal Miss Biggy, die IT-Virtuosin der Dienststelle auf Kur weilt.

Meine Meinung:

Anna Bernini ist eine eigenwillige Ermittlerin. Sie hat, wie viele ihrer BerufsgenossInnen schon häufig in die Abgründe der Menschheit gesehen und deswegen so ihre eigenen Probleme. Wegen Alkohol am Steuer des Dienstwagens hat sie ihren Führerschein abgeben müssen und kurvt nun, ebenso waghalsig, mit dem Fahrrad durch die Gegend. Apropos Gegend: Der Krimi führt uns in das Pratercottage, das zwar nicht so bekannt wie jenes in Währing rund um die Sternwartestraße ist, aber nicht minder imposant. Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten reiche Industriellenfamilien zwischen Donaukanal und Prater ihre Jugendstilvillen bzw. Zinshäuser. Teile davon stehen heute noch. Daneben dürfen wir rund um den Karmelitermarkt diverse Lokale aufsuchen. Das erwähnte „Venezia“, eine Pizzeria, auf der Praterstraße, in der ich viele Stunden und Tage verbracht habe, gibt es leider nicht mehr.

Der Kriminalfall ist komplex und man merkt deutlich, dass Miss Biggy fehlt. Sie ist ein Mittelding zwischen „Grauer Eminenz“ und Nerd. Kein Rechner, kein Server ist vor ihr sicher, wenn sie sich (dienstlich natürlich) auf Spurensuche in die Tiefen der Netzwerke begibt. Da kann sich der Jungspund, der nun aushilft noch eine dicke Scheibe abschneiden.

Der Schreibstil ist wie schon im ersten Band „Wiener Rosenmord“ ein wenig anders als bei Krimis üblich. Zeitweise wird in der Ich-Form erzählt und der Leser wird direkt angesprochen.

Fazit:

Wer gerne Wien-Krimis liest, die abseits der Touristenpfade spielen, ist hier genau richtig. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 09.07.2023

Ein penibel recherchierter hist. Krimi

Mord im Lainzer Tiergarten
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Mit diesem Krimi verlässt Autor Beppo Beyerl sein übliches Genre des historischen Sachbuches und taucht in das aufgeheizte Klima von Wien in der Zwischenkriegszeit ein. Diesmal geht es um einen Mord im ...

Mit diesem Krimi verlässt Autor Beppo Beyerl sein übliches Genre des historischen Sachbuches und taucht in das aufgeheizte Klima von Wien in der Zwischenkriegszeit ein. Diesmal geht es um einen Mord im Lainzer Tiergarten mit weitläufigen Ermittlungen.

Kurz nachdem im Lainzer Tiergarten Schüsse gefallen sind, die aber angesichts des Jagdreviers keiner meldet, wird eine Frauenleiche entdeckt, deren Identität lange nicht klar ist. Erst die Veröffentlichung eines Fotos ihrer sogenannten Moulage, eines Wachsmodells ihres Gesichts, sowie die Ausforschung ihres Zahnarztes, gibt e den Namen der Toten preis.

Doch wer ist der Täter? Etwa der Ehemann, der in Triest mit dem Schmuggel von Diamanten beschäftigt ist? Oder doch der gierige Liebhaber, der kurz nach dem Mord den Schmuck des Opfers verkauft hat? Beim Prozess im Wiener Landesgericht wird ihr Liebhaber freigesprochen. Wer war der Mörder?

Als der Druck des Wiener Polizeipräsidenten Dr. Schober auf die Ermittler immer größer wird , nimmt sich zumal die Kontakte mit dem faschistischen Italien recht gepflegt werden. Da nimmt sich unser Kriminalinspekteur Max Mitschek Urlaub und fährt alleine nach Triest.

Meine Meinung:

Der Mord an der Frau, der bis heute ungeklärt ist, ist Fakt. Die Ermittlungen, die sich bis Karlsbad und an die Obere Adria erstrecken, sind es auch teilweise. Die eine oder andere Lücke dazwischen hat Beppo Beyerl mit seiner Fantasie ein wenig aufgefüllt.

Ich mag historische Krimis, die in Wien bzw. in den alten Kronländern spielen und die penibel recherchiert sind. Beppo Beyerls historische Stadtspaziergänge sind legendär, deshalb habe ich voll Erwartung zu diesem Krimi gegriffen.

Leider bin ich nicht ganz zufrieden damit, denn die Spannung lässt ein wenig zu wünschen übrig. Gut getroffen ist die Stimmung in Wien nach dem Brand des Justizpalastes von 1927. Die Obrigkeit und ihre Vertreter (Polizei und Justiz) werden als Feind gesehen, in deren Netz man sich tunlichst nicht verfängt. Sozialisten, Kaisertreue, Faschisten und Nationalisten begegnen einander mit Wut und oftmals mit Fäusten.

Beppo Beyerl ist Meister der Recherche und so trägt er für seinen Krimi zahlreiche Fakten der damaligen Zeit zusammen. So hat Polizeipräsident und Kanzler Johannes Schober einen kurzen Auftritt. Auch die Polizeiarbeit ist ziemlich authentisch dargestellt - wer hierzu noch etwas mehr wissen will, sollte bei einem Wien-Aufenthalt unbedingt das Wiener Kriminalmuseum aufzusuchen. Hier findet man die angesprochenen Moulagen, jene Rekonstruktionen von Körperteilen bzw. Gesichtern, um die Opfer zu identifizieren.

Fazit:

Für die penible Recherche gibt es glatte 5 Sterne, einen muss ich für die fehlende Spannung wieder abziehen - daher 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.06.2023

Sein Ruhm eilt ihm voraus

Bretonischer Ruhm
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Georges Dupin hat endlich seine Claire geheiratet und sind auf Hochzeitsreise. Wie es sich für die beiden Gourmets gehört, spielen die französische Küche und der passende Wein eine große Rolle. So flittert ...

Georges Dupin hat endlich seine Claire geheiratet und sind auf Hochzeitsreise. Wie es sich für die beiden Gourmets gehört, spielen die französische Küche und der passende Wein eine große Rolle. So flittert man an der Loire und besucht Weingut um Weingut. Beiden tut es gut, sich vom Alltag zu lösen, bis, ja bis Brian Katell, der Ex-Mann von Cécile, Claires Freundin und Weingutbesitzerin, mit einem Schrotgewehr erschossen aufgefunden wird. Der zuständige Kommissar geht anfangs von einem Jagdunfall aus und schießt sich wenig später auf Cécile ein, als sich herausstellt, dass sie das Weingut ihres Ex-Mannes erben wird.

Cécile bittet Georges um Unterstützung. Der will aber nicht so recht. Zum einem, weil er in Ruhe seine Hochzeitsreise genießen will und zum anderen, weil die Loire weit ab seines Zuständigkeitsbereiches liegt. Das ist allerdings eine billige Ausrede, denn von „zuständig oder nicht“, hat er sich bislang noch nie von Ermittlungen abhalten lassen. Doch als es einen zweiten Toten gibt und Claire damit droht, notfalls nur mit Cécile alleine Recherchen anzustellen, beginnt Georges seine Fühler auszustrecken.

Dem ermittelnden Kommissar ist das natürlich so gar nicht recht, doch Dupins Ruhm ist ihm zu Ohren gekommen. Als dann Georges und Claire selbst in Lebensgefahr geraten, ist Dupins bretonisches Team, wenn auch im Hintergrund, wieder gefragt.

Meine Meinung:

In diesem 12. Fall tritt der Krimi anfangs ob der kulinarischen Hochzeitsreise ziemlich in den Hintergrund. Es dauert eine geraume Zeit, bis der Kriminalfall so richtig in Gang kommt.

Interessant ist die „Job-Umkehr“, denn nicht Georges ist diesmal die treibende Kraft, sondern Claire. Sie darf diesmal eine größere Rolle spielen, die ich ihr allerdings nicht ganz abnehme. Die intensive Freundschaft zu Cécile, die Claire veranlasst, hier selbst tätig zu werden, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich kann mich nicht erinnern, ihren Namen in einem der Vorgänger gelesen zu haben.

Die Story selbst ist, wie wir es vom Autor gewöhnt sind, gut strukturiert, enthält alle Elemente, die einen Krimi spannend machen wie Sackgassen, Kompetenzgerangel und ein bzw. mehrere (Familien)Geheimnisse. Dieser 12. Fall für Georges Dupin reiht sich nahtlos an seine Vorgänger an, wenn ich auch sein bretonisches Team ein wenig vermisse.
Auffallend ist, dass Dupin seit einiger Zeit weniger flucht und sein gewohntes „So ein Scheiß“ nicht mehr so oft vorkommt. Der Drang nach starkem Kaffee ist allerdings ungebrochen.

Fazit:

Ein etwas anderer Dupin-Krimi, dem ich gerne 4 Sterne gebe.