Frau Shibata ist sehr einfallsreich!
Nachdem sie der ständigen Bevormundungen ihrer männlichen Kollegen und deren Unfähigkeit Kaffee zu kochen oder hinter sich aufzuräumen überdrüssig ist, entgegnet Frau Shibata nach einer weiteren Aufforderung ...
Nachdem sie der ständigen Bevormundungen ihrer männlichen Kollegen und deren Unfähigkeit Kaffee zu kochen oder hinter sich aufzuräumen überdrüssig ist, entgegnet Frau Shibata nach einer weiteren Aufforderung das benutzte Geschirr nach einer Besprechung wegzuräumen: ”Ich kann nicht, ich bin schwanger.” Es ist eine bizarre Form des Widerstandes, aber wirkungsvoll, denn ab sofort muss sie nicht mehr die lästigen Aufgaben übernehmen, für die sich ihre männlichen Bürokollegen zu überqualifiziert sehen (obgleich Frau Shibata ebenfalls einen Studienabschluss hat und nicht so schusselig wie ihr Kollege Herr Higashinakano). Geschirr wegräumen, Kaffee kochen, Müll entsorgen, Überstunden machen, all das gehört nun der Vergangenheit an. Die viele freie Zeit nutzt Frau Shibata mit Fitnesskursen und dem Zubereiten gesunder Mahlzeiten, wo früher Fertiggerichte für einen späten Feierabend herhalten mussten.
Die Kapitel gliedern sich nach dem Fortschritt der Schwangerschaftswochen, in denen Frau Shibata sich (angeblich) befindet. Im fortschreitenden Stadium wird sie immer einfallsreicher, wobei es natürlich schwieriger wird die Not(wendige)lüge aufrecht zu erhalten – doch Frau Shibata schafft es, auch die sie beobachtenden Leser:innen zu täuschen, und unweigerlich hinterfragt man, ob sie nicht wirklich schwanger sein könnte. Auf den ersten Blick wirkt dieses Buch wie eine ungemein unterhaltsame Geschichte über eine Idee wie sie wohl in dem Ausmaß nur im patriarchalen asiatischen Arbeitsalltag vorkommen kann. Sexismus, erwartete Frauenbilder und Diskriminierung scheinen in Japan wohl aber ein großes Thema zu sein, und so hat dieses humorvolle Experiment von Frau Shibata ganz zwangsweise einen gewissen Tiefgang. Emi Yagi findet eine individuelle Lösung zu einem festgefahrenen Problem für ihre Protagonistin. Für mich war es ein cleveres und humorvolles Lesevergnügen!