Eindeutig #metoo. Oder doch nicht so eindeutig?
Das ist LustQuin und Margot sind seit Jahren befreundet. Nun findet sich Quin in Klagen wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz wieder.
Quin kann nicht nachvollziehen, warum die Frauen, mit denen er nach seinem ...
Quin und Margot sind seit Jahren befreundet. Nun findet sich Quin in Klagen wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz wieder.
Quin kann nicht nachvollziehen, warum die Frauen, mit denen er nach seinem Verständnis ein gutes Verhältnis gepflegt habt, sein Leben und das seiner Familie ruinieren wollen.
Margot, die sich zu Beginn ihrer Bekanntschaft einst selbst dem unangemessenen Verhalten Quins ausgesetzt sah und deren knappe entschiedene Wehr erfolgreich war, versteht nicht, warum die Anklägerinnen sich nicht so gewehrt haben wie sie. Auf die Aussage von Kolleginnen, dass die Frauen - ob sie sich wehren konnten oder nicht - nicht in die Lage gebracht werden sollten es überhaupt zu müssen, reagiert Margot mit herablassendem Unverständnis über eine bereitwillig anmutende Opfermentalität.
Die jeweiligen Sichtweisen der Protagonist:innen machen das schmale Buch zu einer kontroversen Leseerfahrung. Ich hatte das Gefühl Quin verkauft seine Handlungen als etwas für ihn völlig Normales, das auch meine Meinung beeinflussen soll. Ganz zwangsweise fragte ich mich, ob es mir außerhalb des Buches so ergeht wie Margot innerhalb der Seiten und ich ein Verständnis für etwas Verständnisloses aufbringe. Bis zu einer gewissen Grenze wirken Quins Aussagen aus seiner Sicht wie naive Unschuld. Doch da man nur seine und Margots Ansichten erfährt - nie hört man von den Anklägerinnen und ihrem Empfinden gegenüber Quins Aktionen - gibt es keine Eindeutigkeit, keine simple Einteilung in Gut und Schlecht. Das Buch lässt mich verständnisvoll und gleichzeitig verständnislos, skeptisch, verärgert und letztlich verwirrt zurück. Und ich tippe drauf: das ist genau das, was es erreichen will.