Leben ohne Vater
Arda, der Protagonist dieses Buches , liegt mit einer Autoimmunerkrankung im Krankenhaus und weiß, dass ihn diese Erkrankung wahrscheinlich das Leben kosten wird. Er lässt sein Leben Revue passieren und ...
Arda, der Protagonist dieses Buches , liegt mit einer Autoimmunerkrankung im Krankenhaus und weiß, dass ihn diese Erkrankung wahrscheinlich das Leben kosten wird. Er lässt sein Leben Revue passieren und entscheidet sich seinem nie anwesenden Vater einen Brief zu schreiben, indem er ihm sein Leben schildert, dass ohne ihn stattgefunden hat, denn der Vater ging in seiner frühen Kindheit in die Türkei zurück und gründete dort eine neue Familie. Seine Mutter, die selbst keine einfache Kindheit und Jugend hatte, ist nie über den Verlust hinweggekommen und flüchtet sich in den Alkohol und flüchtige Abenteuer. Arda’s Schwester hat ein mehr als schlechtes Verhältnis zur Mutter, verlässt die Familie und kommt in einer Pflegefamilie unter. Im Erwachsenenalter geht sie ihr aus dem Weg, hat aber zu Arda ein sehr liebevolles Verhältnis.
So weit die sozialen Verhältnisse der Familie, die natürlich einen schlechten Start für das Leben bedeuten.Arca vermisst Beständigkeit, flüchtet sich als Jugendlicher in Drogen und Alkohol, hängt mit seinen Freunden im Park ab, wo es dann auch schon mal zu der einen oder anderen Schlägerei kommt. Er leidet unter Minderwertigkeitskomplexen, fühlt sich , wie auch seine Freunde, die auch meistens einen Migrationshintergrund haben, als Mensch zweiter Klasse.Aber er macht sein Abitur, studiert und wird mit seinem 18. Lebensjahr deutscher Staatsbürger, für hinein Akt, den er sich eigentlich spektakulärer vorgestellt hat.
Diese autofiktionale Geschichte wird sehr eindringlich und berührend geschrieben und macht wieder einmal klar, wie wichtig eine stabile Familie ist, für das Selbstwertgefühl und um seinen Platz im Leben zu finden.
Für mich war jetzt nicht entscheidend, dass es sich bei dem Autor um einen türkischstämmigen Deutschen handelt, denn diese Sozialisation kennt keine Nationalität. Sicher nimmt Rassismus immer mehr zu, was ich mehr als schlimm finde, aber es gibt auch genug deutsche Jugendliche, die diesen Werdegang haben und von niemanden aufgefangen werden, sogar vielen Jugendämtern gar nicht bekannt sind. Es gibt auch zu wenig soziale Jugendeinrichtungen, wo die jungen Menschen ein offenes Ohr finden und über ihre Probleme sprechen können. Egal ob Migranten oder Deutsche, solche Familienverhältnisse können Konsequenzen für die Zukunft des Menschen haben, wenn er nicht stark genug ist, um dort herauszukommen, wie es der Autor anscheinend getan hat. Denn, jeder ist für sein eigenes Leben verantwortlich. Jammern hilft da nicht, sondern das Leben anpacken, sich nicht scheuen Hilfe anzunehmen und dem Leben die Stirn bieten , von einfach hat hier keiner was gesagt.
Ich habe dieses Buch gerne gelesen, hätte es aber schön gefunden, wenn etwas besser erkennbar gewesen wäre, wer hier in den einzelnen Kapiteln erzählt. Das wurde manchmal erst nach einigem Lesen erkennbar.Der Name vor dem jeweiligen Kapitel und vielleicht eine Jahreszahl wären da hilfreich gewesen.
Ich wünsche dem Autor viel Glück für die Zukunft und wünsche ihm viel Erfolg bei der Auswahl des diesjährigen Buchpreises. Er hätte es verdient ihn zugewinnen.