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Veröffentlicht am 05.08.2023

Berührendes Jugendbuch

Irgendwo wartet das Leben
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„...Mr. Agosto klopfte mit den Knöcheln auf sein Pult, dabei waren ohnehin schon alle Augen auf ihn gerichtet. Oder, genauer gesagt, auf das Mädchen an seiner Seite...“

Wir befinden uns in Fawn Creek, ...

„...Mr. Agosto klopfte mit den Knöcheln auf sein Pult, dabei waren ohnehin schon alle Augen auf ihn gerichtet. Oder, genauer gesagt, auf das Mädchen an seiner Seite...“

Wir befinden uns in Fawn Creek, einer Kleinstadt in den USA. Es gleicht einer Sensation, dass in die siebte Klasse eine neue Mitschülerin kommt. Bisher waren die 12 Schüler unter sich. Ein Tag glich den anderen. Wer ist diese Orchid Mason?
Die Autorin hat ein bewegendes und tiefgründiges Jugendbuch geschrieben. Anfangs stellt sie einige der Protagonisten ausführlich vor. Dorothy Doucet zum Beispiel charakterisiert ihre Klassenkameraden mit Metaphern. Für ihren Jugendfreund Greyson liest sich das so:

„...Greyson ist wie eine gelbe Rose. Aber keine frische. Eher wie gepresste Blütenblätter. Solche, wie meine Mutter sie zwischen die Seiten ihrer Bibel legt...“

Orchid ist in New York geboren und hat unter anderem in Paris gelebt. Sie wird zum alleinigen Gesprächsthema in der Schule. Sehr gut wird erzählt, wie der Alltag der Schüler abläuft. Obwohl sie nur wenige Schüler sind, haben sich feste Gruppen herausgebildet. Die Lehrerin allerdings, die häufig Partnerunterricht anbietet, wirbelt diese Gruppen gehörig durcheinander. Natürlich tauchen sich die Partner dann über Orchid aus.
Klar wird auch, wer in der Klasse das Sagen hat und wer am unteren Rand steht. Orchid bricht diese Strukturen auf. Sie zeigt Empathie für diejenigen, die mit sich nicht im Reinen sind. Sie lässt jeden spüren, dass er wertvoll ist.

„...Mein Vater sagt immer, man kann an allem etwas Positives finden, man muss nur genau hinschauen...“

Der Gegenpart zu Orchid ist Renni. Die ist vor kurzem in den Nachbarort gezogen, hält aber über ihre Freundin Janie noch Kontakt zur Schule. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist es, Gift zu verspritzen.
Janie ist diejenige im Buch, deren innere Konflikte besonders intensiv herausgearbeitet werden. Je mehr sie mit Orchid zu tun hat, um so mehr lässt ihre Bewunderung für Renni nach. Doch eine Abkopplung ist schwierig.
Doch nicht nur das Schulleben, auch das Familienleben einiger Familie wird ausführlich geschildert. Lebt man miteinander oder nebeneinander? Wie sind die Entfaltungsmöglichkeiten es einzelnen?
Das Buch verfügt über eine hohe innere Spannung. Die ergibt sich aus dem Konfliktpotential und dem Zusammenleben der unterschiedlichen Charaktere. Wann ist eine Freundschaft heilsam, wann schadet sie eher? Was ist Wahrheit? Wo beginnt Lüge?
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es lässt mich nachdenklich zurück. Das ist positiv zu sehen.

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Veröffentlicht am 03.08.2023

Spannender historischer Roman

Salz und Schokolade (Die Halloren-Saga 2)
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„...Diese reizende junge Dame hat sich sehr gefreut und wird uns weiter empfehlen. Das ist so viel wertvoller als ein Pfennig mehr in der Kasse. Aber leider verstehst du das nicht, Erich. Man muss vorausschauend ...

„...Diese reizende junge Dame hat sich sehr gefreut und wird uns weiter empfehlen. Das ist so viel wertvoller als ein Pfennig mehr in der Kasse. Aber leider verstehst du das nicht, Erich. Man muss vorausschauend denken...“

Diese Zeilen auf den ersten Seiten der Geschichte zeigen schon, dass Julius und Erich völlig unterschiedliche Charaktere sind. Außerdem wird die Begegnung Julius wegen der reizenden jungen Dame lange nicht aus dem Kopf gehen. Julius ist der Sohn von Leopold Mentel, Erich der Neffe von Ernst David. Leopold und Ernst sind Inhaber der Schokoladenfabrik. Ernst hat zwar zwei Töchter, aber keinen Sohn.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte lässt sich gut lesen, Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Er gibt die Zeitverhältnisse detailliert wieder.
Wir befinden uns in Halle an der Saale im Jahre 1905. Die Schokoladenfabrik David & Söhne ist im Wachsen. Das Café gehört zu den angesagten Lokalitäten. Das ist nicht zuletzt Julius Mendel zu verdanken. Das Entwickeln neuer Pralinen gehört zu einen Begabungen. Sein Vater allerdings möchte, dass er sich mehr in die Fabrik einbringt.
Julius hat einen Blick für die Nöte der Arbeiter. Er sieht, wo die Konflikte in der Gesellschaft liegen. Die aufstrebenden Gewerkschaften sind für seinem Vater dagegen ein Ärgernis.

„...Julius sah es anders, wusste aber, dass mit seinem Vater in diesem Punkt nicht zu reden war. „Nicht alle Fabriken sind so neu wie diese hier und bieten gute Arbeitsbedingungen. Ich kann verstehen, wenn die Arbeiter sich dagegen wehren.“...“
Ida, die Tochter eines Halloren, geht Julius nicht aus dem Kopf. Doch er weiß, dass ihre Liebe keine Zukunft hat. Es wird erwartet, dass er Cäcilie David heiratet. Die kapriziöse junge Dame legt viel Wert auf ihre Freiheit. Sie nimmt an Reitwettbewerben teil, interessiert sich aber nicht für die Fabrik. Ihre Schwester Elise träumt von einem Studium der Archäologie. Die Genehmigung der Eltern dafür scheint aussichtslos.

„...Ich beneide die Männer, die mit Expeditionen nach Afrika reisen, die Pyramiden sehen, Grabkammern entdecken, und dann die Mumien und den ganzen Totenkult...“

Bei aller Freiheit, die sich langsam auch für Frauen entwickelt, gibt es gesellschaftliche Zwänge, aus denen sie nicht ausbrechen können. Außerdem wird immer wieder kurz thematisiert, dass die politische Lage alles andere als stabil ist. Der kommende Krieg liegt schon in der Luft.
Sehr ausführlich wird die Herstellung der Schokolade beschrieben.

„..In der nächsten Maschine werden die gerösteten Bohnen grob zerkleinert. Dabei entsteht Staub, der von einem Ventilator abgesaugt wird. Wir sind da auf den neuesten Stand der Technik!...“

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie verbindet die Entwicklung der bekannten Hallenser Schokoladenfabrik mit persönlichen Schicksalen. Ein Zitat, das Julius einem langjährigen Mitarbeiter entgegenbringt, soll meine Rezension beende:

„...Ein Uhrwerk läuft nicht nur mit großen Rädern, auch die kleinsten sind wichtig und unverzichtbar für den reibungslosen Ablauf...“

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Biene und der tote Trainer

Tote Trainer pfeifen nicht
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„…“Den Trainer? Aber den habe ich doch gestern Abend noch auf der Party gesehen.“ „Ja, und heute Morgen lag er tot in der Kabine.“...“

Der Anruf ihrer besten Freundin Annette kommt für Biene im denkbar ...

„…“Den Trainer? Aber den habe ich doch gestern Abend noch auf der Party gesehen.“ „Ja, und heute Morgen lag er tot in der Kabine.“...“

Der Anruf ihrer besten Freundin Annette kommt für Biene im denkbar schlechtesten Moment. Am Abend war sie auf der Saisoneröffnungsparty des örtlichen Eishockeyclubs versackt. Momentan arbeitet ihr Kopf noch nicht richtig. Außerdem macht sie sich Vorwürfe. Der Mann, mit dem sie aufgewacht war, war leider nicht ihr Freund. Doch Annette braucht ihre Hilfe. Beschuldigt des Mordes wird ihr oby, mit dem sie seit kurzem zusammen ist.
Die Autorin hat erneut einen humorvollen Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen, er sorgt für die nötige Spannung.
Natürlich stürzt sich Biene in die Ermittlungen. Ganz nebenbei bekommt sie noch einen zweiten Fall auf den Tisch. Den hält sie allerdings für nicht relevant. Unterstützung erhält Biene von ihrem Partner Jago. Der Argentinier strahlt eine geheimnisvolle Aura aus. Viel weiß ich als Leser nicht über ihn. Für Biene, die es gern hektisch hat und erst handelt, dann denkt, ist er aber der nötige Ruhepol. Außerdem kennt Jago immer gerade denjenigen, der gebraucht wird. Dieses Mal vermittelt er den Anwalt für Toby.

„...Er wollte sich aber gleich darum kümmern und sich melden, wenn es etwas Neues gibt. Du weißt, dass er kompetent ist...“

Biene fragt sich, wie sich ihr Provinzclub einen solchen Toptrainer leisten konnte. Also führen sie erste Spuren zum Club und dessen Sponsoren. Doch die Ergebnisse der Befragungen sind eher mager. Es fehlen die Motive. Außerdem war Toby der einzige, den man aus der Kabine hat kommen sehen.
Nebenbei ringt Biene mit ihrem Privatleben. Soll sie Jochen ihren Ausrutscher gestehen? Und was wollen ihnen dessen Eltern beim gemeinsamen Essen mitteilen?
Die Geschichte zeichnet sich durch viel Lokalkolorit aus. Außerdem erfahre ich einiges zum Thema Eishockey.
Überraschende Wendungen führen letztendlich zum Täter.
Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Biene ist immer für Überraschungen gut und nimmt gern das eine oder andere Fettnäpfchen mit. Glücklicherweise hat sie eine sehr pragmatische Großmutter, mit der sie zusammen im Haus lebt.

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Veröffentlicht am 30.07.2023

Phantasievolles Kinderbuch

Die Erfinderchen
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„...Das sind Ben und Bashar. Die beiden sind acht Jahre alt und richtig gute Freunde. Sie gehen in die Klasse 3a der Benjamin-Franklin-Grundschule. Und sie lieben es, neue Dinge zu erfinden….“

Mit diesen ...

„...Das sind Ben und Bashar. Die beiden sind acht Jahre alt und richtig gute Freunde. Sie gehen in die Klasse 3a der Benjamin-Franklin-Grundschule. Und sie lieben es, neue Dinge zu erfinden….“

Mit diesen Zeilen beginnt das Kapitel 1 eines abwechslungsreichen Kinderbuches. Auf der Doppelseite steht der Text rechts, links sind die beiden Protagonisten abgebildet. Ich finde es gut, dass die Kinder selbst entdecken dürfen, was die Protagonisten auszeichnet. Weder die Hautfarbe von Bashar, noch der Rollstuhl von Ben werden am Anfang erwähnt.
Die Geschichte wird kindgerecht erzählt. Sie ist humorvoll und phantasiereich.
Nicht alle Erfindungen von Ben und Bashar haben sich bewährt. Gerade aber haben sie ein gedankliche Flaute. Ihnen fällt einfach nichts ein. Momentan freuen sie sich auf den Kindergottesdienst. Bens Vater stellt ihnen Mia vor. Ihre Eltern haben ihn gebeten, dass Mädchen mit zur Veranstaltung zu nehmen. Im Auto unterhalten sich die Kinder. Mia hat bisher in Berlin gewohnt.

„..Ben kichert. „Das nennst du weit? Weißt du, wo Bashar herkommt? Aus Jordanien.“ „Wo ist das denn?“ will Mia wissen. „Das ist ungefähr da, wo Jesus gelebt hat“, erklärt Bashar. „Nur etwas weiter rechts auf der Landkarte.“...“

Ich mag den trockenen Humor! Im Gottesdienst geht es um die Speisung der Fünftausend. Die Geschichte wird sehr lebendig erzählt. Das bringt Mia auf die Idee, den Jungen den Bau einer Brotkopiermaschine vorzuschlagen. Selbstverständlich wird Mia gleichberechtigt in ihren Erfinderclub aufgenommen.
Was sie dabei alles zu beachten haben, wo sie Hilfe finden und welche Gefahren entstehen, das darf der künftige Leser selbst herausfinden.
Fünf der Protagonisten habe ich bisher nicht erwähnt. Das sind fünf Waschbären, deren Bilder mit kurzem Steckbrief im Kapitel 1 enthalten sind. Die Jungen haben eine Möglichkeit gefunden, sich mit ihnen zu unterhalten. Nur, wenn Erwachsene in der Nähe sind, funktioniert das nicht.
Die Illustrationen sind farbenfroh, sehr detailliert und passen perfekt zur Handlung. Schön finde ich auch, dass die kleine Schattenbilder der fünf Waschbären in den Kapiteln als Trennzeichen fungieren.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es kombiniert gekonnt christliche Geschichte mit kindlicher Phantasie.

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Veröffentlicht am 28.07.2023

Spannend bis zur letzten Seite

Der Skandal
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„...Gebannt starrte Peter auf den Bildschirm seines Laptops. Ihm wurde gleichzeitig heiß und kalt. Ganz langsam dämmerte ihn die Bedeutung der Information, die er gerade gefunden hatte...“

Mit diesen ...

„...Gebannt starrte Peter auf den Bildschirm seines Laptops. Ihm wurde gleichzeitig heiß und kalt. Ganz langsam dämmerte ihn die Bedeutung der Information, die er gerade gefunden hatte...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein spannender Biothriller. Wenige Minuten später ist Peter auf den Weg zu seiner Freundin. Dort wir er nie ankommen. Nach einem Autounfall mit Fahrerflucht landet er im Krankenhaus und fällt ins Koma.
Die Autoren haben eine fesselnde Geschichte geschrieben, die in vielen Punkten nahe an der Realität ist. Der Spannungsbogen ist sehr hoch. Dafür sorgt auch der ausgereifte Schriftstil.
Anna, Peters Schwester, besucht ihren Bruder im Krankenhaus. Dort teilt ihr seine Freundin mit, dass es ihrer Meinung nach kein Unfall, sondern ein Mordanschlag war. Die Polizei sieht das anders.

„...Wir vermuten weiterhin, dass es sich um einen Unfall mit Fahrerflucht handelt. So eine Verhaltensweise ist leider recht häufig, aber die Aufklärungsquote ist glücklicherweise hoch...“

Lisas Umweltgruppe war der Firma Light Food von Dan Lichter auf der Spur, denen sie die Schuld an dem Auftreten der Krankheit TASE geben. Light Food stellt Fleisch her, ohne dass dafür Tiere sterben müssen.
Die Personen werden sehr gut charakterisiert. Dan, der Chef der Firma, wirkt anfangs auf mich wie ein großer Junge, für den die Firma sein Spielzeug ist. Später erfahre allerdings mehr aus seinem Leben, was das Ganze etwas relativiert. Sein Umgang mit den Untergebenen ist allerdings an Arroganz und Überheblichkeit nicht zu überbieten.
Die Herstellung des Fleisches wird allgemeinverständlich und nachvollziehbar erläutert. Auch der Aufbau des Werkes wird so exakt beschrieben, dass ich ein Bild im Kopf hatte.
Es gibt viele Szenen, die mitten aus dem Leben gegriffen sind. Ich denke nur an die Fernsehdiskussion über die neue Krankheit. Drei Experten – drei Meinungen!
In der Umweltgruppe herrscht mittlerweile Resignation.

„...Dein Bruder war unser Generalschlüssel. Er war der einzige, der einen Laptop in die Firma schmuggeln konnte, und nur mit dessen Hilfe waren wir in der Lage, die Firewall zu umgehen...“

Dann haben sie eine neue Idee, wie sie vorgehen könnten. Währenddessen wird Dan mit den Gerüchten über die Krankheit konfrontiert, weiß aber angeblich von nichts. Als Kontrolleure im Betrieb erscheinen, wird es für Dan eng. Plötzlich geht es nicht nur um die Krankheit, sondern um sein Leben. Korruption und Intrige vom Feinsten laufen im Hintergrund. Wer ist Freund? Wer ist Feind? Wer weiß was? Wer zieht die Fäden?
Das Motiv des Handelns wird schnell klar. Es geht um Geld, und nur um Geld. Der Kauf der rasant fallenden Aktien ist dabei das Mittel der Wahl.
Bei zwei der Protagonisten ist eine Entwicklung im Laufe des Geschehens wahrnehmbar. Das ist zum einen Dan, der in Situationen kommt, mit denen er nie gerechnet hätte, zum anderen Anna. Sie nimmt das Heft des Handelns an vielen Stellen in die Hand. Sie selbst sieht das so:

„...Mein Bruder hätte euch bestätigt, dass ich nichts mehr liebe, als Orte, Dinge und Leute hinter mir zu lassen. Möglichst weit weg….“

Und jetzt ist sie bereit, ihre Freiheit für die Wahrheit zu opfern.
Die Geschichte wird konsequent logisch zu Ende geführt. Die meisten Täter bekommen, was sie verdienen.
Der Thriller hat mir sehr gut gefallen. Das liegt nicht nur an der spannenden Handlung. Ich mag auch Protagonisten mit Ecken und Kanten.

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