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Veröffentlicht am 10.10.2023

schön gestaltetes Kinderbuch

Das Vampirtier und die Sache mit den Tomaten
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Emma wünscht sich schon lange einen Hund. Zu ihrem anstehenden Geburtstag könnte es nun endlich soweit sein. Ihr Papa macht so komische Andeutungen, alles spricht dafür, dass sie nun ihren Herzenswunsch ...

Emma wünscht sich schon lange einen Hund. Zu ihrem anstehenden Geburtstag könnte es nun endlich soweit sein. Ihr Papa macht so komische Andeutungen, alles spricht dafür, dass sie nun ihren Herzenswunsch erfüllt bekommt. Dann kommt es jedoch ganz anders und Emma bekommt keinen Hund, sondern zwei Brüder und eine Stiefmutter. Zunächst ist sie nicht übermäßig begeistert, aber schnell merkt sie, dass sie mit den anderen Verbündete bekommen hat, denn alle lieben Hunde. Alle außer ihrem Vater. Mit vereinten Kräften schaffen sie es dann aber doch, Emmas Papa zu überzeugen und nehmen einen Hund aus dem Tierschutz auf. So brav, pflegeleicht und wohlerzogen wie angekündigt, ist der Kleine dann aber irgendwie gar nicht. Und wie Emma und ihre neuen Brüder bald herausfinden, gibt es da noch ein ganz anderes Geheimnis…

Der Schreibstil innerhalb der Geschichte ist flüssig und einfach gehalten. Hauptsächlich kurze Sätze, viel wörtliche Rede und nicht zu überladene Szenen werden es auch jungen Lesenden oder Zuhörern leicht machen der Handlung gut folgen zu können. Die tollen Illustrationen machen die Geschehnisse zusätzlich sehr lebendig und greifbar. Man bekommt eine Vorstellung von den Figuren und Schauplätzen. Witzige Situationen, Pannen und selbst der manchmal etwas chaotische, neue Alltag wirken mit Bildern gleich noch mal intensiver. Etwas schade war es, dass im Leseexemplar ab einem bestimmten Zeitpunkt keine Illustrationen mehr enthalten waren. Diese sind in den normalen Büchern dann natürlich drin. Daher ist es nicht ganz so gut zu beurteilen, wie sehr die bunten Zeichnungen die Handlungsverläufe vielleicht noch mal unterstützt hätten. Manches ergibt sich durch die Einbindung von Illustrationen ja doch noch mal anders oder zumindest detaillierter. Man kann die Dinge, die beschrieben werden, direkt sehen und noch mal anders mitverfolgen. Ich schätze, in der Originalausgabe ist das Leseerlebnis noch mal besser und mitreißender.

Ich mochte die Zusammenstellung der Familie ganz gern. Jeder bringt ein paar kleine Einzelheiten mit, auch wenn es da jetzt nicht so extrem in die Tiefe geht. Manchmal hätte ich mir schon gewünscht, noch mehr zu den Figuren zu erfahren. Auch dass sie sich sofort alle prima verstanden haben, obwohl sie so spontan zusammengezogen sind, wirkt vielleicht nicht komplett realistisch. Immer wieder gibt es im Buch kleine witzige Momente, ein bisschen Chaos und Turbulenzen. Manche Probleme lösen sich sehr schnell auf, andere brauchen etwas mehr Zeit, besonders zum Ende hin geht vieles aber schon recht flott. Durch die Einbindung von Halloween, dunklen Schauplätzen und Vampiren gibt es auch einen kleinen Gruselfakor im Buch, den ich persönlich jetzt nicht als sehr hoch empfunden habe, das könnte für Siebenjährige aber vielleicht noch anders wirken. Auch Emma hat manchmal etwas Angst vor den Orten oder Herausforderungen, die anstehen, was ich als authentisch empfand. Gemeinsam mit ihren Brüdern, ihrem tierischen Familienzuwachs und weiterer Unterstützung traut sie sich dann aber doch. Für mich hätte der Fokus hier und da auch ein wenig anders liegen können, insgesamt fand ich die Zusammenstellung aber nicht schlecht und es hat Spaß gemacht die Charaktere bei ihren kleinen Abenteuern zu begleiten und mehr über sie alle zu erfahren. Freundschaft und Zusammenhalt spielen auch immer wieder eine große Rolle.
Fazit

Ein schönes Kinderbuch, das durch die farbenfrohen Illustrationen sehr lebendig wird. Sprachlich leicht gehalten, sollte es auch für junge Zuhörende oder Lesende gut möglich sein, der Handlung zu folgen. Stilistisch hat mir die Geschichte gut gefallen, auch wenn es für meinen Geschmack hier und da etwas mehr in die Tiefe hätte gehen können, manches etwas flott ging und der Fokus manchmal vielleicht auch mehr auf dem „Vampirtier“ hätte liegen können“. Alles in allem hat es aber Spaß gemacht Emma und ihre neuen Brüder zu begleiten.

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Veröffentlicht am 09.08.2023

niedliches Kinderbuch, toll illustriert

Flausch
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Flausch ist neu in ein kleine Baumhaus eingezogen und wünscht sich so sehr ein paar Spielkameraden. Zwar macht das Flausch ganz viel allein, aber immer allein zu sein, findet es auf Dauer doch sehr langweilig. ...

Flausch ist neu in ein kleine Baumhaus eingezogen und wünscht sich so sehr ein paar Spielkameraden. Zwar macht das Flausch ganz viel allein, aber immer allein zu sein, findet es auf Dauer doch sehr langweilig. Die anderen Waldtiere trauen sich aber nicht so richtig zum Flausch, das immer wieder anders aussieht. Sie können Flausch nicht einordnen, nicht einschätzen. Flausch will sich aber auch nicht festlegen, da es mag, immer mal anders zu sein.
Als Flausch dann zu einem großen Fest einlädt, kommen alle Waldwesen gern dazu und bringen sogar Geschenke mit, jeder etwas anderes. So entsteht eine bunte Sammlung aus niedlichen, gemütlichen, wilden, schnellen, ruhigen und verzauberten Geschenken. Und obwohl eigentlich alles ziemlich gut war, gehen dann doch die Fragen wieder los. Was Flausch ist, wie Flausch ist und so weiter. Aber Flausch ist eben Flausch, mal ruhig, mal mutig, mal wild, mal gemütlich…. und das ist okay und gut so. Denn jeder darf auch mal anders sein, das sehen dann auch die Partygäste und probieren alle mal eines der Geschenke aus, das auf den ersten Blick vielleicht nicht zu passen scheint. So sind langsame Tiere dann mal schnell, schnelle Tiere mögen es gemütlich, ruhige Tiere machen mal etwas Wildes, Lautes. Und alle haben total viel Spaß dabei.

Das Buch ist wunderschön illustriert. Flausch ist super niedlich und sehr vielseitig. Flausch mag es mal bunt, mal einfarbig, langhaarig, kurzhaarig, so wie eben gerade die Stimmung ist. Genauso mag es auch mit unterschiedlichen Dingen spielen oder verschiedene Sachen machen.
Manchmal neigt man dazu, jeden in eine bestimmte Schublade zu stecken und nicht wieder raus zu lassen, aber man ist eben nicht immer gleich, man mag verschiedene Dinge, man möchte sich ausprobieren, Neues entdecken. Besonders für Kinder ist das wichtig, nicht alle anderen direkt auf etwas festzulegen und nicht mehr zuzulassen, dass sie auch andere Dinge mögen oder ausprobieren. Manchmal fällt es einem dann vielleicht schwer, den Gegenüber einzuschätzen, aber es ist ja viel wichtiger, dass es allen gut geht und alle glücklich sind und nicht, immer gleich zu sein.

Die Buchseiten leben von den farbenfrohen Illustrationen, die den Text gut widerspiegeln und lebendig machen. Die Textanteile sind überschaubar gehalten und sprachlich leicht verständlich, so dass auch jüngere Kinder dem Geschehen gut folgen können. Über das Vorgelesene hinaus gibt es dann auch noch einige weitere Dinge auf den wunderbar gestalteten Seiten zu entdecken.
Die eine oder andere Textstelle und Botschaft wird sicher auch dafür sorgen, dass man mit den Kindern noch mal darüber spricht und sie selbst auch ermutigt, Verschiedenes auszuprobieren, sich nicht zu schämen, wenn sie mal Lust auf anderes haben oder auch mal sagen zu können, wenn sie auf Irgendwas eben keine Lust haben, auch wenn sie es sonst vielleicht gern gemacht haben. Ich finde zwar schon, dass viel von dem in der Handlung mitschwingt, möglicherweise wird es aber nicht reichen, es ohne weiteres Gespräch so stehen zu lassen. Das wird sicher auch von den Kindern abhängen.
Auch die, die das Buch vorlesen, werden bestimmt was mitnehmen können. Denn als Erwachsener neigt man ja selbst auch sehr dazu, andere in Schubladen zu stecken und nur schwer dort wieder rauszulassen und auch selbst nicht mehr unbedingt Sachen auszuprobieren, die augenscheinlich nicht zu einem passen, obwohl man vielleicht neugierig darauf wäre. Auch sich selbst, die eigenen Handlungen und Ansichten zu hinterfragen, schadet nie. Ein wenig animieren soll dazu sicher auch das Nachwort. Und mir erschließt sich an sich natürlich schon der Sinn dieses Nachwortes, das sich an Eltern, Erwachsene, Erzieher und so weiter richtig. Trotzdem finde ich es immer ein wenig „schräg“, sowas in so niedlichen Kinderbüchern drin zu haben, weil sie auch den Zauber der Bilder für mich ein wenig verfliegen lassen. Für alle, die viel mit Kinder arbeiten oder selbst Kinder im entsprechenden Alter haben, kann es aber sicher auch eine Unterstützung sein, über das Buch zu sprechen und eigene Gedankenmuster zu durchbrechen. Obwohl inzwischen auch nicht mehr neu sein sollte, dass man nicht mehr in diesem klassischen Jungs-Mädchen Schema denken sollte, die Kids sich ausprobieren dürfen sollten, um sich frei zu entwickeln und so weiter.
Fazit

Ein toll gestaltetes, sehr niedliches Kinderbuch, das eine wichtige Botschaft mit sich bringt. Ich denke, viele Kinder werden Spaß mit dem vielseitigen Flausch haben und fühlen sich dann hoffentlich auch selbst animiert, sich auszuprobieren und auch andere sich ausprobieren zu lassen. Die Hauptsache ist ja, es geht allen gut und man behandelt sich respektvoll. Auf der eine oder andere muss man beim Vorlesen vielleicht dann auch noch mal näher eingehen oder auf kleine Dinge hinweisen, die im Gesamtkontext möglicherweise sonst untergehen.

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Veröffentlicht am 09.08.2023

gefühlvoll, mit einigen Klischees

Easton High 1: Dear Love I Hate You
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Aveena ist frustriert von der Hausaufgabe, die ihre Lehrerin ihnen aufgedrückt hat. Um sich abzureagieren, schreibt sie sich ihre Gedanken und Gefühle von der Seele. Nur leider vergisst sie dann den Brief ...

Aveena ist frustriert von der Hausaufgabe, die ihre Lehrerin ihnen aufgedrückt hat. Um sich abzureagieren, schreibt sie sich ihre Gedanken und Gefühle von der Seele. Nur leider vergisst sie dann den Brief in der Bibliothek. Eine Katastrophe denn niemand sollte jemals davon erfahren, was sie dort niedergeschrieben hat. Als sie dann wieder in die Bibliothek kann, findet sie ihren Brief glücklicherweise wieder. Allerdings wurde er gelesen. Und kommentiert. Aus diesem zufälligen Ereignis ergibt sich ein stetiger Briefwechsel, der beide Seiten dazu bringt, Geheimnisse zu offenbaren, die man nicht jedem auf die Nase binden würde. Nur ihr Pakt, dass sie niemals herausfinden werden, wer hinter den Briefen steckt und der Inhalt unter Verschluss bleibt, schafft den nötigen Raum, sich zu öffnen. Doch dann findet Aveena zufällig heraus, mit wem sie schreibt und alles scheint aus dem Gleichgewicht zu geraten, denn das ist erst der Anfang der ungewollten Entwicklungen.

Die Geschichte wird aus den Ich-Perspektiven von Aveena und Xavier geschildert. Die meiste Zeit ist man aber bei Aveena, nur wenige der Kapitel begleiten den männlichen Protagonisten. Immer wieder gibt es dann auch die Briefe innerhalb des Buches, die optisch schön abgegrenzt sind. Durch die verschiedenen „Handschriften“ wirkt es sehr persönlich und man weiß auf den ersten Blick direkt, von wem der Brief ist.
Durch die Art, wie die beiden sich austauschen, auch mal provozieren, gegenseitig aufziehen und dann Geheimnisse offenbaren, werden einem die Protagonisten durch diesen Schriftwechsel gut nähergebracht und man erhält noch detailliertere Einblicke, auch in ihre Vergangenheit und in die Dinge, die sie beschäftigen und geprägt haben. Im Laufe der Zeit gehen die beiden dann zu Textnachrichten per Handy über. Auch diese sind optisch abgegrenzt und fügen sich gut in den Handlungsverlauf ein.

Der Schreibstil ist flüssig und mitnehmend, das Buch hat sich zügig lesen lassen. Teilweise werden schon ein paar typische Klischees bedient, das hätte hier und da gern weniger sein dürfen, ich habe es aber auch nicht die gesamte Zeit als störend empfunden. Eingebunden sind zusätzlich auch noch einige schwierigere, ernstere Themen.
Die Handlung ist geprägt von den zahlreichen Emotionen, die aus verschiedenen Gründen aufkommen und hochkommen. Durch die Päckchen, die die Protagonisten zu tragen haben, von ihren Erlebnissen, die sie beschäftigen und über die sie teilweise auch nur wenig bis gar nicht gesprochen haben. Aber auch durch die Entwicklungen zwischen den Charakteren selbst ergeben sich Gefühle, die so nicht eingeplant waren. Schön fand ich dabei auch den Wechsel aus der Gegenwart und der Vergangenheit, da Xavier und Aveena sich schon aus Kindertagen kennen, auch wenn sie zwischendurch nur wenig bis gar keinen Kontakt hatten.
Teenagerprobleme fließen in die Handlung mit ein, ebenso wie Zukunftsvisionen, die jeweilige Familiensituation, Partyerfahrungen und der Kontakt zu Alkohol und Drogen, Mobbing, Intrigen… Es steckt einiges drin in dem Buch und umso weiter die Handlung voranschreitet, umso mehr Dinge ergeben sich, die ineinandergreifen und die Protagonisten auch mal aus der Bahn werfen oder zu Reaktionen zwingen, die sie so nicht gewollt hatten.

Ich mochte die Dynamik in der Geschichte insgesamt gern, auch wenn viele Entwicklungen schon recht vorhersehbar und absehbar gewesen sind. Durch die Mitschüler und Familienangehörigen hat man noch weitere Figuren, die in die Handlung mit eingreifen und teilweise auch eine recht große Rolle für den Verlauf spielen. Nicht alle von ihnen legen ein nachvollziehbares Verhalten an den Tag, manches erscheint dabei dann fast ein wenig unlogisch, sehr engstirnig und ziemlich unmoralisch. Aber auch solche Menschen gibt es natürlich, wie realistisch das dann in jedem Punkt so ist, dass sie sich so verhalten, empfindet jeder sicher etwas anders.

Besonders Aveena wird immer wieder aus ihrem Schneckenhaus rausgeholt. Sie mag es eigentlich lieber ruhiger, ihre Tage sind oft recht durchgeplant, auch aufgrund familiärer Verpflichtungen. Durch ihre beste Freundin geht sie dann aber doch mal auf die Feiern des Abschlussjahrgangs und nimmt an Schulaktionen teil. So bekommt sie mehr Kontakt zu ihren Mitschülern, fällt den anderen auch mehr auf und ist nicht nur die graue, schlaue Maus, die sich von allen fernhält. Sie zeigt im Verlauf weitere Facetten, öffnet sich, erhält dadurch aber auch Rückschläge, weil sie sich angreifbarer macht. Xavier ist insgesamt nicht ganz so präsent, aber auch er hat mehr Facetten, als man auf den ersten Blick sehen kann und über das Buch hinweg, erfährt man auch von ihm dann mehr und bekommt Einblicke in seine Gedanken, die er nun auch nicht jedem so intensiv offenbart.
Es gibt nachdenkliche, ruhigere Passagen, aber auch Momente, die von der aufkeimenden und wachsenden Liebe geprägt sind, Ängste, Zweifel, Tränen, aber auch Freude, Hoffnung, Augenblicke, die durch die Freundschaften dominiert werden. Ein ziemliches Auf und Ab der Emotionen, passend zum Alter der Figuren, ihren Vorgeschichten, auch wenn sie vermutlich mehr Päckchen zu tragen haben als der Durchschnitt. und den Ereignissen im Buch.
Fazit

Mir hat „Dear Love I Hate You“ gut gefallen, auch wenn vieles vorhersehbar gewesen ist und schon das eine oder andere Klischee bedient wurde. Schön fand ich, dass der Titel noch Bezug zum Inhalt der Geschichte hat, der sich erst mit der Zeit dann herauskristallisiert. Es ist eine vielseitige Mischung an Themen und Gefühlen verarbeitet, die Protagonisten waren mir sympathisch (einige Nebenfiguren nicht so) und ich mochte die Dynamik und ihre Entwicklungen.
Der Klappentext des zweiten Bandes verrät schon, um wen es dort gehen wird, ein paar Ereignisse dieser Geschichte kennt man dann wohl auch schon, weil manches parallel zu diesem Buch hier spielen wird.

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Veröffentlicht am 06.08.2023

besondere Atmosphäre, poetischer Stil

October, October
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Für October gibt es schon seit vielen Jahren nur noch ihren Vater und den Wald, in dem sie leben. Ziemlich abgeschieden, mit viel Ruhe, Natur und zahlreichen Aufgaben, die so anfallen, um ihren Alltag ...

Für October gibt es schon seit vielen Jahren nur noch ihren Vater und den Wald, in dem sie leben. Ziemlich abgeschieden, mit viel Ruhe, Natur und zahlreichen Aufgaben, die so anfallen, um ihren Alltag am laufen zu halten und sich um ihre Umgebung zu kümmern. Die Elfjährige fühlt sich im Wald frei, wild und einfach zu Hause. Ihre Gedanken fliegen und sie erfindet Geschichten zu allem, was ihr begegnet. Als sie nach einem Unfall ihres Vaters für einige Zeit zu ihrer Mutter in die Großstadt ziehen muss, kommen die Geschichten in ihr zum Erliegen. Alles ist anders, alles ist fremd, nichts fühlt sich mehr frei und wild an. Eine schwere Umstellung für das Mädchen, das erst lernen muss, dass Veränderungen nicht immer nur negativ sind, sondern auch viele Chancen bieten, Neues zu entdecken und den Erfahrungsschatz zu erweitern.

Ich habe dieses Buch als besonders empfunden, schon allein aufgrund der malerischen, poetischen Erzählweise. Der Stil ist sehr bildgewaltig, voller kreativer, fantasievoller Gedankengeschichten von October, die einem aber gleichzeitig auch ihre Umgebung näher bringen, voller kindlicher Ansichten und gleichzeitig stecken auch immer wieder berührende, teilweise nachdenklich stimmende Botschaften drin. Manches erschließt sich sofort, anderes entfaltete sich erst so nach und nach beim Lesen.

Man ist die gesamte Zeit bei October und taucht sehr intensiv in ihre Gedanken- und Gefühlswelt ein. Auf Anführungszeichen wird komplett verzichtet, die Dinge, die andere zu ihr sagen, werden kursiv gedruckt und damit optisch abgegrenzt. Daran habe ich mich beim Lesen schnell gewöhnt. Immer wieder gibt es Passagen, die besonders formatiert sind und die auch stilistisch angepasst wurden. In diesen Abschnitten wird unter anderem auf Satzzeichen verzichtet. Im Nachwort findet man auch eine Anmerkung dazu, dass es die teilweise übersprudelnden Gedanken von October symbolisieren soll, die einfach aus ihrem Kopf purzeln, ungeordnet, ungefiltert, schneller, als sie sie sortieren könnte. An sich finde ich das zwar eine schöne Idee und es kann verdeutlichen, wie ausgedehnt das Gedankenkarussell des Mädchens ist, ich fand diese Passagen manchmal aber trotzdem eher schwer zu lesen. Vermutlich auch, weil es ungewohnt ist. Ich habe beim Lesen auch immer wieder überlegt, wann genau diese Abschnitte eingebunden sind, ob es dafür einen direkten Aufhänger gibt, für mein Empfinden wechselt das jedoch, wodurch es ausgelöst wird, was es nicht einfacher zu greifen machte. Wie es jüngeren Lesenden damit geht, wird sicher davon abhängen, wie viel Leseerfahrung sie haben. Wenn dann die gewohnten Strukturen wegbrechen, kann das vielleicht auch etwas den Lesefluss stocken lassen.
Zwischendurch wird auch noch mit weiteren Formatierungen gespielt, um Dinge in den Fokus zu rücken, die Wichtigkeit zu unterstreichen oder einfach den Verlauf der Ereignisse zu unterstützen. Kleine Illustrationen, die sich über das Buch ziehen, zeigen die Entwicklung von Eule Stig, die in der Geschichte auch eine Rolle spielt.

October und ihr Vater leben in einer Hütte im Wald, aber nicht völlig ohne Strom. Trotzdem merkt man ihrem Leben an, dass sie eher im Einklang mit der Natur sind, sie versorgen sich größtenteils selbst, tauschen ihre Lebensmittel beim Bauern gegen Eier und Milch und holen in der Stadt nur die Dinge, die unbedingt nötig sind und sie sie nicht selbst herstellen. Octobers Blick auf die Natur und die Tiere ist ein ganz anderer als bei anderen Kindern in ihrem Alter – und wohl auch als bei den meisten Erwachsenen. Sie weiß um die Wichtigkeit Pflanzen zu schützen, aber auch, dass nicht alles ewig lebt. Es war schön zu verfolgen, wie sie die Dinge sieht und wahrnimmt, wie sie Sachen schätzt und schützt. Oft wirkt sie jünger als elf, was aber sicher auch an der Art liegt, wie sie aufwächst. Sie hat nicht so viele fremde Außeneinflüsse, nicht den Erwartungsdruck der Gesellschaft und auch einfach ganz andere Erfahrungen als Kinder, die in der Stadt aufwachsen. Oft lebt sie auch ein bisschen in ihrer eigenen Welt, ihrer Gedankenwelt, sie denkt sich zu allem Geschichten aus, verknüpft ihre Umgebung und ihre Erlebnisse zu kleinen Abenteuern und lässt ihrer Fantasie dabei freien Lauf.
Als Octobers Vater einen Unfall hat und sie in die Stadt zu der Frau, die ihre Mutter ist, muss, muss sie sich sehr umstellen und viel lernen. Alles ist laut und voll, alles ist voller Gebäude und Menschen, nirgends scheint es frei und wild zu sein. Es gibt andere Regeln und Vorschriften, Erwartungen – einfach eine ganz andere Welt für das Mädchen. Für andere sind ihre Reaktionen nicht immer nachvollziehbar, ebenso wie sie nicht immer versteht, wieso die anderen Menschen so sind, wie sie es sind. Man spürt deutlich, wie es in ihr arbeitet, wie sie Dinge annimmt, sich ihre eigene Freiheit und Wildheit zurückerobert, Orte findet, an denen sie sich nicht so eingesperrt fühlt und Stück für Stück auch ihre Mauern gegenüber dem neuen Ort fallen. Nur weil sie die Stadt zu mögen lernt, heißt es ja nicht, dass sie ihren Wald dadurch weniger mag.
Schön fand ich, dass ganz unterschiedliche Emotionen und Empfindungen eingearbeitet sind. Octobers Abwehrhaltung ist spürbar und auch irgendwie verständlich, immer wieder blitzt aber auch Neugier durch, es wird nachdenklich, aber auch hoffnungsvoll, manches ist geprägt von Schuldgefühlen und tiefer Verletzung, aber auch von Freundschaft und tollen Botschaften, die Octobers Entwicklung beeinflussen und fördern.
Fazit

Ein besonders Kinder- und Jugendbuch, das durch den sehr poetischen Stil, die bildgewaltige Sprache, die fantasievollen Gedankengeschichten und die Fülle an Emotionen und Botschaften bestimmt eine Weile in Erinnerung bleibt.
Die verschiedenen stilistischen Mittel sind eine schöne Idee, auch wenn es mich persönlich manchmal im Lesefluss etwas gestört hat. Das empfindet aber sicher jeder unterschiedlich.
Eine Geschichte über Mut für Neuanfänge und neue Erfahrungen, sich die Wildheit und Freiheit zu erhalten oder sie neu zu entdecken, auch wenn man nicht in seiner gewohnten Umgebung ist.

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Veröffentlicht am 02.08.2023

gute Mischung, besondere Atmosphäre im finnischen Winter

Schatten – Der Pakt (Schatten 1)
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Als Pete im Kaufhaus in der Schlange für den Weihnachtsmann ansteht, kommt er sich mit seinen 13 Jahren ein wenig fehl am Platz vor. Was soll der Kaufhausweihnachtsmann schon für ihn tun? Immerhin möchte ...

Als Pete im Kaufhaus in der Schlange für den Weihnachtsmann ansteht, kommt er sich mit seinen 13 Jahren ein wenig fehl am Platz vor. Was soll der Kaufhausweihnachtsmann schon für ihn tun? Immerhin möchte er nicht ein neues Spielzeug oder Handy haben, sein Wunsch ist viel größer, viel wichtiger. Er möchte seiner besten Freundin Sara helfen, die unheilbar krank ist. Kurz bevor er doch noch flüchten kann, ist er dann an der Reihe und da er nichts zu verlieren hat, flüstert er dem Mann seinen Herzenswunsch ins Ohr. Niemals hätte er wartet, was dann passiert. Nach einem nächtlichen Besuch von einer düsteren Kreatur ist klar: Sara wird wirklich gesund. Der Preis, den Pete dafür zahlt, scheint klein und nicht der Rede wert zu sein. Doch bald stellt der Dreizehnjährige fest, dass man ohne seinen Schatten eben doch nicht mehr so ganz man selbst ist. Gemeinsam mit Sara schmiedet Pete einen Plan, um die Schatten zurück zu holen, denn er ist längst nicht der einzig, dem sein Schatten fehlt...

Die Aufmachung des Buches gefällt mir richtig gut. Schon das Cover vermittelt einen geheimnisvollen, düsteren Eindruck, der auch innerhalb der Geschichte immer wieder zum Tragen kommt. Die Illustrationen sind richtig toll, mir gefällt der Stil sehr und ich mag auch, dass sie eher farbreduziert sind. Viel in Grautönen bzw. eher dunkel gehalten mit kleineren Farbakzenten. Das passt gut zur Geschichte und macht die Bilder besonders atmosphärisch. Die Handlung wird damit gut unterstützt, vieles wird noch lebendiger und besser vorstellbar und auch der kleine Gruselfaktor, der immer wieder mitschwingt, wird noch unterstützt. Da das Buch im finnischen Winter spielt, wird bei den Illustrationen auch gut mit dem Wetter und den unterschiedlichen Lichtverhältnissen gespielt, was ich ebenfalls sehr mochte.
Die Kapitel sind kurz, so dass man gut auch Pausen beim Lesen einlegen kann und gleichzeitig das Gefühl hat, flott voranzukommen. Gedankengänge, die Pete sich notiert, sind anders formatiert, so dass diese einem auch direkt ins Auge springen.
Von der Sprache ist es einfach gehalten, so dass es auch für Lesende ab 10 Jahren verständlich sein sollte. Man erlebt die Geschichte durch einen personalen Erzähler. Die meiste Zeit ist man mit Pete unterwegs, es gibt aber auch Kapitel, in denen man andere Charaktere begleitet, wie Uudit, die Schattenflickerein. Damit wird die Handlung noch etwas komplexer und man erhält mehr Überblick über die Dinge, die in einem Zusammenhang zueinander stehen, auch wenn Pete das noch nicht überblicken kann.

Als Pete das Angebot bekommt, seinen Schatten herzugeben, denkt er sich erst mal nicht so viel dabei. Sein Wunsch, Sara gesund zu machen, überwiegt. Als er dann aber seinen Schatten verloren hat, wird ihm nach und nach klar, was es wirklich bedeutet und wie sehr ihn das verändert. Mit seinem Schatten ist auch ein Teil seines Selbst verschwunden und was zurückgeblieben ist, kann er selbst nicht unbedingt leiden – auch wenn er etwas braucht, um was zu merken. Mit der Zeit entdeckt Pete auch immer mehr Menschen, die keinen Schatten mehr haben und achtet genau darauf, wie sie sich verhalten und auch, wie sie sich vielleicht verändert haben, sollte er sie vorher schon gekannt haben. Das ist für ihn sehr erschreckend, auch wenn die Auswirkungen nicht bei jedem gleich sind. Unmöglich kann es so weitergehen, dass immer mehr ihren Schatten verlieren, deswegen wollen Sara und er etwas tun, um die Entwicklung aufzuhalten. Ob das gelingt und welche Abenteuer sie dafür bestehen müssen, erfährt man dann wohl erst in der Fortsetzung.
Im Auftakt benötigt es etwas Zeit, bis sich dann mehr erschließt, was eigentlich los ist, dass mehr dahintersteckt und wie weitgreifend die Entwicklung inzwischen schon zu sein scheint. Manche Dinge bleiben auch noch offen, aber da es eine Fortsetzung gibt, ist das auch nicht verwunderlich.
In die Handlung eingeflochten werden auch soziale Aspekte, Bereiche der Politik und des Weltgeschehens. Im Hauptfokus stand für mich aber die Freundschaft zwischen Pete und Sara, die nicht immer gleich ist und auch von den Veränderungen durch den Schattenverlust geprägt wird. Und eben das, was es mit Pete selbst macht. Eingearbeitet sind auch Aspekte der finnischen bzw. nordischen Mythologie, was die Atmosphäre im Buch ebenfalls prägt.

Zwischendurch ist es auch nachdenklich und von der Stimmung eher düster. Einige der Wesen, die da so auftauchen sind etwas grusliger, denen möchte man nachts wohl nicht so gern allein begegnen. Damit ist es sicher auch nicht für jedes Kind etwa. Eine gewisse Spannung ebenfalls wird aufgebaut, begleitet von vielen offenen Fragen. Zum Ende hin wird das Tempo dann auch etwas mehr angezogen, als es vorher der Fall war.
Es gibt sehr viele Dialoge, neben den Gedankengängen. Manche der Gespräche wirkten für mich jedoch ein wenig gestelzt oder irgendwie unfertig. Vielleicht liegt das an der Übersetzung oder daran, dass man vielleicht Redewendungen als solche nicht so kennt oder nicht so versteht, wie sie im Original gemeint gewesen wären?! Hin und wieder dachte ich zumindest „äh, das war jetzt aber platt“ oder „was soll mir das jetzt sagen?“. Das hat mich aus dem Lesefluss immer ein wenig rausgerissen, auf andere mag das aber nicht so wirken oder man liest darüber hinweg. Ich fand, die gesamte Dynamik und Stimmung im Buch war auch einfach eine andere, als man es sonst gewohnt ist. Das ist ja nicht schlecht, nur eben etwas ungewohnter vom Erzählstil und der aufgebauten Atmosphäre.
Insgesamt baut die Geschichte schon eine gewisse Tiefe auf, auch durch das viele Nachdenken und in sich reinhören, auch wenn die Figuren jetzt nicht alle total detailliert ausgearbeitet werden. Immer wieder gibt es auch hoffnungsvolle Augenblicke und die Charaktere ziehen viel Kraft aus ihrer Freundschaft.

Fazit
Die Geschichte war interessant zu verfolgen und baut zum Ende hin dann auch mehr Spannung und Tempo auf. Es gibt nachdenklichere Passagen, offene Fragen, stärkere Auswirkungen des Schattenverlustes, als Pete es erwartet hätte, kleine Herausforderungen, Abenteuer, die dann in der Fortsetzung zu bestreiten sind, kleine düstere, mystische Momente und viele Dialoge, die mir manchmal von der Dynamik allerdings nicht ganz so lagen. Das Buch hat eine besondere Atmosphäre, was sicher an der Mischung der Themen und der Entwicklungen, vielleicht aber auch am Ursprungsland Finnland liegt. Mir persönlich lag der Stil nicht komplett, aber es hat trotzdem Spaß gemacht die Geschichte zu verfolgen und ich bin auch neugierig auf die Fortsetzung.

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