Charlotte McGregor – Das Herrenhaus von Kirkby
Wie gut, dass es einen Historiker in Marlins Familie gibt, denn in Kirkby wurde bei Umbauarbeiten eine geheimnisvolle Kiste mit Dokumenten gefunden. Marlins Sohn Paul soll nun die Echtheit bestätigen und darüber hinaus die „richtigen“ Erben des Herrenhauses finden. Während sich Paul mit seiner Pudeldame Ivy auf die Suche nach Antworten macht, läuft er immer wieder Ainslee über den Weg, die schon bald eine Saite in ihm klingen lässt, die er seit Jahren vernachlässigt.
Obwohl Ainslee gerade viel um die Ohren mit ihrem neugegründeten Gewerbe hat, die Festspiele vor der Tür stehen und allerhand in der Weberei zu tun ist, fällt ihr sehr wohl der gutaussehende Historiker auf. Auch das sie in vielen Dingen die gleichen Ansichten haben, macht ihn für Ainslee noch interessanter.
Doch Paul hadert mit seiner Vergangenheit, aber trotzdem bekommt er Ainslee nicht aus seinem Kopf und seinem Herzen.
Ich habe sämtliche Bücher rund um Kirkby gelesen. Ich kenne aber auch viele Bücher der Autorin die sie unter ihrem Klarnamen oder unter Charlotte Taylor veröffentlicht hat.
Die Autorin hat einen angenehmen, leichten und modernen Erzählstil, sodass ich immer tief in die berührenden und fesselnden Geschichten abtauchen kann.
Sie schafft es immer wieder, die Stimmung rund um Kirkby aufzunehmen und an die Leserschaft weiterzugeben. Ein kleines Dorf mit vielen unterschiedlichen Charakteren, die sich meist gegenseitig unterstützen und auf die man zählen kann.
Sämtliche Figuren sind detailliert und lebendig dargestellt, besitzen Ecken und Kanten und fügen sich gut in die Story ein. Wir lernen von bereits bekannten Charakteren andere Seiten kennen und das macht es auch nach so vielen Büchern für mich interessant, nach Kirkby zu reisen und eine Auszeit zu nehmen.
Im Fokus steht Marlins Sohn Paul. Der Historiker hat es mir nicht leicht gemacht ihn zu mögen, was daran liegt, dass er mit sich selbst nicht im reinen ist und sich auch fehl am Platz fühlt. Als Leser konnte ich die Distanz spüren, sein Misstrauen und die damit verbundenen Grenzen die er für sich selbst gesetzt hat. Er vertraut eigentlich niemanden, aber dann wiederum gab es Momente wo er ohne zu zögern für andere da war, was mir gut gefallen hat. Seine Reaktion am Ende war mir zu überspitzt, aber es passte zu seiner Figur.
Ainslee war herzlicher, aber oft in sich gekehrt. Die ruhige Schönheit kann aber auch temperamentvoll sein, und nach Pauls Fehlverhalten hat sie sehr schnell eingelenkt. Da wäre ich vermutlich nachtragender gewesen, aber so ist Ainslee. Sie mag es harmonisch und hält sich nicht lange mit Streitigkeiten auf. Wer das letzte Buch gelesen hat, weiß ja, dass sie auch mal austeilen kann.
Marlin steht ebenfalls im Fokus. Mir gefiel, dass er sich verletzlich gezeigt hat, die Wut von Paul ertragen aber auch sehr sensibel mit dem Thema umgegangen ist. Und prompt haben wir wieder eine Seite von ihm kennengelernt.
Ich habe die Geschichte gern gelesen, auch wenn sie nicht mein Favorit der Reihe ist. Manchmal passt die Chemie zwischen den Figuren und mir nicht, aber das ist überhaupt nicht tragisch. Denn die Autorin hat so eine zauberhafte Art, Gefühle hervorzurufen, und die Nebengeschichte hat mich auch diesmal wieder extrem gefesselt. Dabei muss man aber ohnehin sagen, dass die Storys der Autorin immer Highlights und sich aus der breiten Masse herausheben. Ich fand es wieder schön und ich freue mich auf die Fortsetzung.
Von mir gibt es – natürlich – eine Leseempfehlung.
Das Cover passt sehr gut zu den Vorgängern. Wieder ein idyllisches Fleckchen Erde.
Fazit: Eine schöne Geschichte über Neuanfänge aus Kirkby. 4,5 Sterne.