Fiktive Auflösung eines wahren Verbrechens
WeißtannenhöheDie schönsten Geschichten schreibt das Leben - aber leider auch die schlimmsten. In diesem Fall die eines schrecklichen Verbrechens, das nie aufgeklärt wurde. Diesen Doppelmord nimmt der Autor als Basis ...
Die schönsten Geschichten schreibt das Leben - aber leider auch die schlimmsten. In diesem Fall die eines schrecklichen Verbrechens, das nie aufgeklärt wurde. Diesen Doppelmord nimmt der Autor als Basis für das vorliegende Buch, in dem er eine fiktive Auflösung anbietet. Und die hat es wahrlich in sich, denn die Grausamkeit der verübten Tat geht einher mit großer politischer und gesellschaftlicher Brisanz. Gekonnt vermischt der Autor einen kniffligen Kriminalfall mit politischen Machenschaften, die auch innerhalb der Polizei Wellen schlagen. Der schrullige, aber ehrliche und gerechtigkeitsliebende Tanner bildet dabei den Sympathieträger, den man gerne bei seinen Ermittlungen begleitet. Sein Mitarbeiter Kaltenbach dagegen hat eine ganz andere Art von Ehrgefühl, die noch den früheren Kriegszeiten entspringt. Der Untegebene Falk hingegen repräsentiert die Nationalsozialisten, die noch nicht an der Macht sind aber sich jetzt schon eine Anhängerschaft aufbauen. Und auch wenn Falk teilweise wie eine Karikatur wirkt, versinnbildlicht er doch die Scheuklappen-Ideologie, die alles dafür tut ihr Wunschbild wahr werden zu lassen.
Alleine dieses Trio liefert schon einen faszinierenden Einblick in die damalige Zeit des Wandels. Diese erklärt letztlich auch den grausamen Doppelmord an zwei Frauen, der die Ermittler immer wieder auf falsche Fährten führt, bis am Ende die unglaubliche Wahrheit ans Licht kommt. Auch die ungewöhnliche Art und Weise der Auflösung bleibt dabei absolut stimmig.
Fazit: hochspannender Krimi, der einen detaillierten Einblick in die damalige gesellschaftliche Zeit bietet und anhand dieses ausgewählten Doppelmords die Frage aufwirft, wie viele solcher Verbrechen aufgrund von politischen Intrigen und Machenschaften unaufgeklärt blieben oder zu verheerenden Fehlurteilen führten.