Zur Enttabuisierung des Schwangerschaftsabbruchs
Zwölf Frauen vereint Jeanne Diesteldorf in ihrem Buch. Sie alle eint der Umstand, dass sie einen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen haben. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten, denn jede von ihnen hat ...
Zwölf Frauen vereint Jeanne Diesteldorf in ihrem Buch. Sie alle eint der Umstand, dass sie einen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen haben. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten, denn jede von ihnen hat andere Erfahrungen in ihrer höchstpersönlichen Entscheidung gemacht. Einige von diesen Frauen haben heute Kinder, andere würden sich auch heute nach wie vor für ein Leben ohne Nachwuchs entscheiden. Unterschiedlich waren auch die Hürden, die sie überwinden mussten, um die ungewollten Schwangerschaften abzubrechen. Die Lebenserfahrungen dieser Frauen bereiten auf Fragen vor, die man sich noch gar nicht gestellt hat.
“(K)Eine Mutter” ist gerade im Hinblick auf die USA sehr aktuell, wo das Abtreibungsrecht im Juni 2022 gekippt wurde. Dieses Buch hat den Anspruch seinen Teil zur Enttabuisierung eines Themas beizutragen, das ein Grundrecht jeder Frau sein sollte. Die darin enthaltenen Geschichten jedoch zeigen, dass wir als Gesellschaft davon noch immer weit entfernt sind. Die Schwierigkeiten, die eine Frau hat, eine ungewollte Schwangerschaft und nachfolgende 18 Jahre Verantwortung zu beenden, sind zu hoch. Gerade, wenn man bedenkt, dass der Lösung des Problems ein Countdown von zwölf Wochen anhängt.
So gut ich es finde, dass dieses Buch sich der Thematik annimmt, war es mir noch differenziert genug. Beispielsweise waren nahezu alle (weißen, privilegierten) Frauen in diesem Buch Studentinnen, und als solche bekommt man von der Krankenkasse seinen Abbruch finanziert. Frauen anderer Kulturkreise und Frauen mit begrenzten Mitteln sind in diesem Buch gar nicht repräsentiert. Es fehlt ein wenig an der breiten Vielfältigkeit der weiblichen Seite Deutschlands auf den Seiten dieses ansonsten wirklich informativen und interessanten Sachbuchs.