Definitiv kein Wohlfühlbuch, aber eines, das auf seine Weise bereichert
Malte ist ausgebrannt; von seinem Job als freischaffender Journalist, von der Verantwortung in der Pandemie und vor allem vom plötzlichen Auftauchen seines Vaters, zu dem er schon seit Jahren keinen Kontakt ...
Malte ist ausgebrannt; von seinem Job als freischaffender Journalist, von der Verantwortung in der Pandemie und vor allem vom plötzlichen Auftauchen seines Vaters, zu dem er schon seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Die aufgebrochenen Wunden der Vergangenheit bringen das Fass zum Überlaufen, so dass Malte nun gar keinem mehr gerecht wird. Seine Ehe steht auf der Kippe und sein pubertierender Sohn schimpft den Vater in seinem Aktivismus eines Millenials sowieso nur noch einen heuchlerischen Boomer. Zu allem Überfluss baut sein mittlerweile dementer Vater eine so grandiose Scheiße, aus der Malte nur mit einem Deal rauskommt, unter dem sein Gewissen aber zunehmend leidet. So zieht Malte sich mehr und mehr zurück und sucht sich als Exil ausgerechnet den verhasstesten Ort in Stuttgart aus – die urdeutsche Kleingartenkolonie “Weichenherz”, dem früheren Rückzugsort seines Vaters. Gerade dort kommt Malte nicht umhin, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, wo er seinen Vater verdammt, gleichzeitig aber erkennt, dass er ihm ähnlicher ist als er will.
Während er ein altes Übel wieder gutzumachen versucht, erkennt Malte, dass die Verantwortung, die er übernehmen muss, über seine eigene Generation hinausgeht.
Wie in seinem vorigen Roman “Fake” brilliert Frank Rudkoffsky erneut mit einem tiefgreifenden Thema, dem er mit Sarkasmus und Wortwitz die Schwere ein wenig nimmt. Seine Figuren zieht er dabei bis auf die Moral aus, so dass sie nackt und angreifbar vor dem:der Leser:in stehen. Es ist eine Geschichte über aufgestockten Schmerz, Wut und toxische männliche Verhaltensweisen, worin sich so manche:r bestimmt wird wiederfinden können. Dies ist definitiv kein Wohlfühlbuch, aber eines, das auf seine Weise bereichert.