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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.03.2024

Lesenswert aber nicht ganz mein Fall

Yellowface
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Im Buch geht es um June Hayward. Sie ist Autorin. Leider nur keine besonders erfolgreiche. Das ändert sich, als sie das Manuskript ihrer kürzlich verstorbenen Freundin Athena Liu stiehlt. Das Buch wird ...

Im Buch geht es um June Hayward. Sie ist Autorin. Leider nur keine besonders erfolgreiche. Das ändert sich, als sie das Manuskript ihrer kürzlich verstorbenen Freundin Athena Liu stiehlt. Das Buch wird ein riesiger Hit. Jetzt muss June nur dafür sorgen, dass niemand erfährt, dass sie plagiiert hat. Auch wenn sie der lesenden Person versichern würde, dass es natürlich doch zum großen Teil ihre eigene Arbeit ist.


Aufgrund des Hype hatte ich viel von dem Buch erwartet, was aber leider für mich persönlich nur bedingt eingetroffen ist.
Ich habe von der Autorin bereits “Babel” gelesen und in beiden Büchern wird sowohl eher subtiler als auch ganz offener Rassismus behandelt. Auch in “Yellowface” steigert sich die Autorin konsequent, sodass man eine stetige Steigerung des Rassismus und eine konsequente Abwärtsspirale der Hauptcharakterin beobachten kann. Vor allem am Anfang kommt viel Rechtfertigung für “gut gemeinten“ Rassismus, wo Leute anderen Menschen theoretisch Komplimente machen, sie in der Realität aber stereotypisieren und entmenschlichen. Junes steigende Obsessivität der chinesischen aber auch anderen asiatischen Kulturen gegenüber war erschreckend zu sehen.
Das Buch ist gut geschrieben für das, was es ausdrücken möchte. Die Ich-Perspektive finde ich dabei gut gewählt, weil die Art, wie June sich rechtfertigt, damit besser rüberkommt. Es wirkt, als würde sie eine Konversation mit der lesenden Person führen, in dem Versuch, sie davon zu überzeugen, dass sie keine Wahl hatte, als genauso zu handeln, wie sie es getan hat.
Die Kritik an der Buchbranche im Buch ist grundsätzlich gut und spannend. Dabei wird auch aufgegriffen, was das Internet für eine Rolle in der Branche spielt. Dadurch gibt es einige Stellen im Buch, wo es sich darum dreht, was irgendwo im Internet passiert. Und auch wenn das relevant für die Thematik war, war es irgendwann einfach zu viel und nicht besonders anschaulich.
Letztendlich ist das Buch satirisch, weswegen viele Dinge massiv überspitzt sind. Mir persönlich wurde das manchmal zu viel, was absolut mein persönlicher Geschmack ist. Die Charaktere sind quasi allesamt etwas unangenehm, was so gewollt ist, leider hat das aber auch dafür gesorgt, dass ich das Buch zum Teil anstrengend fand.
Ich finde, das Buch ist kompetent geschrieben, aber irgendwie konnte es mich letztendlich nicht abholen. Das Ende fand ich wiederum gelungen, weil die Message des Buches noch einmal schmerzlich rübergebracht wurde.

Ich finde, wie das Buch geschrieben ist, zeugt von hoher Kunstfertigkeit. Es erreicht, was es erreichen will und ist auch lesenswert, aber ich kann ihm nicht guten Gewissens mehr Sterne als “Babel” geben.

Veröffentlicht am 03.11.2023

Die Verwandlung

Nightbitch
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Im Buch geht es um die Mutter, auch Nightbitch genannt. Sie hat ihren Traum vom Leben als Künstlerin aufgegeben, um sich als Hausfrau um ihren kleinen Sohn zu kümmern. In ihrer wachsenden Frustration, ...

Im Buch geht es um die Mutter, auch Nightbitch genannt. Sie hat ihren Traum vom Leben als Künstlerin aufgegeben, um sich als Hausfrau um ihren kleinen Sohn zu kümmern. In ihrer wachsenden Frustration, Überforderung und Wut stellt sie eines Tages fest, dass ihr Haar wie wild sprießt, ihre Zähne spitz werden und sie einen Appetit für rohes Fleisch entwickelt. Sie hält es erst für unmöglich und doch scheint es nur eine Erklärung zu geben. Sie verwandelt sich in einen Hund.

Das Buch spricht viele feministische Punkte an wie die unbezahlte Hausarbeit, dass Frauen immer noch disproportional diejenigen sind, die ihre Karrieren zugunsten der Kinder aufgeben und sich dann auch nicht beschweren dürfen und unter keinen Umständen irgendwas falsch machen dürfen. Dass sie gesellschaftliche Zwänge ablegt und die Allegorie dafür, dass sie sich in einen Hund verwandelt, fand ich persönlich im ersten Teil gelungen.
Leider gab es einige Dinge im Buch, die mich nicht abholen konnten. So wird im Buch Mutterschaft sehr mystifiziert. Es wird gesagt, dass frau sich von gesellschaftlichen Zwängen befreien soll, letztendlich wird Mutterschaft aber so ausformuliert, als wäre sie etwas Integrales für Frauen, die sich am Ende doch wieder instinktiv in diese magische Rolle einfinden werden. Dieses Mystifizieren sorgt meiner Meinung nach dafür, dass die Rolle des Hauptelternteil doch wieder der Frau zugeschrieben wird.
Dann war das Ende leider nicht mein Fall. Es hat sich total isoliert vom Rest des Buches angefühlt. Des Weiteren werden die Probleme der Hauptcharakterin nicht so richtig gelöst, sodass es sich für mich persönlich so angefühlt hat, als wäre sie letztendlich minimal in ihrer tatsächlichen Entwicklung vorangekommen.

In seiner Absurdität fand ich das Buch zu Anfang sehr lesenswert, leider hat mich der letzte Teil des Buches dann nicht mehr abholen können, weswegen ich es nur bedingt empfehlen kann.

Veröffentlicht am 29.09.2023

Nicht was ich mir erhofft hatte

Die weite Wildnis
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Im Buch flieht ein Mädchen aus einer Siedlung im heutigen Amerika. Sie flieht vor dem Hunger und der Verzweiflung und wählt lieber das isolierte Leben in der Wildnis, als weiter dort zu bleiben.

Ich ...

Im Buch flieht ein Mädchen aus einer Siedlung im heutigen Amerika. Sie flieht vor dem Hunger und der Verzweiflung und wählt lieber das isolierte Leben in der Wildnis, als weiter dort zu bleiben.

Ich hatte sehr hohe Erwartungen an die Geschichte, da das Buch “Matrix” der Autorin letztes Jahr eines meiner Highlights war. Leider wurde ich enttäuscht.
Die Geschichte folgt dem Mädchen zum einen im Jetzt, wo sie aus ihrer Siedlung flieht und zum anderen sehen wir Teile aus ihrer Vergangenheit.
Es gibt einige Punkte, die ich gelungen finde. So wird anschaulich dargestellt, was für eine Furcht Frauen vor Männern hatten und was letztere sich in früheren Zeiten einfach herausgenommen haben.
Die Beschreibungen der Autorin sind sehr roh, was mir persönlich auch in diesem Buch wieder gut gefällt. Den Blick auf Religiosität fand ich spannend. Wir sehen, wie das Mädchen sich mit ihrem Glauben auseinandersetzt, was zum einen durch ihre Erinnerungen und zum anderen durch ihren Überlebenskampf in der Wildnis beeinflusst wird. Es ist hierbei durchaus faszinierend zu sehen, dass die schlimmsten Dinge im Buch von Menschen ausgehen.
Insgesamt fand ich das Buch jedoch leider nichtssagend, was enttäuschend war. Es gibt wenig am Buch, bei dem ich das Gefühl habe, dass es mich langfristig berühren wird. Das einzige, was sich mir leider immer wieder aufdrängt, ist eine verstörende Stelle zum Ende hin, an die ich mich eigentlich lieber nicht erinnern wollen würde.
Ich hatte mir vom Buch auch einen genaueren Blick auf Kolonialismus erhofft, was aber sehr oberflächlich und sekundär geblieben ist.

Ich hatte hohe Erwartungen an das Buch und bleibe leider enttäuscht zurück. Es ist wahrlich nicht furchtbar, aber es ist mir persönlich zu nichtssagend.

Veröffentlicht am 12.08.2023

Unfassbar verwirrend

Treacle Walker
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“Knochen, Lumpen und Papier! Reibstein und Geschirr, das gibt der Lumpensammler dafür!”. Das hört Joseph Coppock eines Tages vor seiner Tür. Dort steht Treacle Walker, der eine ganz mysteriöse Gestalt ...

“Knochen, Lumpen und Papier! Reibstein und Geschirr, das gibt der Lumpensammler dafür!”. Das hört Joseph Coppock eines Tages vor seiner Tür. Dort steht Treacle Walker, der eine ganz mysteriöse Gestalt ist. So gerät Joe in einige ganz seltsame Gegebenheiten.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich nicht so wirklich eine konkrete Idee habe, was in diesem Buch vor sich ging. Die Figuren haben allesamt ganz seltsam geredet. Manchmal haben sie total zusammenhanglos irgendwas im Dialog hervorgebracht und es fiel mir schwer, ihnen zu folgen. Auch die Handlung war zusammenhangslos und verwirrend. Das ganze Buch hat sich wie ein Fiebertraum angefühlt. Vielleicht war das das Ziel, aber ich fand es irritierend. Meine Notizen zu diesem Buch bestehen zu einem großen Teil aus Fragezeichen.
Es war insgesamt schon irgendwie unterhaltsam. Manche Stellen waren sehr kreativ und ich habe sie im Einzelnen gemocht. Ich habe nur echt nicht nachvollziehen können, wie alles zusammenhing.

Das Buch ist wie ein Fiebertraum und unfassbar konfus, aber ich kann auch nicht sagen, dass es keinen Unterhaltungswert hatte. Da das Buch unter zweihundert Seiten hat, kann ich es trotzdem empfehlen, weil es ziemlich schnell ausgelesen ist und die Absurdität des Ganzen irgendwie einen gewissen Reiz hat.

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Veröffentlicht am 07.08.2023

Vier Generationen

Das Pferd im Brunnen
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Im Buch geht es um vier Generationen an Frauen und wie ihre Beziehungen untereinander einander im Leben beeinflussen. Die verschiedenen Generationen sind auf Deutschland und Russland verteilt.

Das Buch ...

Im Buch geht es um vier Generationen an Frauen und wie ihre Beziehungen untereinander einander im Leben beeinflussen. Die verschiedenen Generationen sind auf Deutschland und Russland verteilt.

Das Buch ist hauptsächlich in der dritten Person geschrieben und nur gelegentlich aus der Ichperspektive, wenn wir aus der Sicht von Walja lesen. Wir lernen Lena, die Mutter von Walja, Nina, die Großmutter, und Tanja, die Urgroßmutter, kennen. Wir bekommen hauptsächlich von diesen drei Frauen einen Einblick in ihr Leben, dabei erfahren wir von Nina etwas mehr als von den anderen.
Ich fand es schwer, in die Geschichte reinzukommen, da sie verwirrend war. Es war manchmal nicht klar, wann der Abschnitt zeitlich spielt und von wem es im ersten Moment handelt, da auch mittendrin schnell gewechselt wurde, welche Person in dem Abschnitt betrachtet wird. Die Geschichte läuft auf den Tod von Nina hinaus, sie wirkt aber zwischendrin sehr richtungslos.
In der Geschichte wird über die generationale Weitergabe von Traumata geschrieben und wie sich Vernachlässigung und Trauma langfristig auf die Kinder und die Familiengebilde auswirken. Es wird über die Inflation nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion berichtet, wobei das Buch meiner Meinung nach gut den Schrecken dessen einfangen konnte.
Das Buch beschreibt eine interessante Familienzusammengehörigkeit, weil wir sehen können, wie unterschiedlich die verschiedenen Generationen die verschiedenen Familienmitglieder wahrnehmen, weil sie ja auch unterschiedliche Erfahrungen miteinander gemacht haben. Außerdem schafft es, ein seltsam liebevolles Bild von Nina zu zeichnen, obwohl sie jede Menge furchtbarer Dinge gemacht und durchgemacht hat. Das Buch zeichnet die eigenen Figuren sehr differenziert.

Die Themen des Buches haben mir gut gefallen, leider war es jedoch schwer dem Text zu folgen.

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