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Veröffentlicht am 06.06.2022

Chaotischer Urlaub am Meer

Wir am Meer
4


Du hast die Möglichkeit mit deinem Lieblingsautor und deiner Familie ein paar Wochen in einem Strandhaus zu verbringen. Würdest du die Chance ergreifen oder lieber deine perfekte Illusion des Autors im ...


Du hast die Möglichkeit mit deinem Lieblingsautor und deiner Familie ein paar Wochen in einem Strandhaus zu verbringen. Würdest du die Chance ergreifen oder lieber deine perfekte Illusion des Autors im Kopf wahren?
Für die 24-jährige Anna wird ein Traum wahr. Sie ist bei ihrer Schwester und deren Familie in New York zu Besuch. Bis sie spontan von ihrem Lieblingsautor Kilian Brand eingeladen werden, ein paar Wochen in seinem Ferienhaus in den Hamptons zu verbringen. Kaum sind alle Mann in dem schönen Domizil angekommen, schon nimmt das Chaos seinen Lauf. Das befreundete Pärchen Simone und Alex reden schon von Anfang an nicht mehr viel miteinander, ihre Schwester Johanna weiß alles besser, deren Arbeitskollegin Maike soll mit Kilian verkuppelt werden und Anna steht zwischen den Stühlen und muss alleine mit ihren Gefühlen zurecht kommen. Und dann ist da noch Kilian, der anscheinend ein Geheimnis mit sich herum trägt. Anna hat sich Hals über Kopf in ihn verknallt und tritt von einem Fettnäpfchen direkt ins nächste. Kann sie Kilian das Geheimnis entlocken und kommt es zwischen den beiden zu mehr als Freundschaft?
Das und noch viele weitere Erlebnisse erfährt man in dem Roman „Wir am Meer“ von der Autorin Nina Resinek. Das Buch ist am 27. Mai 2022 bei dem Verlag „Lübbe“ erschienen.
Die Autorin hat hier eine aufregende und sehr humorvolle Geschichte erschaffen, bei der man die tollpatschige Anna in den Nordosten der USA begleitet. Aus der Sicht der Protagonistin erfährt man ihre Ängste und Gedanken und kann sich gleich zu Beginn in ihre Rolle versetzen. Durch die Wortwahl der Autorin lässt sich der Roman so zügig und gerne lesen, so dass man selber an Annas Stelle wäre. An manchen Stellen musste ich das Buch aus der Hand legen, da ich über Szenen laut lachen musste. Mit viel Witz und Gefühl wird hier die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die sich aus dem Schatten ihrer älteren Schwester befreien muss und auch lernen muss, dass man selber öfter auf sein Herz hören sollte. „Wir am Meer“ ist ein tolles Buch, welches so viel Lust auf den Sommerurlaub macht, dass ich meinen Urlaub im Sommer gar nicht abwarten kann. Ich bin von dem Schreibstil der Autorin so begeistert, dass ich mir auf jeden Fall ihr ersten Buch kaufen werde. Diese authentische und erfrischende Lektüre möchte ich einfach jedem empfehlen, der schon das Meer nur durch das Anschauen des Covers riechen kann.

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Veröffentlicht am 20.05.2024

So wie das Leben ist

Und vor uns das Meer
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Menschen kommen und gehen in unserem Leben. Freundschaften zerbrechen, Beziehungen gehen auseinander, Ehen werden geschieden. Doch was wäre, wenn man aus einer gebrochenen Freundschaft aus einem vorherigen ...

Menschen kommen und gehen in unserem Leben. Freundschaften zerbrechen, Beziehungen gehen auseinander, Ehen werden geschieden. Doch was wäre, wenn man aus einer gebrochenen Freundschaft aus einem vorherigen Leben aufgrund des Schicksals plötzlich die Liebe findet, die womöglich vorherbestimmt war?
In dem Roman „Und vor uns das Meer“ von der Autorin Jule Henning, erschienen am 28. März 2024 beim „Piper-Verlag“, geht es um Mette, eine geschiedene Frau im besten Alter, ohne Kinder, die mit ihrer Mutter zusammen in Berlin wohnt. Eines Tages bekommt sie einen Anruf, der sie derart sprachlos und geschockt zurücklässt, dass sie anfängt vergangene Taten zu zu überdenken. Ihre ehemalige beste Freundin Josefa ist mit Anfang 50 an den Folgen ihrer Krebserkrankung gestorben und Mette muss sich fragen, weshalb ihre Freundschaft von heute auf morgen zerbrochen ist. Kein geringerer als ihr ehemaliger Kunst-AG-Lehrer und damaliger Freund von Josefa, Ole, überbringt die traurige Nachricht. Josefas letzter Wunsch? Mette und er sollen ihre Asche auf ihrer Lieblingsinsel Sylt verstreuen. Nicht nur, dass die Aktion „Urne-wieder-aus-dem-Grab-heben-und-mitgehen-lassen“ illegal ist, auch Mette fühlt sich überhaupt nicht dazu in der Lage nachts auf einen Friedhof zu gehen und zusammen mit Ole Josefas sterbliche Überreste zu klauen. Mit ein wenig Alkohol im Blut sind sich die beiden jedoch einig, die Mission anzugehen und im Handumdrehen befinden sich beide wenige Tage später mit dem Auto auf dem Weg nach Sylt. Da die Teenager-Tochter ihrer Freundin Alexandra ihren Vater auf der Insel besuchen soll, nehmen sie diese kurzfristig mit auf die Reise. Neben der Urne im Gepäck versteht sich.
Josefa hat Mette und Ole einen Brief hinterlassen und ihnen entsprechende Anweisungen gegeben. Für die Unterkunft hat sie ebenfalls gesorgt. Sie können so lange in der Ferienwohnung bleiben wie sie mögen, die Kosten hat sie bereits zu Lebzeiten übernommen. Auch wenn für Mette klar ist, dass sie nach der Erfüllung von Josefas letztem Wunsch nach ein paar Tagen wieder abreisen wird, beginnt für sie eine emotionale Reise in ihre eigene Vergangenheit. Durch eine zufällige Begegnung werden all ihre traumatischen Kindheitserinnerungen an die Ferien auf Sylt wieder lebendig und Mette muss sich ihren Ängsten stellen. Nichtsdestotrotz lernt sie Ole immer besser kennen und merkt, dass ihre alte Schwärmerei für ihn durchaus seine Berechtigung hatte. Können die beiden den letzten Wunsch ihrer gemeinsamen Freundin erfüllen und vielleicht selber wieder glücklich werden?
Um ehrlich zu sein, hatte ich ein wenig „Angst“ davor das Buch zu lesen. Nicht, dass ich mich leicht triggern lasse oder Angst vor dem Thema Tod oder Verlust habe. Ich denke eher, dass ich dachte, dass „Und vor uns das Meer“ mich emotional so Achterbahn fahren lassen würde, dass ich währenddessen das Buch zur Seite legen müsste. Diesem war aber nicht so. Welcher Gedanke mich immer begleitet hat war eher: Ja, genau so ist das Leben.
Natürlich ist der Roman emotional und die Geschichte vermittelt fast alle Gefühle, aber er ist weder bedrückend, noch hinterlässt er negative Gedanken. Vielmehr ist er ein Abbild eines Lebens, welches so passiert, mit den Höhen und Tiefen, mit gemachten Fehlern, mit Fehlentscheidungen und Bindungen. Durch den leichten Schreibstil kann man sich ganz auf die Geschichte einlassen. Man schwimmt seicht durch das Buch.
Was ich sehr positiv finde, ist die Verknüpfung von verschiedenen Generationen. Wir haben Mette und Ole, die mitten im Leben stehen und schon einiges erlebt haben. Kinder, Ehe, Haus, Scheidungen oder Karriere. Dann Mettes Mutter, die einfach genau das Bild einer liebevollen, aber auch manchmal auf den Geist gehenden alten Frau widerspiegelt, die ihren Dickschädel nur zu gerne durchsetzt. Richtige Erfrischung bringt Mia, die ihre eigenen jugendlichen Probleme hat und ihre erste Liebe erfährt. Wir alle haben unsere Phasen durchgemacht.
Das Cover finde ich schlicht und unauffällig. So ganz konnte ich es auch nicht deuten. Drei Personen, die am Meer entlang spazieren. Wenn ich es auf den Inhalt projizieren sollte, würde ich daraus deuten, dass Ole und Mette ihre gemeinsame Freundin Josefa und der Mitte auf ihrem letzten Weg begleiten. Entweder als Darstellung wie es hätte sein können, da keiner der beiden noch Kontakt zur ihr hatten oder, da die Frau in der Mitte hell gekleidet ist, die Asche als lebendige Person zum Meer geführt wird. Es strahlt eine gewisse Ruhe aus, die dennoch zum Nachdenken anregt.
Zusammenfassend hat mir das Buch „Und vor uns das Meer“ gut gefallen. Jule Henning hat hier die perfekte Balance zwischen Emotion und Realität geschaffen, ohne zu übertreiben oder Szenen zu dramatisieren. Das Leben selber schreibt die besten Geschichten.
Ich vergebe gerne 4 von 5 Sternen und würde den Roman tatsächlich eher der erfahreneren Generation empfehlen.

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Veröffentlicht am 24.10.2023

Lübeck, mein Lübeck 🫶🏻

Der Duft von Marzipan
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Uralte, wunderschöne Bauten, der Duft von Marzipan der in der Luft liegt und eine junge Liebe, welche die Hoffnung in die Zukunft trägt, erblüht.
In dem neuen historischen Roman „Der Duft von Marzipan“ ...

Uralte, wunderschöne Bauten, der Duft von Marzipan der in der Luft liegt und eine junge Liebe, welche die Hoffnung in die Zukunft trägt, erblüht.
In dem neuen historischen Roman „Der Duft von Marzipan“ von der Autorin Anna Husen, erschienen am 2. Oktober 2023 beim „Knaur Taschenbuch Verlag“, reisen wir in die Hansestadt Lübeck in den 1950er Jahren. Die junge Luisa Linde lebt mit ihren Eltern und ihrer Schwester in der wunderschönen norddeutschen Stadt und ist über beide Ohren in den gut aussehenden Henry verliebt. Beide haben sich vor einigen Wochen kennengelernt und verbringen seither viel Zeit miteinander. Luisas Vater ist der Direktor des Holstentormuseums und Henrys Vater gehört eine angesehene Marzipanfabrik etwas außerhalb der Stadtmauern. Entsprechend wachsen beide in einem gewissen Wohlstand auf und man könnte meinen, dass die beiden füreinander ausgewählt wurden.
Bis Luisa wenig später ihrem Großvater Hans von Henry erzählen möchte und sich ab diesem Zeitpunkt beide Familien erzürnend und ablehnend gegenüber ihrer Verbindung verhalten. Für die zwei Verliebten bricht eine Welt zusammen, da sie nicht wissen, weshalb alle auf einmal so ungehalten reagieren. Nach und nach kommen Hinweise durch die Erzählungen der Großväter Hans und Matthias ans Licht und nun beginnen die jungen Menschen nach der Vergangenheit und dem gut gehüteten Familiengeheimnis zu suchen. Was ist damals zwischen den Familien geschehen, dass die Väter den Umgang regelrecht verbieten? Weshalb fangen die Hände der Großväter an zu zittern, wenn sie über die damalige Zeit, während beider Weltkriege, sprechen? Fragen über Fragen und Luisa kommen Zweifel, ob Henry wirklich ihrer große Liebe sein kann.

Lübeck, mein Lübeck. Ich wollte „Der Duft von Marzipan“ von Anna Husen unbedingt lesen, da die Geschichte zum einen in den 50ern spielt und zum anderen das Setting rund um Lübeck gewählt wurde. Alleine das Cover des Buches mit dem Holstentor und den Salzspeichern im Hintergrund finde ich großartig. Genau diese Denkmäler lassen einen gedanklich gleich in den Altstadtkern der Hansestadt wandern. Während des Lesens war Marzipan natürlich Pflicht. Eine Süßware, die Lübeck auch außerhalb Schleswig-Holsteins vertritt. Das Setting gefällt mir durchgehend sehr gut. Es werden für mich bekannte Straßennamen erwähnt und die Beschreibungen der Gebäude und Orte sind liebevoll und detailliert.
Die Charaktere im Buch werden bildlich und lebendig dargestellt. Gerade die Protagonisten wie Luisa und Henry haben ihren eigenen Kopf und könnten im damaligen Leben tatsächlich so existiert haben. Weiterhin gefällt mir der Schreibstil der Autorin richtig gut. Der Roman liest sich ganz leicht, auch im stürmischen Alltag konnte ich toll mit der Geschichte abschalten und habe auch nach Lesepausen genau gewusst, an welchem Punkt ich stehen geblieben bin. Das ist für mich nicht selbstverständlich. Bei anderen Büchern muss ich manchmal die letzte Seite nochmal lesen.
Positiv in Erinnerung bleibt auch der Handlungsstrang. Manchmal gab es den einfachen Alltag bei den Personen, dann wurde es auf einmal wieder sehr spannend, da weitere Geheimnisse offenbart wurden und so das ganz große Geheimnis um die Familienfehde mehr und mehr gelüftet wird.
Was mir leider nicht so gut gefallen hat, waren die emotionalen Handlungen oder Gesten der Personen. Unabhängig von der Handlung der Geschichte. Es waren mir zu viele Beschreibungen von Gefühlsausbrüchen, die zu oft wiederholt wurden, wie zum Beispiel Tränen in den Augen oder das Zittern der Hände. Auch wenn es zu den Situationen gepasst hat, waren die Gefühle für mich zu extrem, nahezu dramatisch. Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung, andere LeserInnen berühren diese Stellen im Buch ganz anders. Das wäre allerdings der einzig nicht ganz so positive Kritikpunkt für mich, der die eigentliche Geschichte und Moral jedoch nicht stört. Daher möchte ich allen diesen schönen historischen Roman empfehlen, gerade denjenigen, die noch nie in Lübeck waren. Marzipan dagegen ist natürlich immer eine Geschmacksache, aber die Hansestadt in diesem Buch wird von ihrer einzigartigen Seite gezeigt. Ich vergebe eine klare Leseempfehlung und 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 07.08.2023

Ein Buch das bildet, eine Geschichte die fasziniert

Wir träumten vom Sommer
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Das Studentenleben in den späten 1960er-Jahren in München. Der tägliche Wahnsinn zwischen den Studentenprotesten an den Universitäten und dem Umbruch in der Stadt aufgrund der bevorstehenden Olympischen ...

Das Studentenleben in den späten 1960er-Jahren in München. Der tägliche Wahnsinn zwischen den Studentenprotesten an den Universitäten und dem Umbruch in der Stadt aufgrund der bevorstehenden Olympischen Spiele 1972.
Genau dieser Wahnsinn ist für die junge Amrei in dem neuen Roman „Wir träumten vom Sommer“ von der Autorin Heidi Rehn, am 27. Juli 2023 beim „List Hardcover“-Verlag erschienen, Realität.

Amrei zieht es 1967 von ihrem Heimatort Eggling in der Oberpfalz in das „Millionendorf“ München, um an der Ludwig-Maximilians-Universität zu studieren. Die in der Familie als merkwürdig beschriebene Großtante Annamirl nimmt sie bei sich auf und schon stürzt sich das Landei in das anfangs typische Studentenleben. Amrei lernt noch am ersten Tag ihre Freunde kennen und findet schnell Anschluss, auch wenn die Großstadt sehr gewöhnungsbedürftig ist. München ist eine gigantische Baustelle. Straßen werden verlegt, U-Bahnen gebaut, das Olympiadorf mit den großen, auffälligen Wohnkomplexen wird hochgezogen, der Olympiapark mit den Stadien, Hallen und dem Olympiaturm entsteht. Die gesamte Stadt ist im Umbruch und soll dadurch moderner werden.
So ganz können Amrei und ihre Freunde wie Biggi, Chris und Gaby das nicht glauben. Trotz des Wandels stürzen sie sich ins Nachtleben und auch die Liebe lässt nicht lange auf sich warten. Der Kunststudent David hat es ihr angetan. Sie verbringen viel Zeit miteinander, bis sich die Studentenbewegungen in München schnell zum Mittelpunkt vieler Studenten entwickelt. Auch David hat viele Projekte entworfen, um für die politischen Belange zu kämpfen. Bei den Osterunruhen 1968 lernt Amrei den Polizisten Wastl kennen und schon ist das Liebeschaos perfekt. Die Geschichte spielt nicht nur in der Zeitlinie 1967 bis 1969, sondern auch kurz vor den Olympischen Spielen 1972. Nach Jahren im Ausland kehrt Amrei wieder nach München zurück, da sie dort als Hostess während des knapp zweiwöchigen Events arbeiten darf. Kaum zu glauben, was sich alles verändert hat und durch ein fürchterliches Ereignis für immer in den Köpfen der Menschen auf der ganzen Welt bleiben wird.

Zugegeben, ich habe das Cover von „Wir träumten vom Sommer“ gesehen und war gleich Feuer und Flamme. Denn alleine das Bild von den beiden lachenden Menschen vor dem Hintergrund des Olympiaparks in München hat mich gleich angesprochen. Ich bin seit Jahren von diesem besonderen Ort in München begeistert. Ich weiß nicht, was mich daran genau fasziniert. Ich denke es ist die Atmosphäre, dass dort etwas großartiges und zeitgleich grausames geschehen ist. Das jahrelang so vieles in einem gigantischen Ausmaß erbaut und umgebaut wurde…für ein internationales Sportevent, welches gerade mal etwas über zwei Wochen dauerte. Verrückt eigentlich. Wenn man so durch den Park spaziert, fühle ich jedes Mal diese Aufregung. Auch wenn ich aus Schleswig-Holstein komme und nicht oft in München bin, würde ich schon sagen, dass es einer meiner Lieblingsplätze ist.
Das zweite große Thema ist die Studentenbewegung der 68er-Jahre. Ein Thema, von dem ich mal gehört habe, aber tatsächlich nicht wusste, worum es geht oder wie das ganze so gelebt wurde. Ich persönlich finde es gut, wenn man für das einsteht, an das man glaubt. Aber manche Studenten waren schon so krass in der Materie, dass die Eskalation irgendwann wohl unausweichlich war. Auch wenn man für das vermeintlich „Gute“ kämpft, kann man sich auch damit radikalisieren.
Heidi Rehn hat mit ihrem Schreibstil die Stimmung sehr gut eingefangen. Vor allem die detaillierten und genauen Beschreibungen der Veränderungen in München selber oder auch der Wandel von manchen Charakteren bringt diese wichtige Geschichte perfekt rüber und macht sie sehr glaubhaft und realistisch. Ich als Leserin stehe neben Amrei in der Disco, höre bei der Vorlesung zu oder sitze gebannt voller Angst vor dem Fernseher, als das Attentat auf die israelischen Sportler stattfindet und quasi live übertragen wird. Ich kann mich selber nicht entscheiden, ob ich den freiheitsliebenden David mehr mag, als den vernünftigen Wastl oder andersherum. Was mir auch gut gefällt, ist der Gebrauch der bairischen „Sprache“ von der älteren Generation und das Nennen von Liedern aus der damaligen Zeit. Halt das was früher in den Clubs so gespielt wurde. So bringt es den Lesenden den Ort und die Zeit noch näher.
Wenn ich etwas nennen sollte, was nicht ganz so zu mir persönlich gepasst hat, dann sind es die Zeitsprünge in dem Buch. Es wird zwischen damals und heute geswitcht. Das hat mich dann teilweise während des Lesens irritiert, da ich dann manchmal nicht mehr wusste, ob eine Situation damals passiert ist oder nach Amreis Wiederkehr.
Zusammenfassend hat mir dieser Roman sehr gut gefallen und ich vergebe 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung. Hier kann ich sagen, dass mich dieses Buch gebildet hat. :)

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Eine Geschichte, wie aus dem Leben gegriffen

Das Erbe der Greiffenbergs - Gegen den Wind
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Plötzlich stehst du da, hast dein eigenes Leben mehr oder weniger im Griff und sollst nun von heute auf morgen ein Familienunternehmen leiten.
Genau so ergeht es der 29-jährigen Pauline in dem Roman „Das ...

Plötzlich stehst du da, hast dein eigenes Leben mehr oder weniger im Griff und sollst nun von heute auf morgen ein Familienunternehmen leiten.
Genau so ergeht es der 29-jährigen Pauline in dem Roman „Das Erbe der Greiffenbergs - Gegen den Wind“ von der Autorin Isabell Schönhoff. Der erste Band der Familensaga ist am 26. Mai 2023 beim „Bastei-Lübbe Verlag“ erschienen.
Pauline lebt mit ihrem Mann Sebastian und ihren gemeinsamen Zwillingen Ada und Max in Chieming, einem beschaulichen Örtchen östlich vom Chiemsee in Bayern. Der Alltag ist nicht immer einfach und auch Sebastians Eifersucht macht es der jungen Mutter nicht leicht.
Eines Tages geschieht ein großes Unglück und Pauline soll von jetzt an die Geschäftsführung in dem Familienunternehmen „Feinkost Greiffenberg“ übernehmen. Zu allem Übel steht es um die Firma gar nicht gut, denn schon seit geraumer Zeit läuft das Geschäft nicht mehr rund. Unter Argusaugen ihrer Großmutter Elsa, die selber als junge Frau den Laden schmeißen musste, und ihren Kritikern, ihr eigener Bruder Ferdinand und ihr Onkel Wolfgang, möchte sie das Erbe der Greiffenbergs retten und in die Zukunft führen. Da kommt ihr ein Angebot eines jungen Bauern ganz recht, der aufgrund einer tollen und innovativen Idee die Rettungsleine auswirft. Gemeinsam entwickeln sie einen Plan, um nicht nur die Firma zu retten, sondern auch die umliegenden Zulieferer auf das zukunftsorientierte landwirtschaftliche Anbauen umzustellen, für alle quasi eine Win-Win-Situation. Leider werden der zielstrebigen Pauline immer wieder Steine in den Weg gelegt, sogar ihr Ehemann zeigt im Laufe der Zeit sein wahres Gesicht. Auch wenn sie die große Unterstützung ihrer Schwester, Mutter und Oma hat, kämpft sie nicht nur um das Imperium, sondern auch um ihrer eigene Freiheit, Selbständigkeit und ihren Mut.
Kann Pauline ihr Erbe retten und vor allem so umstrukturieren, dass auch die Generationen nach ihr einen sauberen Fußabdruck hinterlassen? Wird sie ihr eigenes Glück finden und ihren Glauben an sich selbst wiederfinden?

Mein erster Gedanke, als ich das Buch beendet und aus der Hand gelegt habe, war: Genau so spielt das Leben!
„Das Erbe der Greiffenbergs - Gegen den Wind“ ist ein Roman, der meines Erachtens eins zu eins auf dem Leben gegriffen sein kann. Alle Figuren in diesem Buch sind sehr authentisch und vor allem charakteristisch gut dargestellt. Jeder Mensch dort hat seine Stärken und seine Schwächen und macht die Geschichte deshalb so lebendig und echt. Gerade bei der Hauptperson Pauline spürt man die Unsicherheiten und Veränderungen in ihren Charakterzügen. Sie entwickelt sich innerhalb dieser Erzählung weiter und springt über ihren Schatten, obwohl sie starke Selbstzweifel hat. Genau diese Eigenschaft macht sie so realistisch. Jeder hat in seinem eigenen Leben schon mal die Hoffnung verloren und musste dann früher oder später handeln. Wenn man diese Zeit durchgemacht hat, dann merkt man erstmal selber, wie stark man eigentlich ist und was man tatsächlich auch alleine erreichen kann. So geht es der jungen Frau hier auch. Ich konnte mich gut mit ihr identifizieren.
Auch die anderen Charaktere wie ihre Großmutter Elsa, die einen wunderbaren kernigen Humor an den Tag legt, habe ich ins Herz geschlossen. Manche Personen mochte ich nicht und so soll es auch sein. Sie haben definitiv toxische Züge und auch wenn dieses negativ ist, lenkt es teilweise die Geschichte. Die Zwillinge sind absolut niedlich und wohlerzogen. Ab und an haben sie Schabernack im Kopf, was dem Roman eine lockere Stimmung verleiht. Die Handlungen ingesamt verlaufen wie eine Achterbahn. Hinzu kommt noch der flüssige Schreibstil, der mir sehr gut gefallen hat. Gefühlt war dies mein schnellstes Buch, welches ich jemals gelesen habe. Die Seiten flogen nur so an mir vorbei.
Ab und an hätte ich mir ein wenig mehr Tiefe und Details gewünscht. So hätte ich in manchen Situationen mehr Handlung verbaut, um die Gefühle der Protagonisten noch mehr zu unterstreichen.
Als Fazit kann ich zusammenfassen, dass mir dieser Reihenauftakt von Isabell Schönhoff sehr gut gefallen hat und ich viel Freude beim Lesen hatte. Trotz manchen traurigen oder erschreckenden Szenen, finde ich, dass es sich um einen schönen Feelgood-Roman handelt, der gerade jetzt zur Sommerzeit gerne draußen gelesen werden kann. Ich vergebe daher 4 von 5 Sternen.

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