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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2023

Eine etwas andere Liebesgeschichte

Anatomy
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Der Untertitel „A love story“ führt etwas in die Irre. Ja, es geht um Liebe, auch um zwischenmenschliche, aber vor allem ist hier - denke ich - die Liebe von Hazel zur Medizin gemeint. Die junge Hazel ...

Der Untertitel „A love story“ führt etwas in die Irre. Ja, es geht um Liebe, auch um zwischenmenschliche, aber vor allem ist hier - denke ich - die Liebe von Hazel zur Medizin gemeint. Die junge Hazel Sinnet, Tochter aus gutem Hause, will Ärztin werden, komme was wolle.
Fast das gesamte Buch besteht daraus, dass sie für die königliche Arztprüfung lernt. Klingt erstmal langweilig, ist es aber ganz und gar nicht. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist es nämlich keinesfalls vorgesehen, dass eine Frau Ärztin wird. Und so ist der Weg zur Arztprüfung ein sehr steiniger. Dazu kommt, dass auf einmal Menschen auf unerklärliche Weise verschwinden.

Unerklärlich… das sei jetzt hier mal dahin gestellt. Es ist nämlich von Anfang an ziemlich klar wo die Geschichte hinführt (außer vielleicht für Hazel). Das hat mir den Lesespaß aber nicht genommen. Mich hat das Thema Medizin in der Regency Ära angesprochen und diesbezüglich wird man auch nicht enttäuscht. Die Darstellung, wie man mit dem damaligen Wissen an die Erforschung des Körpers und der Pathologie und Ätiologie von Krankheiten herangegangen ist, war wirklich interessant. Auch wenn die gesamte Geschichte zum Schluss in den Bereich Fantasy abrutscht, was erwartbar war, aber nicht wirklich meinen Geschmack getroffen hat, so hat mich das Buch dennoch gut unterhalten.

Wer aufgrund des Untertitels allen voran eine Liebesgeschichte erwartet, wird hier sicherlich etwas enttäuscht sein. Für History-Fans mit Hang zu blutigen Geschichten mit Fantasy-Elementen ist das Buch auf jeden Fall empfehlenswert.

Veröffentlicht am 03.09.2023

Ein schöner, kurzweiliger Wohlfühlkrimi mit Herz (und Alkohol)

Eierlikör und Todesschüsse
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Das friedliche Dorfleben in Mühlbach wird erschüttert, als die junge Dorfbewohnerin Maja ermordet aufgefunden wird. Anneliese und Loni haben als alt eingesessene Mühlbacherinnen Einblick in das Dorfleben, ...

Das friedliche Dorfleben in Mühlbach wird erschüttert, als die junge Dorfbewohnerin Maja ermordet aufgefunden wird. Anneliese und Loni haben als alt eingesessene Mühlbacherinnen Einblick in das Dorfleben, die der Polizei ihres Ermessen nach verwehrt bleiben und so stellen sie auf eigene Faust Ermittlungen an.

Ich hatte sehr viel Spaß mit Anneliese und Loni, die sich einfach ganz toll ergänzen. Sicherlich ist Annelieses Art etwas anstrengend, aber auf eine herzliche Weise. Alle anderen Beteiligten sind authentisch und da ich selbst vom Dorf komme, erkennt man ein paar Parallelen zur Realität. Auch wenn die meistens nicht so lustig daher kommt. Die Kriminalgeschichte selbst ist rund und es bleiben keine Fragen offen. Für mich war der Krimi tatsächlich sehr weiblich in Art, Denkweise und Rätseln, die Hinweise auf den Täter geben. Ich denke deshalb war es für mich sehr schnell klar, wer der Mörder sein muss und warum ich Anneliese und Lonis Gedanken so gut nachvollziehen konnte.

Für einen ländlichen Cosy Crime hätte ich mir für den letzten Schliff noch etwas mehr Einblick in das Privatleben, vor allem aber auch in die Vergangenheit der beiden Hauptpersonen gewünscht. Da gibt es bestimmt viel zu erzählen, immerhin sind die beiden Damen ja auch schon etwas betagt.

Alles in allem hat alles gepasst für mich und ich möchte das Buch sehr gerne an Liebhaber von Wohlfühlkrimis weiterempfehlen, die vielleicht sogar selbst vom Dorf kommen und sich und das Dorfleben in der Geschichte auch etwas wieder erkennen.

Veröffentlicht am 27.08.2023

Ein spannender Roman Noir mit Anklängen von Politthriller und Familiendrama

Verderben
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Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist verschlägt es diesmal nach Nordschweden. Mikael um der Hochzeit seiner Tochter Pernilla beizuwohnen, Lisbeth, weil sie erfährt, dass sie eine Nichte hat, die ihre ...

Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist verschlägt es diesmal nach Nordschweden. Mikael um der Hochzeit seiner Tochter Pernilla beizuwohnen, Lisbeth, weil sie erfährt, dass sie eine Nichte hat, die ihre Hilfe braucht. Doch Ruhe und Erholung finden sie hier nicht, da sich Lisbeths Nichte Svala mit dem Svavelsjö MC anlegt und Pernillas Mann Henry als Lokalpolitiker scheinbar ein paar Leichen im Keller hat.

Nach dem viel zu frühen Tod von Stieg Larsson hat sich nun eine neue Autorin der Millennium Geschichte angenommen. Die Figuren wurden in den vorangegangenen Büchern schon sehr detailliert gezeichnet, daher merkt man an Lisbeths und Mikaels Art den Autorenwechsel nicht. Die Erzählweise unterscheidet sich allerdings merklich. Die Sätze sind teilweise stakkatoartig, was sich für mich nicht so angenehm lesen lässt. Was allerdings ausgesprochen gut gelungen ist, ist die Verknüpfung der Handlungsstränge und Personen. Es hängt wirklich alles miteinander zusammen, die Verbindungen sind klug und interessant.

Zur ursprünglichen Millennium Trilogie gehört auch die nicht unerhebliche Ausübung von jeder erdenklichen, insbesondere aber sexualisierter Gewalt, was hier auch so fortgeführt wird, wenn auch in leicht abgemilderter Form. Es wird nicht wie bei Stieg Larsson alles bis ins kleinste Detail beschrieben, worüber ich sehr froh war; auch wenn es für mich noch weniger gewaltsam hätte sein dürfen. Der „Bösewicht“ hat mich irgendwie sehr an Blofeld (ihr wisst schon, der von James Bond) erinnert, unter anderem auch aufgrund des versteckten Hauptquartiers mitten im Nirgendwo.

Die Handlung auf dem Familienschauplatz ist zum Ende hin in sich abgeschlossen und rund. Anders allerdings was die politischen Verstrickungen Henrys in Bezug auf ein millionenschweres Windpark Projekt angeht. Der geplante Windpark ist die maßgebliche Verknüpfung, aber hier bleiben einige Fragen offen. Es muss zur Klärung zwangsläufig ein weiterer Teil folgen.

Man muss die Millennium Reihe nicht zwangsläufig gelesen haben um alles zu verstehen, aber es macht natürlich mehr Spaß, wenn man um die Geschichte von Lisbeth und Mikael weiß. Somit ist der Teil nicht nur etwas für alle Kenner, sondern auch eine echte Leseempfehlung für James Bond Liebhaber und Fans von düsteren Schweden Thrillern.

Veröffentlicht am 21.08.2023

Das Leben der Frida Kahlo - schmerzerfüllt, intensiv, emotional

Das Leben ist ein Fest
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Eine Achterbahnfahrt durchs Leben, mit Höhen und Tiefen, Liebe und Hass, Freude und Schmerz. Das Leben der Frida Kahlo war in allen Punkten außergewöhnlich und das Buch verdeutlicht ebendies.

Jedes Kapitel ...

Eine Achterbahnfahrt durchs Leben, mit Höhen und Tiefen, Liebe und Hass, Freude und Schmerz. Das Leben der Frida Kahlo war in allen Punkten außergewöhnlich und das Buch verdeutlicht ebendies.

Jedes Kapitel ist einer bestimmten Farbe zugeordnet, passend zu der Bedeutung, die diese Farbe für die Künstlerin selbst hatte. Durch ihr gemaltes Tagebuch, ihre vielen Selbstporträts, und die zahlreichen Fotografien, die Freunde und auch ihr Vater von ihr gemacht haben, ist Fridas Leben gut dokumentiert. Wir lernen sie daher auch sehr genau kennen. Mit ihrer exzentrischen Art ist sie sicherlich nicht everybodys darling, aber aufgrund ihrer Krankengeschichte, die unter anderem beinhaltet, dass sie monatelang an ihr Bett gefesselt war und dass sich ihr Kinderwunsch nie erfüllt hat, ist sie für mich durchweg nachvollziehbar.

Der Fokus liegt auf der Ehe mit Diego Rivera, die man heutzutage wohl als toxisch beschreiben würde. Aber da Diego nun einmal ihr Lebensinhalt war, ist das durchaus auch verständlich. Mit hat sehr gut gefallen, dass die Entstehungsgeschichten einzelner Werke beleuchtet werden (auch wenn sich das vielleicht nicht alles genauso zugetragen hat, so hätte es sicherlich so sein können).

Es hat mir auf jeden Fall Lust gemacht mal wieder „Frida“ mit Salma Hayek zu schauen. Wer den Film genauso sehr mochte wie ich, der wird an diesem Buch seine wahre Freude haben. Für alle die Frida Kahlo kennen lernen wollen sei das Buch ebenfalls wärmstens empfohlen.

Veröffentlicht am 07.08.2023

Wunderbarer britischer Cosy Crime mit einer bezaubernden Rentnerin als Ermittlerin

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Judith Potts ist Rentnerin, schreibt trotz fortgeschrittenem Alter für eine Zeitschrift das wöchentlich Kreuzworträtsel und ist vor allem eines: sehr, sehr neugierig. So kommt es, dass sie beschließt auf ...

Judith Potts ist Rentnerin, schreibt trotz fortgeschrittenem Alter für eine Zeitschrift das wöchentlich Kreuzworträtsel und ist vor allem eines: sehr, sehr neugierig. So kommt es, dass sie beschließt auf eigene Faust herauszufinden, warum ihr Nachbar sterben musste, wo ihr doch die Polizei nicht glauben will, dass dieser ermordet wurde. Während ihrer Ermittlungen freundet sie sich kurzerhand mit Suzie und Becks an, die ihre Freude für eine schöne Tasse Tee (oder wahlweise ein Gläschen Scotch) und den detektivischen Spürsinn teilen.

Alle drei Frauen sind so herzlich eigenartig, dass man sie einfach lieben muss. So völlig verschieden, ergänzen sich die drei perfekt. Die Dialoge sind witzig und gleichzeitig bitterböse. Typisch britisch und damit genau mein Geschmack. Die Frauen lassen sich nichts bieten, beweisen Köpfchen und Witz.
Es spielt zwar etwas mit den Klischees (es wird wirklich sehr viel Tee und Scotch getrunken) aber das Setting, Judith wohnt in einer alten Villa direkt an der Themse mit eigenem Bootshaus und Anlegesteg, ist einfach zum Träumen.

Die Kriminalgeschichte selbst ist gut durchdacht, wenn auch nicht wahnsinnig überraschend oder gar ein Highlight. Das Setting und die Charaktere haben die Geschichte allerdings für mich zu einem tollen Lese- beziehungsweise Hörvergnügen gemacht. Wer den Donnerstagsmordclub mochte, wird auch Mrs Potts lieben.