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Veröffentlicht am 04.09.2023

Die Prozession

Der Anwalt des Königs
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Im Jahr 1541 muss der Anwalt Matthew Shardlake den Verlust seines Vaters verwinden. Leider hat der alte Mann Schulden hinterlassen. Deshalb nimmt Shardlake einen Auftrag des Bischofs Crammer an. Der politische ...

Im Jahr 1541 muss der Anwalt Matthew Shardlake den Verlust seines Vaters verwinden. Leider hat der alte Mann Schulden hinterlassen. Deshalb nimmt Shardlake einen Auftrag des Bischofs Crammer an. Der politische Gefangene Edward Broderick soll sicher und gesund von York nach London gebracht werden. Broderick wurde nach einem Aufstand gefangen genommen, mit dem sich die Yorker von der Herrschaft Londons befreien wollten. Und nun ist König Heinrich VIII mit einem großen Tross auf dem Weg nach York, um jeden weiteren Aufstand im Keim zu ersticken. Mit dabei ist des Königs junge Frau Catherine Howard. Bevor der König in York ankommt, wird ein Glasarbeiter tot aufgefunden.

Ein verdächtiger Todesfall für Matthew Shardlake und seinen Assistenten Jack Barak. Und das obwohl Shardlake nicht mehr in Missionen für den König oder einen seiner engeren Mitarbeiter unterwegs sein wollte. Doch so kann er die Schilden seines Vaters begleichen. Das sichere Geleit für den Gefangenen zu erhalten, erscheint nicht so schwierig. Aber weit gefehlt, schon kurz nach der Ankunft wird ein Handwerker umgebracht und der überaus schlaue Shardlake kommt an Dokumente, die eigentlich im Geheimen bleiben sollten. Jedenfalls meinen das diejenigen, die einen Anschlag auf Matthew verüben. Shardlakes Instinkt ist geweckt und wieder steckt er mitten in gefährlichen Intrigen.

Die Geschichte von der Herrschaft des schillernden Königs Heinrich VIII ist ausgesprochen interessant. Näheres darüber über einen historischen Kriminalroman vermittelt zu bekommen, macht echt Laune. Allerdings holt der Autor in diesem dritten Band der Reihe um Matthew Shardlake zu Beginn ein wenig sehr weit aus. Da muss man am Ball bleiben. Wenn man jedoch langsam die Intrigen durchblickt und sich nicht daran stört, dass der Anwalt Matthew Shardlake einen Anschlag nach dem anderen überlebt, wird der Roman nach und nach richtig spannend. Insbesondere auch, wenn man im Nachhinein die historischen Anmerkungen des Autors gelesen hat, aus denen hervorgeht, dass er sich näher an die Geschichte oder die Legenden gehalten hat als man meint. Gerade auch die Behauptungen, von denen man es gar nicht angenommen hätte, haben einen historisch erwähnten Kern. Man schließt das Buch mit dem Gedanken, historische Krimis möchte man häufiger lesen.

3,5 Sterne

Veröffentlicht am 24.08.2023

Die gute Absicht

Krokodile und edle Ziele
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Angela May Sutherland ist im Gefängnis gelandet und ihre Mitgefangene Kerrilla Chopper macht sich große Sorgen um ihren kleinen Sohn. Da Angela bald entlassen wird, bittet Kerrilla sie, nach dem Kind zu ...

Angela May Sutherland ist im Gefängnis gelandet und ihre Mitgefangene Kerrilla Chopper macht sich große Sorgen um ihren kleinen Sohn. Da Angela bald entlassen wird, bittet Kerrilla sie, nach dem Kind zu sehen. Eigentlich freut sich Angela auf den nächsten Rotwein. In fremde Familienverhältnisse will sie sich nicht einmischen. Doch wegen der Medikamente verträgt sie den Wein nicht und wenn sie schon gebeten wird, kann sie ja mal einen Blick werfen. Was sie zu sehen durch den Briefschlitz zu sehen bekommt, versetzt sie in Panik. Ein verwahrloster kleiner Junge blickt ihr entgegen, der unbedingt in Obhut genommen werden muss.

Mit diesem Roman werden die Erlebnisse von Angela (Lady Bag) weiter erzählt. Im Gefängnis hat sie sich keine Freunde gemacht, aber sie hat sich Respekt verschafft. Als Chance vom Alkohol loszukommen sieht, sieht sie die Zeit allerdings nicht. Sie will ihren Hund Elektra wiedersehen und ihr altes Leben wieder aufnehmen. Der kleine Connor grätscht ihr irgendwie dazwischen, ebenso wie die Veränderungen die das Leben ihrer Freunde Pierre und Lil Missy erfahren hat. Und doch landet Angela wieder da, wo sie schon einmal war, dabei muss sie aufpassen, nicht wieder im Knast zu landen. Tja, und für den kleinen Jungen muss etwas getan werden.

Mit Angela hat man schon eine spezielle Heldin, die nicht gerade in der High Society zu finden ist. Mit ihrem Windhund Elektra, den sie gerettet hat, will sie eigentlich ihre Ruhe haben und einen nehmen. Und doch hat sie ihre menschliche Seite, ihr Mitgefühl nicht verloren. Vielleicht wäre es wirklich eine Gelegenheit gewesen für ein Leben ohne Alkohol. Aber irgendwie scheint es zu Angela zu gehören. Über die Sprache als Ich-Erzählerin erlebt man als Leser die Auswirkungen ihres Trinkens mit. Das ist zwar sehr authentisch, aber manchmal auch etwas konfus zu lesen. Dieser Roman bewirkt, dass man ein wenig hin und her gerissen ist, eben wegen des Durcheinanders im Kopf auf der einen Seite und einer fesselnden Geschichte mit einigem Humor auf der anderen Seite.

Veröffentlicht am 07.08.2023

Ein Engel

Fuchsmädchen
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Im kalten Winter wird ein Leichenfund gemeldet. Fast wie ein Engel treibt eine tote junge Frau in einem See. So wie es scheint eigentlich ein klarer Fall von Selbstmord, der schnell abgeschlossen sein ...

Im kalten Winter wird ein Leichenfund gemeldet. Fast wie ein Engel treibt eine tote junge Frau in einem See. So wie es scheint eigentlich ein klarer Fall von Selbstmord, der schnell abgeschlossen sein sollte. Der Polizistin Sanna Berling kommt die Sache aber eigenartig vor. Am Hals des Mädchens hängt so eine Art Schnur. Sollte vielleicht doch Fremdeinwirkung vorliegen? Kurz darauf werden die Ermittler von der Sache abgelenkt. Eine ältere Frau wird tot in ihrem Wohnzimmer aufgefunden und ihr Ehemann ist verschwunden. Da es sich bei ihr um eine bekannte Persönlichkeit handelte, die viel für wohltätige Zwecke spendete, bekommt diese Mordermittlung Priorität.

Bei „Fuchsmädchen“ handelt es sich um den ersten Band einer Reihe mit der Ermittlerin Sanna Berling und ihrer neuen Kollegin Eir. Sanna selbst hat mit einem schweren Trauma zu kämpfen, über das sie nicht gerne spricht. Und auch Eir ist bei einigen Themen sehr verschwiegen. Noch verlässt sich Sanna lieber auf ihren alten Kollegen Bernard. Der jedoch geht bald in Rente. Sie wird sich also mit Eir arrangieren müssen. Schließlich muss ein Mörder gefunden werden. Die Art, wie er vorgegangen ist, gibt sehr zu denken. In Verdacht gerät natürlich der Ehemann. Der ist schließlich auch nicht auffindbar.

Ein neues Gespann, bei dem die Grundkonstellation neugierig macht. Schon in ihrem ersten gemeinsamen Fall bekommen es Sanna und Eir mit Todesfällen zu tun, die Rätsel aufgeben. Und je tiefer besonders Sanna in die Nachforschungen einsteigt, desto persönlicher empfindet sie mit. Man fragt sich, ob das so gut sein kann. Die Bedeutung der Spuren, die in die Vergangenheit führen, erschließt sich langsam und sie ist beim Lesen manchmal schwer zu ertragen. Vielleicht hängt es ein wenig damit zusammen, dass auch Kinder betroffen sind, was vielleicht nicht dieser Leserin Sache ist. Auch mag man vielleicht lieber Ermittler, die etwas weniger problembeladen sind. Doch da Sanna und Eir grundsätzlich sympathisch gezeichnet sind, gibt es bestimmt Entwicklungsmöglichkeiten. Jedenfalls besticht der Roman durch die rasante Schreibweise, durch sie man ans Buch gefesselt wird und wissen will, wie alles zusammenhängt.

Veröffentlicht am 04.08.2023

In Auflösung

Pforte der Verdammnis
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Während der Reformation in England will der König durchsetzten, dass die Kirche Englands nicht mehr dem Papst untersteht. In der Folge werden die katholischen Klöster auf Betreiben Cromwels aufgelöst. ...

Während der Reformation in England will der König durchsetzten, dass die Kirche Englands nicht mehr dem Papst untersteht. In der Folge werden die katholischen Klöster auf Betreiben Cromwels aufgelöst. Und nun im Jahr 1537 erreicht London die Kunde, dass in einem dieser Klöster in Gesandter umgebracht worden ist. Der Anwalt und Ermittler Matthew Shardkake und sein Assistent Mark Poer reisen an den Tatort, ein Kloster in Südengland. Sie treffen auf zwar schockierte, aber doch sehr zurückhaltende Mönche. Für diese geht es schließlich um die Existenz ihrer Heimstatt, da lassen sie sich nur ungern in die Karten schauen.

Mit diesem ersten Band der Reihe um Matthew Shardlake kann man in die Zeit der Tudors reisen. Henry VIII ist an der Macht und sein Wunsch nach immer neuen Frauen bereitet den Weg zur Gründung der Anglikanischen Kirche. Im Jahr 1537 wird mit der Auflösung der katholischen Klöster begonnen, was nicht ohne Widerstand der Äbte und Mönche abgeht. Als nun der Gesandte Singleton geköpft in einer Klosterküche aufgefunden wird, erhält Matthew Shardlake von Cromwell den Auftrag, den Mord aufzuklären und die Auflösung des Klosters voranzutreiben. Shardlake möchte unvoreingenommen ermitteln. Er merkt allerdings, dass dies ihm nicht so leicht fällt, schließlich ist er ganz auf Seiten der Reformer.

Exzentriker gab es in der englischen Geschichte wohl immer wieder. Henry VIII ist wohl eines der schillernsden Beispiele. Wie hier die Geschichte in einen spannenden historischen Kriminalroman gekleidet wird, zeugt von großer Kenntnis und Phantasie des Autors. Zwar muss man sich zu Beginn an die ruhige Entwicklung gewöhnen, was in der heutigen schnelllebigen Zeit schon ein paar Seiten braucht, doch das sollte zu schaffen sein. Wenn man sich an Shardlakes akkurate Denkweise und sein gewissenhaftes Vorgehen gewöhnt hat, vergisst man seine körperliche Einschränkung und ist gespannt darauf, welche Entdeckungen er noch machen wird. Angst hat er nicht und das führt ihn auch in dunkle und gefährliche Ecken. Eine spannende Zeit als Krimi, wenn man etwas lernen kann, ist es ein Gewinn.

Veröffentlicht am 11.07.2023

Ein letzter Wunsch

Nebelopfer
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Der Häftling Cord Johannsen hat Krebs und er möchte seinen Sohn noch ein letztes Mal sehen. Vor Jahren ist der Junge, der inzwischen erwachsen ist, dem Mord an seiner Mutter und seinen zwei Brüdern nur ...

Der Häftling Cord Johannsen hat Krebs und er möchte seinen Sohn noch ein letztes Mal sehen. Vor Jahren ist der Junge, der inzwischen erwachsen ist, dem Mord an seiner Mutter und seinen zwei Brüdern nur knapp entkommen. Sein Vater wurde als Täter beschuldigt und verurteilt. Der Fall gilt als abgeschlossen, bis eine Leiche erhängt an einem alten Galgenbaum gefunden wird. An dem Toten ist ein Schriftstück befestigt, auf dem steht, er Tote habe beim damaligen Prozess eine Falschaussage gemacht. Bjarne Haverkorn und seine Kollegin Frieda Paulsen beginnen mit der Suche nach dem Mörder.

Im fünften Fall von Frieda Paulsen und Bjarne Haverkorn deuten sich einige Veränderungen an. Ein neuer Kollege kommt ins Team und Bjarne muss immer häufiger daran denken, dass es bis zu seiner Pensionierung nicht mehr lange dauert. Frieda versucht, ihrem Freund Torben nach seiner schweren Verletzung eine Stütze zu sein. Doch die Ermittlungen nehmen viel ihrer Zeit in Anspruch. Schwierig ist es mit ihrem Chef, der keinen Zusammenhang mit dem Mord und den alten Mordfällen sehen will. Ein gelöster Fall ist gelöst, sie sollen sich lieber auf die laufende Untersuchung konzentrieren. Doch bei Bjarne und Frieda keimt der Verdacht auf, Cord Johannsen könnte unschuldig sein.

Bei den Hörbüchern dieser Reihe ist man an Michael Mendl gewöhnt und so ist man etwas überrascht, diesmal eine Frauenstimme zu hören. Das muss man ein wenig verdauen, um dann festzustellen, dass Chris Nonnast auch einen sehr guten Vortrag zum Besten gibt. Wie schon erwähnt, gibt es auch im Ermittlerteam einige Veränderungen, die den Gedanken aufkommen lassen, die Reihe könne zum Ende kommen. Zum Glück ist aber ein sechster Band angekündigt. Der Fall mit seinen Verwicklungen ist spannend. Die Frage, ob bei den alten Mordfällen tatsächlich ein Justizirrtum geschah, wird so angegangen, dass man immer wissen will, was damals wirklich passiert ist. Hat diese alte Sache etwas mit dem neuen Mord zu tun? Schön, wie die beiden Handlungsstränge sich entwickeln. Dieses ermitteln in alle Richtungen ist sehr gut beschrieben.. Vielleicht nicht der packendste Fall der Reihe, doch von Bjarne Haverkorn und Frieda Paulsen liest man immer wieder gerne.