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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2024

Aufblühen nach Reset: behaglicher Roman über Neuanfänge

Das Licht in den Birken
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Romy Fölck schreibt eine Story über das Neuanfangen, ganz unabhängig von Alter und Lebenslage. Da ist der Griesgram Benno, der aus Familienbesitz den Moorhof - einen Lebenshof für Tiere - innehat, kurz ...

Romy Fölck schreibt eine Story über das Neuanfangen, ganz unabhängig von Alter und Lebenslage. Da ist der Griesgram Benno, der aus Familienbesitz den Moorhof - einen Lebenshof für Tiere - innehat, kurz vor dem Bankrott stehend. Thea gibt ihre Exilheimat Portugal auf, lässt ihre Ziegenherde hinter sich und kehrt nach Deutschland zurück. Juli will nach Amsterdam laufen und verletzt sich den Fuß, weshalb sie auf Bennos Moorhof strandet. Wie sich diese drei Menschen zusammenfinden, sich zart annähern und füreinander aufschließen, wird behaglich und geschmeidig erzählt. Wie sich durch den Neuanfang, der sich für die drei Protagonisten ergibt, auch die Vergangenheit in die neue Zukunft einbinden lässt, sich alte Wunden wieder heilen können, wird durch die Story auch deutlich. So entstehen unabhängig vom Alter der Beteiligten neue Bande, neue Möglichkeiten, frisches Glück und eine Stimmung des neuen Friedens und einer ungeahnten Lebenszufriedenheit.

Dieses Buch liest sich flüssig und leicht weg. Romy Fölck schreibt einfühlsam und plastisch für ein Lesevergnügen ohne Turbulenzen. Ein Wohlfühlbuch für alle, die gegenüber den Wendungen im Leben aufgeschlossen sind und sich vertiefen möchten in eine Geschichte, die der Seele gut tut.

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Veröffentlicht am 14.01.2024

Lichtungen für die Verbindung zweier Menschen

Lichtungen
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Iris Wolff verarbeitet in ihrem neuen Roman „Lichtungen“ die Beziehung zwischen Lev und Kato, die seit der Kindheit ein Band verbindet, welches keine Kategorie hat. Diese beiden Menschen gehen als Soulmates ...

Iris Wolff verarbeitet in ihrem neuen Roman „Lichtungen“ die Beziehung zwischen Lev und Kato, die seit der Kindheit ein Band verbindet, welches keine Kategorie hat. Diese beiden Menschen gehen als Soulmates und doch ist da mehr, eine tiefe und breite Verbindung. Eingebettet ist die Geschichte der Familien in Rumänien zur Zeit unter Ceaușescu und erfährt Veränderung durch den Zerfall des Ostblocks und die Öffnung der Welt.

Das Besondere am Plot ist, er wird rückwärts erzählt. Beginnend beim Kapitel neun und einer gemeinsamen Fahrt auf der Fähre spreizt sich das Geschehen sukzessive in die Vergangenheit zurück. „Die Erinnerungen waren über die Zeit verstreut wie Lichtungen.“

Iris Wolff schreibt in einer ihr eigenen und typischen Sprachfarbe, poetisch erwärmend, berührend und himmlisch schön. Ihre Worte nehmen mich als Leserin auf in diese Welt und saugen mich mitsamt Emotionen durch die Jahre. Ich erlebe Flucht, die große Überfahrt, Trips in die Metropolen genauso wie in das diktaturgeprägte Rumänien.

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Veröffentlicht am 07.08.2023

Tradition vs. Moderne

Mattanza
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Mattanza ist eine traditionelle Art des Thunfischfanges, die im Mittelmeerraum bei Sardinien und Sizilien praktiziert wurde. Sie gilt heute als zu blutrünstig und brutal, war jedoch einst rituell, sakrosankt ...

Mattanza ist eine traditionelle Art des Thunfischfanges, die im Mittelmeerraum bei Sardinien und Sizilien praktiziert wurde. Sie gilt heute als zu blutrünstig und brutal, war jedoch einst rituell, sakrosankt und mit traditionellem Kulturgut verknüpft. Das Buch „Mattanza“ schildert die Entwicklung der Mittelmeerinsel Katria von 1960 bis 2012 vor dem Hintergrund der modernen Veränderungen und der dadurch verdrängten Traditionen rund um die Mattanza.

Sehr dicht erzählt Germana Fabiano im Buch auf knapp 200 Seiten die Geschichte von Nora, die als erste weibliche Raìs die Traditionen der Mattanza aufrecht erhalten soll. Gott muss hier einen Fehler gemacht haben, denn es wurde traditionell ein Junge erwartet. Behutsam, leise und unaufgeregt werden Brauchtum und Sitte der Thunfischfänger geschildert. Schnell wird dann aber deutlich, dass die fortschreitende Zeit Neuerungen bringt, welche Stück für Stück die reale und ideelle Heimat der traditionellen Mattanza überformt und verdrängt. Beginnend bei Versuchen der kommerziellen Vermarktung, den Möglichkeiten der industriellen Massenproduktion, über voyeuristischen Tourismus, Überfischung des Mittelmeers durch Fischfanggiganten, Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts, hin zu Flüchtlingsströmungen und Überforderung der Mittelmeerregion mit der Flüchtlingswelle. Beim Lesen wird der ethische Konflikt eines Ungleichgewichts von Tradition vs. Moderne deutlich.

Dieses Buch ist in meinen Augen kein Roman. Es ist mehr ein Lehrstück, das auf wenig Raum zum Innehalten aufruft und nachdenklich macht bei jedem Stück Thunfisch, das wir essen.

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Veröffentlicht am 19.11.2022

Bewegender Blick in die Kinderseele der Schauspielerin

Brunnenstraße
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Man kennt Andrea Sawatzki als Schauspielerin und kann mit diesem Buch auch ihr schriftstellerisches Talent kennenlernen und zugleich eine große schonungslose Selbstoffenbarung dieser großartigen Frau erfahren. ...

Man kennt Andrea Sawatzki als Schauspielerin und kann mit diesem Buch auch ihr schriftstellerisches Talent kennenlernen und zugleich eine große schonungslose Selbstoffenbarung dieser großartigen Frau erfahren. Beschrieben wird die Kindheit von Andrea Sawatzki, aus deren Sicht in der Ich-Perspektive erzählt, in kurzweiligen Kapiteln dargeboten und nicht chronologisch aber bestens nachvollziehbar geordnet. Durch ihren schnörkellosen Schreibstil und die emotionale Brisanz der Schilderungen gelingt der Autorin ein bewegendes biographisches Werk. Mich hat das Mitgefühl gepackt, wenn Andrea Sawatzki beschreibt, wie sie als Kind nicht nur Care-Tätigkeiten zu übernehmen hatte, sondern auch von ihrer Mutter so parentifiziert wurde, dass eine gesunde kindliche Entwicklung behindert wurde. Der demenzkranke Vater wird von Mutter und Tochter gepflegt, dass das Bedürfnis der Mutter ihn nicht in ein Heim zu geben zu Lasten von Andrea und deren Liebe zum Vater geht. Geschildert werden herzzerreißende Szenen wie körperliche Auseinandersetzungen oder hygienische Fehltritte eines kranken Mannes, denen die Autorin hilflos ausgesetzt war. Andrea wünscht sich das Ende dieser Belastung herbei, was sich im Wunsch äußert, der Vater möge endlich sterben. Mit der Brille der heutigen Zeit lesend frage ich mich, wo das Jugendamt war, wie niemand sehen konnte, wie es diesem Kind geht. Es bleibt eine tiefe Bewunderung für die Leistung von Andrea Sawatzki, eine Empathie für diesen schwierigen Start ins Leben und das Gefühl, ein gutes Buch gelesen zu haben.

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Veröffentlicht am 07.09.2023

Gemäßigter Thriller

Eine glückliche Familie
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Beth wurde im Alter von 10 Jahren von ihrer Mutter verlassen, als diese spurlos verschwand. Und Beth hat eine eigene Leiche im Keller. Als sie selbst Kinder und Familie hat, 30 Jahre später, steht plötzlich ...

Beth wurde im Alter von 10 Jahren von ihrer Mutter verlassen, als diese spurlos verschwand. Und Beth hat eine eigene Leiche im Keller. Als sie selbst Kinder und Familie hat, 30 Jahre später, steht plötzlich eine Frau vor ihr, die sich als ihre Mutter ausgibt. Aus dieser Sachlage entspinnt Jackie Kabler einen eher leichten Thriller, mehr ein wendungsreiches Drama.

Typischerweise dachte ich beim Lesen bis zum Schluss, ich wüsste wie die Story endet und wurde dann doch eines besseren belehrt. Aber spektakulär war das nicht, eher gemäßigt und slowly. Die Twists streckten sich auf den letzten Seiten, ein bisschen sanft und gummihaft, perfekt für Sommer, Sonne und Strand.

Auch wenn dieser Psychothriller weniger spannend ist, kann er Freunden des Genres gefallen, die auf gemäßigten Kitzel stehen. So als seichte Lektüre, vielleicht im Urlaub, am Rande - das kann ich mir gut vorstellen.

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