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Veröffentlicht am 08.08.2023

Monschau ist immer eine Reise wert

Perlenbach
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Seinen Namen bekam der Perlenbach vor vielen Jahren, da es hier viele Flussperlmuscheln gab. Bis zum Jahr 1880 durften die wertvollen Schmuckstücke nur durch den Perlfischer Ossenbruch und seine Helfer ...

Seinen Namen bekam der Perlenbach vor vielen Jahren, da es hier viele Flussperlmuscheln gab. Bis zum Jahr 1880 durften die wertvollen Schmuckstücke nur durch den Perlfischer Ossenbruch und seine Helfer entnommen werden. Sie gehörten nämlich samt Bach dem Fürsten von Jülich. Kein Wunder, dass der Fluss gut bewacht wurde und kein Unbefugter nach diesen Kleinodien suchen durfte. Umso spannender war es für die drei Freunde Wilhelm, Jacob und Luise, immer wieder den Bach aufzusuchen und dann den Häschern knapp zu entkommen. Die drei verstanden sich bestens, bis sich ihre Wege trennten und es kaum noch gemeinsame Interessen gab.

„Perlenbach“ ist der zweite Band einer Trilogie, ließ sich aber ohne Vorkenntnisse sehr gut lesen. Das Cover zeigt Monschau in alter Ansicht und sehr ausdrucksvoll das „Rote Haus“, das heute noch ein Wahrzeichen der kleinen Stadt an der Rur ist. Im Perlenbach gibt es zwar keine Perlen mehr, aber Forellen können geangelt werden. Die Geschichte Monschaus ist eng verwoben mit den Tuchmachern und das hat die Autorin gut festgehalten. Die gravierenden Unterschiede zwischen armen Bauern in Wollseifen und den Reichen an der Rur ebenfalls. Jedoch kam mir die Historie dieser Eifelgegend dann doch zu kurz. Ich habe mir mehr davon versprochen.

Die Geschichte wurde in der Mitte für meinen Geschmack zu sehr ausgedehnt. Und kam mir nicht immer realistisch vor. Einige unvorhersehbare Wendungen sorgten aber dann doch für ein wenig Spannung. Ansprechend fand ich die bildhafte Sprache und eine Beschreibung der Landschaft, die auch heute noch so ist. Einige Häuser aus damaliger Zeit stehen noch in Monschau und können betrachtet werden. Wen die Historie der Eifel und/oder von „Lost Places“ interessiert, der sollte „Perlenbach“ lesen.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Guter Roman über den Bau des Gotthardtunnels

Bergleuchten
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Eigentlich verständlich, dass die Fuhrhalter in Göschenen um ihre Existenz bangen. Der geplante Tunnel durch den Gotthard wird etliche Touren über den Pass überflüssig machen. Helenes Vater sieht das aber ...

Eigentlich verständlich, dass die Fuhrhalter in Göschenen um ihre Existenz bangen. Der geplante Tunnel durch den Gotthard wird etliche Touren über den Pass überflüssig machen. Helenes Vater sieht das aber ein wenig anders. Er zeigt sich kooperativ mit der Firma von Louis Favre. Mit Sturheit ist keinem geholfen und der Tunnel wird den Tourismus in den abgelegenen Orten ankurbeln. Zunächst aber heißt es, sich ruhig zu verhalten und nach Möglichkeit friedlich mit den neuen Mitbewohnern zusammen zu leben. Zumal sie ja auch Geld in den Ort bringen.

„Bergleuchten“ beschreibt sehr gut, wie der Tunnel durch das Gotthardmassiv entstand. Welche Probleme es gab, wie schwer die Arbeit war und was die Männer dabei erdulden mussten. Die Autorin gibt sich dabei nicht mit oberflächlichen Ausführungen zufrieden. Vom ersten Hämmern, über das Sprengen bis es nach 15 km und viel Schufterei zum Durchbruch kam, erlebt der Leser alles hautnah mit. So werden unter anderem die Eigenheiten der unterschiedlichen Gesteinsschichten beschrieben. Worauf vor dem Sprengen zu achten ist und was es mit den Wassereinbrüchen auf sich hat.

Zugleich gibt es eine bildhafte Beschreibung der Umgebung von Göschenen. Wie sehr der kalte Winter dort die Arbeiten am Tunnel erschwert und die italienischen Arbeiter unter der Kälte zu leiden haben. Ja, und dann gibt es auch noch eine Liebesgeschichte. Die kommt mit etlichen Wendungen daher und das war mir dann doch ein wenig zu viel. Aber in der Gesamtheit gefiel mir der Roman gut und ich empfehle ihn sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 22.07.2023

Eindrucksvoller Beschreibung einer Flucht aus der Heimat

Kornblumenzeit
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„Kornblumenzeit“ beginnt im Jahr 1928. Das Leben in Ostpreußen ist geprägt von Arbeit und fröhlichen Festen. Alle helfen sich gegenseitig. Hier gibt es keine Straßenschlachten oder sonstige Unruhen. Das ...

„Kornblumenzeit“ beginnt im Jahr 1928. Das Leben in Ostpreußen ist geprägt von Arbeit und fröhlichen Festen. Alle helfen sich gegenseitig. Hier gibt es keine Straßenschlachten oder sonstige Unruhen. Das „Reich“ liegt weit weg und nur am Rande erfahren die Ostpreußen etwas von der großen Politik. Bis diese auch in Locken Einzug hält. Zunächst kaum merklich, werden Sanktionen gegen jüdische Mitbewohner spürbar. Es darf nicht mehr bei ihnen gekauft werden und etliche erkennen die Gefahr und fliehen rechtzeitig. Als sich dann Hitler Österreich einverleibt und danach auch noch Polen angreift, glauben die Lockener noch immer, dass sie vor dem Krieg verschont bleiben. Ein Fehler, der fast zum Tode aller Familienangehörigen führt.

Masuren ist noch immer das Land der Seen und liegt im Süden der ehemaligen Provinz Ostpreußen. So viele Menschen mussten vor und während des Zweiten Weltkriegs von hier fliehen. Was es heißt, seine Heimat verlassen zu müssen, das beschreibt die Autorin Simona Wernicke eindrücklich. Sie berichtet von Käthe und Carl, die sich verlieben und eine Familie gründen. Mit ihren sechs Kindern leben sie zufrieden in dem kleinen Ort Locken. Die Eltern Käthes wohnen weiter weg und erst nach dem Erwerb eines Unimogs können sich die Familien häufiger treffen. Täglich muss hart gearbeitet werden, aber das ist für die Menschen in Ostpreußen normal. Sie sind meistens Selbstversorger mit einem Stück Land. Kühe, Schweine und Hühner gehören zur Familie.

Was die Eheleute Carl und Käthe während und nach der Flucht erleben, das ist kaum zu ertragen. Am Anfang fand ich die Geschichte sehr langgezogen und zum Ende hin dann zu rasch beendet. Gut gefiel mir, dass der Werdegang eines jeden Familienmitgliedes zum Schluss kurz umrissen wird. Es bleiben also keine Fragen offen. Sehr gut gefiel mir das Cover. Der leuchtende Mohn und die kräftige Farbe der Kornblumen gehört zu den Wahrzeichen der beeindruckenden Landschaft Masurens.

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Veröffentlicht am 17.07.2023

Die Geschichte vom JoPa Eis

Träume aus Eis
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Am 15. April 1928 ist es endlich so weit. Der Traum von Eva und Josef geht in Erfüllung. Sie eröffnen ihr kleines Eiscafé. Und das in bester Lage in München. Alle Mitglieder der Familie sind auf den Beinen ...

Am 15. April 1928 ist es endlich so weit. Der Traum von Eva und Josef geht in Erfüllung. Sie eröffnen ihr kleines Eiscafé. Und das in bester Lage in München. Alle Mitglieder der Familie sind auf den Beinen und helfen, damit die Eröffnung ein Erfolg wird. Nein, nicht alle. Die Eltern Josefs verachten Sohn und Schwiegertochter. Eva ist nicht die Frau, die sie sich für ihren Sohn gewünscht hätten. Obwohl die Wäscherei Pankhofer gute Gewinne abwirft, dürfen die beiden nicht mit finanzieller Unterstützung der Eltern rechnen. Dabei hätten sie es doch so sehr gebraucht. Und erst recht, als Josef einen Kredit der Bank nicht mehr bedienen kann. Dunkle Wolken ziehen über das Haus in der Kaufinger Straße.

„Träume aus Eis“ ist ein Roman, dessen Idee auf Tatsachen beruht. JoPa-Eis wurde von etwa 1933 bis 1969 in München produziert. Die eigentliche Sensation des Produktes lag darin, dass zum ersten Mal Eis am Stiel hergestellt werden konnte und das erste Eis am Stiel kam von Josef Pankhofer. Die Schwierigkeiten, die zwischen Idee und ersten Verkauf auftraten, beschreibt die Autorin Franziska Winkler anschaulich. Zudem gibt sie Einblick in die Schwierigkeiten nach dem Ersten Weltkrieg und dem Erstarken der Nationalsozialisten. Die Liebesgeschichten der Töchter von Eva und Josef spielen ebenfalls eine Rolle.

Franziska Winkler versetzte mich zurück in eine längst vergangene Zeit. Und das so eindrücklich, dass ich mich mit den Problemen und Sorgen der Hauptpersonen gut identifizieren konnte. Viele Männer kamen aus dem Krieg. Sie waren entweder psychisch oder physisch verwundet. Konnten nicht mehr arbeiten und verbrachten viele Stunden unter Gleichgesinnten in der Wirtschaft um die Ecke. Und dann gab es die, die sich mit den Nationalsozialisten einig waren und ein gutes Leben führten. Ungerechtigkeit gab es damals wie heute. Ein Buch mit hohem Unterhaltungswert und gut recherchierten Fakten aus dieser Zeit.

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Veröffentlicht am 17.07.2023

Ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel

Going Zero
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FUSION, so heißt ein gemeinsames Projekt vom Geheimdienst der US und dem Unternehmen des Cy Baxter. Dieser gilt als Mogul von Social Media und kennt sich bestens aus. Jetzt endlich ist es soweit und das ...

FUSION, so heißt ein gemeinsames Projekt vom Geheimdienst der US und dem Unternehmen des Cy Baxter. Dieser gilt als Mogul von Social Media und kennt sich bestens aus. Jetzt endlich ist es soweit und das Programm soll an den Start gehen. 10 Probanden gibt es, die einen Vertrag unterschrieben. Sollten sie für die Macher von FUSION ganze 30 Tage unauffindbar sein, bekommen sie 3 Millionen Dollar als Prämie. Eine der Teilnehmerinnen ist Kaytlin Day. Sie lebt als Bibliothekarin in Boston und fühlt sich der Aufgabe gewachsen. Dabei sieht es anfangs so aus, als wurde sie bereits nach wenigen Stunden entdeckt.

Der Autor stellt in „Going Zero“ jeden Teilnehmer vor. Welcher Tätigkeit geht er nach und warum macht er bei dieser nervenaufreibenden Aktion mit? Ist es vielleicht so, dass die hohe Summe zwar gesetzt ist, aber die Entscheider davon ausgehen, dass sie nie zur Auszahlung kommt? Dass die Aufgabe zu schwierig ist? Immerhin handelt es sich um einen Gegner, der alle notwendigen Mittel zur Verfügung hat. Drohnen und Gesichtserkennung bei Überwachungskameras sind nur zwei Beispiele dafür.

Inspiriert von einer wahren Begebenheit schrieb Anthony McCarten diesen Roman. Ein CIA-Agent namens Robert Levison verschwand spurlos und wurde nie gefunden. Neben den vielen modernen Überwachungsmöglichkeiten heute zeigt McCarten auf, wie leichtsinnig doch viele Menschen mit ihren privaten Daten umgehen. Wie leicht wir im Netz verfolgt werden können. Und nicht nur das. Auf diese Weise sind wir ebenfalls verwundbar. Der spannende Roman hat mich mitgenommen auf eine Reise, die ich so niemals erleben möchte. Aber als Lesestoff zog er mich mit.

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