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Veröffentlicht am 28.10.2023

Wieder hochbrisant und sehr aktuell

Solothurn hüllt sich in Schweigen
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Der sechste Fall von Dominik Dornach benötigte etwas Zeit, um zu mir zu kommen. Ich erhielt zuvor ein ganz anderes Buch vom Verlag, dessen Cover diesem sehr ähnelte. Und bis dann alles abgeklärt war, dauerte ...

Der sechste Fall von Dominik Dornach benötigte etwas Zeit, um zu mir zu kommen. Ich erhielt zuvor ein ganz anderes Buch vom Verlag, dessen Cover diesem sehr ähnelte. Und bis dann alles abgeklärt war, dauerte der Postweg ebenfalls wieder sehr lange.
Der Krimi startet temporeich mit dem Auffinden der toten Studentin Vanessa Kurth, die als Informantin für die Polizei arbeitete. Kurze Zeit später wird eine unbekannte männliche Leiche gefunden. Vermehrt führen die Spuren zu Boran Baddour aus einem deutsch-arabischen Familienclan.

Dominik und sein Team beginnen zu ermitteln. In diesem Teil bekommen sie eine neue Staatsanwältin vor die Nase gesetzt, die sich Dominik gegenüber sehr abweisend und kühl benimmt. Casagrande wird daher umso schmerzlicher vermisst.
Die Fäden scheinen bei einem Mafia Clan zusammenzulaufen. Auch diesmal ist Dominiks Tochter Pia wieder mit dabei. Sie hat die tote Studentin flüchtig gekannt und beginnt selbst zu recherchieren. Pia hat einen Teil ihrer polizeilichen Ausbildung fast abgeschlossen und findet sich bei ihren Nachforschungen schnell in einem Nest aus Drogen und Korruption wieder, was auch Dominik an seine Grenzen bringt.

Die Krimis des Schweizer Autoren lassen sich mit anderen aus diesem Genre nicht wirklich vergleichen. Sie sind immer hochaktuell und politisch brisant. Die Spannung erinnert eher an einen Thriller und der Autor hat auch keinerlei Bedenken einer der Hauptfiguren sterben zu lassen.
In diesem Krimi spricht Christoph Gasser vorallem die Clan-Kriege an, die sich immer mehr auch in westlichen europäischen Ländern, wie Schweden, häufen. Auch brisante Themen, wie der Ukraine Krieg, die Söldnergruppe Wagner und organisierte Kriminalität, finden in die Handlung.

Der Spannungsbogen ist hoch und die Handlung wie immer temporeich und sehr komplex. Die Menge an Figuren ist ebenfalls beträchtlich. Dewegen würde ich empfehlen die Reihe von Band 1 an zu lesen.
Obwohl es auch wieder einige Einblicke in das Privatleben von Dominik und seiner Tochter gibt, bleibt die Krimihandlung im Vordergrund.

Auch wenn kein schweizer Dialekt verwendet wird, schwingt das Lokalkolorit immer mit. Man erfährt einige historische Hintergründe zu Solothurn, die perfekt in die Handlung miteinbezogen sind.
Am Ende befindet sich wieder ein Glossar mit schweizer Begriffen, die man als Österreicher:in aber kaum oder nicht wirklich benötigt.

Was mir diesmal weniger gut gefallen hat, war eine Wendung, die der Autor bereits in einer der letzten Krimis angewandt hat. Einmal finde ich dies glaubwürdig, aber ein zweites Mal war mir diese Wendung einfach zu weit her geholt und unglaubwürdig.

Fazit:
Wieder ein hochbrisanter und aktueller Krimi des Autors, der mich gefesselt hat. Die ganze Reihe ist wirklich etwas ganz Besonderes in diesem Genre.

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Veröffentlicht am 23.09.2023

Humorvolle und kurzweilige RomCom

Ein Hund für zwei
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Antonio Papadea, kurz Tony, arbeitet seit zehn Jahren an einer Tankstelle. Er lebt sehr einfach und lieber alleine, denn er findet, dass er einer Frau nichts bieten kann. Deshalb stürzt er sich lieber ...

Antonio Papadea, kurz Tony, arbeitet seit zehn Jahren an einer Tankstelle. Er lebt sehr einfach und lieber alleine, denn er findet, dass er einer Frau nichts bieten kann. Deshalb stürzt er sich lieber in zahlreiche One-Night-Stands und Affären, anstatt sich dauerhaft zu binden. Sein Traum wäre endlich eine eigene Tankstelle zu besitzen ....und ein Hund, damit er sich nach Arbeitsschluss nicht so alleine fühlt. Doch für ein Tier muss man sich Zeit nehmen und ein Vollzeitjob ist für das Tierheim ein Ausschlussfaktor und ihm wird deswegen eine Vermittlung verweigert.
Isabelle Neumeier verdient zwar als Cover-Designerin nicht schlecht, aber auch sie fühlt sich nach der On-Off Beziehung zu ihrem Freund, die nun endgültig gescheitert ist, alleine. Zusätzlich kritisiert ihre Chefin sie ohne Unterlass und bürdet ihr absichtlich immer mehr Arbeit auf. Auch Isabelle wünscht sich einen Hund, der am Abend auf sie wartet. Als sie ebenfalls vom Tierheim abgewiesen wird, treffen Tony und Isabelle enttäuscht vor den Toren des Heimes aufeinander. Die beiden haben einige Zeit zusammen die Schulbank gedrückt und sind überrascht sich nach langer Zeit wiederzusehen. Tony hat nie vergessen, dass Isabelle ihn als Einzige nie ausgelacht hat, als er wiederholt von Lehrern und Mitschülern bloßgestellt wurde. Bald stellen sie fest, dass sie verschiedene Arbeitszeiten haben und sich einen Hund "teilen" könnten. Im nächsten Tierheim treten sie als Pärchen auf und dürfen den Labrador-Mischling "Buddy" mit nach Hause nehmen. Tony übernimmt Buddy tagsüber und Isabelle holt ihn nach Büroschluss bei Tony ab. Doch bald bemerken beide, dass sie so einige Dinge nicht bedacht haben..

Mit "Ein Hund für zwei" hat Thorsten Steffens eine amüsante Romantic Comedy geschrieben, die mich sehr gut unterhalten hat. Unsere Hauptprotagonisten Isabelle und Tony sind grundverschiedene Charaktere. Nicht nur ihre Arbeitszeiten sind unterschiedlich...auch ihre Lebensart. Während Tony ordentlich ist, sich gesund ernährt und Sport betreibt, sich aber "dumm" fühlt und noch kein einziges Buch gelesen hat; liebt Isabelle Bücher, betreibt kaum Sport und ernährt sich fast nur von Fertiggerichten. Ihr bester Freund ist Kostas, der wie Tony, griechische Wurzeln hat.

Der Schreibstil von Thorsten Steffens hat mir sehr gut gefallen. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und habe mich bei vielen Szenen köstlich amüsiert. Spritzige Dialoge und humorvolle Wendungen geben dem Ganzen den perfekten "touch". Sehr gefallen hat mir auch die bildhafte Erklärung von Isabelles Job als Cover-Designerin. Ich habe mit Isabelle richtig mitgelitten, die Überstunden anhäuft und von ihrer Chefin richtiggehend gemobbt wird.

Obwohl der Roman ein humorvoller Wohlfühlroman (mit Hund) ist, hat der Autor auch ernste Themen miteingewoben, wie Mobbing oder den Unterschied zwischen Menschen, die gut verdienen und anderen, die gerade noch über die Runden kommen.

Einziger Kritikpunkt war für mich, dass ich das Kribbeln zwischen Tony und Isabelle nicht wirklich gespürt habe. Bis zum Zeitpunkt, als sich ihre Gefühle zueinander verändern, fand ich die Freundschaft der Beiden sehr authentisch beschrieben. Sowohl Tony, als auch Isabelle sind sehr gelungen dargestellt und haben Ecken und Kanten. Als sich die beiden jedoch ineinander verlieben, konnte ich ihre Gefühlswelt nicht gänzlich nachvollziehen. Mir war der Übergang von Freundschaft zu tieferen Gefühlen zu abrupt und nicht richtig greifbar.

Fazit:
Wer gerne Liebesgeschichten mit Hund liest und sich auf ein humorvolles Abenteuer einlassen möchte, ist bei "Ein Hund für zwei" richtig! Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und kann diese RomCom empfehlen.

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Wunderbare musikalische Zeitreise

Beat Girls – Die Bühne gehört uns
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München 1966. Politisch, musikalisch und gesellschaftlich sind die Sechziger Jahre die Zeit der großen Veränderungen und Umbrüche. Die Jugend möchte sich nicht in das enge Korsett der Eltern pressen lassen ...

München 1966. Politisch, musikalisch und gesellschaftlich sind die Sechziger Jahre die Zeit der großen Veränderungen und Umbrüche. Die Jugend möchte sich nicht in das enge Korsett der Eltern pressen lassen und beginnen aufzubegehren - sei es in Demos gegen den Vietnamkrieg, Studentenstreiks oder die Revolution bei der Empfängnisverhütung durch die Pille. Trotzdem sind Frauen nach wie vor dem Ehemann untergeordnet und dürfen nur mit seiner Genehmigung arbeiten oder den Führerschein machen.....nur zwei von vielen Fakten dieser Zeit.
In "Beat Girls" widmet sich Anika Schwarz aka Angelika Schwarzhuber sich neben einigen dieser Themen aber vorallem der Musik dieser Zeit. Die "Swinging Sixtees" ist die Ära der ganz Großen, wie den Beatles oder Rolling Stones, die heute bereits zu Legenden geworden sind und noch immer mit Begeisterung von allen Altersklassen gehört werden.

Der Roman spielt 1966, meinem Geburtsjahr, und handelt von vier sehr unterschiedlichen Frauen, die zufällig aufeinandertreffen und Freundinnen werden. Ihre Gemeinsamkeit ist die Liebe zur Musik.
Monika ist zwanzig Jahre alt, lebt und arbeitet in der Metzgerei ihrer Familie. Der Job füllt sie nicht aus und ihre große Liebe gilt der Musik. Sie spielt Gitarre und komponiert ihre Lieder selbst. Ihr Bruder Siegfried ist Musiklehrer und Mitglied der Band "Charlys Beatboys". Eine eigene Band wäre auch Monis großer Traum.
Rita ist ebenfalls zwanzig und arbeitet mit ihrer Mutter Angie in deren Musikbar.
Inge ist 25, Verkäuferin und bereits Witwe. Sie hat bei Monikas Bruder Gitarrenunterricht und trauert noch immer um ihren Mann. Immer öfters greift sie daher zum Alkohol, um ihren Kummer zu vergessen.
Die Vierte im Bunde ist Peggy Sue. Sie ist Amerikanerin und folgte ihrem Mann, der in Deutschland stationiert ist, nach Europa. Doch in letzter Zeit verändert Harry sich immer mehr zum kontrollsüchtigen und auch gewalttätigen Ehemann.

Als die vier Frauen ihre gemeinsame Liebe zur Musik entdecken, möchte sich Moni ihren großen Traum erfüllen und eine eigene Mädchengruppe gründen. Doch in den Sechziger Jahren sind Girl-Bands etwas unvorstellbares. Die vier Frauen versuchen es trotzdem und treten erstmals in "Angi's Vogelbar" unter den Namen "Monaco Birds" auf, wo auch Monis Bruder mit seiner Bänd öfters spielt. Mit viel Begeisterung und Freude an der Musik üben die Mädels so oft sie können. Dann erfahren sie, dass in Angies Vogelbar demnächst ein Wettbewerb stattfinden soll. Den Gewinnern winkt ein Plattenvertrag. Doch die Mädels haben nicht mit der Eifersucht und Häme einiger männlicher Musikkollegen und mit Peggy Sues Ehemann gerechnet....

Ich bin richtig durch sie Seiten geflogen, denn Moni, Peggy Sue, Rita und Inge habe ich schon auf den ersten Seiten ins Herz geschlossen. Durch den wunderbaren Schreibstil der Autorin war ich immer mitten im Geschehen. Man spaziert durch das München der Sechziger Jahre und erlebt die Musikszene hautnah mit. Ich bin live bei den Proben dabei, ärgere mich über die gehässige Schwägerin von Monika und erlebe die Beatles bei ihrer Ankunft in München. Den Flair dieser Zeit hat Anika Schwarz perfekt eingefangen.
Die Probleme, die jede der vier jungen Frauen mit sich herumträgt, haben mich aufgewühlt - besonders Peggy Sue hat es mit ihrem GI nicht wirklich einfach.

Den halben Stern Abzug gebe ich für das Ende, welches mir zu rosarot und zu offen war. Allerdings habe ich auch erst danach bemerkt, dass es noch einen Folgeband geben wird, in dem die offenen Fragen sicherlich beantwortert werden. Außerdem sehe ich noch einige Probleme auf die Mädels zukommen - deshalb freue ich mich schon sehr auf die Fortsetzung, die bereits im Oktober veröffentlicht wird!
Danke Anika Schwarz, dass wir nicht so lange warten müssen, denn ich kann es kaum erwarten weiterzulesen!

Fazit:
Eine wunderbare musikalische Zeitreise, sowie eine Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt, Trauerbewältigung und Mut. Ein ganz wundervoller erster Teil dieser Dilogie und eine Leseempfehlung von mir für alle Musikbegeisterten.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Humor mit Tiefgang

Hör auf dein Herz, auch wenn es stolpert
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Erst vor kurzem habe ich einen Roman von Heike Abidi gelesen und nun darf es auch schon der nächste sein.
Mit Floriane lernen wir eine sehr sympathische Frau kennen, die eben ihren fünfzigen Geburtstag ...

Erst vor kurzem habe ich einen Roman von Heike Abidi gelesen und nun darf es auch schon der nächste sein.
Mit Floriane lernen wir eine sehr sympathische Frau kennen, die eben ihren fünfzigen Geburtstag gefeiert hat und sich am nächsten Tag in einem "neuen" Leben wiederfindet. Ihr Mann Wenzel hat nämlich nur ihre Geburtstagsfeier abgewartet, um ihr am Tag danach zu erklären, dass er nach 25 Jahren Ehe genug von ihr hat und er seine Zukunft mit einer faltenfreien Dreißigjährigen sieht. Floriane soll innerhalb einer Stunde "sein" Haus verlassen und alles packen, was ihr wichtig erscheint.
Floriane ist wie vor dem Kopf gestoßen und übernachtet zuerst in einer Art Dachkammer des Hotels, wo sie als Hotelmanagerin arbeitet. Doch der Hiobs-Botschaften nicht genug: Am nächsten Tag wird sie ins Büro ihrer neuen Chefs zitiert und entlassen. Das Personal des Hotels soll "jünger und hipper" werden und trotz jahrelanger Kenntnisse in der Branche werden sie und einige ihrer langjährigen Kollegen und Freunde mit einer Abfindung "abgestoßen".
Wohin nun ohne Wohnung und Job? Kurzfristig kommt Floriane bei ihrer 80-jährigen Tante Ilse unter, die für drei Monate nach Gran Canaria fliegt, um dort zu "überwintern".
Gemeinsam mit ihren Freunden aus dem Hotel versucht Floriane eine Lösung zu finden, wie ihr aller Leben weitergehen soll. Bald schon öffnen sich für die anderen Türen, doch Floriane ist entweder zu alt oder zu überqualifiziert. Nach einem gemeinsamen "Brainstorming" wird die Idee zu "Ich bin ganz Ohr" geboren, einem Service-Portal für professionelles Zuhören. Umso überraschter ist Floriane, als sie nur kurze Zeit später schon ihre ersten Anmeldungen hat....

Bereits die ersten Seiten des Romans haben mich so aufgeregt, dass ich gemeinsam mit Floriane um Fassung ringen musste! Da kommt dieser arrogante Ehemann daher und schmeißt sie aus "seinem" Haus, nachdem sie 25 Jahre lang neben ihren Vollzeitjob ihrem Wenzel alles abgenommen hat und lässt ihr eine Stunde Zeit zu packen! Und dann die Ansage der beiden Chefs, dass Florianes Alter die Präsenz ihrer Credibility schwächt...boah!
Umso mehr hat mich gefreut, wie Floriane und ihre Freundinnen nicht untätig bleiben und zeigen, was alles in ihnen steckt. Auch ab Fünfzig hat das Leben noch allerhand zu bieten und hält auch (positive) Überraschungen bereit.

Heike Abidi hat mich mit ihrer mitreißenden Art zu schreiben und den liebevoll gezeichneten Figuren auch diesmal sofort wieder überzeugt. Humorvolle Dialoge und Situationen lassen einem mit einem Schmunzeln in die Geschichte versinken und öfters kurz auflachen. Dabei werden trotz des Humors auch ernste Themen wie Alter und Einsamkeit, Verlust und fehlende Anerkennung angesprochen.
Gefallen hat mir ebenfalls, dass wir am Schicksal der Figuren teilhaben dürfen, die Floriane kontaktieren, damit sie ihnen zuhört.

Die Gedanken und Gefühle der Charaktere sind sehr lebendig beschrieben. Mit Rena hat Floriane, neben ihrer Clique vom Hotel, eine ganz wunderbare Freundin, an ihrer Seite. Ganz besonders ins Herz geschlossen habe ich aber ihre lebenslustige und extravagante Tante Ilse, die aufzeigt, dass man auch mit Achtzig noch Spaß am Leben haben kann. Und dann ist da noch der gutaussehende Nachbar Gustav, der jedoch einen äußerst dubiosen Job zu haben scheint....
Aber lest doch selbst....!

Fazit:
Heike Abidi hat wieder aufgezeigt, dass man auch ernstere Themen mit viel Humor zu einer wundervollen Geschichte verpacken kann, die mitten aus dem Leben gegriffen ist! Gelungen!

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Veröffentlicht am 08.08.2023

Zeit im Wandel

Die Kinder des Horizonts
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Diesmal stehen die Kinder von Helene und Martha im Vordergrund - es geht also in die nächste Generation. Und mit dieser bricht eine weitere schwere Zeit an, denn im Laufe des Romans beginnt der Zweite ...

Diesmal stehen die Kinder von Helene und Martha im Vordergrund - es geht also in die nächste Generation. Und mit dieser bricht eine weitere schwere Zeit an, denn im Laufe des Romans beginnt der Zweite Weltkrieg und alle deutschstämmigen Bewohner von Samoa werden interniert.
Gertrud ist bereits zuvor nach Australien gegangen, um das Büro des Familienunternehmens zu leiten. Emilie ist die Aufmüpfigste der Familie, die sich nicht an Konventionen hält und am ehesten an ihre Tante Martha erinnert. Aber am meisten überrascht hat mich Paul, der sich still und heimlich seine Position auf der Insel festigt und sich schlussendlich als derjenige entpuppt, der sich am meisten für seine Familie einsetzt.
Hans bleibt weiterhin das schwarze Schaf der Familie und Aumoe lässt auch in Australien keine Gelegenheit aus, um für die Rechte der Samoer zu kämpfen.

Sind es im letzten Teil noch die Streitereien der Neuseeländer und der Inselbewohner um die Rechte der Samoer, treten diese im Laufe des Romans mehr in den Hintergrund. Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriges bleibt auch im Südpazifik die Welt nicht stehen und die Anfeindungen gegen die auf der Insel lebenden Deutschen, beginnen. Für die Von-Bahlows gibt es deshalb weitere Probleme, auch wenn der Großteil von ihnen bereits als neuseeländische Staatsbürger gelten. Mit dem Stützpunkt der US Armee auf der Insel ändert sich auch das Leben der restlichen Einwohner.

Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht der nun erwachsenen Kinder erzählt. Besonders spannend fand ich Pauls Werdegang und auch Emilie, die im letzten Drittel des Romans eine gewagte Entscheidung trifft, die ihr Leben verändert.
Aber auch Gudrun hat große Sorgen, denn ihr Mann ist nicht der, der er zu sein scheint. Mangel an spannende Szenen gibt es bei diesem 700 Seiten Schmöker kaum. Alexandra Fischer hat wieder großartige Recherche betrieben und uns die Inselwelt im Südpazifik näher gebracht. Historische Ereignisse wurden wieder mühelos in die Handlung miteinbezogen.

Ihr Schreibstil ist sehr lebendig und bildhaft und man klebt förmlich an den Seiten. Die Charaktere sind vielschichtig und immer für eine Überraschung gut.

Sehr interessant fand ich den Einblick rund um den Zweiten Weltkrieg im Südpazifik. Bisher habe ich nur ein Buch dazu gelesen, welches in Asien während des zweiten Weltkrieges spielt und habe die Invasion der Japaner auf den Philippinen "miterlebt". Durch Emilie sind wir dem Krieg näher und bekommen mehr Einblicke in die letzten beiden Kriegsjahre am anderen Ende der Welt.

Auch der dritte Band ist wieder wunderschön gestaltet. Die Kapitelanfänge sind durch ganzseitige gezeichnete Hintergrundbilder hervorgehoben. Zu Beginn des Romans gibt es einige Fakten zum geschichtlichen Hintergrund und eine Landkarte der Inseln des Südpazifiks, Australiens und Japans.

Fazit:
Der dritte Band hat wieder mehr Suchtpotential und kommt fast an den ersten Band der Reihe heran, der für mich der bisher beste war. Mit der dritten Generation der von Bahlows hat die Autorin ein neues Kapitel aufgeschlagen und ich bin schon neugierig, wie diese Saga weitergehen wird. Ich empfehle sie auf jeden Fall gerne weiter!

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