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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.11.2017

Mittelmäßiges Hörbuch mit großartigem Sprecher

Crimson Lake
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Ted Conkaffey, Ex-Polizist, saß zu Unrecht wegen Mord und Vergewaltigung eines Mädchens im Gefängnis. Die Anklage wurde zwar fallen gelassen, Ted ist dadurch aber schwer stigmatisiert. Nach seiner Haft ...

Ted Conkaffey, Ex-Polizist, saß zu Unrecht wegen Mord und Vergewaltigung eines Mädchens im Gefängnis. Die Anklage wurde zwar fallen gelassen, Ted ist dadurch aber schwer stigmatisiert. Nach seiner Haft zieht er sich im beschaulichen Crimson Lake im Norden Australiens zurück, in der Hoffnung, dass ihn dort niemand kennt. Crimson Lake ist jedoch alles andere als ein Zufluchtsort. Er stößt auf korrupte Polizisten, hetzende Journalisten und eine Bürgerwehr, die Ted das Leben schwer macht. Dort lernt Conkaffey die Detektivin Amanda Pharrell kennen, eine verurteilte Mörderin, und sie beginnen zusammen in einem Vermisstenfall zu ermitteln. Die Handlung beschränkt sich jedoch nicht nur auf diesen aktuellen Fall, sondern Ted versucht, Licht in Amandas Fall zu bringen und Amanda will Teds Fall aufklären.

Das Hörbuch besticht durch Uve Teschners Stimme, der brillant liest und der Hauptgrund für mich war, am Ball zu bleiben. Die Lektüre hätte ich sicherlich abgebrochen. Mich konnte Candice Fox nämlich nicht abholen. Ich habe weder mitgefiebert oder gespannt mit ermittelt. Die Handlung erscheint mir konstruiert, ist langweilig und zäh, die Charaktere sind zu stark überzeichnet. Die Kategorie Thriller kann ich in keiner einzigen Hörminute bestätigen. Vielleicht wäre eine gekürzte Hörbuchversion spannender.

Für mich ist Crimson Lake von Candice Fox leider enttäuschend und nicht empfehlenswert.

Veröffentlicht am 30.10.2017

Doch kein Ratgeber

Hochsensibilität und die berufliche Selbstständigkeit
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Sandra Tissot macht in "Hochsensibiltät und die berufliche Selbständigkeit" anderen Betroffenen Mut, eine optimale Lösung für das hochsensible Berufsleben zu finden.
In ihrem autobiografischen Ratgeber ...

Sandra Tissot macht in "Hochsensibiltät und die berufliche Selbständigkeit" anderen Betroffenen Mut, eine optimale Lösung für das hochsensible Berufsleben zu finden.
In ihrem autobiografischen Ratgeber beschreibt sie ihre berufliche Karriere, die sie so lange aushielt bis der Leidensdruck zu groß war und sie sich entschloss, die lang ersehnte berufliche Unabhängigkeit zu wagen. Zwischen den einzelnen Abschnitten streut sie Ideen, Affirmationen und Anregungen ein, die den hochsensiblen Leser auf seinem Weg in die berufliche Selbständigkeit unterstützen sollen. Diese werden als Schritt für Schritt Praxistipps zu Alltagssituationen im Klappentext angekündigt. Dazu sind die im Buch beschriebenen Alltagssituationen jedoch viel zu individuell, nämlich die Erfahrungen, die Sandra Tissot machte. Ich kann zwar ihre Emotionen und ihren Leidensdruck durchaus nachempfinden, meine berufliche Situation ist aber so verschieden von ihrer, dass ich ihre Tipps nicht auf mich übertragen kann. Dennoch habe ich selbstverständlich den Grundtenor des Buches gut vernommen: sei mutig, optimistisch und du schaffst das. Ich hätte mir gewünscht, dass sie von ihrer Biografie ableitend allgemeinere Tipps gibt, die auf die unterschiedlichen beruflichen Situationen anzuwenden sind. Das hat sie leider nicht geschafft. Nichtsdestotrotz hat sie es geschafft, einen guten Weg in die Selbständigkeit zu finden, dem auf alle Fälle Anerkennung gebührt - hochsensibel hin oder her.
Wer aus autobiografischen Erfahrungen für sich Kraft ziehen und lernen kann, für den ist das Buch sicherlich lesenswert. Wer einen echten Ratgeber für die berufliche Selbständigkeit Hochsensibler sucht, wird wie ich eher enttäuscht sein.

Veröffentlicht am 01.09.2017

Kopfschütteln ohne Ende

Am Ende der Welt ist immer ein Anfang
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Bei "Am Ende der Welt ist immer ein Anfang" handelt es sich um einen autobiografischen Roman. Maria von Blumencron liest das Hörbuch selbst und wie wir ja schon wissen, hat nicht jeder Autor eine geeignete ...

Bei "Am Ende der Welt ist immer ein Anfang" handelt es sich um einen autobiografischen Roman. Maria von Blumencron liest das Hörbuch selbst und wie wir ja schon wissen, hat nicht jeder Autor eine geeignete Stimme für Hörbücher. Allerdings habe ich mich an das zarte Kleinmädchenstimmchen gewöhnt und muss zugeben, dass es passt, denn es handelt sich ja genau um ihre Geschichte.

Von der Mutter ignoriert, von einer liebevollen Großmutter aufgezogen, die sie aber nicht vor jahrelangem sexuellem Missbrauch schützen konnte, zu guter Letzt wieder vom Vater und dessen neuer Frau, die auch mal zuschlug, zurück in die Stadt gebracht, verlief Marias Kindheit alles andere als geregelt, behütet und liebevoll. In dieser Kindheit liegen sicherlich viele Gründe für die Schwierigkeiten in ihrem Erwachsenenleben - kranke Beziehungen zu Männern, zu ihrem Kind und zu ihrem Körper.

Auf den ersten Seiten fing mein Kopfschütteln an, wurde zwar etwas schwächer, hielt aber bis zur letzten Seite an. Maria schafft es nicht, ihr Leben im herkömmlichen Sinn in geordnete Bahnen zu lenken. Sie ist chaotisch, planlos, aber auch egozentrisch und verantwortungslos. Durch ihr Verhalten schafft sie die meisten Probleme selbst. Mit der Zeit begann ich aber das kleine Mädchen, dass die Autorin immer noch ist, besser zu verstehen, ohne ihr Verhalten gutzuheißen. Ich unterstelle ihr sogar, dass sie die Rolle des kleinen Mädchens, das keine Verantwortung übernehmen muss, liebt. Da die Autorin so sehr von Indien begeistert ist, möchte ich ihr Verhalten mit den Worten des Ayurveda beschreiben: extremer Vata-Überschuss! D.h. ihr fehlt die Erdung. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass sie etwas an ihrer Situation ändern möchte. Sie nimmt die Dinge so hin wie sie sind, rutscht von einer Beziehung in die andere, von der sie ihr Glück abhängig macht. Nicht dass ich ihr dies nicht gönne, als Mooji-Anhängerin müsste sie jedoch wissen, dass man wahres Glück allein aus sich selbst erfahren kann.

Ich könnte jetzt endlos Ernährungsempfehlungen, Erziehungstipps usw. usf. geben, doch diese interessieren Maria nicht. Sie liebt ihr Leben wie es ist und hat trotz oder vielleicht gerade aufgrund ihres Chaos und ihrer Planlosigkeit ganz schön viel erreicht und div. Preise gewonnen. Nicht zuletzt gilt ihr meine Anerkennung, dass sie den Westen über das Leid der Tibeter in China informiert und selbst Kinder adoptiert und ihnen durch viel Engagement zu guten Ausbildungen verholfen hat. Es ist vielleicht für viele, wie für mich auch, vollkommen unverständlch wie sie lebt, aber sie ist erfolgreich und hat ein klares Ziel. Da es mir außerdem nicht zusteht, über die Lebensform inkl. aller Naivität anderer zu urteilen und weil ich meinen Respekt der Autorin gegenüber, die sich mit dieser offenen Biografie nackt macht und somit auch extrem angreifbar, gibt es von mir drei Sternchen.

Evtl. könnte ich Maria von Blumencorn besser verstehen, wenn ich sie persönlich kennenlernen würde. Ich habe den Verdacht, dass einige wichtige Punkte im Hörbuch bzw. Buch nicht transportiert werden.

Veröffentlicht am 05.08.2017

Zu viele falsche Entscheidungen

Samariter
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Der Hörer wird von der ersten Minute in guter alter Thrillermanier mitgerissen und Sawatzki, eine meiner Lieblingsstimmen, liest brilliant. Ich kann der Handlung bis zu einem gewissen Punkt gut folgen ...

Der Hörer wird von der ersten Minute in guter alter Thrillermanier mitgerissen und Sawatzki, eine meiner Lieblingsstimmen, liest brilliant. Ich kann der Handlung bis zu einem gewissen Punkt gut folgen sowie das Verhalten der Protagonistin verstehen. Nachdem diese jedoch zum x-ten Mal wieder eine falsche Entscheidung trifft bzw. nicht die Wahrheit sagt oder bewusst lügt, nervt sie mich. Irgendwann muss man doch aus seinen Fehler lernen und Verantwortung übernehmen!

Zuerst aber zum Inhalt: Faith Saunders reist mitten in der Nacht sehr überstürzt, mit zuviel Alkohol im Blut, ihrer Tochter Maggie auf dem Rücksitz nach einem Streit mit ihrer Schwester und deren Mann, von dort ab. Sie läßt ihre Handtasche mit Geld und Handy im Eifer des Gefechts zurück und verfährt sich auch noch in einer Gegend, die v.a. vom Zuckerrohranbau beherrscht wird. Plötzlich stößt sie mit etwas zusammen, das ein Menschen hätte sein können, doch sie kann niemanden sehen. Da es in dieser Nacht auch noch sehr heftig regnet, entscheidet sie, sich einige Stunden Schlaf zu gönnen. Durch ein Klopfen wird sie aus dem Schlaf gerissen und eine verzweifelte, ängstliche und verletzte junge Frau, die um Hilfe fleht, blickt durch die Autoscheibe. Faith reagiert nicht, zögert und nach kurzer Zeit erscheint ein Mann der die junge Frau wegführt. In einigem Abstand nimmt Faith einen zweiten Mann wahr, fährt jedoch ohne etwas zu tun, zu ihrem Mann nach Hause zurück.

So weit, so gut. Es gibt 1000 Gründe, warum sie die Wagentür nicht öffnete, allerdings informiert sie auch nicht die Polizei, erzählt nicht mal ihrem Mann von den Geschehnissen in jener Nacht. Sie hat jedoch nicht damit gerechnet, dass ihre kleine Tochter alles genau beobachtete, die Situation richtig einschätzen kann und diese haarklein ihrem Vater erzählt. Auf sein Drängen hin macht Faith zwei Wochen nach dem Vorfall eine Aussage bei der Polizei, auch Maggie wird verhört. Faith hält immer noch mit der Information zurück, dass einer zweiter Mann ebenfalls mit im Spiel war, obwohl es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Serienkiller bzw. um ein Killerduo handelt. An dieser Stelle kommt mein Verständnis für die Protagonistin abhanden. Diese trinkt wieder regelmäßig und zuviel. Anscheinend nichts Neues, nicht von ungefähr leidet ihre Tochter unter Entwicklungsstörungen, die Alkoholkonsum in der Schwangerschaft verursacht. Ihr Mann stellt sie irgendwann vor die Wahl: Alkohol oder Familie und zieht mit der Tochter aus. Wer denken mag, die Handlung sei bis jetzt tragisch genug und Faith beginnt nun endlich, aus ihren Fehlern zu lernen und Verantwortung zu übernehmen, der täuscht sich. Es geht immer noch tragischer.

Das Hörbuch fängt sofort mit einem großen Spannungsbogen an, der dann aber durch die unterschiedlichen Probleme wie z.B. Alkoholsucht, Eheprobleme, Sadismus usw. zerissen wird und sich die Ganze Geschichte über nicht halten kann. Ich möchte die Protagonistin am liebsten schütteln, damit sie aus ihrer Lethargie und ihrer Opferrolle aufwacht.

Veröffentlicht am 28.07.2017

Frau Smith springt

Swing Time
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Erstmal vorweg: Nach dem Prolog habe ich mich schwer getan und es hat lange gedauert, die ganzen 640 Seiten zu lesen.

"Zähne zeigen" habe ich gerne gelesen, jedoch hatte ich den Verdacht, dass bei der ...

Erstmal vorweg: Nach dem Prolog habe ich mich schwer getan und es hat lange gedauert, die ganzen 640 Seiten zu lesen.

"Zähne zeigen" habe ich gerne gelesen, jedoch hatte ich den Verdacht, dass bei der deutschen Übersetzung so einiges unterging. Deshalb habe ich das Buch auch noch einmal als "White Teeth" verschlungen und war begeistert. Das Werk wurde zurecht hochgelobt und preisgekrönt. Danach habe ich "London N-W" gewählt. Es ist dynamisch, atemlos wie London selbst. Smith springt allerdings ohne Vorwarnung zwischen den Protagonisten und wechselt die Schreibstile, was handwerklich sicherlich ein Leistung ist und eine gewissen Dichte erezugt. Als Leser wird mir die Handlung dadurch aber zu distanziert und emotionslos. "London N-W" habe ich nicht auf Englisch gelesen. Vielleicht hätte ich das mal tun sollen?

Nun aber zu Smith neuestem Werk "Swing Time". Mittlerweile wohnt sie übrigens nicht mehr in North-West London, sondern in New York City. Ich werde nicht den Klappentext abschreiben, sondern gleich zu meinem Eindruck übergehen:
Der Roman gewann den WELT-Literaturpreis, allerdings ist das kein Garant für ein tolles Buch. Es behandelt ein sehr interessantes Thema: Inwieweit formen und beeinflussen Herkunft und soziales Umfeld einen Menschen? Smith kann Geschichten anspruchsvoll erzählen, Details gut herausarbeiten, verliert sich dann aber darin und es wird zäh. Die Autorin kämpft gegen Stereotype und schafft gleichzeitig welche. Was können Mädchen mit einem "Afro-Hintergrund" am besten? Genau - Tanz, Musik und Sport! Was für ein Klischee! Dazu werden Themen wie Religion, Rassismus, Weltpolitik angerissen und schon ist der rote Faden weg, der Tiefgang mit ihm und zu guter Letzt die ganze Geschichte. Zadie Smith macht, was sie auch schon in "London N-W" gemacht hat, sie springt! Ortswechsel (London, New York Gambia) und Zeitsprünge machen es noch schwerer, den roten Faden zu erkennen. Vielleicht hätte ich den Roman auch auf Englisch lesen sollen...