Erschreckend real und absolut lesenswert
„Jahre sind es mittlerweile. In denen die Mutter Wache hält, einerseits, und auf der Lauer liegt, andererseits. Beides verlangt ihr alles ab. Darüber hinaus sinkt der Verstand in sich zusammen.“ S. 76
Dieses ...
„Jahre sind es mittlerweile. In denen die Mutter Wache hält, einerseits, und auf der Lauer liegt, andererseits. Beides verlangt ihr alles ab. Darüber hinaus sinkt der Verstand in sich zusammen.“ S. 76
Dieses dünne Büchlein hat mich genau einen Tag Lesezeit gekostet und mich doch soviel mehr beschäftigt, begleitet. Es rüttelt mich und trifft mich tief. Es erschreckt und macht Angst vor einer potentiellen dystopischen Zukunft für uns Frauen. In der wir den Männern ausgeliefert sind, noch mehr, als wir es schon waren oder immer noch sind. In der „jeder Mann ab dem achtzehnten Lebensjahr […] das Recht hat, jede verschenkte, geborgte und investierte Summe in der geltenden Landeswährung einzufordern.“ S.13 von uns Frauen.
Veranschaulicht wird das am Leben von Greta, ihrer großen Schwester Elise und ihrer Mutter.
Anna Herzigs Sätze sind wie kleine Skalpelle, die tief einschneiden und mich schmerzen, weil es möglich scheint. Und gleichzeitig will ich mich weigern auch nur eine Sekunde diese, ihre Welt in Sandburg in Betracht ziehen zu müssen. Ich hoffe so inständig, dass wir weiter sind, menschlicher und sehe doch, was gerade auf unserer Welt passiert.
Auch der formale Aufbau ihres Romans ist speziell, aber für mich absolut gelungen und rundet das Leseerlebnis perfekt ab. Wie viel über das Wort „Die Suppe“ transportiert und gesagt werden kann, wofür sie stehen kann…
Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung an alle.