Cover-Bild Mattanza
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: mareverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 08.08.2023
  • ISBN: 9783866488267
Germana Fabiano

Mattanza

Barbara Neeb (Übersetzer), Katharina Schmidt (Übersetzer)

Seit jeher bestimmen das Meer, der Wind und vor allem der Thunfisch das Leben auf der kleinen süditalienischen Insel Katria. Angeführt vom Raìs, gibt die Mattanza, der Höhepunkt des traditionellen Thunfischfangs, den Rhythmus der Insulaner vor. Doch nachdem der Enkel und letzte legitime Erbe des Raìs gegen alle Erwartungen als Mädchen geboren wird, muss Nora beweisen, dass sie auch als Frau die Traditionen ihrer Gemeinde wahren und ihrem Großvater nachfolgen kann.
Während sich die Welt um Katria immer schneller dreht, erreichen die ersten Wellen des Tourismus die Insel und schließlich auch der Strom an Menschen, für die dieses Stück Land das erste Stückchen Europa bedeutet. Der Wandel scheint unaufhaltsam und stellt Nora vor die Frage, wie weit sie zu gehen bereit ist, um ihre Traditionen zu schützen.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2023

Ein eindrucksvolles Zeitzeugnis

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Germana Fabiano entführt uns auf die kleine sizilianische Insel Katria. Sie ist so klein, dass es keine Straßen für Autos gibt, nur unbefestigte Wege für Motorräder.

Seit Jahrhunderten leben die Menschen ...

Germana Fabiano entführt uns auf die kleine sizilianische Insel Katria. Sie ist so klein, dass es keine Straßen für Autos gibt, nur unbefestigte Wege für Motorräder.

Seit Jahrhunderten leben die Menschen vom Fischfang, genauer gesagt von den Thunfischen, die auf dem Weg zu ihren Laichplätzen in die „Tonnara“, einem ausgeklügelten System von Netzen geraten und in der „Kammer des Todes“ von den Tonnaroti getötet werden. Das Kommando zum Beginn der „Mattanza“ gibt traditionell der Raís, der seit Jahrhunderten aus einer bestimmten Familie stammen muss.

Doch nun, im Jahr 1960 gibt es keinen männlichen Nachfolger, weder Neffe noch Cousin. Also bestimmt der regierende Raís, seine Enkelin Nora als seine Nachfolgerin. Nirgends, so argumentiert er, steht geschrieben, dass nicht eine Frau die verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen kann. Nora widmet sich der Ausbildung, wird aber gleichzeitig von den Dorfbewohnern scheel angesehen. Sie lebt wie „hinter Glas“.

Als er 1979 einen Schlaganfall erleidet, muss Nora die schwere Arbeit übernehmen und sie meistert die Aufgabe mit Bravour. Der Fang ist überaus üppig. Doch langsam gehen die ertragreichen Jahre zu Ende, bis es 2003 nur mehr weniger als ein Dutzend Thunfische sind, die den Fischern ins Netz gehen. Denn die großen Fangflotten haben durch Überfischung den Thunfischbestand fast ausgerottet.

Meine Meinung:

Germana Fabianos Erzählstil ist fesselnd und ich konnte das Meer und die blutige Arbeit riechen. Die Menschen sind von Wind und Wetter gegerbt, tief in ihren Traditionen verwurzelt und nehmen dennoch ihr Schicksal in ihre eigenen Hände, als der Verkauf der Konservenfabrik droht. Leidenschaftlich und äußerst eindrucksvoll schildert die Autorin die Ereignisse vom Höhepunkt bis zum Niedergang des traditionellen Fischfangs.

Das Buch kann einige Leser verstören, denn die „Mattanza“ ist eine blutige und archaische Angelegenheit, die mehrmals genau geschildert wird.

Fazit:

Ein grausames, aber eindrucksvolles Stück Zeitgeschichte, das es wert ist, gelesen zu werden.

Veröffentlicht am 12.08.2023

Nora und die Fischer von Katria

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Dieser nahezu verzaubernde Roman hat geringen Umfang und deckt doch einen Zeitraum von 1960 bis 2012 auf der Insel Katria ab.
Traditionell gibt es einen männlichen Anführer, der Rais genannt wird, doch ...

Dieser nahezu verzaubernde Roman hat geringen Umfang und deckt doch einen Zeitraum von 1960 bis 2012 auf der Insel Katria ab.
Traditionell gibt es einen männlichen Anführer, der Rais genannt wird, doch jetzt blieb der männliche Nachwichs aus und Nora wird von Geburt an zur neuen Rais vorgesehen. Ausgebildet wird sie vom strengen Großvater, den bisherigen Rais.
Ihre wichtigste Rolle dabei ist Mattanza, die traditionelle Thunfischjagd.
Die Insel wird so lange fortbestehen, wie jemand von ihrem Blut die Mattanza anführt, so der Glaube.

Noras Leben ist geprägt und vorgezeichnet durch die ihr zugewiesene Rolle, so sieht sie ihre Familie immer nur sonntags und verbleibt sonst beim Rais und ihren Aufgaben.
Dadurch wird sie aber auch zur entschlossenen Persönlichkeit. Das hat mich an dem Buch beeindruckt.

Germano Fabianos Beschreibungen sind detailreich, um Beispiel über den Thunfischfang und sehr interessant. Man kann sich kaum losreißen vom Buch. Ein Buch mit so einer Handlung gehört wirklich zum Mare-Verlag.

Veröffentlicht am 09.08.2023

Nora, die Enkelin des Rais

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"Ich bin hierfür geschaffen, und das Meer ist in mir, ist Tyrann und Komplize"
Thunfischfang um die kleine Insel Katria und die lokalen Traditionen: Der Rais ist die wichtigste Persönlichkeit auf der Insel. ...

"Ich bin hierfür geschaffen, und das Meer ist in mir, ist Tyrann und Komplize"
Thunfischfang um die kleine Insel Katria und die lokalen Traditionen: Der Rais ist die wichtigste Persönlichkeit auf der Insel. Im Jahr 1960: Der Ort harrt aufgeregt der Geburt eines Nachfolgers. Doch eine Tochter wird geboren, die dritte statt dem ersehnten Sohn. Der Rais entscheidet - die Nachfolgerin von ihm ist nun Nora, die Neugeborene, und sie wächst bei ihm auf, sie wird von ihm in ihre Pflichten eingewiesen. Die 'Mattanza', die Thunfischjagd, wird an Nora übertragen, zum ersten Mal an eine Frau.

Ihr Leben ist vom Rais vorbestimmt, keine Abweichungen möglich. Beindruckend beschreibt die Autorin, die von Nora zu meisternden Schwierigkeiten. Dieses aufregend gute Buch zeigt die Veränderungen der Insel Katria zwischen 1960 und 2012. Historisch geprägt ist das Leben der Insulaner vom Thunfischfang. Wandelt es sich während der Jahre jedoch, eine erste Welle von Touristen kommt an, was das traditionelle Leben auf der Insel verändert. Zunehmend werden viele Traditionen nicht mehr respektiert. Ökonomie ist wichtiger, Traditionen altmodisch.

Ozeanische Umweltverschmutzung, industrieller Fischfang, Migranten auf dem Weg nach Europa - diese bislang festgefügte Gemeinschaft mit sturen Strukturen bricht auseinander. Das Buch ist Zeugnis einer untergegangenen Welt. Bei manchen Beschreibungen zum Fischfang möchte man am Liebsten aufhören Fisch zu essen, so ist es eben!

Bei dem Titelgebenden Wort 'Mattanza' (italienisch für 'Abschlachten') handelt es sich um Fischfang traditioneller Art an den Küsten von Sizilien und Sardinien. Heutzutage ist die 'Mattanza' nur noch eine touristische Gaudi. Die internationale Hochseefischerei fängt bereits vorher die Thunfischschwärme ab.
Das Titelbild ziert die Fotografie einer ausgesprochen schönen italienischen Frau, die selbstbewusst, aber auch skeptisch, in die Kamera schaut. Eine unglaubliche starke Sprache, durchsetzt mit Begriffen aus der Tradition!

Dieses Buch war meine erste Wahl für ein Wunschbuch, weil mich allein die ersten paar Seiten des Romans bereits eingefangen haben: 'Mattanza', 192 Seiten, Verlag mare, geschrieben von der Autorin Germana Fabiano, in Palermo geboren (wohnhaft nun auf Sizilien und Tübingen, Dozentin für Menschenrechte Universität Tübingen)
Der Verlag mare in Hamburg ist spezialisiert auf Meere, Wasser und alles was damit zu tun... ein ausgesprochen kleiner und feiner Verlag



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Veröffentlicht am 07.08.2023

Ein stimmiger Roman, vom Anfang bis zum Ende

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Er ist ausgeblieben. Der Enkelsohn, der Erbe, der Raìs. Der, auf den alle gewartet hatten. Der, der den traditionellen Thunfischfang auf der Insel anführen muss. Stattdessen: Ein Mädchen. Nora. Doch kann ...

Er ist ausgeblieben. Der Enkelsohn, der Erbe, der Raìs. Der, auf den alle gewartet hatten. Der, der den traditionellen Thunfischfang auf der Insel anführen muss. Stattdessen: Ein Mädchen. Nora. Doch kann ein Mädchen die Aufgaben eines Raìs übernehmen?

Aus Mangel an einer Alternative und weil der Raìs immer aus der selben Familie stammen muss, wird entschieden, ja. Und so wächst Nora in einer Welt auf, in der Traditionen, Regeln, Rituale, Aberglaube, aber gleichzeitig auch die Beziehung zur Natur und zum Meer ihr Leben bestimmen.

Es ist ein Leben, dass sie an die Insel bindet. Als Raìs ist sie eine Art Oberhaupt, trifft Entscheidungen und trägt Verantwortung. Ihr Schicksal ist in vielerlei Hinsicht fremdbestimmt. Außerdem muss sie sich behaupten, muss ihrer Rolle gerecht werden, muss all die Männer, die an ihr gezweifelt hatten, eines Besseren belehren. Germana Fabianos Protagonistin ist eine faszinierende Figur, weil sie sich zwischen Stärke, Anderssein, Einsamkeit und Sehnsüchten bewegt, weil sie nicht in grellen Tönen gezeichnet ist und trotzdem hervorsticht.

Und dann ist da noch die andere Protagonistin, nämlich die Insel, auf der die Geschichte spielt, Katria. Irgendwo bei Sizilien. Es ist ein Ort, an dem noch in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts Traditionen und Zusammenhalt das Leben aller prägen. Doch Veränderungen lassen nicht lange auf sich warten. Tourismus, Überfischung, Globalisierung und die ersten Flüchtlingsboote sind Anzeichen dafür, dass nichts so bleiben wird, wie es war.

"Mattanza" ist ein von Anfang bis zum Ende stimmiger Roman. Und das sowohl in inhaltlicher als auch in stilistischer und ganz besonders in sprachlicher Hinsicht. Germana Fabiano schafft etwas, was nicht vielen Autor*innen gelingt: Alles harmoniert miteinander, jedes Wort ist an seinem Platz, nichts ist zu viel, nichts zu wenig. Für mich ist dieser Roman eine wahre Entdeckung.

Last but not least: Eine grandiose Übersetzung von Barbara Neeb und Katharina Schmidt!

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Veröffentlicht am 05.09.2023

Lässt sich gut lesen

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Dieses Buch hier ließ sich wirklich sehr gut und sehr schnell lesen, was natürlich auch daran liegt, dass es wirklich nicht lang ist und man dadurch natürlich einfach schneller durch ein Buch ...

Dieses Buch hier ließ sich wirklich sehr gut und sehr schnell lesen, was natürlich auch daran liegt, dass es wirklich nicht lang ist und man dadurch natürlich einfach schneller durch ein Buch kommt. Und ich fand das Buch auch gar nicht so schlecht, wenn auch ich es nicht super gut fand. Für mich war es einfach ein durchschnittliches Buch, das mir wahrscheinlich aber nicht besonders lange im Gedächtnis bleiben wird. Wenngleich es schon teilweise recht emotional war, aber da lese ich einfach zu viele Bücher um mich an alle zu erinnern. Die Charaktere waren unterschiedlich, teilweise recht interessant, teilweise eher farblos. Der Schreibstil war tatsächlich ziemlich gut, sonst hätte ich das Buch aber auch nicht gelesen. Das Cover hat mich von Anfang an überhaupt nicht angesprochen, aber das hat ja mit der eigentlichen Geschichte nichts zu tun. Mehr habe ich dazu auch eigentlich gar nicht zu sagen, auch wenn das jetzt wahrscheinlich keine besonders hilfreiche Rezension ist. Denn ich glaube bei dem Buch hier trifft wieder zu, dass es 100 Prozent Geschmackssache ist.

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