Cover-Bild Der berühmte Tiefpunkt
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Arche Literatur Verlag AG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 13.07.2023
  • ISBN: 9783716000335
Amarylis De Gryse

Der berühmte Tiefpunkt

Ruth Löbner (Übersetzer)

Eine junge Frau gewinnt ihren Appetit aufs Leben zurück

Spätestens seit Prousts berühmter Madeleine wissen wir, dass Essen nicht nur nährt, sondern auch starke Gefühle und Erinnerungen weckt. Amarylis De Gryse erzählt von Spiegeleiern und Pastasauce, Familienproblemen und Pflegenotstand, vor allem aber von einer jungen Frau, die ihr Leben endlich selbst in die Hand nimmt.


Marieke, Ende zwanzig, wohnt seit Tagen in einem Mietwagen am Kanal und trägt dieselbe viel zu warme Jeans. Das liegt daran, dass ihr Freund, der Metzger Blok, sie aus ihrem schicken Reihenhaus geworfen und eine defekte Maschine im Waschsalon ihre Sommerklamotten verschluckt hat. Statt Blok zu vermissen, träumt Marieke von den Hackbällchen ihrer Mutter und bespitzelt ihren Vater, der die Familie verlassen hat, als Marieke noch klein war. Auf der Arbeit im Altersheim wird sie mit den »hoffnungslosen Fällen« in der Gluthitze alleingelassen und mit Billigfraß abgespeist, während die anderen Senior:innen in einen klimatisierten Neubau umziehen dürfen. Als auf dem Servierwagen schon wieder Wurst und Apfelmus warten, hat Marieke es endgültig satt. Gleichzeitig rückt ihr die eigene Vergangenheit immer mehr auf die Pelle: Wie war das eigentlich damals mit der Trennung ihrer Eltern? Will sie überhaupt zu Blok zurück? Und können Pralinen alles wiedergutmachen?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.10.2023

Wie kann etwas ein Zuhause sein, wo nicht richtig gekocht wird?

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Dies fragt sich Marieke, als sie die vakuumverpackten Beutel mit undefinierbarem und ungenießbarem Mittagessen im Pflegeheim betrachtet, in dem sie arbeitet. Doch nicht nur dort, auch mit ihrem Freund ...

Dies fragt sich Marieke, als sie die vakuumverpackten Beutel mit undefinierbarem und ungenießbarem Mittagessen im Pflegeheim betrachtet, in dem sie arbeitet. Doch nicht nur dort, auch mit ihrem Freund Blok und in ihrer Familie wurde ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht (mehr) gekocht. Das Zuhause(Gefühl), es fehlt nicht nur im Pflegeheim, auch in Mariekes Privatleben.

Marieke identifiziert sich mit den Seniorinnen, träumt vom Vergessen, Nichts tun, das Leben, Erinnerungen sammeln, möchte sie hinter sich haben, denn offensichtlich spürt sie schon lange, dass die Richtung in die ihr Leben sich entwickelt hat, sie nicht glücklich macht, sie womöglich sogar zerstört. Ihre Partnerschaft, ihre Beziehung zu Mutter, Schwestern und Vater, die katastrophalen Zustände im Pflegeheim, auf all diesen Ebenen hat sie immer nachgegeben, sich angepasst, und sich dabei allmählich selbst verloren oder nie die Chance gehabt sich selbst zu entdecken. Wie es zu dem berühmten Tiefpunkt gekommen ist und wie Marieke sich daraus herauszuarbeiten versucht, beschreibt Amarylis de Gryse in kurzen Kapiteln im Wechsel von Gegenwart, Rückblicken und Träumen. Ihre Sprache ist dabei unglaublich sensibel, nie zu viel oder zu wenig, manchmal traurig, manchmal traurigkomisch, und manchmal entlockt sie ein Lächeln.

Die Beschreibung von Gerichten und ihrer Zubereitung lassen eintauchen in Genuss- und immer parallel auch Gefühlswelten, Lebenswelten und Gemütszustände. Nahrung, Kochen ist Leben in diesem Buch und spiegelt ganz selbstverständlich Glück und Zufriedenheit ebenso wie Traurigkeit und Verlust wider.

Die Einbettung von Pflegealltag und Thematisierung von Rationalisierung der Pflege und Pflegenotstand und seinen Konsequenzen für Personal und Senior*innen finde ich sehr gelungen, und ich kenne bisher keinen Roman, der sich diesem, in unserer Gesellschaft allgegenwärtigen Thema, annimmt. Alleine dieser Aspekt, wäre für sich schon ein Grund das Buch zu lesen. Und es gibt noch so viele Gründe mehr!

Für mich ist dies die schwerste Rezension, die ich bisher geschrieben habe. Weil das Buch so besonders ist, so viele Aspekte und Themen, so klug umsetzt, und man es einfach selbst gelesen haben muss! Ein wunderbares, besonderes Buch!

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Veröffentlicht am 27.09.2023

Wie weit geht es nach unten?

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Mariekes Leben ist, um es mal nett auszudrücken, gerade etwas suboptimal. Ihr absolut unsympathischer Freund Blok hat sie vor die Tür gesetzt und den Zugriff auf das gemeinsame Konto gesperrt. Sie wohnt ...

Mariekes Leben ist, um es mal nett auszudrücken, gerade etwas suboptimal. Ihr absolut unsympathischer Freund Blok hat sie vor die Tür gesetzt und den Zugriff auf das gemeinsame Konto gesperrt. Sie wohnt in einem Mietwagen, die Waschmaschine im Waschsalon gibt ihre Wäsche nicht frei und die zuständige Person ist gerade im Urlaub. Überdies ist gerade eine regelrechte Gluthitze ausgebrochen, was die Tatsache, dass Marieke gerade nur eine Jeans und ein Sweatshirt hat, noch schlimmer macht, denn so langsam fängt sie auch an zu riechen. Auf Hilfe aus der Familie kann sie nicht zählen. Obwohl sie als Kind mehr oder weniger als Rettungsanker für die Mutter herhalten musste, hält diese lieber zu Blok. Auch die Schwestern bilden eher für sich eine Einheit in der Marieke außen vor ist. Alles in allem könnte man sagen: Es ist ziemlich kompliziert.
Auf ihrer Arbeit läuft es auch nicht gerade rosig. Sie ist allein auf ihrer Station im Pflegeheim, alle anderen sind schon ins neue (klimatisierte) Gebäude umgezogen und scheinen sie vergessen zu haben. Es gibt jeden Tag Wurst mit Apfelmus (was ist das bitte für eine Zusammenstellung???) und auch das Wasser, sowohl zum Trinken, als auch zur Pflege, kommt in Flaschen, da leider die Leitung abgestellt wurde. Und so versucht sie ihr Bestes die Patienten am Leben zu erhalten.
Es geht nicht schlimmer? Ja doch, geht es: zu allem Überfluss tritt ihr Vater wieder in ihr Leben, eine Person die sie lange ausgeschlossen hat und sie sieht sich mit ihrer Vergangenheit/Kindheit konfrontiert und muss sich längst überfälligen Fragen stellen.
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Als allererstes, und das mache ich sonst super selten, möchte ich das Wahnsinns-Cover hervorheben. Es ist bunt, es ist chaotisch, es ist lebendig, es ist einfach sehr meins und extrem gut gelungen. Hätte ich genug Platz um einzelne Bücher mit der Vorderseite nach vorn ins Regal zu stellen, dies hier wäre eins davon.
Kommen wir nun zur Geschichte. De Gryse erschafft eine vielschichtige, tiefgreifende Erzählung auf gerade mal knapp 250 Seiten. Marieke als Protagonistin ist gut gelungen, auch wenn ich mich nur selten mit ihr identifizieren konnte.
Thematisch werden sehr viele Themen berührt: die Kindheit, die geprägt war von toxischen Verhältnissen, der Depression der Mutter, des Wegbleiben des Vaters und der damit einhergehenden, viel zu zeitigen Übernahme von Verantwortung auf Seiten von Marieke, was sich bis ins spätere Leben auswirkt. Auch jetzt ist Marieke eher ein Mensch der einsteckt, Dinge mit sich selbst ausmacht, sich herumschubsen lässt. Die Verhaltensweisen der Mutter halten bis heute an und sind geprägt von Vorwürfen und Schuldzuweisungen.
Es verwundert nicht, dass Marieke in einer Beziehung landet, die ebenfalls lieblos und auf Abhängigkeit ausgelegt ist. Sie wird nicht gesehen, nicht anerkannt und schaut man dann noch die mehr als übergriffige Mutter von Blok an, setzt dies dem Ganzen die Krone auf.
Überdies wird mit den Abschnitten die im Pflegeheim spielen sehr harte Kritik an dem System geübt. Völlig zurecht wie ich finde. Auch wenn es hier sicher überzogen ist, wird klar, dass der Pflegenotstand ein großes Problem ist, dem viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Auch gut fand ich die Einbindung von Essen als Lösung der Probleme. Nicht an sich die Tatsache, aber die Thematisierung. De Gryse beschreibt sehr bildlich, wie Marieke sich immer wieder in den „Genuss“ flüchtet und das dies schon seit frühester Kindheit ein Problem ist. Ich denke auch hier ist es wichtig, dass dies mal aufgefasst wird, denn auch wenn rein theoretisch klar ist, dass Essen keine Probleme löst, ist es doch für den/die ein oder andere*n eine Bewältigungsstrategie, die weitere Probleme nach sich zieht.
Apropos Essen: Fleischesser werden definitiv auf ihre Kosten kommen, denn die Beschreibung und Zubereitung von Mahlzeiten geht sehr ins Detail. Für mich war es nix, schon allein die Beschreibung wie es sich anfühlt bestimmte Fleischarten zu kneten, fand ich ein bisschen eklig, aber das ist ein sehr persönliches Empfinden und nach fast 20 Jahren Fleischverzicht denk ich nachvollziehbar.
Der Schreibstil hat mir sehr zugesagt, ist locker und leicht und manchmal weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Es ist eine gute Mischung aus Humor und Drama und durch die immer wieder stattfindenden Rückblicke bekommt man einen tollen Gesamteindruck von Mariekes Leben. Zudem ist man mit der Anfangsszene, in der die Protagonisten nackt in ihrem Mietwagen aufwacht, weil jemand ans Fenster klopft, sofort drin in der Geschichte und kann es dann kaum aus der Hand legen.
Es ist eine Geschichte von Freundschaft, Rückschlägen, Familie und am Ende auch von der Befreiung aus alten Strukturen. Es geht um Selbstfindung und Selbstbestimmung.
Kurz gesagt: es ist ein fantastisches Debüt, dass ich euch sehr ans Herz legen kann.

Veröffentlicht am 28.08.2023

Emotionales Buch mit viel Hoffnung und Essen

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Ich durfte das Buch im Zuge einer Leserunde lesen - vielen lieben Dank für diese tolle Möglichkeit!

zu aller erst muss ich mal das wundervolle tolle Cover anmerken, es ist mir sofort eins Auge gefallen ...

Ich durfte das Buch im Zuge einer Leserunde lesen - vielen lieben Dank für diese tolle Möglichkeit!

zu aller erst muss ich mal das wundervolle tolle Cover anmerken, es ist mir sofort eins Auge gefallen - es ist einfach wahnsinnig auffällig und toll gestaltet - ein echtes Highlight im Bücherregal!

Aber auch die Haptik des Hardcover Buches mit Schmutzumschlag ist wirklich wundervoll - so macht lesen spaß!

Der Schreibstil ist sehr gut gewählt, ich habe mich sofort im Buch zurecht gefunden und konnte flüssig und ohne Probleme in die Interessante Geschichte eintauchen.

Die Ezählweise finde ich persönlich absolut klasse, dieser schafft es aus einer doch eigentlich alltäglichen Geschichte etwas besonderes, ja sogar spannendes zu machen, so ist es mir immer wieder schwer gefallen das Buch weg zu legen um eine kleine Pause ein zu legen.

Eine wirklich berührende, Hoffnungschenkende und emotionale Geschichte die ich sehr gerne gelesen habe!

Daher gibt es für dieses Buch auch wieder eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Der Hunger aufs Leben!

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Erst möchte ich sagen, dass die Gestaltung des covers mir wirklich gut gefällt. Das Cover sieht aus wie ein wunderschönes Gemälde mit vielen zahlreichen und liebevoll gestalteten Details. Der Klappentext ...

Erst möchte ich sagen, dass die Gestaltung des covers mir wirklich gut gefällt. Das Cover sieht aus wie ein wunderschönes Gemälde mit vielen zahlreichen und liebevoll gestalteten Details. Der Klappentext hat sich sehr interessant gelesen und ich war neugierig auf die Geschichte. Die Haptik des Hardcover Buches ist sehr ansprechend.

In dem Buch geht es um die 28 jährige Marieke, sie muss momentan in einem Mietauto schlafen, weil ihr Freund Blok sie aus ihrem zu Hause geworfen hat. Ihre Schwestern interessieren sich nicht für Sie und das Verhältnis zu ihrer Mutter ist auch nicht besonders gut. Die Arbeit im Pflegeheim wird für Marieke immer belastender. Als dann noch eine Waschmaschine all ihre Sommerklamotten frisst und Blok ihr die Konten sperrt ist Marieke am Tiefpunkt angelangt. Satt vom Leben, versucht sie nicht aufzugeben.Langsam erkennt Marieke, was in ihrer Vergangenheit passiert ist und ob sie das alles so möchte, soll sie wirklich bei Blok in der Fleischerei als billige Arbeitskraft weiterarbeiten? Ist sie Schuld an den Depressionen ihrer Mutter? Sie sucht den Kontakt zu ihrem Vater und merkt, dass das Leben nicht nur Pralinen zu bieten hat.

Als dann die Situation im Pflegeheim immer komplizierter wird beschließt sie, dass es reicht. Sie sucht ihren Hunger nach Leben und Gefühlen!

Der Schreibstil war sehr sensibel und gefühlvoll. Die Ich-Perspektive war für mich sehr gut zu lesen, die Kapitel hatten eine tolle Länge. Die Themen, die in diesem Buch angesprochen wurden, fand ich interessant und wichtig. ich empfehle das Buch auf jeden Fall weiter.

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Veröffentlicht am 10.08.2023

Können Pralinen alles wieder gutmachen?

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Mariekes Sommerklamotten stecken in der Maschine im Waschsalon fest und sie lebt mehr oder weniger in einem Mietwagen, nachdem ihr Freund Blok sie aus dem seelenlosen Reihenhaus geschmissen hat. Jetzt ...

Mariekes Sommerklamotten stecken in der Maschine im Waschsalon fest und sie lebt mehr oder weniger in einem Mietwagen, nachdem ihr Freund Blok sie aus dem seelenlosen Reihenhaus geschmissen hat. Jetzt läuft sie mit Jeans und Pullover durch die unerträgliche Sommerhitze, muffelt schon vernehmbar und Blok hat auch noch ihr gemeinsames Konto gesperrt. Ist das schon der berühmte Tiefpunkt? Nein, damit nicht genug. Im Altersheim muss sie allein Frühschicht schieben, das Haus ist bis auf ihre Station leer, denn alle anderen Bewohner sind bereits in den klimatisierten Neubau umgezogen. Nur gut, dass die meisten am nächsten Tag vergessen haben, dass es mal wieder Wurst mit Apfelmus gibt, so wie schon am Tag zuvor, und dem davor, und dem davor …
Na und wenn schon das ganze Leben über ihr zusammenstürzt, dann doch gleich richtig. In Mariekes Kindheit gab es einen Vater, an den sie sich nur bedingt erinnert, der ihr aber ausgerechnet jetzt über den Weg laufen muss.

Der niederländische Originaltitel »Varkensribben«, also Schweinerippen, zeigt, dass es hier ganz viel um Essen geht. Und das macht Marieke, alles in sich hineinfressen – im doppeldeutigen Sinn. Wie lange aber kann das gutgehen? Ich tat mich anfangs schwer, mit ihr warm zu werden. Das lag daran, dass ich nicht verstehen konnte, warum sie sich das alles von ihrem Freund, dem verwöhnten Muttersöhnchen und dessen übergriffiger Mutter gefallen ließ. Doch die persönliche Tragödie der nicht immer zuverlässigen Ich-Erzählerin entwickelt sich langsam zu einer Anklage gesellschaftlicher Missstände. Allen voran den Lebens- und Arbeitsbedingungen im Altenheim.

»Gleich geht meine Schicht los. Ich bin allein. Wenn ich meinen Pflegewagen von einem Zimmer ins nächste rolle, weiß ich genau, wie viel Zeit ich pro Person mit Waschen und Anziehen zubringen darf. Und ich weiß genau, vor welchem Zimmer ich erst noch mal tief durchatmen und mir sagen muss: ›Ich werde nicht die Geduld verlieren, weil ich keine Zeit habe für Gemächlichkeit oder Verwirrung oder beides.« S.25

Je mehr ich von Mariekes Leben erfuhr, umso mehr wuchs sie mir ans Herz, ich spürte ihre Verletzlichkeit, ihre Einsamkeit und Hilflosigkeit. Und das eint sie mit den Bewohnern des Heims. Ja manchmal wünscht sie sich, dass auch sie sich nicht mehr an ihre Vergangenheit erinnern könnte.
Es ist eine Geschichte über Einsamkeit, Fürsorge und Hilfsbereitschaft und zeigt, dass Essen eben doch nicht die wahren Gefühle ersetzen kann.
De Gryse ist hier ein wirklich beachtliches Debüt gelungen, das ständig zwischen Komik und Tragik schwankt. Ihr Schreibstil ist frisch und schnörkellos mit einem guten, trockenen Humor. Ihre Figurenpalette reicht vom Oberekel Blok bis zum liebenswerten »Opa« Jozef. Und am Ende mochte ich sie alle gar nicht loslassen. Sie hält die Spannung auf einem guten Level, weil man natürlich wissen will, warum sie nun bei ihrem Freund rausgeflogen ist. Dazu kredenzt De Gryse uns noch so manche Wendung, die alles ordentlich »durchrührt« – um jetzt mal beim Essen und Kochen zu bleiben. Ach ja, bitte nicht mit leerem Magen lesen, es könnte Spuren von Appetit enthalten.

Beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit und doch Direktheit sie die Finger in die Wunde unserer Zeit legt, ohne anzuklagen oder zu bewerten. Und nach meinen kurzen Anfangsschwierigkeiten entwickelte sich eine Geschichte, die mir richtig ans Herz ging. Und die zeigte, dass ein Tiefpunkt noch lange kein Grund ist aufzugeben, wenn man die richtigen Menschen in sein Leben lässt und sein Leben selbst in die Hand nimmt.

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