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Veröffentlicht am 24.05.2024

Sehr unterhaltsam, etwas dramatisch

Yours Truly
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Schreibstil:
Das Buch ließ sich super flüssig und schnell lesen. Der Schreibstil war sehr locker und leicht, sodass die ersten hundert Seiten sich wie zehn anfühlten und ich gar nicht aufhören wollte, ...

Schreibstil:
Das Buch ließ sich super flüssig und schnell lesen. Der Schreibstil war sehr locker und leicht, sodass die ersten hundert Seiten sich wie zehn anfühlten und ich gar nicht aufhören wollte, zu lesen. Ich mochte die große Portion Humor, die auf fast jeder Seite mitschwang und die ernsten Themen der Geschichte etwas abmilderte. Alles in allem werdet ihr aber durch das Buch fliegen!

Zur Geschichte allgemein:
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Erstere ist Briana Ortiz — lebensfrohe Ärztin, die von allen Seiten gemocht wird, aber familiär einiges durchzustehen hat. So wird sie einem jedenfalls gleich zu Anfang vorgestellt. Ich habe mit ihr gut in die Geschichte reingefunden. Die Seiten begannen bereits jetzt durch den lockeren Schreibstil und die zügig voranschreitende Handlung zu fliegen. Was mir allerdings schwer fiel, war, Briana zu durchschauen. Ziemlich lange hatte ich das Gefühl, dass mir zwar gesagt wird, wie sie ist und warum man sie mag, aber es wurde mir nicht begreiflich gemacht. Das Gefühl für sie hat zunächst gefehlt.
Ganz anders war das bei Jacob. Er tappt zunächst etwas sehr unbeholfen durch die Geschichte, aber man kann gar nicht anders, als sich in ihn zu verlieben. Er ist super süß, aufmerksam und lieb und hat im Vergleich zu Briana keine gefestigten Strukturen. Dadurch erlebt man die Handlung aus seiner Sicht nochmal ganz anders und lernt auch Briana ganz anders kennen.

Die Handlung nimmt dann schnell Fahrt dadurch auf, dass die beiden Protagonisten sich durch eine Begegnung auf dem falschen Fuße erstmal nicht so gerne mögen. Bzw. ist Briana abgeneigt, während Jacob eher verzaubert ist;) Das führt dazu, dass sie sich Briefe schreiben. Wer jetzt Angst hat, auf einen Briefroman zu treffen – diese kann ich euch nehmen. Das mit dem Briefeschreiben hört wieder auf, aber so am Anfang war es eine super Abwechslung und hat die Geschichte ganz unkompliziert fix voran gebracht. Das Besondere an den schön und humorvoll geschriebenen Briefen ist nämlich, dass sowohl Jacob als auch Briana darin ausgesprochen ehrlich sind. So lernen sie sich sehr unbefangen näher kennen und können das ursprüngliche Missverständnis schnell hinter sich lassen.
Generell ist die Erzählung lange Zeit sehr ehrlich. Vor allem Briana nimmt kein Blatt vor den Mund und prescht oft genug lieber vor, als zu zögern. Das hat mir super gefallen.
Leider wird es dann nach der Hälfte des Buches circa etwas komplizierter. Die Ehrlichkeit geht verloren und das Drama nimmt Überhand. Teilweise etwas zu viel, was meiner Euphorie über das Buch einen kleinen Dämpfer verpasst hat.

Um das näher zu erklären, muss ich etwas ausholen. Bei der Lovestory hier handelt es sich um Slow Burn mit vielen Faktoren, die sie sehr special machen. Einer davon ist das Thema Fake-Beziehung, aber auch Jacobs antisoziale Störung (das ist definitiv nicht das richtige Wort dafür, aber er kommt auf jeden Fall nicht so gut mit fremden und vielen Menschen klar und fokussiert sich lieber auf gewohntes und kontrollierbares.) spielt da mit rein.
Ich war tatsächlich sehr überrascht darüber, wie lange das mit der Fake-Beziehung andauert. Aber was sie ganz natürlich mitbringt, ist natürlich eine gezwungene Nähe, die zu echter Zuneigung werden kann. So ist es auch bei Jacob und Briana, wobei sie es langsam angehen lassen und auch erst einmal Freunde werden. Beide sind eher unsicher, wenn es um Beziehungen geht, und wollen sichergehen, dass sie nichts falsch verstehen. Das ist teilweise echt süß anzusehen gewesen und es entstehen viele lustige Szenen, in denen man unter anderem auch die wundervollen Nebencharaktere der Geschichte kennenlernt. Sowohl Brianas Freundin Alexa wie auch Jacobs crazy Family inklusive Kettenraucher-Opa und Papagei sind einfach zu cool und haben mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.

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Jacob hat dazu aber noch mit einer anderen Schwierigkeit zu kämpfen, bzw. muss er mit ihr umgehen: er hat eine Störung, die es ihm schwer macht, sich in ungewohnten Situationen und mit fremden Menschen zurechtzufinden. Für mich war es das erste Mal, dass ich von einer Figur mit dieser Störung gelesen habe und deshalb konnte ich es erst auch so gar nicht fassen. Ich konnte mir nichts darunter vorstellen und die Beschreibungen waren dann zunächst etwas gering. Nach und nach fand ich aber, konnte man das immer besser greifen. Es kamen mehr Situationen dazu, in denen die Störung Thema wurde, in denen Briana darauf Rücksicht nahm und letztlich nahm sie dann auch Einfluss auf das Ende. Für mich war das eine runde Sache mit einer schönen persönlichen Entwicklung. Nicht in dem Sinne, dass Jacob am Ende geheilt ist oder so, sondern dass er da völlig offen und vertraut mit Briana und seinem Umfeld mit umgeht und sich dadurch gar nicht mehr so einschränken muss.

Die Beziehung zwischen den beiden war ein Auf und Ab. Mal dachte ich: Okay, auf der nächsten Seite küssen sie sich, fünf Seiten später habe ich mich gefreut, wenn sie nur nett miteinander gesprochen haben. Aber es war ein sehr amüsantes und unterhaltendes Auf und Ab. Es ist süß, wie sie sich kabbeln, unsicher umeinander herumschleichen, gleichzeitig überraschend offen sind und dann wieder in völlig abstrusen Situationen voreinander stehen und plötzlich alles glasklar scheint. Noch besser wurde es, als ich nach und nach mehr Zugang zu beiden erhielt. Durch die unterschiedlichen Perspektiven konnte man den jeweils anderen immer durch die Augen des anderen beobachten und so direkt miterleben, wie sie sich in ihre Eigenarten und Charakterzüge verlieben.

Schade fand ich etwas, dass es relativ wenig Krankenhauscontent gab. Wer hier eine Story a la Greys Anatomy erwartet, der wird enttäuscht. Stattdessen kommt aber noch ein wichtiges medizinisches Thema hinzu, dass definitiv eine Moral der Geschichte bietet und hier in all seinen Facetten beschrieben wird. Es geht um das Thema Organspende. Die Abhängigkeitsbeziehung, die dadurch zwischen Spender:in und Empfänger:in entsteht (und womöglich auch zwischen anderen Angehörigen) hat mir erst ziemlich Bauchschmerzen bereitet. Ich finde sowas als Basis für eine Liebesbeziehung nicht gerade unbedenklich. Zum Glück wurde die Problematik eher umschifft bzw. anders aufgebaut, sodass es nicht so sehr auf diese Weise in den Fokus rückte.
Schön fand ich weiter, dass die Autorin in ihrem Nachwort einen Bezug zu diesem Thema herstellte. Es wirkte dadurch sehr persönlich und authentisch und stößt bestimmt den ein oder anderen Leser:in zum Nachdenken an.

Zum groben Handlungsverlauf möchte ich noch sagen, dass es flott vorwärts ging und die bereits erwähnten positiven Punkte definitiv dem Lesevergnügen beimaßen. Die Geschichte kratzt aber vermehrt in der Mitte und auch später noch manchmal etwas zu sehr an der Überdramatisierung. Da hätte man sich meiner Meinung nach lieber etwas mehr Zeit für einige Szenen nehmen können oder auch die Briefe nochmal wieder zum Gegenstand werden lassen können, um mehr Tiefe zu erzeugen.

Das Ende überzeugt aber dennoch durch seine passende Zusammenführung aller Handlungsstränge und einem Happy End, wie man ihm anfangs entgegenfieberte.

Fazit:
Eine wirklich unterhaltsame Geschichte mit vielen liebevollen Details, humorvollen Szenen und Figuren, die zudem noch wichtige Themen integriert. Mir hat es manchmal etwas an der Tiefe gemangelt, stattdessen wurde dann oft in die Dramatikkiste gegriffen. Das war für mich aber nicht so dramatisch, dass ich deshalb in meinem Lesefluss gestört worden wäre. Es ließ sich super lesen und hat einfach Spaß gemacht!

4 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 21.03.2024

Alle Facetten der Trauer in einer Liebesgeschichte

Somebody to Love – Northern-Hearts-Reihe, Band 1 (Dein SPIEGEL-Bestseller)
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Zum Schreibstil:
Die Autorin schreibt sehr schön flüssig und locker. Was ich besonders schön fand, war, dass sie sich die Zeit nimmt, Sätzen Ausdruck zu verleihen. So nutzt sie ein paar mehr Wörter als ...

Zum Schreibstil:
Die Autorin schreibt sehr schön flüssig und locker. Was ich besonders schön fand, war, dass sie sich die Zeit nimmt, Sätzen Ausdruck zu verleihen. So nutzt sie ein paar mehr Wörter als unbedingt nötig. Mir hat es gefallen, ich kann mir aber auch vorstellen, dass es anderen nicht so sehr gefällt, weil so sehr viel Ruhe in die Geschichte kommt. Es ist nicht ganz so peppig.

Zur Geschichte allgemein:
Die Geschichte wird ungefähr abwechselnd aus den Sichten von Emil und Freya erzählt. Zunächst beginnt es aber mit einem Fakt, der quasi die Grundlage von Allem ist: Hendrik ist tot. Für uns Leser:innen ist das erstmal etwas, was wir hinnehmen, aber nicht fühlen können. Ab da kommen dann die anderen Figuren in Spiel und lassen uns an ihrer Trauer teilhaben.

Die weibliche Hauptprotagonistin ist Freya, die ich gleich sympathisch fand, die es einem aber manchmal nicht ganz so leicht gemacht hat, in sie zu blicken. Sie war Hendriks Freundin und trauert, während die Welt um sie herum sich weiterzudrehen scheint. Irgendwo ist da natürlich eine Lethargie, aber Freya tritt zunächst eher stark auf und befreit sich daraus. Sie lebt ihr Leben weiter und will Hendrik in guter Erinnerung behalten.

Das ist aber gar nicht so leicht, denn Hendrik wird von der Presse eher als Krimineller abgetan und so glauben das auch viele Leute. Die Suche nach der Wahrheit und Hendriks Verteidigung post mortem ist dann quasi das, was die Geschichte hauptsächlich ausmacht.

Die damit verbundene Spannung kommt in Aufwallungen würde ich sagen. Teilweise wird recht seicht erzählt, ohne, dass etwas Großartiges passiert, dann aber entsteht ein Cliffhänger zwischen den Kapiteln und schon nimmt die Story wieder an Spannung auf. So hat sie mich gut durch das Buch gezogen, hat es aber auch nicht so spannend gemacht, dass ich nun keine Minute von dem Buch lassen konnte.

Die Storyline war dafür recht interessant. Immer wieder kommt es zu Situationen, in denen die Perspektiven aufeinanderprallen und die Frage nach der „richtigen“ Art zu trauern aufkommt. Diese Momente fand ich besonders schön und auch bezeichnend für das Buch: die Trauer aller findet hier in all ihren Facetten ihren Ausdruck. Egal ob zum Tode betrübt, munter weitermachend, verleugnend, wütend oder gar ablehnend – in jeder der Figuren findet man eine Facette der Trauer wieder und liest in einem sehr authentischen Stil davon, wie diese Menschen mit ihrer Art umgehen, sich auf andere Menschen auswirken oder auch schlicht Freya in ihrem Tun und Denken beeinflussen. So waren die Nebenprotagonisten erstaunlich stark, weil sie in ihrer Facette total aufgingen und bei uns Leser:innen für Emotionen sorgten, die über Freya und Emil allein nicht aufgekommen wären. Am besten haben mir da Lene und der Vater gefallen.

Denn natürlich ist es keine leichte Situation, denn Freya trauert nicht nur, es gibt da auch noch Emil, den männlichen Hauptprotagonisten. Er ist Hendriks Bruder und damit für Freya nicht nur eine wichtige Stütze, sondern auch Tabu, oder? Die Geschichte nimmt sich viel Zeit dafür, um die beiden in der Rahmenhandlung der Wahrheitsfindung zueinander finden zu lassen. Es ist Slow Burn, definitiv. Aber das vor allem, weil da eben diese vermeintlichen Hürden der Gesellschaft sind, die bei allen immer wieder zu Blockaden führen. In ihrer kleinen Bubble aber lesen wir Leser:innen wie die beiden ganz zart Gefühle füreinander entwickeln und sich dazu viele Gedanken darum machen, was nun darf oder nicht. Dadurch war die ganze Situation als Leser:in auch gar nicht komisch oder merkwürdig. Die Liebe in den Zeilen kam bei uns an und das war eine große Stärke dieses Buches: die Authentizität.

Was ich allerdings etwas schade fand, war, dass wir zwar Freyas Trauer spüren, ihre vorherige Beziehung aber gar nicht so fassbar war. Zwischendurch gibt es immer wieder kleinere Kapitel, die die Geschichte der Drillinge über die Jahre erzählt. Das fand ich super, um das Band der drei Geschwister deutlich zu machen. Vielleicht hätte sowas aber auch in Bezug auf Freya und Hendrik als Paar nicht geschadet, damit man einfach noch mehr in den Zwiespalt zwischen die beiden Brüder gerät. Gut für mich natürlich, weil es so nicht ganz so dramatisch war, aber manchmal tut es auch gut, Drama zuzulassen.

Weiter mochte ich die Location der Story total gerne. Drammen und seine verwunschene Fjorde, dazu passend Freyas Hobby das Schnitzen. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass das noch ein bisschen mehr aufgegriffen worden wäre. Allerdings war das Buch so schon lang, noch mehr Seiten hätte es wohl nicht gebraucht.

Cool fand ich außerdem, dass man zwar Vermutungen anstellen konnte, die Auflösung dann aber einfach nochmal etwas anders und sehr einfallsreich war, ohne übertrieben zu wirken. So hat auch das Ende für mich sehr gut zum Rest des Buches gepasst und ich freue mich schon auf den nächsten Band, denn es gibt einiges an Potential, das da noch aufgegriffen werden kann.

Fazit:
Ein wirklich sehr schönes, ruhiges Buch mit einer wohligen Location und einer Slow Burn Liebesgeschichte, die in ihren Emotionen zu mir dringen konnte. Ich mochte vor allem, wie hier mit Trauer umgegangen wird und wie viel Wert auf die Authentizität und das Facettenreichtum gelegt wurde. Zwischendurch war es vielleicht alles einen Tick zu seicht, aber das hat mich nicht wesentlich gestört.

4 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 08.03.2024

College-Romance zum Einsteigen

Lakestone Campus of Seattle, Band 1: What We Fear (SPIEGEL-Bestseller mit Lieblingssetting Seattle)
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Zum Schreibstil:
Die Autorin schreibt locker und sehr flüssig. Mir ist nichts Besonderes aufgefallen, sodass ihr auf jeden Fall beim Lesen den vollen Fokus auf die Geschichte an sich legen könnt. Positiv ...

Zum Schreibstil:
Die Autorin schreibt locker und sehr flüssig. Mir ist nichts Besonderes aufgefallen, sodass ihr auf jeden Fall beim Lesen den vollen Fokus auf die Geschichte an sich legen könnt. Positiv zu erwähnen ist aber auf jeden Fall, wie mit der Stummheit des Protagonisten auch hinsichtlich des geschriebenen Wortes verfahren wurde. Das wurde nämlich immer sehr gut durch kursiv oder fettgedruckte Buchstaben deutlich gemacht, sodass es gut erkennbar war.

Zur Geschichte allgemein:
Die Geschichte beginnt so klassisch und gleichzeitig so unklassisch wie es geht. Denn hier prallen zwei Welten aufeinander: Harlow, die kurz davor steht, ins Gefängnis zu kommen und dann die typische „Ich kipp Kaffee über dich“-Begegnung mit Zack. Das steht auch so ziemlich für den kompletten Verlauf der Handlung. Einerseits bleibt es sehr klassisch und unaufgeregt, auf der anderen Seite ist da Harlows dunkle Seite, die immer wieder interessante Facts in die Geschichte bringt und letztlich auch für Aufregung und Wendungen sorgt.

Aber fangen wir vorne an: Grundsätzlich bin ich kein Fan von Geschichten, die auf Lügenkonstrukten aufgebaut sind, weil es einfach zu vorhersehbar auffliegt. Harlow aber lüftet ihre Geheimnisse wie eine Matroschka und am Anfang ist diese fest verschlossen. Sie hat einiges für ihre Familie riskiert und ist ein wenig abgestumpft, was die Grenzen des Legalen betrifft. Dadurch kommt bei ihr zwar manchmal ein leichtes Unwohlsein auf, echte Panik oder Angst kommt aber nicht so richtig bei den Leser:innen an. Dafür gibt es dann ihr Umfeld, das die „normale“ Reaktion widerspiegelt. Das fand ich ganz gut gemacht.
Was ich an ihr allerdings nicht so gut fand, war, dass sie die Welten eigentlich bis zuletzt so stark voneinander trennt. Genau das wird auch zwischen ihr und Zack und ihr und ihren Freunden zum Thema und damit problematisiert, aber auch für mich als Leserin war es an einigen Stellen schwer zu verstehen, warum sie nicht einfach mit der Sprache rausrückt.
Ich glaube, dieses Unverständnis resultierte daraus, dass man ihr Opfer für ihre Familie und die Krankengeschichte ihres Bruders nur als kurze Information über die Vergangenheit vermittelt bekommt und damit keine Gefühle ihrerseits mitbekommt. Man konnte in dem Moment dann nicht die Panik fühlen, die eigentlich in ihr geherrscht haben muss.

Zack ist ganz anders als Harlow. Er „spricht“ direkt an, was ihn berührt und bringt dadurch die Beziehung auch recht schnell voran. Ich fand es großartig, wie er mit seiner Stummheit umging – nämlich ganz normal. Generell hat das Buch diese Einschränkung auf Ebene des Erzählens als nicht weiter außerordentlich hingenommen. Innerhalb der Geschichte wird es zum Thema und zwar auf sehr schöne und fortschrittliche Art und Weise. Der Umgang aller damit ist vorbildlich und integrativ.
Das ist vielleicht auch mein einziger Kritikpunkt an der ganzen Thematik: es verlief alles zu vorbildlich. Keine Schwierigkeiten, keine Anfeindungen, keine Einschränkungen für Zack. Das ist zwar toll und sollte definitiv so sein, ich denke aber schon, dass es realistischer wäre, zumindest zu erwähnen, dass ihm irgendwo die Stimme fehlt. Beispielsweise wenn er vor einem Hotel steht, angesprochen wird, ob er einchecken will und gerade keinen Zettel dabei hat. Nicht alle Menschen auf Erden verhalten sich dann logisch, es gibt bestimmt auch welche, die mit Emotionen reagieren und das fehlte mir ein wenig. Die Authentizität.

Der durch Harlow eingeflochtene Handlungsstrang des Hackens fand ich super spannend. Ich habe keine Ahnung von der Thematik, konnte mir aber durch die Schilderungen der Autorin viel drunter vorstellen. Es sorgt einfach für Spannung, ungeahnte Wendungen, Gedankenkarussels und auch Krisen in der Beziehung zwischen Zack und Harlow. Gut, fand ich außerdem, dass es so sehr mit ihrem Verbleib am Campus verbunden ist, sodass es immer um mehr ging.

Kommen wie also zu den Krisen. Tatsächlich war es nur eine einzige Krise: Du sagst mir nicht alles von dir. Das wurde immer wieder zum Thema und hat mich dann immer nur so halb mitgenommen, weil es bei jedem Mal nicht so richtig explodierte, sondern sich eher im Sande verlief. Sie haben kurz nicht mehr geredet, dann ist der eine auf den anderen zugegangen und es ging weiter. Dabei öffnen sie sich natürlich immer weiter und lernen sich besser kennen, mir fehlte aber gleichzeitig ein wenig die Detailarbeit in ihrer Beziehung. Das Dazwischen hatte wenig Inhalt. Es beschränkte sich eigentlich nur auf die App und das Lernen für die Prüfungen. Gerade im Hinblick auf Zacks Panikattacken, die zwar vernünftig ausgearbeitet aber danach quasi vergessen werde, seinen Zwiespalt bezüglich seines Studiums und auch Harlows Bruder und ihrer Liebe zu ihrer Familie. Vielleicht auch Zacks Eltern als Gegenstand eines Gesprächs. Da hätte meiner Meinung nach einfach noch viel kommen können, was zugunsten der Hackergeschichte liegen geblieben ist.

So geht es oft ums Lenen, ums Schweigen und um das Hacken und ich muss gestehen, dass ich nicht immer im Lesefluss war, sondern mich manchmal auch zwingen musste, weiterzulesen.

Das Ende war dann ganz gut, blieb aber weiterhin auf dem Level der restlichen Geschichte. Süß und locker leicht, happy und mit ein paar Leerstellen. Die Panik in Bezug auf Zacks Verbleib zum Beispiel konnte ich gar nicht richtig nachempfinden.

Positiv betonen muss ich zum Schluss noch die anderen Protagonisten. Sie alle sind super sympathisch und bekommen Zeit, sie selbst zu sein. Das macht natürlich neugierig auf mehr.

Fazit:
Mir hat die Geschichte vor allem in Hinblick auf die Stummheit des Protagonisten gefallen. Die Protagonisten an sich sind sehr zart und fein gezeichnet und harmonieren super miteinander. Generell ist auf dem Lakestone Campus das Gemeinschaftsgefühl gut spürbar und es war leicht, sich fallen zu lassen. Die Hackerthematik hat für Spannung und interessante Wendungen gesorgt, konnte mich aber letztlich nicht ganz an das Buch fesseln. Für mich war es ein gelungener Auftakt mit kleineren Schwächen in der Detailverliebtheit. Zudem ist es recht klassisch gehalten.

4 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 24.08.2023

Mit Potential nach oben

The Darkest Gold – Die Gefangene
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Klappentext:
Ich bin das lebende Symbol der Macht von König Midas. Die Macht, alles in Gold zu verwandeln, was er berührt. Für Außenstehende bin ich nur seine goldene Hure, aber für Midas bin ich mehr. ...

Klappentext:
Ich bin das lebende Symbol der Macht von König Midas. Die Macht, alles in Gold zu verwandeln, was er berührt. Für Außenstehende bin ich nur seine goldene Hure, aber für Midas bin ich mehr. Ich war schon bei ihm, bevor er König wurde. Ich war bei ihm, als wir nur einander hatten. Er hat mir damals versprochen, dass er für meine Sicherheit sorgen würde. Und das hat er getan. Obwohl ich meine Freiheit opfern musste, bin ich sicher – bis Krieg und Verrat unser goldenes Schloss erreichen. Bis mein Vertrauen in Midas erschüttert wird. Bis ich die Monster kennenlerne, vor denen er mich schützen sollte …

Schreibstil:
Das Buch ließ sich gut und flüssig lesen und war mit viel Spannung durchzogen. Ich konnte alles sehr gut nachvollziehen und war fasziniert, wie schnell die Autorin es schafft, die Welt immer weiter zu erweitern. Was ich vielleicht etwas anstrengend fand, war, dass viele Sätze etwas künstlich in die Länge gezogen werden, um sie noch eindrucksvoller zu machen, bzw. noch mehr Emotionen zu erzeugen. Das bewirkte bei mir eher den gegenteiligen Effekt.

Zur Geschichte allgemein:
Wenn man an einen goldenen Käfig denkt, hat man gleich ein Bild vor Augen. Jemanden, der weggesperrt ist, um beschützt zu werden, gleichzeitig aber gar kein Leben mehr hat. Bei Auren ist es genauso. Sie sitzt in ihrem Käfig und sieht quasi dabei zu, wie die anderen leben, während sie in den immer gleichen Routinen und Räumen gefangen ist. Anfangs musste ich mich erstmal in diesem Leben zurecht finden, denn es wird nur nach und nach aufgeklärt, was wie möglich ist. Ob zum Beispiel je jemand in ihren Käfig kommt oder sie ihn je verlassen darf, wie es überhaupt funktioniert, dass sie innerhalb ihrer Gitterstäbe eine Geliebte des Königs sein kann. Das alles wird sehr sparsam an uns Leser:innen weitergegeben. Gerade anfangs entstehen dadurch Längen. Man wartet darauf, dass etwas passiert, weiß aber auch nicht, wie viel man erwarten darf.

An Midas Hof ist alles aus Gold und Auren das große Geheimnis. Durchbrochen wird alles, indem ein anderer König im sechsten Reich auftaucht. Alles ist recht sexuell aufgeladen und von Gewalt geprägt. Das ist für die Welt, in der die Figuren leben, nur natürlich, beschränkt aber auch vieles auf Lust und Triebe. Midas möchte mehr Gold, mehr Macht, der andere Frauen und Gold und eigentlich ist Auren nur ein Spielstein in diesem ganzen Herumgeschubse. Das macht es gleichzeitig aber auch unheimlich spannend, denn Auren wird durch die zunehmende Bedrohung wachgerüttelt. Am Anfang des Buches war sie mir viel zu happy in ihrem Käfig. Hat sich kaum Gedanken um Freiheit und ein Leben gemacht. Nach und nach wird das zum Glück mehr. Wenn auch langsam.

Nach einem langsamen Start nimmt die Geschichte so Fahrt auf. Es tauchen Gegenspieler auf, die Welt wird ständig durch Wesen, Magie oder Möglichkeiten erweitert und Auren immer mehr zu einem Rätsel. Ich konnte sie bis zuletzt sehr schlecht einschätzen – um dann herauszufinden, dass es um viel mehr ging. Das war wirklich gut gemacht. Aus dem Vögelein im Käfig wird eine Powerfrau, die diverse Geheimisse hütet und gezwungen wird, ihre Welt in Frage zu stellen.

Nach dem holprigen Start und kleinen Längen wurde die Handlung so immer spannender. Zuletzt konnte ich gar nicht mehr aufhören, zu lesen. Das Ende macht definitiv Lust auf mehr und hat noch einiges offen gelassen, bzw. angeteasert, von dem ich mehr erfahren will.

Ich wünschte, ich könnte die Sonne am Himmel festbinden. Aber Wünsche werden an die Sterne gerichtet, und die kriege ich sowieso kaum je zu sehen.

THE DARKEST GOLD. DIE GEFANGENE – RAVEN KENNEDY, SEITE 102
Fazit:
Die Geschichte brauchte ein wenig, um so richtig in Fahrt zu kommen, wurde zum Ende hin aber richtig spannend. Die Hauptprotagonistin war geheimnisvoll und stark, wenn auch über Passagen hinweg etwas zu gemütlich. Die Welt bietet Potential für viel mehr, von dem wir hoffentlich in Band 2 lesen werden. Ich hätte niemals mit so vielen Fantasyelementen gerechnet. Wirklich spannend!

4 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 10.08.2023

Authentisch thematisiert

Just one night in Rome
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Hello ihr Lieben

Hello ihr Lieben<3
seid ihr schonmal für lange kurze Zeit irgendwo hingereist und habt gedacht: Wenn ich da nun jemanden finde, hätte es keine Zukunft? Ich schon. Drei Monate in der Stadt, drei Monate dort oder auch nur ein dreiwöchiger Urlaub irgendwo. Eine Urlaubsliebe in Italien zum Beispiel hat keine Chance, schließlich ist die Distanz zu groß und gleich umziehen will man ja auch nicht. Was aber, wenn man nicht mit dieser klaren Logik argumentiert? Wenn man sich darauf einlässt und daran glaubt, dass es schon irgendwie klappen wird? Bereit ist, zu kämpfen? Das sind dann die Lovestorys, die erzählt werden und geradezu unreal klingen. Weil man selten so ein Wagnis eingeht. Es spricht ja auch viel dagegen… oder?

Zur Info: Dies ist der erste Band einer zusammenhängenden Dilogie.

Klappentext:
Als Josie ihre Italienreise bucht, will sie vor allem eins: ihrem Ex und der Männerwelt im Allgemeinen entfliehen. Im schönen Rom teilt sie sich ihr Hostel-Zimmer ausgerechnet mit dem Weltenbummler Leo. Der Chilene sieht nicht nur unverschämt gut aus, er bringt Josie mit seinen hartnäckigen Fragen auch so aus dem Konzept, dass sie ihre Lebensentscheidungen hinterfragt. Leo lädt sie auf das Abenteuer ihres Lebens ein: eine magische Nacht durch die Straßen Roms. Die Funken sprühen gewaltig, doch Leo wohnt am anderen Ende der Welt und Josie weiß nicht, ob sie ihn je wiedersehen wird. Ist eine Nacht voller Abenteuer genug, um ihr ganzes Leben umzukrempeln?

Schreibstil:
Tiziana Olbrich hat mich mit diesem Buch wieder total in ihren Bann gezogen. Sie schreibt super leicht und flüssig und super kurzweilig. Ich wurde vom Ende des Buches wirklich überrascht. Es fühlte sich keineswegs an wie über 300 Seiten. Love it!

Zur Geschichte allgemein:
Die Story beginnt ohne große Einleitung in Rom. Josie ist dort allein unterwegs, nachdem sie sich on ihrem Freund getrennt hat. Wieso, weshalb, warum weiß man zunächst nicht, auch nicht so wirklich, wer Josie überhaupt ist. Sie ist einfach da und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Das findet sich als Motiv ganz oft in dem Buch wieder, dass im Moment gedacht wird und nicht so sehr in Vergangenheit und Zukunft. Für die Thematik ist das ganz passend, denn schließlich erfordert es die Situation, dass einmal nicht alles zerdacht wird, sondern einfach genossen und gelebt wird. An anderen Stellen entsteht dadurch aber auch eine Art Schwebephase, in der man nicht genau weiß, wohin es führen soll, bzw. wann wieder etwas passiert. Das entschleunigt die Geschichte auf eine bestimmte Art, die aber gut zu lesen ist, weil sie so sehr im Kontrast steht zu dem, was am Anfang der Geschichte geschieht. Und genau dorthin springe ich jetzt erstmal zurück:

Auf den ersten Seiten passiert das, was für den Rest des Buches maßgeblich ist: One Night in Rome. Und die hat es in sich. Josie und Leo verstehen sich sofort bestens. Da ist aber auch dieses Fremde zwischen ihnen. Sie können noch Sachen verschweigen, umformulieren oder schlicht lügen, sie erfinden sich teilweise selbst in einem Spiel neu und sie träumen und genießen, ohne der Realität Platz einzuräumen. Die Autorin hat das meiner Meinung nach sehr schön so gemacht, denn die beiden fühlen sich zwar irgendwie sehr nah und entwickeln Gefühle, gleichzeitig aber befinden sie sich weit entfernt von ihrem Alltag und haben letztlich nur eine einzige Nacht zusammen. Dadurch sind es nicht gleich die mega tiefen Gefühle und die himmelhoch jauchzende Verliebtheit, aber es ist doch mehr, als eine Bekanntschaft oder Freundschaft. Es könnte was werden, aber haben die beiden die Chance dazu?

Sie lässt die beiden dann ganz verschieden auseinandergehen. Josie wird nachdenklich, ist bereit, in ihren Alltag zurückzukehren und macht auch Ansätze, alles auf genau das zu schieben, was wir alle denken würden: Es hat sowieso keine Zukunft. Leo dagegen ist abenteuerlicher, wagemutiger und vielleicht auch naiver. Euphorisch schmiedet er Pläne, Josie muss nur mitziehen. Dadurch, dass die beiden so gegensätzlich agieren, müssen sich beide damit beschäftigen, sich in den anderen hineinzuversetzen. Ist das, was sie gerade machen der richtige Weg oder sollten sie lieber so wie der andere agieren? Ich fand, das war ein aufregendes Wechselspiel, denn irgendwo haben beide Recht. Es ist logisch durchdacht unpraktisch und unrealistisch, es könnte mit etwas Mut aber auch zu etwas ganz Großem werden.

Die Geschichte verläuft so auf den nächsten Seiten bis zum Ende eher gemäßigt, zieht sich viel in die Gedanken der Protagonisten zurück, versucht aber auch, den Alltag der beiden begreifbar zu machen. Einerseits war das entschleunigend, andererseits wird es durch ein Ultimatum aber auch zu einem spannenden Abwägen. Wofür wird sehr wer entscheiden?
Große Tiefe bei Gefühlen und Emotionen entsteht dabei nicht. Das fand ich aber auch nicht schlimm, weil die beiden sich vielmehr erstmal mit sich selbst auseinandersetzen müssen, bevor sie an sowas denken können. Das macht ja auch Sinn, denn eine Nacht kann ein Leben verändern, muss es aber nicht und das, worüber die beiden nachdenken, könnte ihr Leben von Grund auf verändern, oder aber auch nicht.

Mir hat dieses Spiel einfach sehr gefallen. Von Josie erfährt man immer ein wenig mehr und wird auch mit zu ihrer Arbeitsstelle genommen. Auch da ist es ein Auf und Ab inklusive Exfreund. So ganz schwarz und weiß ist die Welt nicht einteilbar und das wird auch deutlich, wenn man sie verfolgt. Es hat alles seine guten und seine schlechten oder nicht so schönen Seiten und es liegt an einem selbst, wie man damit umgeht.

Das Ende des Buches ist ein Ende, denn Entscheidungen werden getroffen, gleichzeitig ist es aber auch ein Cliffhänger, denn wir Leser:innen würden natürlich gerne noch viel mehr erfahren. Für mich war es aber genau richtig so, denn dieses Spiel hat mehr als einen Zug zum Ende verdient.

Etwas mäkeln kann ich vielleicht daran, dass der Mittelteil manchmal etwas zu seicht und auch irgendwie zu kurz wirkt. Nicht, weil man noch länger auf die Folter gespannt hätte werden wollen, sondern vielmehr, weil man sich hinterher fragt, was eigentlich auf den letzten hundert Seiten passiert ist. Ich habe mich aber nicht gelangweilt, somit ist es höchstens eine Anmerkung:)

Fazit:
Eine Geschichte, die die Thematik des Verlieben auf den ersten Blick bzw. den Schritt ins Unbekannte super gut herausstellt und bearbeitet. Es ist keine typische Liebesgeschichte, sondern vielmehr eine Geschichte, die von der Liebe angestoßen wird und zur Suche nach sich selbst bzw. dem, was man vom Leben will, führt. Ich fand alles sehr gut nachvollziehbar und authentisch und denke, dass in Band 2 dann auch noch unsere Lovestory kommen wird:)

4 von 5 Sterne von mir.

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