Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Lesejury Star
offline

schnaeppchenjaegerin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit schnaeppchenjaegerin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2023

Lebendige Romanbiografie über die Hauslehrerin der zukünftigen Queen Elizabeth, die deren Kindheit und Jugend eindrücklich schildert und einen unverfälschten, interessanten Blick auf die Royals gibt

Teatime mit Lilibet
0

Marion Crawford ist Lehrerin und lebt mit Anfang 20 in Edinburgh bei ihrer Mutter. Sie engagiert sich für die Armen, unterrichtet auch ehrenamtlich und möchte sich auch zukünftig um die Kindern in den ...

Marion Crawford ist Lehrerin und lebt mit Anfang 20 in Edinburgh bei ihrer Mutter. Sie engagiert sich für die Armen, unterrichtet auch ehrenamtlich und möchte sich auch zukünftig um die Kindern in den Slums bemühen, um ihnen mit Bildung ein besseres Leben zu ermöglichen.
Als Marion das Angebot erhält, als Gouvernante für die königlichen Kinder in England zu arbeiten, möchte sie deshalb ablehnen, lässt sich jedoch von ihrer Schuldirektorin überreden, da sie auch dort etwas bewirken könne. So nimmt sich Marion vor, der wohl behüteten stets in Rüschen gekleideten Elizabeth das echte Leben zu zeigen, unterrichtet sie nicht nur, sondern macht mit ihr Ausflüge in die Stadt, fährt U-Bahn oder geht mit ihr ins Kino. Lilibet blüht dabei regelrecht auf, legt ihr Zwangsverhalten ab und begeistern mit ihrer offenherzigen Art die Bevölkerung.
Marion, die oft nur über ihre Arbeitgeber und die gesamte königliche Familie staunen kann, möchte ihre Anstellung mehrfach aufgeben, da sie sich stets im Zwiespalt zwischen Arm und Reich befindet, in Bezug auf ihren Unterricht anfangs Kämpfe ausfechten muss und persönlich an Einsamkeit im königlichen Haushalt leidet, ist sie doch weder ein Mitglied der Familie noch hat sie die Möglichkeit, Freundschaften zu pflegen oder die Liebe auf der anderen Seite zu finden.

"Teatime mit Lilibet" schildert die Kindheit und Jugend der zukünftigen Queen aus der Sicht ihrer treuen Gouvernante Marion Crawford, die sie sechzehn Jahre begleitete, unterrichtete und als Ersatzmutter fungierte. Die Erzählung wirkt dabei so offen und ehrlich, mit einer Hingabe für die jungen Prinzessinnen und mit Respekt, aber auch einem mutigen Eintreten für ihre Vorstellungen und Werte im Hinblick auf die Erziehung der Kinder, dass man als Leser das Gefühl erhält, einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der Schlossmauern zu bekommen. Selbst wenn man skeptisch in Bezug auf Königshäuser und die Monarchie ist, wirken die Royals mit ihren Macken, ihrem mal bodenständigen Verhalten und nüchternem Blick auf die Welt und ihrem dann wieder weltfremden Ansichten sehr nahbar.
Die wiedergegebenen Dialoge zwischen den jungen Schwestern, wie Elizabeth Margaret die Welt erklärt und die Schilderungen der Persönlichkeiten der Prinzessinnen - der vernünftigen Elizabeth und der Rabaukin Margaret zeugen von der Fürsorge und Liebe Marions für ihre Schützlinge.

Neben Einblicken in den Alltag der zukünftigen Königinnen und Könige ist die auf realen Hintergründen basierende Geschichte anschaulich in den historischen Kontext eingebettet. Armut, Wirtschaftskrise, Aufstände und die Vorboten und der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges runden die Geschichte um die Erziehung der Prinzessinnen ab.

Wenn man nicht ganz so vertraut mit den familiären Strukturen der Royals der 1930er-Jahre ist, überfordert die Anzahl der Personen, Titel und zum Teil unterschiedlichen Namen ein wenig, weshalb ein abgedruckter Stammbaum im Buch hilfreich wäre.

Die Mischung aus Familienleben im Königshaus, politischer (Welt-)lage und den persönlichen Zweifeln Marions macht die Geschichte trotz einzelner Längen bei Schilderungen des königlichen Alltags abwechslungsreich und rund.
Als lebendige Romanbiografie ist "Teatime mit Lilibet" eine Hommage an Marion Crawford, die das Leben der zukünftigen Queen positiv beeinflusst und mit Sicherheit ein Stück menschlicher hat werden lassen, die jedoch nach der Veröffentlichung des Buches "Die kleinen Prinzessinnen" von der königlichen Familie regelrecht geächtet wurde.
Trotz der im Nachhinein undankbaren Haltung gegenüber Marion Crawford, wirft das Buch einen positiven Blick auf die Königsfamilie, die ihre Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt und ungeachtet aller menschlichen Züge aber eben aus den Standesschranken nicht ausbrechen kann - mit allen Vor- und Nachteilen, die sich aus den Privilegien ergeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.08.2023

Melancholische Familiengeschichte über verpasste Chancen, die Sehnsucht nach Verbindungen, Schuld und Versöhnung, die empathisch geschildert ist

Auf dem Wasser treiben
0

An ihrem 55. Geburtstag wird Hannah von ihrem Ehemann mit einer Gartenparty mit 55 Gästen überrascht. In einem Gast glaubt sie John erkannt zu haben. John, der Vater ihrer drei Kinder, der die Familie ...

An ihrem 55. Geburtstag wird Hannah von ihrem Ehemann mit einer Gartenparty mit 55 Gästen überrascht. In einem Gast glaubt sie John erkannt zu haben. John, der Vater ihrer drei Kinder, der die Familie vor 23 Jahren verlassen hatte. Hannah verschwindet noch am selben Abend spurlos. Ihre Kinder Fred, Emma und Stefan machen sich Sorgen und gehen von einem Zusammenbruch aus, denn Johns Verschwinden hatte Hannah damals schwer getroffen. Doch John ist schon lange verstorben, weshalb sie nicht begreifen, was Hannah jetzt auf einmal klären möchte.
Neben der Sorge um die Mutter sind vor allem Stefan und Emma mit eigenen Problemen beschäftigt. Stefan versteht nicht, warum keine Beziehung von ihm hält und warum ihn alle geliebte Menschen verlassen. Emma hat ihre Scheidung nicht verwunden und denkt immer noch an ihren Exmann Georg, der inzwischen wieder verheiratet ist und eine Tochter hat.
Der Roman ist aus unterschiedlichen Perspektiven der handelnden Personen geschrieben, wobei der Schwerpunkt auf den beiden Geschwistern Stefan und Emma liegt. Beide sind auf ihre Weise einsam, verbergen jedoch ihre wahren Gefühle. Geheimnisse und Schweigen prägen seit Jahren die Familie, beginnend beim Vater, der die Familie wegen eines Geheimnisses verlässt bis zur Mutter, die viel zu lange an einer Lebenslüge festhält. Beide tun dies unabhängig voneinander mit guten Absichten, um ihre Kinder zu schützen und vor Schmerzen zu bewahren.

Die Geheimnisse werden im Verlauf der Geschichte, die sich nur über wenige Tage erstreckt, allmählich gelüftet, offenbaren allerdings keine großen Überraschungen, denn durch die Perspektivwechsel erhält man schon frühzeitig eine Ahnung über den weiteren Handlungsverlauf. Auch ohne weitreichende Wendungen ist der Roman durch die tiefen Einblicke in die Gefühlswelt der Hauptfiguren abwechslungsreich und berührend. Neben der Aufdeckung der Wahrheit über das Verschwinden der Mutter und des Tods des Vaters ist eindringlich geschildert, wie die Familie wieder zusammenfindet und wie vor allem die Geschwister, die sich voneinander entfremdet hatten, wieder eine Verbindung finden und sich damit auch aus ihrer Einsamkeit befreien können. Die Symbolik des Wassers und die enge Verbundenheit der Protonen zieht sich dabei wie ein roter Faden durch den Roman und macht die Geschichte, die mit einem Fall ins Wasser, der so viel auslöste, beginnt und mit einem gemeinschaftlichen Baden der Geschwister in der Donau endet, rund.

"Auf dem Wasser treiben" ist eine melancholische Familiengeschichte über verpasste Chancen, die Sehnsucht nach Verbindungen, Schuld und Versöhnung, die empathisch geschildert ist und zeigt, welche Auswirkungen Erlebnisse aus der Kindheit auf das weitere Leben haben können. Dabei ist erhebend zu sehen, wie die Familie durch ihr unfreiwilliges Abenteuer zusammenfindet und sich jeder einzelne mit seiner Situation versöhnen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.08.2023

Ein Sommernachtsalbtraum - spannender, wendungsreicher Roman über ein nicht enden wollendes Martyrium.

Stille Befreiung
0

Mit achtzehn Jahren ist Sandra zum ersten Mal verliebt, wird schwanger und stürzt sich trotz Warnungen ihrer Mutter und Großmutter vor ihrem Zukünftigen und seiner dysfunktionalen Familie blauäugig in ...

Mit achtzehn Jahren ist Sandra zum ersten Mal verliebt, wird schwanger und stürzt sich trotz Warnungen ihrer Mutter und Großmutter vor ihrem Zukünftigen und seiner dysfunktionalen Familie blauäugig in eine Ehe. Schon am Tag nach der Hochzeit ist Sandra ernüchtert, denn Ronnie, der ihr zuvor bereitwillig jeden Wunsch erfüllt hatte, stellt sich als Hochstapler heraus. Die gemeinsame Wohnung im Haus seiner Mutter muss erst entrümpelt werden und sein Reparaturgeschäft steht vor der Pleite. Nach der Geburt ihrer Tochter muss sich Sandra zudem mit ihrer psychisch instabilen Schwiegermutter auseinandersetzen, die das Kind als ihr Schätzchen an sich reißt und sich tagtäglich mit dem Säugling im Wohnzimmer verbarrikadiert.
Sandra ist resigniert und hilflos, kann sich nur mit Hilfe ihrer Freundin Carina und ihrer Eltern über Wasser halten. Durch ihre Mutter bekommt sie auch ein Jobangebot, das sie unabhängig von ihrem Mann und ihrer Schwiegermutter macht und ihr Selbstbewusstsein stärkt. Doch die Anstellung als Pflegerin für die behinderte Rebekka stellt sich nur anfangs als Akt der Befreiung dar, kommt Sandra doch von einer Hölle in die nächste.

"Stille Befreiung" ist als Roman deklariert, liest sich jedoch wie ein Psychothriller, auch wenn die Spannung sich durch die ausführliche Erzählweise sehr langsam aufbaut.
Die Handlung wird rückblickend aus der Sicht von Sandra geschildert, vom Kennenlernen Ronnies, dem Verliebtsein über die frühe Hochzeit, finanzielle Not und die unsäglichen Bedingungen im Haus der Schwiegermutter. Ein weiterer Erzählstrang zwei Jahre nach der Hochzeit schildert, wie sich Sandras Lage durch ihre Naivität und Leichtgläubigkeit verschärft hat und sie um ihr eigenes Leben und das ihrer Tochter bangen muss.
So herrscht von Anbeginn eine unheimliche Stimmung mit der Aussicht, dass Sandra auf eine Katastrophe hinsteuert. Die Geschichte ist dabei keineswegs vorhersehbar, denn die Charaktere sind manipulativ und die Grenzen zwischen Gut und Böse nicht einfach zu ziehen.

Der Roman handelt von Missbrauch, körperlicher und seelischer Gewalt und wie schnell man aus Angst und Scham in eine Situation geraten kann, die man nicht unter Kontrolle hat und aus der man sich aus eigener Kraft nicht mehr zu befreien können scheint. Während eine unbekannte Bedrohung unterschwellig lauert, sind die Schilderungen aus Sandras Sicht eindrücklich und lebendig, als handelte es sich um einen Tatsachenbericht.
"Stille Befreiung" ist wendungsreich, spannend und beklemmend, während die Erzählung auf Sandras "Sommernachtsalbtraum" zusteuert. Das Ende des Martyriums wird im Vergleich zur ausführlichen Schilderung von alltäglichen Banalitäten etwas lieblos knapp abgehandelt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.08.2023

Eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, jahrelanges Schweigen und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

Bei euch ist es immer so unheimlich still
0

Wenige Monate vor dem Fall der Mauer kehrt Silvia Borowski aus Berlin in ihre schwäbische Heimatstadt Ildingen zurück. Mit im gestohlenen Polo ihres Mitbewohners hat sie ihre wenige Wochen alte Tochter ...

Wenige Monate vor dem Fall der Mauer kehrt Silvia Borowski aus Berlin in ihre schwäbische Heimatstadt Ildingen zurück. Mit im gestohlenen Polo ihres Mitbewohners hat sie ihre wenige Wochen alte Tochter Hannah, von der ihre Mutter bisher nichts weiß. Evelyn nimmt die beiden stoisch bei sich auf ohne viele Fragen zu stellen.
Evelyn ist eine "Neigschmeckte" und hat sich in ihrer neuen Heimat Ildingen nie wohlgefühlt. Auch als sie den einheimischen Karl in den 1950er-Jahren heiratete, änderte das wenig an ihrem Gefühl der Ausgeschlossenheit. Ihr Unzufriedenheit verstärkt sich, als sie nach der Geburt ihrer Tochter Silvia ihren Beruf als Ärztin aufgeben muss und nur noch "Frau Doktor" ist, weil ihr Mann Chirurg ist. Zu ihrer Tochter findet sie keine richtige Nähe und fühlt sich unter den scharfen Augen der Kleinstadt als schlechte Mutter, wenn Silvia nicht den Erwartungen entspricht.

"Bei euch ist es immer so unheimlich still" erzählt die Geschichte von Evelyn in den 1950er-Jahren bis in die 1970er-Jahre, als sie ihren Beruf aufgibt und eine Familie gründet und von ihrer Tochter Silvia, die 1989 nach langen Jahren der Abwesenheit in ihre Heimat zurückkehrt, wo eine Aussprache mit ihrer Mutter überfällig ist. Der Roman schließt damit die Lücken des Bestsellers „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“, in der die Enkelin Hannah ihre Familiengeschichte erforscht, kann jedoch auch alleinstehend und ohne Vorwissen des Vorgängers gelesen werden.

Evelyn und Silvia sind gegensätzliche Charaktere. Während Silvia die rebellische Ausbrecherin ist, die in Berlin in einer WG in einem besetzten Haus ein neues Leben angefangen hat und alle Brücken in die Heimat abgebrochen hatte, ist Evelyn diejenige, die stets den schönen Schein einer Vorzeigefamilie bewahren wollte, aber darüber nie glücklich geworden ist.

Im Wechsel zwischen den Zeitebenen erfährt man mehr über das Mutter-Tochter-Verhältnis und warum es Silvia so schwer gefallen ist, nach Hause zu kommen. Die Vergangenheit in den 1950er- und 1960er-Jahren beleuchtet dabei Evelyns Rolle als Hausfrau und Mutter und Silvias Kindheit in der Kleinstadt, in der sich auch sie nie wirklich zu Hause fühlte.
Evelyns persönliches Unglück und ihre Ansprüche an sich selbst und andere sind mit ursächlich für das angespannte Verhältnis zu ihrer Tochter, was letztlich auch zum Bruch der Beziehung zwischen ihnen führte. Silvia fühlte sich von ihrer Mutter nie wirklich geliebt und litt darunter, ihren Erwartungen nicht zu genügen. Nur langsam nähern sich die beiden Frauen nach Jahren der Trennung einander an.

Die Geschichte ist nicht nur durch den Wechsel der Erzählebenen abwechslungsreich erzählt. Sie fängt zudem durch liebevolle alltägliche Details über Musik, Fernsehen oder Kleidung den Zeitgeist der geschilderten Jahre ein und macht sie durch den nicht aufdringlichen Dialekt, der in Dialogen in der fiktiven schwäbischen Kleinstadt durchsticht, lebensecht und lebendig.

"Bei euch ist es immer so unheimlich still" ist ein Zitat einer Nachbarin in dem Buch, die sich sorgt, dass bei den Borowskis gar kein Babygeschrei zu hören ist, als Silvia neu geboren ist. Der Titel passt perfekt zum Inhalt des Romans, steht er doch für die Unfähigkeit, Worte zu finden, die Angst, Dinge beim Namen zu nennen und das jahrelange Schweigen zwischen Mutter und Tochter.

Wie schon „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ ist auch "Bei euch ist es immer so unheimlich still" ein kraftvoller Familienroman über Generationen von Frauen, dem Muttersein und der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, um Verborgenes zu lüften und Konflikte zu klären. Auch wenn ich den Vorgängerroman als bedeutungsschwangerer und gehaltvoller empfunden habe, konnte mich auch der Nachfolger gut unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.07.2023

Dramatische Liebesgeschichte voller Widrigkeiten des Lebens, eine Geschichte über Verlust, Verantwortung und Schuld, über Träume und Ambitionen und die Erwartungen, die denen entgegenstehen.

Vom Ende der Nacht
0

Will und Rosie gehen auf die selbe Schule, lernen sich aber erst im Abschlussjahr durch Rosies Zwillingsbruder Josh kennen, der im selben Mathekurs wie Will ist und von ihm Nachhilfe erhält. Als Will wegen ...

Will und Rosie gehen auf die selbe Schule, lernen sich aber erst im Abschlussjahr durch Rosies Zwillingsbruder Josh kennen, der im selben Mathekurs wie Will ist und von ihm Nachhilfe erhält. Als Will wegen eines Schneegestöbers über Nacht bleiben muss, verbringen sie diese gemeinsam und unterhalten sich einfach nur.
Rosie ist eine gewissenhafte und fleißige Schülerin und träumt davon Musik zu machen. Sie möchte die Schule mit Bestnoten abschließen und drängt deshalb Will zurück, der aufgrund seines fragwürdigen Images und den hohen Erwartungen ihrer Mutter nicht in ihr Leben passt.
Ein schrecklicher Unfall verhindert, dass die beiden trotz der Anziehung, die zwischen ihnen ist, zu einander finden. Ihre Leben entwickeln sich auseinander, sie gehen ihrer Wege, finden andere Partner, werden dabei aber nicht glücklich. Der Kontakt bricht nie ganz und in schlimmen Stunden geben sie einander Halt.
Die Geschichte von Rosie und Will wird abwechselnd aus der Perspektive beider Hauptfiguren geschildert. Auch wenn dazu keine Kennzeichnung innerhalb der Kapitel erfolgt, ist der Roman flüssig zu lesen. Wenig störend sind zudem die Zeitsprünge, erstreckt sich die Geschichte doch über zwei Jahrzehnte, die nicht im Detail beschrieben werden.
Rosie und Will müssen beide schon in jungen Jahren mit vielen Schwierigkeiten zurechtkommen, was sie bis ins Erwachsenenalter prägen wird. Probleme machen sie mit sich selbst aus oder stecken zurück um andere zu schützen.
Letztlich ist eine Liebesgeschichte, in der sich beide Charaktere selbst und ihrem Glück im Wege stehen. Aufgrund ihrer Persönlichkeiten und Erfahrungen sind ihre Verhaltensweisen und Ausflüchte jedoch nachvollziehbar. Für ihre Liebe scheint nie der richtige Zeitpunkt da zu sein.
Die Geschichte berührt, denn man spürt die Seelenverwandtschaft und fühlt mit den Figuren mit, wenn das Leben mit Schicksalsschlägen dazwischen funkt. Die Geschichte erstreckt sich über mehrere Jahre und gerade im letzten Viertel hat man das Gefühl, die Geduld mit den Figuren zu verlieren. Letztlich müssen sie jedoch erst zu sich selbst finden und Abstand finden, um unabhängige Entscheidungen treffen zu können.
"Vom Ende der Nacht" ist eine dramatische Liebesgeschichte, die melancholisch und in Teilen schwermütig ist, bei der man jedoch nie aufgibt, auf ein glückliches Ende zu hoffen.
Es ist eine gefühlvolle Geschichte - auch wenn wenig über Gefühle gesprochen wird - über all die Widrigkeiten des Lebens, über Verlust, Verantwortung und Schuld, über Träume und Ambitionen und die Erwartungen, die denen entgegenstehen.
Die Geschichte entwickelt sich glaubwürdig, wobei die letzte Hürde nicht unbedingt erforderlich gewesen wäre. Als "unvergessliches Liebespaar der Weltliteratur", wie vom Verlag euphorisch angepriesen, möchte ich Rosie und Will jedoch nicht bezeichnen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere