Carmen ist seit drei Jahren mit Tom zusammen; mehr als das, vor einiger Zeit haben sie geheiratet und eigentlich ist Carmen glücklich mit ihrem Mann. Eigentlich, doch sind in der Vergangenheit Dinge geschehen, die Carmen, Tom, in einem anderen Licht sehen lassen. Denn Tom hat auch eine andere, harte Seite. Damals etwa, als er aus Eifersucht einen betrunkenen Mann in Carmens Beisein, zusammenschlug und ihn einfach blutüberströmt liegen ließ. Oder auch Toms Geheimniskrämerei, was seine vorigen Beziehungen angeht, die Carmen suspekt ist. Dabei waren es nur zwei Frauen, mit denen Tom zusammen war. Seine Exfrau Laura, mit der er drei Kinder hat und die attraktive Zena, die beim Schwimmen im Meer ertrank. War es wirklich damals ein Unfall, dem Zena zum Opfer fiel, oder aber ist an den Gerüchten, dass Tom Zena getötet haben soll, etwas dran? Carmen ist wie elektrisiert, als sie von den Dorfgerüchten erfährt und beginnt damit, heimlich Nachforschungen zu betreiben. Denn sie will keinesfalls mit einem Mörder zusammenleben, der sich ihrer womöglich eines Tages auch entledigt…
Ich habe die Inhaltsangabe extra etwas kürzer gehalten, um nicht zuviel zu verraten und den interessierten Lesern womöglich die Spannung zu nehmen. Zugegeben, der Spannungsbogen entfaltet sich gemächlich. Man erfährt zunächst mehr über Carmens und Toms Eheleben, das eigentlich perfekt ist, allerdings hat Tom viele Geheimnisse und wirkt recht undurchsichtig. Nicht nur auf seine Ehefrau, sondern auch auf den Leser. Carmen ist eine arbeitslose Journalistin und ihr fehlt die richtige Portion Selbstbewusstsein, so dass sie sich schnell von anderen in ihrer Meinung beeinflussen lässt. Als Carmen von den Gerüchten um Zena und Tom erfährt, fürchtet sie schnell, dass sie ihren Mann nicht wirklich kennt und beginnt damit, hinter ihm „herzuschnüffeln,“ was man einerseits, aus Carmens Warte, zwar verstehen kann, was einen andererseits auch etwas befremdet, weil Carmen lieber den indirekten Weg geht, als Tom zuvor „in die Zange“, zu nehmen. Schließlich sind sie verheiratet und Carmen muss ja eigentlich nicht befürchten, dass Tom ihr gegenüber gewalttätig wird.
Die Dialoge zwischen Tom und Carmen schwenkten zwischen typischem, täglichem Small Talk eines Paares und nichtigen Streitereien hin und her, doch wirkten sie auf mich immer ein wenig gezwungen, etwas unnatürlich. Ebenfalls hatte ich ein Problem mit dem Schreibstil der Autorin. Sie kann durchaus schreiben, doch ihre Sätze, Dialoge, wirken zum Teil recht knapp formuliert, statisch und beinahe so, als würde man ein Drehbuch lesen. Dazu konnte ich Carmens geistige Übersprungshandlungen nicht so ganz nachvollziehen. Angeblich liebt sie Tom, macht er aber einmal etwas, das ihr nicht passt; selbst wenn es Kleinigkeiten sind, bedenkt sie ihn im Geiste gleich mit Schimpfworten oder möchte ihn am liebsten „umbringen“. Natürlich nicht im wörtlichen Sinne. In diesen Momenten merkt man halt, dass „In der Tiefe“ ein Debütroman ist. Dennoch, die Story konnte mich im Laufe der Zeit immer mehr gefangen nehmen. Und auch wenn der Thrill eher Nebensache bleibt, spannend fand ich Carmens und Toms Story dann doch. Ich schwanke bei meiner Bewertung zwischen 3.5 und 4 von 5 Punkten, vergebe aber doch die bessere Note, weil mich der Ausgang des Romans so überraschen konnte.