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Veröffentlicht am 13.08.2023

Nachhaltige Lovestory

Leih mir dein Herz für immer
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Leihen statt kaufen ist total im Trend und das hat die alleinerziehende Susanne zu ihrer Geschäftsidee gemacht: In der Altstadt Heidelbergs hat sie das „Borrowland“ eröffnet, in dem man sich von Regenschirm ...

Leihen statt kaufen ist total im Trend und das hat die alleinerziehende Susanne zu ihrer Geschäftsidee gemacht: In der Altstadt Heidelbergs hat sie das „Borrowland“ eröffnet, in dem man sich von Regenschirm bis Kinderwagen alle möglichen Gegenstände des täglichen Bedarfs ausleihen kann. Auch Micha hat ein ähnliches Geschäftsmodell etabliert, nur in viel größerem Rahmen. Als er Urlaub in Heidelberg macht, kreuzen sich ihre Wege. Sofort besteht eine besondere Verbindung zwischen Susanne und Micha und sie kommen sich näher.

Ich war noch nicht in Heidelberg, aber nachdem ich das Buch beendet hatte, fühlte es sich so an, als sei ich dort gewesen.

Dabei veknüpft Ellen Ertelt in ihrem Debüt gekonnt ernste und wichtige Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit mit einer romantischen Liebesgeschichte, was ich in der Form noch nicht gelesen habe.

Der Schreibstil sprüht vor Witz und Situationskomik und ist fast schon etwas überdreht. Das hatte eine mitreißende Wirkung auf mich und hat auf jeden Fall für gute Laune beim Lesen gesorgt.

Auch vor Klischees macht die Autorin nicht Halt, was ich eigentlich nicht mag, aber hier hat es irgendwie gepasst und mich nicht gestört.

Besonders gut hat mir gefallen, dass die beiden Protagonisten mitten im Leben stehen und durch die Erzählung aus wechselnder Perspektive konnte ich mich problemlos in beide hineinversetzen.

Alles in allem ist „Leih mir dein Herz für immer“ eine Story fürs Herz, mit liebenswerten Protagonisten, wichtigen Themen und traumhafter Kulisse. Wer romantische Komödien mag, sollte sich die Liebesgeschichte von Susanne und Micha nicht entgehen lassen!

Ich vergebe 4/5 Sternen und eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Lesegenuss

Kerl aus Koks
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Ich bin ja gewissermaßen ein Kind des Ruhrgebiets (wenn auch offiziell nicht dort geboren und heute nicht mehr dort wohnhaft, aber doch eine relevante Zeit meiner Kindheit dort aufgewachsen) und entsprechend ...

Ich bin ja gewissermaßen ein Kind des Ruhrgebiets (wenn auch offiziell nicht dort geboren und heute nicht mehr dort wohnhaft, aber doch eine relevante Zeit meiner Kindheit dort aufgewachsen) und entsprechend neugierig war ich auf das Buch von Michael Brandner. Der bekannte Schauspieler hat mit „Kerl aus Koks“ ein stark von seiner eigenen Biographie inspiriertes Werk vorgelegt, das mich im Sommerurlaub wunderbar unterhalten und in die Geschichte des Ruhrgebiets ab den 50er-Jahren gezogen hat.

Paul Brenner heißt der Protagonist, dessen Leben wir von der Kindheit in Bayern, über den abrupten Umzug nach Dortmund und dann bis ins 21. Jahrhundert begleiten. In welcher Beziehung Michael Brandner und Paul Brenner zueinander stehen, wird im Prolog und Epilog angedeutet und ist schon bei der Namenswahl augenfällig. Was an diesem Buch exakt (auto)biografisch ist und was nicht, bleibt zum Teil offen - was dem Leseerlebnis keinen Abbruch tut.

Es ist eine oft lockere, nicht selten jedoch auch ernste, mitreißende und bewegende Erzählung geworden, die die Atmosphäre des Ruhrpotts in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts authentisch transportiert. Paul Brenner führt ein abwechslungsreiches Leben und ich war erstaunt, wie viel „Leben“ bereits in dieses passte, bevor überhaupt die langjährige Fernseh-Schauspielkarriere (um die es praktisch nicht geht in der Geschichte) beginnt.

Laut Klappentext ist Michael Brandner ein „Allroundstümper mit Geschmack“, eine treffsichere Beschreibung, auch der Person Paul Brenner im Buch.

Ich habe es mit Genuss gelesen und vergebe 4/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 19.06.2023

Überraschend!

Lügen und Leidenschaft. Die Somerset-Saga (3)
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Im dritten und finalen Teil der Somerset-Saga geht es um Betty, die in den vorherigen Bänden eher im Abseits stand. Das kann an ihrer bäuerlichen Herkunft liegen, sie kam eher plump und unbeholfen daher. ...

Im dritten und finalen Teil der Somerset-Saga geht es um Betty, die in den vorherigen Bänden eher im Abseits stand. Das kann an ihrer bäuerlichen Herkunft liegen, sie kam eher plump und unbeholfen daher. Ich hatte also keine große Erwartungen an das Buch, wollte es aber der Vollständigkeit halber lesen.

Tja, dann legte Betty los und hat mich mehr als positiv überrascht. Ich bin richtig traurig, dass diese Reihe jetzt vorbei ist.

Betty ist, wie die Protagonistinnen in den Vorbänden auch, keine typische Frau aus der Zeit, sondern eher modern orientiert. Sie will ihr eigenes Geld verdienen und zwar als Journalistin. Sie lässt sich in keine Schublade stecken und überzeugt mit ihrem Mut, ihrer Intelligenz und Denkweise, die ihr sogar hilft einer Intrige zu entrinnen, in die sie unweigerlich im Laufe der Geschichte hineingezogen wird.

Auch die Liebe spielt eine große Rolle in dem Buch: So anders wie Betty ist, so anders ist auch Robert. Robert ist ihr Vorgesetzter und gehört zur Kategorie „harte Schale, weicher Kern“ und hat weitaus mehr zu bieten als sein gutes Aussehen…

Der Schreibstil von Emma Hunter ist wie gewohnt tadellos: flüssig, humorvoll, on point.

Mir hat besonders gefallen, einen Einblick in den Journalismus zu Regency-Zeiten bekommen zu haben.

Es war richtig schön zu sehen, dass die drei Freundinnen Isabella, Rebecca und Betty immer noch zusammenhalten und Zeit miteinander verbringen. Auch wenn Isabella und Rebecca mittlerweile einen Mann an ihrer Seite haben.

Fazit: Teil drei der Somerset-Reihe hat wieder großen Spaß gemacht, ich vergebe 4/5 Punkten und freue mich auf weitere Bücher von Emma Hunter.

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Veröffentlicht am 13.06.2023

Eine Zeitreise in die 80er-Jahre

Großraumdisco
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Es ist das Jahr 1986 und Anni feiert zusammen mit ihrer besten Freundin Vera und ihren anderen Klassenkameraden das bestandene Abitur in der norddeutschen Provinz in einer Großraumdisco. Als die Abizeitung ...

Es ist das Jahr 1986 und Anni feiert zusammen mit ihrer besten Freundin Vera und ihren anderen Klassenkameraden das bestandene Abitur in der norddeutschen Provinz in einer Großraumdisco. Als die Abizeitung verteilt wird, bekommt sie einen Schock: Sie wird darin verspottet! Dabei weiß nur Vera von ihren „Ticks“ und Anni will nichts mehr mit ihrer besten Freundin zu tun haben. Sie geht nach Bremen, um Psychologie zu studieren und kommt da der Ursache für ihre Zwangshandlungen auf die Spur. Außerdem findet sie Freunde, lernt in einer Disco den Banker Christian kennen und nimmt einen Job bei einer Fernsehshow an. Es scheint sich alles zum Guten zu wenden, aber irgendwann holt sie die Vergangenheit wieder ein.

Ich fühlte mich beim Lesen zurückversetzt in die 80er-Jahre, der Zeit von Neonfarben, toupierten Haaren, Schulterpolstern und Davidoff Cool Water.

Das Buch spielt auf mehreren Zeitebenen und wird aus der Sicht von drei Leuten erzählt. Dabei fand ich es interessant, dass die Autorin verschiedene Arten der Erzählform gewählt hat.

Anni war für mich die Hauptperson. Sie schildert ihre Erlebnisse aus der Ich-Perspektive. Durch sie habe ich viel über Zwänge erfahren, was ich sehr interessant fand. Der Autorin gelingt es deutlich zu machen, dass die gesellschaftliche Akzeptanz von psychischen Erkrankungen noch gering ist und dass sich die Betroffenen meist schämen. Annis Job bei einer Fernsehproduktion mit Rudi Carrell hatte auch eine große Rolle in dem Buch und hat für mich viele Erinnerungen geweckt.

In einem weiteren Erzählstrang wird von einem auktorialen Erzähler von Christian berichtet. Er ist beruflich auf der Überholspur unterwegs, rutscht aber aufgrund seiner Vergangenheit in eine ungesunde Abhängigkeit ab. Seine Figur wirkte für mich leider zu sehr wie ein Stereotyp: Ein Banker kann seinen 14-Stunden-Tag nur überstehen, wenn er zwischendurch eine Line zieht.

Etwas unerwartet waren die in kursiver Schrift eingeschobenen Kapitel über eine kranke Person, der ich erst zum Schluss einen Namen zuordnen konnte. Die Einschübe wirkten für mich beim Lesen wie ein Stilbruch, ergaben aber zum Schluss Sinn.

Die Geschichte und vor allem der Ausgang dieser hat mich sehr berührt. Auch ich habe schon eine ähnliche Situation erlebt und so hat das Buch starke Emotionen in mir geweckt.

Was erst holprig wirkte, macht die Geschichte zum Schluss für mich aus und durch ihre Authentizität ist sie mir richtig unter die Haut gegangen.

Fazit: Such dir Hilfe, wenn du ein Problem hast und melde dich bei deinen Freunden. Wahre Freundschaften sind bekanntlich rar gesät.

Ich spreche eine Leseempfehlung aus und vergebe 4/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 10.05.2023

Kann man überhaupt alles richtig machen?

Eine gute Frau
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Essen und die Bildschirmzeit ihrer Kinder Elmer und Juni. Als dann auch noch ihr Mann Jonas eine Reise nach Mallorca organisiert, ohne sie vorher einzuweihen, droht ihr Leben vollends aus dem Ruder zu ...

Essen und die Bildschirmzeit ihrer Kinder Elmer und Juni. Als dann auch noch ihr Mann Jonas eine Reise nach Mallorca organisiert, ohne sie vorher einzuweihen, droht ihr Leben vollends aus dem Ruder zu laufen.

„Warum musst du alles so kompliziert machen, Helena?
Nein, sie erträgt tatsächlich keine Konventionen, erträgt keine Luxusgeschenke, schimmernde Nachthemden (…) und vielleicht betrachtet man das nach einer Weile als Makel, wenn man die rosarote Brille abgesetzt hat.“ Zitat S. 253

In diesem Textausschnitt beschreibt Helena sich selbst ganz gut. Sie ist gnadenlos mit allem und jedem um sich herum. Überall findet sie einen Haken. Und so kämpft sie mit ihren Gedanken, an denen wir ein ganzes Buch lang teilhaben dürfen. Unablässig dreht sich ihr Gedankenkarussell und sie steht sich selbst im Weg. Aber vielleicht findet sie am Ende dann doch noch einen Ausweg.

Die Frage ist doch: Muss man immer so konsequent sein? Muss man die coole Mutter sein, oder ist es okay, wenn man auch so alt rüberkommt, wie man wirklich ist? Und was sagt eigentlich Jonas, ihr Mann dazu, dass Helena so ist, wie sie nun mal ist und einfach nicht aus ihrer Haut kann?

Der Schreibstil war für mich gewöhnungsbedürftig. Ich musste mich unglaublich konzentrieren, weil die Sätze so lang waren. Außerdem fehlt die wörtliche Rede. Aber ich habe mich darauf eingelassen. Genauso, wie ich mich auf Helena eingelassen habe. Und was holprig startete, entpuppte sich später als eine meiner interessantesten Leseerfahrungen, die ich nicht mehr missen möchte.

Ich mochte die Protagonistin bis zum Schluss nicht. Aber: Ich fühlte es. Ich fühlte sie, diese Energie, alles richtig machen zu wollen, eine gute Frau zu sein. Dann war ich aber auch wieder froh, dass das Buch erzählt war. Dass ich mir nicht mehr den Kopf über Zusatzstoffe im Essen zerbrechen muss und ohne Reue ein Mini-Eis am Stil, das in Plastikverpackung und mit viel Zucker daherkommt, genießen kann. Denn ich habe für mich entschieden, es deutlich lockerer anzugehen als Helena.

Wer offen für einen modernen Sprachstil ist und sich nicht vor langen Sätzen scheut, für den könnte das Buch genau das richtige sein. Falls du dich dafür entscheidest, wünsche ich dir eine gute Reise.

Und jetzt die wichtigste Frage: Sind sie in den Urlaub geflogen, oder nicht? Was meinst du?

Ich vergebe 4/5 Sternen.

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