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Veröffentlicht am 13.08.2023

Ein mitreißender und vielseitiger Fantasy-Epos!

Fourth Wing – Flammengeküsst
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Aufgrund des enormen Hypes um "Fourth Wing" in den letzten Wochen kommt man als Fantasy-Fan um diese neue Reihe ja kaum herum. Nach all den begeisterten Stimmen war meine Neugierde geweckt und ich habe ...

Aufgrund des enormen Hypes um "Fourth Wing" in den letzten Wochen kommt man als Fantasy-Fan um diese neue Reihe ja kaum herum. Nach all den begeisterten Stimmen war meine Neugierde geweckt und ich habe das Buch außerplanmäßig bei einem Besuch in der Buchhandlung gekauft. Drachen, Überlebenskampf in einem tödlichen Ausbildungszentrum, eine unerwartete Liebe und ein uralter Krieg, in dem nichts so ist wie es scheint - Rebecca Yarros erzählt in "Fourth Wing - Flammengeküsst" eine mitreißende und vielseitige Geschichte, die mich so gut unterhalten hat, wie die Themen und der Hype es vermuten ließen. Dennoch habe ich einige kleinere Kritikpunkte, die verhindern, dass das Buch ein völliges Highlight geworden ist...

Ich liebe die Gestaltung! Der dtv Verlag ist mit dem Hauptmotiv des Covers sehr nah am Original geblieben und zeigt ein rundes Emblem, Wolken und Drachensilhouetten auf einem goldglänzenden Untergrund. Damit greift die Gestaltung die wichtigsten Elemente der Geschichte auf und sieht dabei noch super edel aus. Unter dem Schutzumschlag der gebundenen Ausgabe wartet außerdem ein goldenes Drachenauge mit schwarzer schuppiger Augenpartie in Nahaufnahme umschwebt von einigen Feuerfunken auf uns. Darüber hinaus hält das Buch nicht nur eine detaillierte Weltkarte des Kontinents für uns bereit, sondern auch eine Darstellung des Geländes des Basgiath War Colleges. Die 39 Kapitel der Geschichte beginnen jeweils mit einem kurzen Zitat und einer Drachensilhouette.

Erster Satz: "Der Einberufungstag ist immer am tödlichsten."

Durch die einladende Gestaltung ist das Ankommen in Navarre - einem Land umgeben von einem magischen Schutzschild, der vor dem feindlichen Poromiel schützt, und genauer gesagt am Basgiath War College total leicht. Die Geschichte wird aus Violets Perspektive in der ersten Person erzählt und beginnt spannend und temporeich mit ihrer Aufnahmeprüfung in die Schule der Drachenreiter. Als sie es über das Aquädukt schafft, tritt sie damit in eine dreijährige Ausbildung ein, von der das erste Jahr durch diesen ersten Band abgedeckt wird. Trotz der Tatsache, dass die Geschichte 700 Seiten hat, hatte "Fourth Wing" für mich bemerkenswerterweise keine Längen. Egal ob Sparring-Kämpfe mit anderen Schülern, ein tödlicher Parcour, die Vorstellung vor den Drachen beim sogenannten "Dreschen" oder die taktischen "War Games" - durch die ständige Lebensgefahr, den roten Faden der Ausbildung und immer neuen Herausforderungen bleibt die Handlung zu jedem Zeitpunkt spannend und das erste Ausbildungsjahr fliegt auch aufgrund taktisch geschickter Zeitsprünge und des flüssigen Schreibstils der Autorin geradeso dahin.

"Nichts ist heiliger als die Archive. Selbst Tempel können wieder aufgebaut werden, aber Bücher können nicht neu geschrieben werden."


Dabei halten sich actionreiche Kampfszenen, der Ausbau des Worldbuildings und die Charakterentwicklung gut die Waage und sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Im Gegenteil: an manchen Stellen hätte die Autorin für meinen Geschmack sogar noch mehr ausholen und ausführlicher hätte sein können. Besonders was das Worldbuilding angeht, hätten wir in 700 Seiten schon durchaus mehr erfahren können, sodass noch definitiv einige offene Fragen für die nächsten Teile verbleiben. Versteht mich nicht falsch, das Worldbuilding war schon vergleichsweise ordentlich und reflektiert den Kenntnisstand der Hauptfigur treffend, legt man High-Fantasy-Maßstäbe an die Geschichte an, erscheint der Detailreichtum im Aufbau der Welt aber eher noch etwas sparsam. Auch an anderen Stellen bemerkt man, dann es sich um den ersten Teil einer Reihe und auch um das Fantasy-Debüt der Autorin handelt: Die Infodumps an den seltsamsten Stellen (z.B. als Violet das Aquädukt überquert) hätten etwas eleganter mit der Handlung verbunden sein können und darüber hinaus ergeben sich bei genauerem Hinsehen einige offene Logiklücken im Aufbau ihrer Welt (beispielsweise ist mir nicht schlüssig, weshalb das War College die Kadetten so unnötig verheizt, wenn doch dringend Nachwuchs gebraucht wird - man hätte nicht so geeignete Kandidaten auch für die Infanterie ausmustern können).

"Toxisch. Gefährlich. Bereit, dich zu töten. Es ist egal. Mein Puls flattert trotzdem wie bei einem Teenager."

Das sind nicht die einzigen kleineren Schwächen, die mir trotz der süchtigmachenden Wirkung der Geschichte aufgefallen sind. Bei genauerem Hinsehen fällt ebenfalls auf, dass viele Klischees der YA-Fantasy verbaut sind (die langsame Entfremdung vom Kindheitsfreund, eine gescheiterte Rebellion, vor der Hauptfigur verheimlichte Informationen, eine verräterische Verschwörung etc.) und die Geschichte trotz ihres modernen und spritzigen Aufzugs das Rad nicht neu erfindet. Damit waren für mich die zwei großen Wendungen am Ende der Geschichte leider auch vorhersehbar - einfach weil ich schon viele Geschichten gelesen habe, die in eine ähnliche Richtung gingen.

"Es existiert kein Ort, an dem ich dich nicht finden würde, Violence"


Die leichten Defizite hinsichtlich fehlender Originalität betreffen leider auch die Hauptfiguren. Zwar ist Violet in vielerlei Hinsicht eine großartige Heldin - sie ist endlich mal nicht insgeheim NICHT total perfekt und besiegt ihre Gegner eher mit Charakterstärke und Intelligenz als mit körperlicher Stärke oder Macht und sorgt mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Schlagfertigkeit für jede Menge Schwung in der Geschichte -, erreicht aber dennoch nicht ihr volles Potenzial. Das liegt nicht nur daran, dass sie sich mit der Zeit leider doch als "Super Special Snowflake" entpuppt, die nicht nur den größten Drachen, sondern auch noch einen seltenen Federschwanz bindet und eine besonders spezielle Siegelkraft entwickelt, sondern auch daran, dass wir viele emotionale Konflikte und Entwicklungen nur oberflächlich streifen. Klar, sie entwickelt sich mit der Zeit durch die Ausbildung und ihre neuen Erfahrungen stark weiter, viel davon passiert allerdings im Off zwischen den einzelnen Szenen. Um wirklich einen runden Eindruck von Violets Charakter zu erhalten hätte ich sie gerne die spezielle Dynamik mit ihrer Mutter weiter erkunden sehen, mehr über ihre Kindheit erfahren, ihr Bonding mit ihren Drachen näher verfolgt und dem Aufbau ihrer Beziehungen mehr Zeit eingeräumt. Außerdem habe ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass aufgelöst wird, weshalb sie chronische Schmerzen hat, ihre Gelenke so schwach sind und ihre Haare silbern werden, aber das wurde bisher nie explizit aufgelöst (Wahrscheinlich hat Violet EDS wie die Autorin auch...?).

"Und während andere es eilig haben, sich vor mich zu stellen, steht er an meiner Seite, in dem Vertrauen, dass ich mich behaupten kann."

Das hohe Tempo beim Aufbau von zwischenmenschlichen Beziehungen lässt sich zum Beispiel an Violets Insta-Freundschaft mit Rhiannon erkennen, aber leider auch bei der Liebesgeschichte, deren Entwicklung mir viel zu schnell ging. Der Reiz des Enemies-to-Lovers-Trope wurde gar nicht richtig ausgekostet, da die beiden gefühlt nur 10 Minuten überhaupt als Feinde gelten können, bevor sie durch äußere Umstände genau wie durch eine große körperliche Anziehung aneinandergebunden sind. Und damit wären wir schon bei einem weiteren Kritikpunkt - über körperliche Anziehung hinaus kommen sich die beiden Hauptfiguren bisher noch nicht wirklich näher. Ich will mich definitiv nicht beschweren - die beiden haben eine großartige Chemie und die Sexszenen im späteren Verlauf der Geschichte sind gut geschrieben, ein wenig mehr emotionale Arbeit hätte mir aber noch gefehlt. Xaden an sich ist ein hervorragender Love Interest - geheimnisvoll, moralisch grau, attraktiv, gefährlich und dennoch respektvoll der Hauptfigur gegenüber. Auch er kann im weiteren Verlauf der Reihe allerdings noch mehr vertieft und vom Klischee des typischen dunkelhaarigen Bookboyfriends abgegrenzt werden.

"Du wirst den Moment spüren, wenn du weißt, dass es nichts mehr zu verlassen gibt. Und es mag dir vielleicht das Herz brechen, aber wenn du es spürst, flieg los. Versprich mir, du wirst losfliegen."


Neben Violet und Xaden hält "Fourth Wing - Flammengeküsst" auch jede Menge spannende Nebenfiguren bereit. Besonders gut gefallen haben mir Tairn, Andarna, Rhiannon, Liam, Mira und Ridoc, die mit der Zeit ein bisschen Found-Family-Vibes verströmen, von denen ich aber auch noch gerne mehr erfahren hätte. Besonders die Drachen kamen hier zu kurz. Was beschäftigt sie, weshalb binden sie sich überhaupt mit den Menschen, weshalb haben sie sich Violet ausgesucht...? Hier bleiben noch einige Fragen offen, die aber bestimmt in den Folgebänden geklärt werden. Generell bin ich nach dem Cliffhanger wahnsinnig gespannt auf die Fortsetzung und habe trotz der kleinen Schwächen das Gefühl, auf eine wirklich tolle Reihe mit großem Potenzial gestoßen zu sein!!!


Fazit:

Drachen, Überlebenskampf in einem tödlichen Ausbildungszentrum, eine unerwartete Liebe und ein uralter Krieg, in dem nichts so ist wie es scheint - Rebecca Yarros erzählt in "Fourth Wing - Flammengeküsst" einen mitreißenden und vielseitigen Fantasy-Epos, der mich so gut unterhalten hat, wie die vielversprechenden Themen und der Hype es vermuten ließen. Aufgrund kleinerer Kritikpunkte betreffend Worldbuilding, Klischees und Logiklücken habe ich einen halben Stern abgezogen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2023

Ein mitreißender und vielseitiger Fantasy-Epos!

Fourth Wing – Flammengeküsst
0

Aufgrund des enormen Hypes um "Fourth Wing" in den letzten Wochen kommt man als Fantasy-Fan um diese neue Reihe ja kaum herum. Nach all den begeisterten Stimmen war meine Neugierde geweckt und ich habe ...

Aufgrund des enormen Hypes um "Fourth Wing" in den letzten Wochen kommt man als Fantasy-Fan um diese neue Reihe ja kaum herum. Nach all den begeisterten Stimmen war meine Neugierde geweckt und ich habe das Buch außerplanmäßig bei einem Besuch in der Buchhandlung gekauft. Drachen, Überlebenskampf in einem tödlichen Ausbildungszentrum, eine unerwartete Liebe und ein uralter Krieg, in dem nichts so ist wie es scheint - Rebecca Yarros erzählt in "Fourth Wing - Flammengeküsst" eine mitreißende und vielseitige Geschichte, die mich so gut unterhalten hat, wie die Themen und der Hype es vermuten ließen. Dennoch habe ich einige kleinere Kritikpunkte, die verhindern, dass das Buch ein völliges Highlight geworden ist...

Ich liebe die Gestaltung! Der dtv Verlag ist mit dem Hauptmotiv des Covers sehr nah am Original geblieben und zeigt ein rundes Emblem, Wolken und Drachensilhouetten auf einem goldglänzenden Untergrund. Damit greift die Gestaltung die wichtigsten Elemente der Geschichte auf und sieht dabei noch super edel aus. Unter dem Schutzumschlag der gebundenen Ausgabe wartet außerdem ein goldenes Drachenauge mit schwarzer schuppiger Augenpartie in Nahaufnahme umschwebt von einigen Feuerfunken auf uns. Darüber hinaus hält das Buch nicht nur eine detaillierte Weltkarte des Kontinents für uns bereit, sondern auch eine Darstellung des Geländes des Basgiath War Colleges. Die 39 Kapitel der Geschichte beginnen jeweils mit einem kurzen Zitat und einer Drachensilhouette.

Erster Satz: "Der Einberufungstag ist immer am tödlichsten."

Durch die einladende Gestaltung ist das Ankommen in Navarre - einem Land umgeben von einem magischen Schutzschild, der vor dem feindlichen Poromiel schützt, und genauer gesagt am Basgiath War College total leicht. Die Geschichte wird aus Violets Perspektive in der ersten Person erzählt und beginnt spannend und temporeich mit ihrer Aufnahmeprüfung in die Schule der Drachenreiter. Als sie es über das Aquädukt schafft, tritt sie damit in eine dreijährige Ausbildung ein, von der das erste Jahr durch diesen ersten Band abgedeckt wird. Trotz der Tatsache, dass die Geschichte 700 Seiten hat, hatte "Fourth Wing" für mich bemerkenswerterweise keine Längen. Egal ob Sparring-Kämpfe mit anderen Schülern, ein tödlicher Parcour, die Vorstellung vor den Drachen beim sogenannten "Dreschen" oder die taktischen "War Games" - durch die ständige Lebensgefahr, den roten Faden der Ausbildung und immer neuen Herausforderungen bleibt die Handlung zu jedem Zeitpunkt spannend und das erste Ausbildungsjahr fliegt auch aufgrund taktisch geschickter Zeitsprünge und des flüssigen Schreibstils der Autorin geradeso dahin.

"Nichts ist heiliger als die Archive. Selbst Tempel können wieder aufgebaut werden, aber Bücher können nicht neu geschrieben werden."


Dabei halten sich actionreiche Kampfszenen, der Ausbau des Worldbuildings und die Charakterentwicklung gut die Waage und sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Im Gegenteil: an manchen Stellen hätte die Autorin für meinen Geschmack sogar noch mehr ausholen und ausführlicher hätte sein können. Besonders was das Worldbuilding angeht, hätten wir in 700 Seiten schon durchaus mehr erfahren können, sodass noch definitiv einige offene Fragen für die nächsten Teile verbleiben. Versteht mich nicht falsch, das Worldbuilding war schon vergleichsweise ordentlich und reflektiert den Kenntnisstand der Hauptfigur treffend, legt man High-Fantasy-Maßstäbe an die Geschichte an, erscheint der Detailreichtum im Aufbau der Welt aber eher noch etwas sparsam. Auch an anderen Stellen bemerkt man, dann es sich um den ersten Teil einer Reihe und auch um das Fantasy-Debüt der Autorin handelt: Die Infodumps an den seltsamsten Stellen (z.B. als Violet das Aquädukt überquert) hätten etwas eleganter mit der Handlung verbunden sein können und darüber hinaus ergeben sich bei genauerem Hinsehen einige offene Logiklücken im Aufbau ihrer Welt (beispielsweise ist mir nicht schlüssig, weshalb das War College die Kadetten so unnötig verheizt, wenn doch dringend Nachwuchs gebraucht wird - man hätte nicht so geeignete Kandidaten auch für die Infanterie ausmustern können).

"Toxisch. Gefährlich. Bereit, dich zu töten. Es ist egal. Mein Puls flattert trotzdem wie bei einem Teenager."

Das sind nicht die einzigen kleineren Schwächen, die mir trotz der süchtigmachenden Wirkung der Geschichte aufgefallen sind. Bei genauerem Hinsehen fällt ebenfalls auf, dass viele Klischees der YA-Fantasy verbaut sind (die langsame Entfremdung vom Kindheitsfreund, eine gescheiterte Rebellion, vor der Hauptfigur verheimlichte Informationen, eine verräterische Verschwörung etc.) und die Geschichte trotz ihres modernen und spritzigen Aufzugs das Rad nicht neu erfindet. Damit waren für mich die zwei großen Wendungen am Ende der Geschichte leider auch vorhersehbar - einfach weil ich schon viele Geschichten gelesen habe, die in eine ähnliche Richtung gingen.

"Es existiert kein Ort, an dem ich dich nicht finden würde, Violence"


Die leichten Defizite hinsichtlich fehlender Originalität betreffen leider auch die Hauptfiguren. Zwar ist Violet in vielerlei Hinsicht eine großartige Heldin - sie ist endlich mal nicht insgeheim NICHT total perfekt und besiegt ihre Gegner eher mit Charakterstärke und Intelligenz als mit körperlicher Stärke oder Macht und sorgt mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Schlagfertigkeit für jede Menge Schwung in der Geschichte -, erreicht aber dennoch nicht ihr volles Potenzial. Das liegt nicht nur daran, dass sie sich mit der Zeit leider doch als "Super Special Snowflake" entpuppt, die nicht nur den größten Drachen, sondern auch noch einen seltenen Federschwanz bindet und eine besonders spezielle Siegelkraft entwickelt, sondern auch daran, dass wir viele emotionale Konflikte und Entwicklungen nur oberflächlich streifen. Klar, sie entwickelt sich mit der Zeit durch die Ausbildung und ihre neuen Erfahrungen stark weiter, viel davon passiert allerdings im Off zwischen den einzelnen Szenen. Um wirklich einen runden Eindruck von Violets Charakter zu erhalten hätte ich sie gerne die spezielle Dynamik mit ihrer Mutter weiter erkunden sehen, mehr über ihre Kindheit erfahren, ihr Bonding mit ihren Drachen näher verfolgt und dem Aufbau ihrer Beziehungen mehr Zeit eingeräumt. Außerdem habe ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass aufgelöst wird, weshalb sie chronische Schmerzen hat, ihre Gelenke so schwach sind und ihre Haare silbern werden, aber das wurde bisher nie explizit aufgelöst (Wahrscheinlich hat Violet EDS wie die Autorin auch...?).

"Und während andere es eilig haben, sich vor mich zu stellen, steht er an meiner Seite, in dem Vertrauen, dass ich mich behaupten kann."

Das hohe Tempo beim Aufbau von zwischenmenschlichen Beziehungen lässt sich zum Beispiel an Violets Insta-Freundschaft mit Rhiannon erkennen, aber leider auch bei der Liebesgeschichte, deren Entwicklung mir viel zu schnell ging. Der Reiz des Enemies-to-Lovers-Trope wurde gar nicht richtig ausgekostet, da die beiden gefühlt nur 10 Minuten überhaupt als Feinde gelten können, bevor sie durch äußere Umstände genau wie durch eine große körperliche Anziehung aneinandergebunden sind. Und damit wären wir schon bei einem weiteren Kritikpunkt - über körperliche Anziehung hinaus kommen sich die beiden Hauptfiguren bisher noch nicht wirklich näher. Ich will mich definitiv nicht beschweren - die beiden haben eine großartige Chemie und die Sexszenen im späteren Verlauf der Geschichte sind gut geschrieben, ein wenig mehr emotionale Arbeit hätte mir aber noch gefehlt. Xaden an sich ist ein hervorragender Love Interest - geheimnisvoll, moralisch grau, attraktiv, gefährlich und dennoch respektvoll der Hauptfigur gegenüber. Auch er kann im weiteren Verlauf der Reihe allerdings noch mehr vertieft und vom Klischee des typischen dunkelhaarigen Bookboyfriends abgegrenzt werden.

"Du wirst den Moment spüren, wenn du weißt, dass es nichts mehr zu verlassen gibt. Und es mag dir vielleicht das Herz brechen, aber wenn du es spürst, flieg los. Versprich mir, du wirst losfliegen."


Neben Violet und Xaden hält "Fourth Wing - Flammengeküsst" auch jede Menge spannende Nebenfiguren bereit. Besonders gut gefallen haben mir Tairn, Andarna, Rhiannon, Liam, Mira und Ridoc, die mit der Zeit ein bisschen Found-Family-Vibes verströmen, von denen ich aber auch noch gerne mehr erfahren hätte. Besonders die Drachen kamen hier zu kurz. Was beschäftigt sie, weshalb binden sie sich überhaupt mit den Menschen, weshalb haben sie sich Violet ausgesucht...? Hier bleiben noch einige Fragen offen, die aber bestimmt in den Folgebänden geklärt werden. Generell bin ich nach dem Cliffhanger wahnsinnig gespannt auf die Fortsetzung und habe trotz der kleinen Schwächen das Gefühl, auf eine wirklich tolle Reihe mit großem Potenzial gestoßen zu sein!!!


Fazit:

Drachen, Überlebenskampf in einem tödlichen Ausbildungszentrum, eine unerwartete Liebe und ein uralter Krieg, in dem nichts so ist wie es scheint - Rebecca Yarros erzählt in "Fourth Wing - Flammengeküsst" einen mitreißenden und vielseitigen Fantasy-Epos, der mich so gut unterhalten hat, wie die vielversprechenden Themen und der Hype es vermuten ließen. Aufgrund kleinerer Kritikpunkte betreffend Worldbuilding, Klischees und Logiklücken habe ich einen halben Stern abgezogen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2023

Ein mitreißender und vielseitiger Fantasy-Epos!

Fourth Wing – Flammengeküsst (Flammengeküsst-Reihe 1)
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Aufgrund des enormen Hypes um "Fourth Wing" in den letzten Wochen kommt man als Fantasy-Fan um diese neue Reihe ja kaum herum. Nach all den begeisterten Stimmen war meine Neugierde geweckt und ich habe ...

Aufgrund des enormen Hypes um "Fourth Wing" in den letzten Wochen kommt man als Fantasy-Fan um diese neue Reihe ja kaum herum. Nach all den begeisterten Stimmen war meine Neugierde geweckt und ich habe das Buch außerplanmäßig bei einem Besuch in der Buchhandlung gekauft. Drachen, Überlebenskampf in einem tödlichen Ausbildungszentrum, eine unerwartete Liebe und ein uralter Krieg, in dem nichts so ist wie es scheint - Rebecca Yarros erzählt in "Fourth Wing - Flammengeküsst" eine mitreißende und vielseitige Geschichte, die mich so gut unterhalten hat, wie die Themen und der Hype es vermuten ließen. Dennoch habe ich einige kleinere Kritikpunkte, die verhindern, dass das Buch ein völliges Highlight geworden ist...

Ich liebe die Gestaltung! Der dtv Verlag ist mit dem Hauptmotiv des Covers sehr nah am Original geblieben und zeigt ein rundes Emblem, Wolken und Drachensilhouetten auf einem goldglänzenden Untergrund. Damit greift die Gestaltung die wichtigsten Elemente der Geschichte auf und sieht dabei noch super edel aus. Unter dem Schutzumschlag der gebundenen Ausgabe wartet außerdem ein goldenes Drachenauge mit schwarzer schuppiger Augenpartie in Nahaufnahme umschwebt von einigen Feuerfunken auf uns. Darüber hinaus hält das Buch nicht nur eine detaillierte Weltkarte des Kontinents für uns bereit, sondern auch eine Darstellung des Geländes des Basgiath War Colleges. Die 39 Kapitel der Geschichte beginnen jeweils mit einem kurzen Zitat und einer Drachensilhouette.

Erster Satz: "Der Einberufungstag ist immer am tödlichsten."

Durch die einladende Gestaltung ist das Ankommen in Navarre - einem Land umgeben von einem magischen Schutzschild, der vor dem feindlichen Poromiel schützt, und genauer gesagt am Basgiath War College total leicht. Die Geschichte wird aus Violets Perspektive in der ersten Person erzählt und beginnt spannend und temporeich mit ihrer Aufnahmeprüfung in die Schule der Drachenreiter. Als sie es über das Aquädukt schafft, tritt sie damit in eine dreijährige Ausbildung ein, von der das erste Jahr durch diesen ersten Band abgedeckt wird. Trotz der Tatsache, dass die Geschichte 700 Seiten hat, hatte "Fourth Wing" für mich bemerkenswerterweise keine Längen. Egal ob Sparring-Kämpfe mit anderen Schülern, ein tödlicher Parcour, die Vorstellung vor den Drachen beim sogenannten "Dreschen" oder die taktischen "War Games" - durch die ständige Lebensgefahr, den roten Faden der Ausbildung und immer neuen Herausforderungen bleibt die Handlung zu jedem Zeitpunkt spannend und das erste Ausbildungsjahr fliegt auch aufgrund taktisch geschickter Zeitsprünge und des flüssigen Schreibstils der Autorin geradeso dahin.

"Nichts ist heiliger als die Archive. Selbst Tempel können wieder aufgebaut werden, aber Bücher können nicht neu geschrieben werden."


Dabei halten sich actionreiche Kampfszenen, der Ausbau des Worldbuildings und die Charakterentwicklung gut die Waage und sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Im Gegenteil: an manchen Stellen hätte die Autorin für meinen Geschmack sogar noch mehr ausholen und ausführlicher hätte sein können. Besonders was das Worldbuilding angeht, hätten wir in 700 Seiten schon durchaus mehr erfahren können, sodass noch definitiv einige offene Fragen für die nächsten Teile verbleiben. Versteht mich nicht falsch, das Worldbuilding war schon vergleichsweise ordentlich und reflektiert den Kenntnisstand der Hauptfigur treffend, legt man High-Fantasy-Maßstäbe an die Geschichte an, erscheint der Detailreichtum im Aufbau der Welt aber eher noch etwas sparsam. Auch an anderen Stellen bemerkt man, dann es sich um den ersten Teil einer Reihe und auch um das Fantasy-Debüt der Autorin handelt: Die Infodumps an den seltsamsten Stellen (z.B. als Violet das Aquädukt überquert) hätten etwas eleganter mit der Handlung verbunden sein können und darüber hinaus ergeben sich bei genauerem Hinsehen einige offene Logiklücken im Aufbau ihrer Welt (beispielsweise ist mir nicht schlüssig, weshalb das War College die Kadetten so unnötig verheizt, wenn doch dringend Nachwuchs gebraucht wird - man hätte nicht so geeignete Kandidaten auch für die Infanterie ausmustern können).

"Toxisch. Gefährlich. Bereit, dich zu töten. Es ist egal. Mein Puls flattert trotzdem wie bei einem Teenager."

Das sind nicht die einzigen kleineren Schwächen, die mir trotz der süchtigmachenden Wirkung der Geschichte aufgefallen sind. Bei genauerem Hinsehen fällt ebenfalls auf, dass viele Klischees der YA-Fantasy verbaut sind (die langsame Entfremdung vom Kindheitsfreund, eine gescheiterte Rebellion, vor der Hauptfigur verheimlichte Informationen, eine verräterische Verschwörung etc.) und die Geschichte trotz ihres modernen und spritzigen Aufzugs das Rad nicht neu erfindet. Damit waren für mich die zwei großen Wendungen am Ende der Geschichte leider auch vorhersehbar - einfach weil ich schon viele Geschichten gelesen habe, die in eine ähnliche Richtung gingen.

"Es existiert kein Ort, an dem ich dich nicht finden würde, Violence"


Die leichten Defizite hinsichtlich fehlender Originalität betreffen leider auch die Hauptfiguren. Zwar ist Violet in vielerlei Hinsicht eine großartige Heldin - sie ist endlich mal nicht insgeheim NICHT total perfekt und besiegt ihre Gegner eher mit Charakterstärke und Intelligenz als mit körperlicher Stärke oder Macht und sorgt mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Schlagfertigkeit für jede Menge Schwung in der Geschichte -, erreicht aber dennoch nicht ihr volles Potenzial. Das liegt nicht nur daran, dass sie sich mit der Zeit leider doch als "Super Special Snowflake" entpuppt, die nicht nur den größten Drachen, sondern auch noch einen seltenen Federschwanz bindet und eine besonders spezielle Siegelkraft entwickelt, sondern auch daran, dass wir viele emotionale Konflikte und Entwicklungen nur oberflächlich streifen. Klar, sie entwickelt sich mit der Zeit durch die Ausbildung und ihre neuen Erfahrungen stark weiter, viel davon passiert allerdings im Off zwischen den einzelnen Szenen. Um wirklich einen runden Eindruck von Violets Charakter zu erhalten hätte ich sie gerne die spezielle Dynamik mit ihrer Mutter weiter erkunden sehen, mehr über ihre Kindheit erfahren, ihr Bonding mit ihren Drachen näher verfolgt und dem Aufbau ihrer Beziehungen mehr Zeit eingeräumt. Außerdem habe ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass aufgelöst wird, weshalb sie chronische Schmerzen hat, ihre Gelenke so schwach sind und ihre Haare silbern werden, aber das wurde bisher nie explizit aufgelöst (Wahrscheinlich hat Violet EDS wie die Autorin auch...?).

"Und während andere es eilig haben, sich vor mich zu stellen, steht er an meiner Seite, in dem Vertrauen, dass ich mich behaupten kann."

Das hohe Tempo beim Aufbau von zwischenmenschlichen Beziehungen lässt sich zum Beispiel an Violets Insta-Freundschaft mit Rhiannon erkennen, aber leider auch bei der Liebesgeschichte, deren Entwicklung mir viel zu schnell ging. Der Reiz des Enemies-to-Lovers-Trope wurde gar nicht richtig ausgekostet, da die beiden gefühlt nur 10 Minuten überhaupt als Feinde gelten können, bevor sie durch äußere Umstände genau wie durch eine große körperliche Anziehung aneinandergebunden sind. Und damit wären wir schon bei einem weiteren Kritikpunkt - über körperliche Anziehung hinaus kommen sich die beiden Hauptfiguren bisher noch nicht wirklich näher. Ich will mich definitiv nicht beschweren - die beiden haben eine großartige Chemie und die Sexszenen im späteren Verlauf der Geschichte sind gut geschrieben, ein wenig mehr emotionale Arbeit hätte mir aber noch gefehlt. Xaden an sich ist ein hervorragender Love Interest - geheimnisvoll, moralisch grau, attraktiv, gefährlich und dennoch respektvoll der Hauptfigur gegenüber. Auch er kann im weiteren Verlauf der Reihe allerdings noch mehr vertieft und vom Klischee des typischen dunkelhaarigen Bookboyfriends abgegrenzt werden.

"Du wirst den Moment spüren, wenn du weißt, dass es nichts mehr zu verlassen gibt. Und es mag dir vielleicht das Herz brechen, aber wenn du es spürst, flieg los. Versprich mir, du wirst losfliegen."


Neben Violet und Xaden hält "Fourth Wing - Flammengeküsst" auch jede Menge spannende Nebenfiguren bereit. Besonders gut gefallen haben mir Tairn, Andarna, Rhiannon, Liam, Mira und Ridoc, die mit der Zeit ein bisschen Found-Family-Vibes verströmen, von denen ich aber auch noch gerne mehr erfahren hätte. Besonders die Drachen kamen hier zu kurz. Was beschäftigt sie, weshalb binden sie sich überhaupt mit den Menschen, weshalb haben sie sich Violet ausgesucht...? Hier bleiben noch einige Fragen offen, die aber bestimmt in den Folgebänden geklärt werden. Generell bin ich nach dem Cliffhanger wahnsinnig gespannt auf die Fortsetzung und habe trotz der kleinen Schwächen das Gefühl, auf eine wirklich tolle Reihe mit großem Potenzial gestoßen zu sein!!!


Fazit:

Drachen, Überlebenskampf in einem tödlichen Ausbildungszentrum, eine unerwartete Liebe und ein uralter Krieg, in dem nichts so ist wie es scheint - Rebecca Yarros erzählt in "Fourth Wing - Flammengeküsst" einen mitreißenden und vielseitigen Fantasy-Epos, der mich so gut unterhalten hat, wie die vielversprechenden Themen und der Hype es vermuten ließen. Aufgrund kleinerer Kritikpunkte betreffend Worldbuilding, Klischees und Logiklücken habe ich einen halben Stern abgezogen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.07.2023

Eine unterhaltsame, frische und prickelnde Slowburn Enemies-to-Lovers-STEM-Romanze!

Love, theoretically
0

Handlung: Nachdem mir "The Love Hypothesis" und "Love on the Brain" von Ali Hazelwood so gut gefallen haben, musste ich auch das neuste Buch der Autorin ebenfalls lesen. Der Klapptext von "Love, theoretically" ...

Handlung: Nachdem mir "The Love Hypothesis" und "Love on the Brain" von Ali Hazelwood so gut gefallen haben, musste ich auch das neuste Buch der Autorin ebenfalls lesen. Der Klapptext von "Love, theoretically" ließ bereits viele Parallelen zu ihren vorherigen Büchern erkennen: Haters-to-Lovers, Slowburn, STEM-Setting, Fake-Dating und He-Falls-First - hier sind beinahe genau dieselben Tropes verbaut wie in den Geschichten von Bee und Levi und Adam und Olive. Wurde ich also inhaltlich überrascht? Nicht wirklich. Erzählt die Autorin hier etwas Neues? Muss ich ebenfalls verneinen. Habe ich diese charmant, unterhaltsam und gewitzt erzählte Geschichte trotzdem mit jeder Seite mehr geliebt? Auf jeden Fall! Ali Hazelwood erzählt hier abermals eine Romanze mit überraschendem Witz und emotionalem Tiefgang, in der zwei Wissenschaftler von Feinden, zu Freunden, zu Liebenden werden.

Schreibstil
: Passend zum Titel und dem Forschungsfeld der beiden Hauptfiguren sind die 26 Kapitel von "Love, theoretically" nach einem physikalischen Prinzip benannt. Mit beinahe 400 Seiten ist die Geschichte bislang Ali Hazelwoods längstes Buch und mit der Beleuchtung des akademischen Streits zwischen zwei Fachrichtungen - die experimentelle und die theoretische Physik - definitiv auch das nerdigste und inhaltlichste, dennoch bin ich geradezu durch die Seiten geflogen. Denn Ali Hazelwood schreibt wie immer frisch, unterhaltsam und versteht es ihr Academia-Setting mit einem charmanten Augenzwinkern auf den Punkt zu bringen. Die beiden Figuren sind schon etwas älter (Ende 20, Anfang 30) und als Professoren auf einem fortgeschritteneren im Academia-Game, haben aber dennoch ähnliche Probleme wie die Studenten: viel zu tun, wenig Anerkennung, wenig finanzielle Sicherheit (da bekommt man doch glatt Lust, sich im kommenden Jahr selbst in die Forschung zu stürzen (nicht...)). Sehr gut gefallen hat mir auch, dass die Autorin hier auch auf die Unterrepräsentation von Frauen in der Wissenschaft und die großen und kleinen Problemen, die sich daraus ergeben, eingeht. Neben der treffsicheren Darstellung des Lebens von Frauen in STEM (Science, Technology, Engineering and Maths) ist die Geschichte auch auf anderen Ebenen herrlich nerdig. Dank Ali Hazelwood habe ich nun nicht nur Lust, mal wieder einen Twillight Rewatch zu machen und einen Igel zu adoptieren, ich kenne nun auch viele unterhaltsame Fakten über Arthouse Filme, Käse und viiiieel zu viele Physik-Dad-Jokes. Für viel Erheiterung haben auch die absurden Emails gesorgt, die Elsie als Dozentin von ihren StudentInnen zugesendet bekommt und von denen einige immer wieder am Kapitelanfang eingestreut sind.

Figuren:
Beide Figuren sind mir total schnell ans Herz gewachsen und schaffen es auch, sich auf den wenigen Seiten glaubhaft weiterzuentwickeln. Besonders die Ehrlichkeit und offene Kommunikation zwischen den beiden (und ja, auch ihre unfassbare Chemie!!!) haben mir sehr gut gefallen. "Love, theoretically" ist wieder aus der Ich-Perspektive der weiblichen Hauptfigur erzählt, welche der absolute Inbegriff eines People-Pleasers ist. Elsie hat es meisterhaft auf die Spitze getrieben, zu erkennen, was ihr Gegenüber von ihr möchte und dann genau zu dieser Person zu werden. Selbst ihre Familie und ihre beste Freundin Cece bekommen eine Wunsch-Elsie vorgesetzt, geschweige denn von ihren Arbeitskollegen oder den Männern, mit denen sie als Nebenerwerb über ein Fake-Dating-Portal ausgeht. Erst durch Jack lernt sie langsam, ihre eigenen Bedürfnisse an erste Stelle zu stellen und ehrlich zu sich selbst und anderen zu sein. Dabei ist er selbst bezüglich eines lange zurückliegenden Fehlers nicht ganz ehrlich zu sich selbst, was leider zu einem etwas überdramatischen Konflikt am Ende führt, den es meiner Meinung nach nicht mehr dringend gebraucht hätte. Auch wenn die Geschichte aufgrund ihrer inhaltlichen Tiefe, der tollen Charakterentwicklung der Hauptfigur und dem absolut anbetungswürdigen Love Interest mir mindestens genauso gut gefällt wie "Love on the Brain" (wenn nicht sogar noch ein bisschen mehr), muss ich für dieses Ende ein bisschen etwas abziehen. Auch die Nebenfiguren wie die chaotische Cece, Jacks staubtrockene Großmutter oder Jacks kleiner Bruder Greg (Golden Retriver Vibes hoch 10!) fand ich liebenswert, aber ein kleines bisschen überdreht.


Die Zitate:


"Hi, Elsie." He says my name like it´s familiar to him. The first word he ever learned. Second nature, and not just a bunch of vowels and consonants he´s barely had reason to use before."

"Somewhere along the way your wires got crossed. Your brain decided that you’re not worth people’s time and effort, and that if you ask for anything, they won’t just say no, they’ll also leave you." He says it matter-of-fact, like he’s Archimedes of Syracuse repeating his findings about upward buoyant forces to the acropolis for the tenth time.
"That’s not how love works, Elsie. But don´t worry for now. I´ll show you."

"Bold of you to assume that the real me is my best hand."
"Foolish of you to think it isn’t."

"STEM culture has been a boys’ club for so long, I often feel like I can be allowed to play only if I follow the rules men made. And those rules? They downright suck."

"You could be my entire world," he whispers in my ear before moving to my collarbone. "If you let me."



Das Urteil:


"Love, theoretically" ist eine weitere unterhaltsame, frische und prickelnde Slowburn Enemies-to-Lovers-STEM-Romanze mit überraschendem Witz und emotionalem Tiefgang. Auch wenn die Geschichte aufgrund ihrer inhaltlichen Tiefe, der tollen Charakterentwicklung der Hauptfigur und dem absolut anbetungswürdigen Love Interest wieder ein wundervolles Leseerlebnis war, muss ich für das etwas überdramatische Ende und die leicht überdrehten Nebenfiguren einen halben Stern abziehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.07.2023

Eine unterhaltsame, frische und prickelnde Slowburn Enemies-to-Lovers-STEM-Romanze

Love, theoretically
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Handlung: Nachdem mir "The Love Hypothesis" und "Love on the Brain" von Ali Hazelwood so gut gefallen haben, musste ich auch das neuste Buch der Autorin ebenfalls lesen. Der Klapptext von "Love, theoretically" ...

Handlung: Nachdem mir "The Love Hypothesis" und "Love on the Brain" von Ali Hazelwood so gut gefallen haben, musste ich auch das neuste Buch der Autorin ebenfalls lesen. Der Klapptext von "Love, theoretically" ließ bereits viele Parallelen zu ihren vorherigen Büchern erkennen: Haters-to-Lovers, Slowburn, STEM-Setting, Fake-Dating und He-Falls-First - hier sind beinahe genau dieselben Tropes verbaut wie in den Geschichten von Bee und Levi und Adam und Olive. Wurde ich also inhaltlich überrascht? Nicht wirklich. Erzählt die Autorin hier etwas Neues? Muss ich ebenfalls verneinen. Habe ich diese charmant, unterhaltsam und gewitzt erzählte Geschichte trotzdem mit jeder Seite mehr geliebt? Auf jeden Fall! Ali Hazelwood erzählt hier abermals eine Romanze mit überraschendem Witz und emotionalem Tiefgang, in der zwei Wissenschaftler von Feinden, zu Freunden, zu Liebenden werden.

Schreibstil
: Passend zum Titel und dem Forschungsfeld der beiden Hauptfiguren sind die 26 Kapitel von "Love, theoretically" nach einem physikalischen Prinzip benannt. Mit beinahe 400 Seiten ist die Geschichte bislang Ali Hazelwoods längstes Buch und mit der Beleuchtung des akademischen Streits zwischen zwei Fachrichtungen - die experimentelle und die theoretische Physik - definitiv auch das nerdigste und inhaltlichste, dennoch bin ich geradezu durch die Seiten geflogen. Denn Ali Hazelwood schreibt wie immer frisch, unterhaltsam und versteht es ihr Academia-Setting mit einem charmanten Augenzwinkern auf den Punkt zu bringen. Die beiden Figuren sind schon etwas älter (Ende 20, Anfang 30) und als Professoren auf einem fortgeschritteneren im Academia-Game, haben aber dennoch ähnliche Probleme wie die Studenten: viel zu tun, wenig Anerkennung, wenig finanzielle Sicherheit (da bekommt man doch glatt Lust, sich im kommenden Jahr selbst in die Forschung zu stürzen (nicht...)). Sehr gut gefallen hat mir auch, dass die Autorin hier auch auf die Unterrepräsentation von Frauen in der Wissenschaft und die großen und kleinen Problemen, die sich daraus ergeben, eingeht. Neben der treffsicheren Darstellung des Lebens von Frauen in STEM (Science, Technology, Engineering and Maths) ist die Geschichte auch auf anderen Ebenen herrlich nerdig. Dank Ali Hazelwood habe ich nun nicht nur Lust, mal wieder einen Twillight Rewatch zu machen und einen Igel zu adoptieren, ich kenne nun auch viele unterhaltsame Fakten über Arthouse Filme, Käse und viiiieel zu viele Physik-Dad-Jokes. Für viel Erheiterung haben auch die absurden Emails gesorgt, die Elsie als Dozentin von ihren StudentInnen zugesendet bekommt und von denen einige immer wieder am Kapitelanfang eingestreut sind.

Figuren:
Beide Figuren sind mir total schnell ans Herz gewachsen und schaffen es auch, sich auf den wenigen Seiten glaubhaft weiterzuentwickeln. Besonders die Ehrlichkeit und offene Kommunikation zwischen den beiden (und ja, auch ihre unfassbare Chemie!!!) haben mir sehr gut gefallen. "Love, theoretically" ist wieder aus der Ich-Perspektive der weiblichen Hauptfigur erzählt, welche der absolute Inbegriff eines People-Pleasers ist. Elsie hat es meisterhaft auf die Spitze getrieben, zu erkennen, was ihr Gegenüber von ihr möchte und dann genau zu dieser Person zu werden. Selbst ihre Familie und ihre beste Freundin Cece bekommen eine Wunsch-Elsie vorgesetzt, geschweige denn von ihren Arbeitskollegen oder den Männern, mit denen sie als Nebenerwerb über ein Fake-Dating-Portal ausgeht. Erst durch Jack lernt sie langsam, ihre eigenen Bedürfnisse an erste Stelle zu stellen und ehrlich zu sich selbst und anderen zu sein. Dabei ist er selbst bezüglich eines lange zurückliegenden Fehlers nicht ganz ehrlich zu sich selbst, was leider zu einem etwas überdramatischen Konflikt am Ende führt, den es meiner Meinung nach nicht mehr dringend gebraucht hätte. Auch wenn die Geschichte aufgrund ihrer inhaltlichen Tiefe, der tollen Charakterentwicklung der Hauptfigur und dem absolut anbetungswürdigen Love Interest mir mindestens genauso gut gefällt wie "Love on the Brain" (wenn nicht sogar noch ein bisschen mehr), muss ich für dieses Ende ein bisschen etwas abziehen. Auch die Nebenfiguren wie die chaotische Cece, Jacks staubtrockene Großmutter oder Jacks kleiner Bruder Greg (Golden Retriver Vibes hoch 10!) fand ich liebenswert, aber ein kleines bisschen überdreht.


Die Zitate:


"Hi, Elsie." He says my name like it´s familiar to him. The first word he ever learned. Second nature, and not just a bunch of vowels and consonants he´s barely had reason to use before."

"Somewhere along the way your wires got crossed. Your brain decided that you’re not worth people’s time and effort, and that if you ask for anything, they won’t just say no, they’ll also leave you." He says it matter-of-fact, like he’s Archimedes of Syracuse repeating his findings about upward buoyant forces to the acropolis for the tenth time.
"That’s not how love works, Elsie. But don´t worry for now. I´ll show you."

"Bold of you to assume that the real me is my best hand."
"Foolish of you to think it isn’t."

"STEM culture has been a boys’ club for so long, I often feel like I can be allowed to play only if I follow the rules men made. And those rules? They downright suck."

"You could be my entire world," he whispers in my ear before moving to my collarbone. "If you let me."



Das Urteil:


"Love, theoretically" ist eine weitere unterhaltsame, frische und prickelnde Slowburn Enemies-to-Lovers-STEM-Romanze mit überraschendem Witz und emotionalem Tiefgang. Auch wenn die Geschichte aufgrund ihrer inhaltlichen Tiefe, der tollen Charakterentwicklung der Hauptfigur und dem absolut anbetungswürdigen Love Interest wieder ein wundervolles Leseerlebnis war, muss ich für das etwas überdramatische Ende und die leicht überdrehten Nebenfiguren einen halben Stern abziehen.

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